Hat man es als Schwarzkopf in Deutschland schwerer?

18 Antworten

Ja, es hat was mit dem Aussehen oder dem Gesamteindruck zu tun, ob man sich von einem Menschen ab- oder zuwendet. Das hat aber hauptsächlich was mit Ästhetik oder einer merkwürdigen Weltanschauung zu tun.

Neulich in der sonst vollen S-Bahn gab es freie Sitzplätze neben einem Obdachlosen. Wer sich dort hinsetzen wollte, bemerkte, warum diese Plätze frei waren. Wenn er es dennoch tat, war er der eigentliche "Leidensgenosse".

Die natürliche Haut- oder Haarfarbe war für mich noch nie ein Grund, sich von einem Menschen zu entfernen. Selbst Gebrechliche und Behinderte  sehe ich von den meisten Menschen respektvoll behandelt. Wenn  dagegen Leute mit aufdringlichem Gehabe und weltanschaulichem Habitus andere damit gern schockieren, dann sollte man sich nicht wundern, dass sie gemieden werden.

Hallo!

Ich stamme aus einer jugoslawischen Familie (bin katholisch) & hatte in den 90ern bzw. bis in die 2000er rein noch mit einigen auf meine Herkunft oder Stereotypen zusammenhängenden Vorurteilen zu kämpfen ----------> aber das hat sich NIE auf die Schule, die Ausbildung oder den Beruf bezogen, sondern sich immer auf den privaten Bereich bezogen.

Für Eltern von Gleichaltrigen war ich oft "dieser Jugoslawe/dieser Ausländer", der "irgendwie komisch" ist, beim Opa wohnt und das auch nicht in einem eigenen Haus, sondern einer angemieteten Wohnung. Ich war der Typ, der nicht jedes Jahr in teure Urlaubsreisen fuhr & anstatt in einem neuen Passat in Opas altem Mercedes 230E aus den 80ern mitfuhr, der nicht die teuersten Sportmarken trug & auch nicht im Sportverein war, was hier damals Quasi-Pflicht für "angesehene" war oder solche die meinen welche zu sein. Allerdings waren die Kinder dieser Leute trotzdem okay & es gab nie irgendwas wegen Jugoslawien oder so..

Seitens Mitschülern, Lehrer oder Ausbilder, Arbeitskollegen, Personaler oder sonst wie im alltäglich-öffentlichen Leben hatte und habe ich absolut nie Probleme, die auf meine Herkunft zurückzuführen sind. 

Ich sage mal so: Es ist stark "milieuabhängig". In der Realschule war ich fast ausschließlich vom Nachwuchs hiesiger "Traditionsfamilienclans" umgeben, deren Eltern (nicht die Mitschüler) entsprechend selbstherrlich bis diffamierend zu Werke gingen, auch gern mal peinliche Gerüchte streuten und andere nicht als gleichwertig anerkannt haben. Russlanddeutsche Kinder/Jugendliche wurden von denen noch mehr "diskriminiert" bzw. verunglimpft. An der Berufsschule oder auch in der Grundschule war die "Szene" hingegen entsprechend ich sag mal volkstümlicher, da hat das dann auch sehr gut harmoniert. Da ritt nie jemand auf meiner Familie oder dem Land rum, aus dem mein Opa in den 50ern gekommen ist.

Wenn ich hier z.B. "Gymnasium" lese, könnte evtl. das gleiche zutreffen wie damals bei mir in der Realschule. Außerhalb meiner Realschulklasse war nämlich meine familiäre Herkunft NIE ein Thema & es gab auch keinen, der sich darüber in irgendeiner Weise ausgelassen hatte. Ich gehörte einfach dazu.

Hoffe, ich konnte dir helfen! Alles Gute für dich :)


Jeansprinzessin  06.07.2016, 02:11

was an einem W124 230E schlechter oder "undeutscher" als an einem neuen Passat?

Dein Opa hatte ganz recht den zu fahren, richtig gute Wertarbeit, geringer Wendekreis, tolles Leistungsgewicht, flüsterleise und eine Federung wie eine Sänfte und hart wie ein Panzer, wenn man mal einen Volkswagen im Kreuzungsbreich mit Nachdruck beiseite schubsen muß.

Unzählige 230E fahren noch, wo sind all die Audi100 2.3 und die ganzen Passats aus den 80ern geblieben?

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rotesand  06.07.2016, 08:47
@Jeansprinzessin

Naja, andere haben zumindest immer drüber gelacht.

Ich fand den 230E allerdings absolut super & das Auto war der ultimative Auslöser dafür, warum ich mir mit 22 einen W202 C180 gekauft habe :) 

Den Audi 100 hatte ich übrigens als erstes Auto gefahren, von dem du schreibst... ein tolles Auto :) Meiner war beim Verkauf zum Jahreswechsel 2010/2011 der letzte Typ 44 am Ort... von einstmals ganz vielen. In meiner Kindheit standen die an jeder Ecke.

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also ich denke, das hat zum allerwenigsten mit dem Aussehen zu tun. Ich hab in den orientalischen Vierteln in Berlin, wo wir früher wohnen waren, die jüngere Türken- und Arabergeneration verabscheuen, fürchten und hassen gelernt. Es ist die Erdogan-Generation, die sich in Deutschland einbringt als wären sie die neuen Kolonialherren, hissen auf Moscheen die türkische Nationalflagge als wären sie siegreiche Landnehmer und bilden Pressure Groups und 5.Kolonnen der Türkei.

