Ich halte den Druck durch meine Eltern nicht mehr aus. Was soll ich noch tun?


18.05.2022, 12:42

Dass ich mit 21 ausziehen kann, weiss ich. Ich möchte aber nicht dass es in einem Streit endet. Ich möchte Frieden. Doch weiss ich nicht was ich sonst tun kann..

11 Antworten

Ich bin auch mit 23 von zuhause ausgezogen zu meinem Freund, der fast 500km weit weg wohnte. Habe zwar ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern, aber begeistert waren sie nicht.

Wenn du dir sicher bist, dann zieh es durch. Kümmer dich am besten erstmal um einen Job in der neuen Gegend und dann kündigst du den aktuellen, falls vorhanden. Danach hält dich nichts mehr auf, Pack deine Sachen zusammen und fahr los.

Drücke dir die Daumen, dass alles klappt, wie du es dir vorstellst. Der Abstand wird dir auch mit den Psychischen Druck deiner Eltern helfen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Luna310 
Beitragsersteller
 18.05.2022, 12:43

Vielen dank!

1

Hast du guten Kontakt zu anderen Verwandten oder Freunden deiner Eltern? Könntest du denen erzählen, wie es dir geht und sie bitten, das deinen Eltern mal zu vermitteln. Oft hört man "mit dem falschen Ohr" zu, also versteht nur das, was man sich schon gedacht hat.

Bzgl. der Schwester würde ich vielleicht einmal ruhig mit ihr reden.

Ihr hasst euch - meist liegt das an der Art, wie die Eltern euch behandeln und mit der jeweils anderen über euch sprechen. Ich habe es in meiner Familie mehrfach erlebt, dass es große Missverständnisse zwischen Geschwistern gab, oft, weil Eltern etwas in der Erziehung falsch gemacht hatten. In einem Fall wurde die Schwester extrem vorgezogen, es gab auch Schläge in der Erziehung, dann meist für den Bruder und die beiden haben als Erwachsene nur noch bei Familientreffen miteinander geredet und sich nach dem Tod der Eltern - als beide schon kurz vor der Rente standen - nie wieder kontaktiert.

In zwei anderen Fällen wurde durch die Erziehung der Eltern eine Konkurrenz zwischen den Geschwistern gefördert, es gab Phasen, in denen sie gar nicht miteinander sprachen oder versuchten, sich gegenseitig emotional zu verletzen und dann irgendwann eine Aussprache, bei der festgestellt wurde, dass man sich eigentlich ganz gut verstand. In einem Fall war das mit ca. Mitte 20 bis 30 der Fall, im anderen erst mit über 70!

In eurem Fall spielt auch das Alter eine Rolle, du bist erwachsen, sie dürfte noch unter mehr Regeln deiner Eltern stehen, also "machtloser" sein.

Könntest du sie nicht mal zum Eis einladen (Wohnung verlassen), ihr sagen, wie es dir geht, sie fragen, wie es ihr mit deinen Eltern geht, ob sie eine Chance, sieht, eure Beziehung zu kitten?

Also im einfachsten Falle gar nicht oder nur über bestimmte Themen miteinander zu reden, die Anlässe, zu denen ihr streitet, zu reduzieren, bspw. als Regel, keiner geht ins Zimmer oder an die Sachen der anderen, keiner kommentiert zu bestimmten Themen etwas usw.

Oft findet man doch (etwas) zueinander, wenn man versucht, nicht mehr zu streiten, nicht mehr die andere zu übertrumpfen oder zu verletzen, nicht mehr ihre Anerkennung zu gewinnen, sondern offen zuzugeben, wie es einem geht und eine Lösung anzustreben.

Deinen Eltern solltest du evtl. sagen, dass dich das Gespräch einfach überfordert hat. Du hattest keine Zeit zum Nachdenken. Du bist gerade erst erwachsen geworden. Die Verantwortung für eine 15jährige zu übernehmen, würde dich unvorbereitet stark überfordern, immerhin bist du nicht als Elternteil langsam da reingewachsen. Zudem hast du ja Probleme mit der Schwester. Du wurdest von der Frage total überrumpelt.

WENN deine Eltern sterben würden, wäret ihr BEIDE in einer Ausnahmesituation und wie ihr dann handeln würdet, kann KEINER vorhersehen!

