Hat die Telekom den Glasfaserausbau gebremst durch Vectoring?
War das ein Fehler?
7 Antworten
Es lag nicht nur die Telekom sondern auch viel bei der Politik. Wo bei uns noch Kupfer verlegt wurde wurde wo anders schon Glasfaser verlegt und das vor über 30 jahren.
Das stimmt so nicht. Schon vor 30 Jahren wurden von der Deutschen Bundespost Glasfaserkabel für TV Empfang bis an die Häuser gelegt. Allerdings sind die alten Glasfaserkabel nicht für Bidirektionalen Datenverkehr ausgelegt. Das ist nur mit teuerer Hardware auf den alten LWL möglich. Neuere können in Beide Richtungen senden und empfangen.
Später übernahm es die Telekom welche es dann Ende der 90er auf Grund des Monopolgesetztes an verschiende Firmen verkaufen musste. (Kabel Deutschland, Unity Media (vorher Kabel BW und Iesy Hessen)). Jetzt gehört alles zu Vodafone.
Ich hab ja nicht ausgeschlossen, dass es solche Pilotprojekte gab. Es ging mir nur um ein vermarktungsfähiges Produkt, dass dann eben massenmarkttauglich ist. Das die Glasfaser das Potenzial hatte, das war damals schon klar, aber an der Umsetzung und an der Technik scheitete es dann doch. Und auch weil die Endgeräte relativ teuer waren. Die Kosten sind im Massenmarkt die größte Hürde.
Gab es sehr wohl. Der Glasfaserausbau in der Fläche wurde 1981 beschlossen und sollte 1985 beginnen.
Hier nachzulesen: https://www.wiwo.de/politik/deutschland/langsames-internet-ist-dieser-mann-an-allem-schuld/20859440.html
Und sollte 2015 also nach 30 Jahren abgeschlossen sein. Rückwirkend klingt das wahnsinnig toll, aber technisch gesehen müssten diese Kabel dann schon wieder Jahren wieder getauscht werden. Ein Ausbau mit den damaligen Wissen würde komplett anders gemacht werden wie heute.
Um den Plan so umzusetzen hätte es keine Privatisierung der DBP geben dürfen und auch auch die Wiedervereinigung hätte dann nicht stattfinden sollen.
Beide Ereignisse hätten diesen Ausbauplan gewaltig hinterlaufen.
Interessanterweise wurde im Beitrittsgebiet nach 1990 ja alle Gebiete ja mit Glasfaser (OPAL) gebaut. Und zwar mit den damals verfügbaren Technik. Die war allerdings nur für Telefonie ausgelegt, Breitband war da überhaupt noch kein Thema.
Kabelbau hat zwei grundlegende Schichten, Einmal ist das, wie die Kabel verlegt und verteilt werden und zweites die Technik, die auf den Kabel betrieben wird. Die Technik schreitet meist schneller voran als die Kabeltechnik. Das war auch bei den Kupferkabel der Fall. Die waren für gut 60 Jahren Lebensdauer ausgelegt, während die Technik etwa 20-30Jahre im durchhält. Im Kundenbereich meist um die 10 Jahre. Die Geräte werden also sehr viel früher durch neue ersetzt, während das Medium das gleiche bleibt.
Bei Glasfaser ist die Lebenserwartung etwa 30 Jahre, die Technik entwickelt sich aber immer schneller und die Zyklen immer kürzer.
Es waren eher wirtschaftliche Entscheidungen. Die Telekom hat bereits vor 2010 Pilotprojekte mit FTTH gemacht, um da auch das nötige know-How zu lernen. Als es dann in den Regelausbau gehen sollte, sollte eine Stadt mit über 100.000 komplett mit Glas gebaut werden. Dies scheiterte allerdings an diversene Gründen (u.a. den Kosten).
Es gab da für die Telekom eigentlich zwei Möglichkeiten wie sie ihre begrenzten Mittel einsetzen konnten:
- Ausbau von kompletten Ortsnetz im Gesamten. allerdings wäre dann eine Reihung notwendig geworden, den ein gleichzeitiger Ausbau aller Ortsnetze wäre nicht möglich gewesen.. Das hätte bedeutet, dass bestimmte Städte schon fertig wären, aber andere Regionen komplett ohne Breitband (allenfalls mit DSL16) versorgt wäre.
