Zwingend Konjunktiv in indirekter Rede?
Hallo liebe Gutefragen-Beantworter!
Mein Problem ist Folgendes:
Der Konjunktiv I ist der Modus der indirekten Rede. Mit ihm nimmt derjenige, der eine Aussage formuliert, Distanz von der Wahrhaftigkeit des Gesagten, da er deutlich markiert, dass das Gesagte aus dem Mund eines anderen stammt.
Wenn nun aber das Gesagte zu 100% richtig ist, ist dann der Indikativ in der indirekten Rede erlaubt?
Bsp:
Ein Schüler Euklids schreibt ein Protokoll über eine seine Unterrichtsstunden. Dabei notiert er:
a) Euklid erklärt, dass die Summe aller Innenwinkel in einem Dreieck immer 180° sind
oder b) Euklid erklärt, dass die Summe aller Innenwinkel in einem Dreieck immer 180° seien
Nochmal zusammengefasst: - Die Aussage ist wahr. - Kann nun auch der Indikativ dort stehen?
Bin gespannt auf Antworten! Logische Grüße,
Questionmarque
5 Antworten
In meinen Augen gibt es einen Bedeutungsunterschied.
Nehme ich den Konjunktiv, distanziere ich mich als Schreiber von dem Gesagten, das ganz eindeutig und allein auf den Mist des Redners gewachsen ist, unabhängig davon, ob es korrekt ist oder nicht und ob das meine persönliche Meinung ist oder nicht.
Nehme ich den Indikativ, ziehe ich mich selbst hinein. In dem Fall gebe ich auch meine persönliche Überzeugung wider bzw. bin derjenige, der einen Sachverhalt niederschreibt.
Ob eine Aussage wahr ist, ist eine Sache der Konvention. So wurde bspw. die Gradeinteilung einmal definiert; und nach dieser Konvention lassen sich alle Dreiecke überprüfen. Gibt es jedoch keine Konvention, also keine Übereinkunft über einen Sachverhalt, kann eine Aussage auch nicht allgemein wahr sein.
Mhm, danke! Okay, so sehe ich es inzwischen auch. Es geht nicht um die Aussage an sich, sondern darum, dass eine Distanz zwischen dem Redewiedergebendem und dem Redenden dargestellt wird. (Wertungen über Gültigkeit / Verhältnis bleiben dabei ungeachtet außen vor)
Meines Erachtens hat der Sprecher an dieser Stelle genau die Wahl, durch den Indikativ seine Zustimmung zur behaupteten Tatsache zu äußern bzw. durch den Konjunktiv seine Distanz auszudrücken. Deswegen würde ich im Fragebeispiel Lösung a) wählen.
Ja, das ist durchaus angebracht :) hehe
In der schriftlichen Rede wäre Konjunktiv 1 hier zwingend bzw. alleinig grammatikalisch richtig. Warum? Weil, ungeachtet dessen, ob es nun wahr ist oder nicht, der Sprecher das nicht sagt, also nicht dafür bürgt, es also in den Raum stellt, ohne das jetzt mit dem Indikativ zu bestätigen.
In der normalen Umgangssprache jedoch würde das zu abgehoben klingen und man verzichtet oft drauf. Was, umgangssprachlich, dann auch kein Fehler ist. Natürlich kann auch ein persönlicher Brief oder selbst ein Roman umgangssprachlich sein. Das wäre dann aber als Stilmittel zu sehen. Ob nun beabsichtigt oder nicht.
Es geht, soweit ich das verstehe, beim Konjunktin in der indirekten Rede nicht um den Wahrheitsgehalt, sondern um die Klarstellung der Distanz des Zitierenden vom Zitierten.
Somit hat in der indirekten Rede immer der Konjunktiv zu stehen. Ansonsten fällt für den Leser die Unterscheidung schwerer. Wenn man das umgehen will kann man einfach mit der direkten Rede arbeiten:
"Die Summe aller Innenwinkel in einem Dreieck sind immer 180°" erklärte Euklid.
Du hast es nicht herausgefunden sondern zitierst das gesagt eines anderen. Also Konjunktiv! Wenn du Rechnungen oder so etwas anstellst, die zum gleichen Ergebnis gelangst, darfst du schreiben, du bist zu dem Ergebnis gekommen aber wenn du seine Ergebnisse oder Meinungen ausdrückst geht das nicht!
Allerdings würde ich "ist" am Satzende schreiben. :)