Ich vermute, dass man in akuter Trauer stark von allem überfordert wäre. Natürlich würde man dann erst mal bei der Schwester bleiben oder sie zu sich holen, wenn sie minderjährig wäre. Man würde sie nicht allein in der Wohnung lassen oder sagen "geh zu Oma!" Man würde eine Lösung suchen. Möglicherweise wäre die beste Lösung ja, zu einem anderen Verwandten zu ziehen. Man müsste in der Situation mit der Schwester sprechen, mit den anderen Verwandten, seine Situation offen legen (kommt man mit seinem eigenen Leben gerade klar).

Bei mir tauchte das Thema auch mal auf. Mein Bruder hatte Downsyndrom. Dann kam die Frage auf, ob wir für ihn sorgen würden, wenn meine Eltern sterben würden. Die Frage wurde nie ganz geklärt. Wir hätten unseren gesamten Tagesablauf auf ihn einstellen müssen, im Beruf zurückstecken, ggf. jeden Nachmittag zu Hause sein müssen (er wurde für die geschützte Werkstatt morgens um 6 abgeholt und kam nachmittags um 15 Uhr zurück. Das hätte bedeutet, dass man erst um 6:30 h das Haus hätte verlassen können und um 14:30 h zurück sein hätte müssen.) Er hatte bestimmte Eigenheiten wie lautes Johlen über Stunden bei offener Tür. Man hätte ihm beim Anziehen helfen müssen, beim Waschen, beim Toilettengang und natürlich Essen zubereiten müssen - also für eine Beziehung mit einem Partner wäre das eine Herausforderung gewesen, für den Beruf und die Freizeit auch. Obwohl wir Geschwister waren, waren wir halt keine Eltern und hätten uns in der Rolle überfordert gefühlt.

Bei uns wurde das Thema nie wieder angeschnitten. Mein Bruder starb auch leider sehr früh, so dass diese Situation später kein Thema mehr war.

Aber es ist schon etwas GANZ anderes, ob du ein Kind bekommst und es aufwachsen siehst, langsam in deine Rolle hineinwachsen kannst oder plötzlich vor der Entscheidung stehst, eine komplett neue Rolle für einen jugendlichen oder erwachsenen Menschen zu übernehmen.

Es gibt auch zahlreiche Alternativen. Es gibt WGs vom Jugendamt für Jugendliche, Wohnprojekte, man könnte auch bei Verwandten wohnen, sich aber regelmäßig treffen, möglicherweise würde man ja zusammen wohnen - das würde von Wohnraum, Beruf, Schule, Verhältnis abhängen.

Aber das kann man nicht mal eben so am Abendbrottisch entscheiden. Dafür muss man mehrere Tage bis Wochen sorgfältig nachdenken, reale Szenarien entwerfen, ehrlich zu sein sein, ob man der Situation gewachsen wäre. Bei einigen wäre das der Fall, bei anderen nicht!


Luna310 
Beitragsersteller
 18.05.2022, 13:32

Finde es einfach nur schrecklich, dass ich beschimpft werde aber alles was meine Schwester macht in ordnung ist. Bzw da der "nerv" dazu bereits aufgegeben wurde. Ich habe meine Schwester erst letztens auf die Kirmes eingeladen, bzw mit ihr dahin zu fahren. Ich bat sie nur für sich selbst zu zahlen, wenn sie etwas wollen würde, da ich momentan knapp bei Kasse bin. Da war sie direkt zickig und wollte dann garnicht mehr mit mir reden. Ich habe schon so oft versucht, ihr klar zu machen, dass das nicht ok ist was sie macht. Aber sie möchte es nicht hören. Vlt mal 5 Jahren oder so checkt sie es. Vlt aber auch sobald ich weg bin, wer weiss. Aber vlt auch garnicht.

0
Luna310 
Beitragsersteller
 18.05.2022, 13:23

Tatsächlich ist es bei uns auch wegen unseren Eltern so. Während ich seit ich 13 war mit meiner Mutter zusammen den Haushalt schmeiße, macht meine Schwester mit ihren 15 garnichts. Wenn ich sie dann doch mal bitte etwas zu tun, macht sie es trotzdem nicht. Hätte ich damals so reagiert, dann hätte es Schläge gegeben. Doch meine Mutter weiss wie meine Schwester drauf ist. Sie sagt immer "Ach ich hab keinen nerv für sie. Ich mach das selber". Denn meine Schwester war von klein auf schon so, dass ihr trotzdem alles egal war. Egal wie sehr du mit ihr streitest oder Schläge fallen. Sie "scheißt" einfach auf alles. Du kannst ihr x mal etwas sagen, sie macht das andere. Während ich immer das Kind war, was direkt gesprungen ist.

