hund jagt alles was sich bewegt

8 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Vorab muss dir eines klar sein, dein Hund ist derzeit eine Gefahr für Menschen, andere Tiere und auch sich selbst. Das ist NICHT als Vorwurf zu verstehen. Wenn dein Hund im Wald ein Tier jagt, darf der Jäger ihn ohne Warnung erlegen! Beim Jagen könnte er ebenso auf auf die Straße geraten und sich selbst und andere in große Gefahr bringen. Selbst wenn die Straße noch km weit weg ist und die Gegend sehr übersichtlich ist, kann eine Hetzjagd sich auch bis dahin in die Länge ziehen. Du solltest deinen Hund bis du das im Griff hast also erstmal ausschließlich auf Feld, Wald und Wiese mit der Schleppleine unterwegs sein. Für solche Fälle rate ich zu einem Kletterseil, wo man auch Längen von 25m preisgünstig bekommt.

Das Verhalten passt zu einem Hund der in einem Rudel dafür zuständig wäre potenzielle Beute auszumachen. Ein Kundschafter. Das spricht auch dafür, dass er nach recht kurzer Zeit von der Beute wieder ablässt. Sprich ein Hund der Alarm schreit und die "Auf Gehts Fanfaren" bläst und loszischt, aber dann nicht weiß wie es weiter gehen soll. Denn diese Aufgabe würde ein anderer Übernehmen.

Halte mal auf den Schnupper-Spaziergängen deinen Hund ausschließlich hinter dir um alles was vor dir passiert zu erst zu erblicken. Ist für dich natürlich wesentlich anstrengender. Sobald du eine vermeintliche "Beute" erkennst, ruf ihn zu dir und lass ihn sich hinlegen. Sollte er sich immer noch auf die "Beute" konzentrieren lass ihn auch den Kopf ablegen. Ich habe bei meinen Hund gemerkt, dass sie sich besser entspannt haben, wenn der Kopf auf dem Boden gewesen ist und mir die "Wache" übergeben haben. Nach einer Weilte wird es immer öfter ausreichen, wenn du den Hund zu dir rufst und er bei Fuß läuft. Du musst nur selbst eine absolute Ruhe, Selbstbewusstsein und Dominanz ausstrahlen. Nicht um den Hund einzuschüchtern sondern im Sicherheit zu vermitteln, dass er seine bisherige Aufgabe an dich abgeben kann. Hinter dir halten, kannst du den Hund ganz einfach. Sobald dein Hund versucht vor dich zu gehen, dann halte ihm die offene Hand der entgegengesetzten Seite hin und mach einen Laut der dir für die Situation am passenden erscheint. Ein "Hey", "Halt", Schnalzen, "Ksscht" oder sonst irgendwas. Sollte dein Hund dennoch weitergehen, dann pack ihn mit der Hand an der Brust und schiebe ihn mit Schwung wieder nach hinten. Das verursacht dem Hund nicht mal im Ansatz irgendwelche Schmerzen und soll einfach nur die klare Konsequenz sein, wenn er sich nicht an die von dir gesetzten Grenzen hält. Hunde würden sich in einer solchen Situationen auch richtig gehend anrempeln. Nach kurzer Zeit wirst du bemerken wie sich der Hund hinter dir immer mehr entspannt. Wenn er sich auf den Schnuppergängen vollständig entspannt, dann kannst du ihn auch wieder vor dich lassen. Entweder dein Hund hat die Aufgabe vollkommen auf dich Übertragen oder aber er hat gelernt, dass er du sehr Aufmerksam bist und er dich von einer solchen "Beute" einfach nur in Kenntnis setzen braucht. Dann achte auf die Warnzeichen die man dir in diesem Kurs gezeigt hat und du ihm auch hier durch "Abrufen" klar machst ich hab sie auch gesehen oder eben ich hab deine Zeichen verstanden. Wenn das auch klappt kannst du ihn sogar dann auch wieder von der Leine lassen. Dennoch musst du sehr viel Aufmerksamer sein. Kein Telefonieren oder Unterhaltungen mehr. Keine Ablenkung mehr. Hat aber zu Folge, dass du die Natur und alles sehr viel besser aufnimmst und auch genießen kannst.


momolo13 
Beitragsersteller
 23.08.2014, 20:53

danke für deine umfassende antwort. ich denke wir sind auf einer ähnlichen linie.

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HontaYO  20.09.2014, 10:15
@momolo13

Freut mich, dass du noch so gute Antworten erhalten hast - die negativen wurden ja entfernt, wie ich sehe...

