Ich suche ein schönes Gedicht zum vortragen

6 Antworten

"Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren" von Novalis. Ist aber ziemlich kurz. Wenn's länger sein soll, eine Ballade von Schiller.

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen,
Wenn die, so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freie Leben,
Und in die Welt wird zurück begeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu echter Klarheit werden gatten
Und man in Märchen und Gedichten
Erkennt die ew’gen Weltgeschichten,
Dann fliegt vor einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.
Der Panther

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe 
so müd geworden, dass er nichts mehr hält. 
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe 
und hinter tausend Stäben keine Welt. 

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, 
der sich im allerkleinsten Kreise dreht, 
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, 
in der betäubt ein großer Wille steht. 

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille 
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein, 
geht durch der Glieder angespannte Stille - 
und hört im Herzen auf zu sein. 




Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris 

Der Zauberlehrling (Goethe), Die Lorelei (Heine), Mondnacht (Eichendorff)

Das wären meine Favoriten :)

Er ist's - Eduard Mörike, Willkommen und Abschied - Goethe, Mondacht - Joseph von Eichendorff, Belsazar - Heinrich Heine, Zauberlehrling - Goethe, Herr von Ribbeck - Theodor Fontane, Die Brück am Tay - Theodor Fontane, Die Bürgschaft - Friedrich Schiller, Der Handschuh - Friedrich Schiller :) Das sind welche von den bekanntesten Gedichten, die am Anfang sind ein wenig kürzer, die Bürgschaft ist schon sehr anspruchsvoll. Belsazar und der Zauberlehrling gehören zu den längeren, aber mir hat es sehr großen Spaß gemacht sie auswendig zu lernen und sie sind auch einfach zu inszenieren. Viel Erfolg! :)


BerthaDieBaer  29.12.2014, 22:07

*Mondnacht soll es heißen bei Eichendorff

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"Glück" von H.Hesse

Glück

Solang du nach dem Glücke jagst,

Bist du nicht reif zum Glücklichsein,

Und wäre alles Liebste dein.

Solang du um Verlornes klagst

Und Ziele hast und rastlos bist,

Weißt du noch nicht, was Friede ist.

Erst wenn du jedem Wunsch entsagst,

Nicht Ziel mehr noch Begehren kennst,

Das Glück nicht mehr mit Namen nennst,

Dann reicht dir des Geschehens Flut

Nicht mehr ans Herz, und deine Seele ruht.

(Hermann Hesse)