Noch deutlicher wird der Präsident der türkischen Gemeinde Berlin, Bekir Yilmaz (SPD/AKP): „Wir Türken können auch anders!“

Das hat kaum mit dem Äusseren, und ganz viel mit dem Inneren zu tun, mit der Ideologie, mit dem Menschen- und Frauenbild, und mit dem Selbstverständnis von Muslimen in nicht-islamischen Regionen, in denen sie alle wirtschaftlichen und menschenrechtlichen Vorteile geniessen, und dennoch an ihrer Abgrenzung vom gastgebenden Volk und seiner Kultur festhalten (müssen).

Ich denke, das sind für intelligente Menschen wie dich keine unüberwindlichen Hürden. Wirke durch dein (menschliches, kluges) Wesen. Brauchst dir dabei kein Bruch zu heben, sei einfach n guter Mensch, der seine Mitmenschen unabhängig von Glaubensbekundungen als Menschen annimmt.


HansH41  28.05.2016, 18:08

Susi, deine Berliner Erfahrungen solltest du hier öfters einbringen. Das können wir uns in München überhaupt nicht vorstellen und werden es auch nicht zulassen.

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extrapilot350  28.05.2016, 21:57
@HansH41

ihr werdet es zulassen müssen. Es kommen täglich mehr nach Deutschland, es wird nur nicht mehr darüber berichtet damit Frau Merkel nicht noch mehr Schaden erleidet.

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Im gewissen Maße ja, kommt aber auch stark auf die Person an. Schlussendlich ist es in jedem Land so, siehst du nach einer gewissen Volksgruppe aus, stehst du mal höher oder tiefer im Kurs. 
In Deutschland geht es eigentlich noch, wenn man dagegen andere Länder sieht, wo man tatsächlich 0 Chancen hat. 
Du schaffst das schon, Kopf hoch. Und nicht nur "Schwarzköpfe" werden hier benachteiligt, auch Menschen mit weniger guten Aussehen, Fettleibigkeit, Nachnamen, Sexualität und so weiter, werden benachteiligt. 
Doch nicht so, dass sie komplett chancenlos dastehen.

Und lass dich keinen Bockmist erzählen, hat nichts zwangsläufig mit den USA oder 9/11 zu tun. Es ist viel mehr ein gesellschaftliches Problem.


BestOnce 
Beitragsersteller
 28.05.2016, 16:59

Ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass man alles schaffen kann -egal in welchem Land-, wenn man sich anstrengt. Mir ist es in letzter Zeit nur aufgefallen, dass man als Migrant hin und wieder schräg angeguckt wird und wollte deshalb eure Meinung kennen lernen.

Das heißt aber nicht, dass jeder diese Vorurteile hat. Mancher mehr, mancher weniger, mancher gar keine. :)

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Ifosil  28.05.2016, 16:59
@BestOnce

Ich denke mit diesem Standpunkt stehst du ganz vernünftig da. 

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Ich finde Deine Eigenbezeichnung schon recht interessant und sprechend.

Gegenfrage:

Wenn ich als Deutscher erstmal zusehe, dass die Menschen meines Volkes ein Weiterkommen habe, bevor ich an Menschen anderer Nationen und Kulturen denke. Was siehst Du dann in mir ?

Ich empfinde es nicht als Selbstverständlichkeit, dass das deutsche Volk andere Nationen vor der eigenen Nation bevorzugen soll.

Ist dies jetzt ein Grund zum Klagen und zum Jammern ?

Wie schaut es denn sonst auf der Welt aus ?

Als Deutscher habe grundsätzlich nur dann eine Chance mich zu beweisen, wenn ich als herausragend gelte. Bin ich Landesdurchschnitt dann erhalte ich auch keine Bevorzugung. Und da ist es egal in welchem Land ich mich gerade aufhalte.


BestOnce 
Beitragsersteller
 28.05.2016, 17:15

Dass man Menschen anderer Nationen (Ich bin kein Freund von dem Begriff Nation, da Nationen für mich nur auf der Landkarte mit einem Strich gezogen werden, aber das ist ein anderes Thema) bevorzugen soll, habe ich nie behauptet und will ich auch nicht. Warum sollte jemand aufgrund seiner Herkunft, für welche er im Übrigen nichts kann, bevorzugt werden? Ich bin nur der Meinung, dass er deswegen nicht benachteiligt werden sollte :)

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1988Ritter  28.05.2016, 17:39
@BestOnce

Dann hättest Du genauer lesen müssen.

Es geht nicht um Benachteiligung.

Es geht einfach darum dass ich nur in dem Fall auf andere Ressourcen zurück greifen muss, wenn mein eigenes Volk keine Ressourcen mehr hergibt.

O.K.....mir fällt gerade auf....es geht doch um Benachteiligung. Also, warum soll ich mein eigenes Volk zu Gunsten anderer Völker benachteiligen ?

Im Klartext: Wenn der blonde Hans gleiche Qualifikationen hat wie Du, warum sollte ich Dich dann bevorzugen und den Hans abweisen ?

Logisch ist doch, ich nehme den Hans weil er aus meinem Volk ist.

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BestOnce 
Beitragsersteller
 28.05.2016, 21:09

logisch ist das meiner Ansicht nach nicht. Ich stelle denjenigen ein, der sich besser in das Unternehmen integrieren kann und der mir sympathischer rüberkommt.

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