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Hier ist erst mal Leine obligatorisch. Dass Dein Hund trotz Deiner Wachsamkeit so schnell losschießt, ist natürlich problematisch. Wie sieht es ansonsten mit der Bindung aus (was bitte nicht mit Erziehung zu verwechseln ist)? Was ist Dein Beitrag dazu? Was machst Du für die Beziehung, dafür , dass Dein Hund für. dich alles stehen und liegen lassen würde, wie es eben ein wirklich guter Freund tun würde? Bist Du immer gleichbleibend gelassen und souverän, egal was passiert? Reagierst Du stets freundlich, achtsam, gütig, verständnisvoll? bist Du verlässlich? Es bedarf viel Selbsreflektion, um all dies mit JA beantworten zu können. Aber hier liegt eben auch der Schlüssel. Wie rufst Du Deinen Hund? Genervt, im Befehlston, streng? Wie reagierst Du, wenn er kommt, bzw nicht kommt? Dies alles sind wichtige Faktoren, die hier quasi über kommen oder nicht. Kommen entscheiden, wenn es hart auf hart komm.


xAdmiralAckbarx  23.08.2014, 15:34
@MitHundenSein

Die Hunde im Video sind weder auf der Jagd noch haben sie irgendwelche Jagd-Anzeichen gezeigt. Auch kommen die Hunde nicht aufgrund der Bindung zu dir sondern m.E. alleinig aufgrund der Belohnung!

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momolo13 
Beitragsersteller
 23.08.2014, 20:32
@MitHundenSein

wenn mein hund nicht im jagdmodus drin ist, kommt der auch sofort zu mir. und das partytheater mache ich seit er welpe ist, aber gegen nachbars katze nützt mein ganzes affentheater + kong + leckerli rein gar nix. leider.

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xAdmiralAckbarx  23.08.2014, 15:32

Nach einer Feststellung einer anderen Fragestellerin, erinnert auch mich diese Herangehensweise sehr an die antiautoritäre Erziehungsmethode die bei Kindern angewendet wird und sehr umstritten ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Methode die bei Kindern sehr umstritten ist bei einem Tier Anwendung finden sollte bzw. gar von Erfolg gekrönt ist.

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momolo13 
Beitragsersteller
 23.08.2014, 20:24

danke für deine antwort. natürlich ist es etwas schwierig sich selbst einzuschätzen, aber da wir seit welpenalter in einer sehr guten hundeschule sind und ich bei der arbeit auch beobachtet und reflektiert werde, glaube ich nicht, dass ich gravierende fehler mache. mein weisser ist ein sehr interessierter, arbeits- und spielfreudiger hund. ich gehe selten ohne verschiedene spielsachen mit ihm raus und biete ihm verschiedene aufgaben und spiele an. ich beschäftige meinen hund wenn wir zusammen sind und führe keine telefonate oder gespräche mit begleitpersonen. dies nicht weil ich besonders toll bin, sondern weil das mit meinem hund nicht geht. der ist permanent auf beute ausschau! zu weiten teilen läuft er hinter mir wenn wir nur so laufen. ich bin freundlich aber sehr bestimmt. und wenn es wieder vorkommt,- und das wirst du gar nicht gerne hören, sorry, dann pack ich ihn am kragen und schau ihm in die augen und rede klartext. dann zische ich nein!! anschliessend nehme ich ihn an die leine und er läuft ein stück hinter mir. irgendwann darf er bei mir laufen und dann ist auch wieder gut. sein verhalten wenn er zurück kommt ist eindeutig. er weiss das ich sauer bin auf ihn, aber leider ist der trieb beim nächsten mal wieder stärker. was ich für die bindung tue? er ist immer bei mir, ich beschäftige ihn abwechslungsreich, er weiss das er sich auf mich verlassen kann.

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xAdmiralAckbarx  23.08.2014, 23:24
@momolo13