Deshalb hasse ich sie auch irgendwo. Meine Mutter und ich kommen von der Arbeit heim und sind total fertig. Da fragt meine Schwester schon was es jetzt zu essen gibt. Sie ist absolut verzogen und zeigt 0 Respekt gegenüber anderen. Zudem ist ihre Pubertät Phase anders anstrengend. Vorallem weil sie sich von 18 jährigen Typen beeinflussen lässt. Aber das ist alles meinen eltern egal. Wäre ich das damals gewesen? Halleluja. Ich wurde ja schon als *böses wort* beschimpft nur weil ich mit 15 meinen ersten "freund" hatte, im bezug auf Händchen halten und küssen. Mehr nicht.

0

Du betonst immer das du eigentlich nur den "Familienfrieden" willst. Da jedoch bei euch offensichtlich seit ewigen Jahren unterschwellige Konflikte unbewältigt bleiben und immer alles nur gedeckelt wird damit man ja nicht der Böse ist der schlechte Stimmung macht, sehe ich dafür keine Chance. Es wird definitiv nötig sein, das einer mal die Rolle des Spielverderbers annimmt und eine klare Ansage macht. Also alle zusammen führen und dann auf den Tisch hauen und sagen: "Leute, Butter bei die Fische jetzt. Wer hat was für ein Problem mit wem? Kotzt euch endlich mal aus und sagt eure Meinung, und heuchelt euch nicht ständig gegenseitig an um den schönen Schein zu waren." Und dann ist jeder einzelne gefordert. Bringen sie und du es dann nicht zu Stande mal ein reinigendes Gewitter zu erzeugen, dann ist wohl Hopfen und Malz verloren und dir bleibt tatsächlich nur dich abzuwenden.

Ich glaube nicht, dass deine Eltern sich einfach so ändern und dich plötzlich so respektieren, wie du bist. Es gibt leider eine Menge Eltern, die so sind. Da bist du nicht alleine mit und da bist du auch nicht schuld dran. Jedes Kind versucht, es den Eltern recht zu machen, das ist eine Überlebensstrategie, denn ohne die Hilfe Erwachsener ist ein Kind erledigt. Auch in der heutigen Zeit ist das noch so. Dieser Instinkt ist schon uralt und Kinder, die früher ausgesetzt wurden, starben. Das soll jetzt nicht heißen, dass du bezüglich deiner Eltern immer alles richtig machst, aber wenn sie dich so wenig respektieren wie du geschrieben hast, dann kannst du eben nichts dafür, weil du wie jedes Kind möglichst "lieb" sein willst.

Das ist das Eine. Es wird nichts ohne Stress klappen, was dich unabhängiger macht und ihnen die Macht verringert.

Jetzt das andere.

Sicher bist du sehr verliebt und glücklich mit deinem Freund. Du fühslt dich verstanden. Und das wird auch so sein, weil man dazu neigt, dem zu vertrauen, was man kennt. Daher sucht man sich unbewusst Menschen aus, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Leider hat man Laufe des Lebens aber gelernt, dass das Verhalten untereinander genau so geht, wie du (und wahrscheinlich auch dein Freund) es kenndt und NICHT, wie es anders geht und somit besser läuft.

Kinder mit "guten" Eltern lernen das ihr Leben lang und es reicht nicht aus, sich vorzunehmen, es anders zu machen.

Wenn du dich also dazu entscheidet, den Ärger mit deinen Eltern einzugehen und mit deinem Freund zusammen zu ziehen, dann rate ich dir dringend, dir therapeutische Hilfe zu holen. Du kannst über die Probleme mit deinem Hausarzt sprechen, er wird dir weiter helfen.

Du musst unbedingt andere Wege kennenlernen und damit so stark werden, dass du so viel Abstand gewinnen kannst, dass deine Eltern dich nicht mehr so sehr unterdrücken können.

Auch wenn du da bleibst, solltest du das tun. Es gibt die Schweigepflicht, es bleibt also alles da. Das ist natürlich nicht einfach, gerade, wenn du weiterhin da wohnst. Vielleicht fällt dir ja eine Notlüge ein, wo du einmal die Woche hingeht, deine Eltern brauchen das ja nun wirklich nicht zu wissen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Ich möchte aber nicht dass es in einem Streit endet. Ich möchte Frieden.

Ausziehen ist doch nicht das Ende. Sie bleiben deine Eltern. Und möglicherweise hilft Abstand sogar. Viel Nähe bedeutet manchmal viel Zeit, einander in den Wahnsinn zu treiben.