Hunde würden sich in einer solchen Situation nicht auf diese Art und Weise maßregeln. Das Packen im Kragen wird bei wirklichen Ausnahmefällen angewendet. Bei sozialisierten Hunden wird dies in erster Linie auch nur angewendet um Stärke zu demonstrieren und den anderen Hund so zu beruhigen oder eben eine klare Tötungsabsicht zu signalisieren. Ich packe meine Hunde in bestimmten Fällen auch am Kragen und drücke sie seitlich auf den Boden, aber eben um sie zu beruhigen und nicht um Tötungsabsicht zu signalisieren. Auch sollte dies wie in der Natur die letzte Maßnahme sein. Wenn dann geht das aber absolut Schmerzfrei von statten. Gerade dieses Feingefühl ist da von großer Bedeutung. In der Erziehung von Kindern und Jugendlichen oder in der Armee spielt dieses Augengucken eine zentrale Bedeutung, da dieses starre Blicken negative Gefühle ausdrücken. Bei Hunden ist dieses Gefühl um so stärker ausgeprägt, da sie mit ihrer Körpersprache sehr viel feinfühliger sind. Ich kann erst mal verstehen, dass du dies auch bei deinem Hund anwendest. Da kommt Wut, Angst und ein Stück weit auch Verzweiflung in dir hoch. Also wendet man das an, was man so gehört hat und das was man selbst Erfahren hat. Was du gemacht hast . stößt bei deinem Hund aber auf völliges Unverständnis und macht ihm wahrscheinlich auch Angst. In der von dir geschilderten Situation hätte ich mit den Händen in der Hüfte auf ihn gewartet und ihn kommentarlos aber bestimmt angeleint, ihn hinter mich verfrachtet und direkt ohne Umweg auf den Heimweg gemacht nix mit Schnüffeln etc. und erst zu Hause diese Situation wieder aufgelöst. Egal wie lange der Heimweg auch ist. Noch weiß er nicht, dass er sich voll auf dich verlassen kann, aber ich bin mir sicher, dass du das auf jeden Fall hin bekommst.

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momolo13 
Beitragsersteller
 06.02.2015, 08:43
@xAdmiralAckbarx

hunde reagieren nicht mehr wie vor tausend jahren, als sie noch freilebend und ohne anschluss an den menschen waren. ein hund, der ein, zwei jahre tagtäglich mit seinem menschen lebt, beobachtet seinen menschen sehr genau und der erwartet nicht, dass sein mensch wie ein hund reagiert. deshalb kommt mein hund auch garantiert nicht in todesangst wenn ich ihn mal am kragen packe und tief in die augen schaue, sondern er weiss genau, dass sein mensch so sein "n e i n" zum ausdruck bringt. wir menschen benehmen uns schliesslich die ganze zeit wie menschen und nicht wie hunde und trotzdem kommen die meisten hunde sehr gut klar damit. diese, der wolf würde-argumentation hinkt in meinen augen, weil der instinkt und die gene des heutigen hundes, haben sich schon längst mit der gewöhnung an seinen menschen verbunden. der hund ist definitif kein wolf mehr, wir menschen sind ja auch nicht mehr wirklich mit neandertalern zu vergleichen und trotzdem können wir deren verhalten irgendwie intelektuell noch nachvollziehen.

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Dass Hunde auf jede kleinste Bewegung mit Beutetrieb reagieren - dieses Verhalten wird oft unwissentlich beim Welpen und Junghund durch falsches Spielverhalten des Menschen gelegt.

Antijagdtraining - was hat.es beinhaltet und was bietest Du Deinem Hund nun an um ihn herunter zu fahren?

Bitte mach dich kundig zur Nasenarbeit!

Jegliche Nasenarbeit, welche nicht als Belohnung das Beute greifen fördert möchte ich Dir empfehlen. Ebenso sollte das Klettern und Balancieren auf verschiedenen Untergründen eine Zusammenarbeit mit Dir fördern können.

Du solltest Dich von einem bei CumCane ausgebildeten Trainer in die Arbeit mit dem Hund, das Angebot an Ersatzhandlungen welche Deinen Hund befriedigen können einweisen lassen. Man kann derart hochtriebige Hunde mittels positiver Verstärkung erwünschtem Verhaltens und dem Erlernen von Alternativverhalten sehr gut in eine Selbstkontrolle und Kontrolle bekommen.

Das lernt man nicht im Internet. Aber bei besagten, gut ausgebildeten Hundetrainern. Dazu möchte ich Dir raten und viel Glück und Durchhaltevermoegen wünschen.


momolo13 
Beitragsersteller
 23.08.2014, 20:57

ja natürlich, nasenarbeit. während ich mit meinem hund nach personen suche, interessiert er sich logischerweise überhaupt nicht dafür, was sonst um ihn herum geschieht. dann ist er ähnlich drauf wie beim jagen. trotzdem, lieben dank für deine antwort. aber wie gesagt, ich wende alles an was ich je gelernt habe und glaube mir, ich war bei sehr guten trainern. alle sagen und vermitteln das richtige und solange ich 100% aufmerksam bin und ihn beschäftige ist alles gut. aber ein lockerer spaziergang ohne leine, er ist in seinen schnüffelgedanken und ich in meinen, keine chance.

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YarlungTsangpo  23.08.2014, 21:09
@momolo13

Nasenarbeit kann man ausweiten, es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten und Schwierigkeitsstufen.

Targetarbeit kann "abduesen" verhindern. Hunde sollen lernen mit Alternativen Verhalten Erfolge zu haben.

Wenn Du aber einen Vollblutjaegern hast wirst Du niemals Stumpf neben Deinem Hund her schlendern können. Es erfordert ständige Aufmerksamkeit von Dir, welche aber nicht ins Dauerbespassen münden sollte.

Übrigens: Ein Hund wird bei langen Wanderungen auch an der Schleppleine glücklich - wenn mit ihm kommunikativ gelaufen wird. Es gibt etliche Hunderassen bei welchen nur wenige Einzelindividuen jemals frei und ohne Leine laufen dürfen. Vor diesem Erfolg war viel Arbeit mit Hund notwendig.

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Also ich hatte bei meiner Hündin ein ähnliches Problem. Habe das ganze erst zu spät als ernsthaftes Problem erkannt. Die beste Lösung für uns war, dass wir sie an den Stellen, wo sie jagen geht, einfach angeleint haben. Damit sie einfach aus dieser Regelmäßigkeit raus kommt: Spaziergang=Jagen. Dann habe ich sie in den Momenten wo sie an der Leine war mit Spielzeug beschäftigt. Also ruhig ne Schleppleine. Und dann habe ich ihr halt gezeigt, dass es noch andere tolle Sachen gibt, die man an den stellen, die besonders gut nach Kaninchen riechen, machen kann. Und an den stellen, wo sie nem Vogel hinterher ins Gebüsch gesprungen ist, habe ich entspannt gewartet, bis sie von selbst wieder raus kommt. OHNE RUFEN!!! Und wenn sie dann kam, bin ich kurz auf sie zu gesprungen und habe sie angeraunzt. Kurz und knackig. Das machen Hunde untereinander auch so. Wenn meine Hündin sich vom Rudel entfernt und herum stromt, bekommt sie von der Hündin meiner Schwester (die dominantere von beiden) kurz eins drüber. Das hat zu mindest bei uns super funktioniert.

Hallo,

Herzlich Wollkommen im Leben eines "jagdmotiviertenhundehalters". Wir haben seit 18 Jahren eine Dt. Bracke und ich kann dich sehr gut verstehen ;-) (Obwohl da die Motivation noch deutlich höher war hust).

Hinterherhetzen macht Laune, da wird dir kaum ein Hund widersprechen, und wenn ein Hund den "Kick" erstmal hatte, wird er auch nur sehr unwillig davon wieder ablassen, gute Bindung hin oder her. Bei einigen Hunden ist ein "Drömelspaziergang" ohne Leine leider nie möglich (unterhalte dich mal mit Podencobesitzers aus dem Tierschutz, danach kommt einem der eigene Hund immer wie ein Waisenkanbe vor).

Der Grundgehorsam scheint ja bei deinem Hund zu stimmen, und ihr komtm anscheinend ja auch gut miteinander aus (sonst wäre er sicherlich nicht nach 2Min. wieder da). Das mit dem hinter dir gehen kann funktioneren (klappt bei meinem Großen hervorragend), muss aber nicht (unserer Bracke wäre das Schnurz gewesen, dann hätte sie sich erst recht auf die Socken gemacht). Ich würde versuchen deinem Hund die vielgerühmte "Impulskontrolle" näher zubringen, und versuchen irgendein Alternativverhalten zu finden, mit dem er dir, das "Wild" oder die "katze" zeigt. (Bei Jagdhunden kann man da prima das vorstehen oder "einfrieren" ausarbeiten, bei deinem müsstest du schauen was er anbietet).

Zur Impulskjontrolle, würde ich den Hund von fliegenden Bällen abrufen, von fliegenden Futterbrocken, mit der Reizangel arbeiten (arbeiten, ich meine nicht das stupide hin und herhetzen, was im Fernsehen sehr gerne gezeigt wird) und mir Gedanken zu diesen Dummys machen die per Knopfdruck "wegspringen".

Mit viel Geduld und etwas Glück, kann es klappen, dass dein Hund der Katze nicht hinterherhetzt, sondern dir (wenn auch kurz) anzeigt, das dort eine Katze wegsprintet. Schnell reagieren musst du immer noch, aber nicht mehr immer und auf jeden Fall, alle Sinne zu 100% auf den Hund.


momolo13 
Beitragsersteller
 23.08.2014, 20:25

vor fliegenden bällen abrufen.... das ist eine gute idee. herzlichen dank!

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