- FTTC. Das Zugangsnetz der Telekom besteht im Prinzip aus 2 Teilen. Haupt- und Verzweigerkabel. Die Trennung war am Kabelverzweiger (KVz). Die Vorteile dahinter waren einerseits, das damit zunächst die Hauptkabel kundenfrei gemacht werden. Die HK waren oft schon über der Nutzungsdauer und störungsintensiver. Zweitens war das Verhältnis von HK zu VzK etwa 3:5. Als Ausgleich wurden bei Engpass dann zusätzliche Technik verwendet, die aber absehbar auch das End of life erreichen würde. Auch die Länden dieser zwei Komponenten ist entscheidend: VzK max. 400m, HK bis zu mehren km.
Die Entscheidung fiel also für die 2. Variante. Ein Nachteil war natürlich auch, das hier ein Stromanschluss an den KVz notwendig war, und die KVz dafür in der Regel zu klein waren.
Die Vorteile waren aber dennoch, das so ein Ausbau in der Fläche viel schneller vorankäme als bei direkten FTTH-Ausbau ohne Zwischenstufe. Es konnten also sehr viel mehr Haushalte von schnellerem Internet profitieren, denn selbst bei DSL16 konnten die Mehrheit eben trotzdem nur 1-4MBit/s bekommen.
Ein weiterer Vorteil war auch, das eben die Struktur von FTTC auch für den zukünftigen FTTH genutzt werden kann.
Nein, es war die logische technische Fortführung von DSL
Und Glasfaserausbau halt nur, weil es zu viele Firmen gibt, die sich daran versuchen und pleite gehen (oder deren subs). Man hätte hier auf Bundesebene ne Entscheidung fällen müssen, daß ein, zwei oder max drei Firmen (die schon länger existieren als ein paar Monate und auch Erfahrung mit solchen maßnahmen haben) beschränken müssen und auch das ganze aufteilen müssen und gescheit untereinander kommunizieren müssen
Und nur als Beispiel: inexio hat mit sowas Erfahrung, würde aber 2020 von DG geschluckt und dennoch brachte es DG keinen Vorteil. DG kann es nicht und wird es in Zukunft auch nicht mehr können. Gerade in der Pfalz werfen die hin und UGG freut sich darüber, denn die können es scheinbar
Man hätte hier auf Bundesebene ne Entscheidung fällen müssen, daß ein, zwei oder max drei Firmen
So eine Entscheidung wäre sicher hilfreich gewesen, hätte dann wohl aber auch bedeutend, das es nur ein Glasfasernetz im Zugang geben darf, und dieses dann keinem Anbieter, sondern einer staatlichen Behörde oder Anstalt des Bundes gehören müsste. Nur dann wäre sichergestellt, dass es keinen Wettbewerb um die lukrativen Ausbaugebiete geben würde.
Das Netz hätte dann von allen Anbieter unter gleichen Bedingungen genutzt werden können.
In unserem föderalen Staatsgeflecht wäre aber so eine Vision nur schwer durchzusetzen, die Entscheidung war schließlich auch, es komplett dem freien Markt zu überlassen, in der Hoffnung, das der Markt das schon regeln würde.
ja da geb ich Dir Recht, aber das könnte man ja regeln und es gibt ja auch zumindest mal einen Glasfaser-usbauer, der sein Netz offen macht für mehrere Provider. ist ja auch im Sinn des Ausbauers, nicht jeder ist ein Fan der Telekom oder von vodafone, auch wenn die Leitung letztenendes die gleiche ist/wäre
es wird so viel geregelt, dann könnte man mal sinnvoll regeln, aber irgendwie... wird das hierzulande verpennt
Gut, dann hätte man den verschiedenen Anbieter koordiniert Anschlussgebiete zuordnen müssen, mit der Auflage, dann auch Wettbewerber in das Netz zu lassen. Das aber hat die Regierungsbehörde nicht machen wollen, und auch gleichzeitig so eine Koordinierung der Netzbetreiber verboten. Weil das ja eine illegale Marktabsprache gewesen wäre.
und was lernen wir wieder draus? unsre Regierungen taugen nix. die sitzen ihre vier Jahre ab und danach die Sintflut
Ja was bringt Marktbelebung und Konkurrenz, wenn es nur bedeutet, daß sich viel Fische im Teich tummeln und dann nach und nach pleite gehen und machen oder von größeren Fischen aufgefressen werden, die dann aber das können des Aufgefressenen nicht umetzen wollen oder können!?
Vielleicht sollte man mal von diesem ganzen "Konkurrenz belebt den Markt und ist gut für den Verbrauchen"-Danken abgehen und sich mal auf reale Bedingungen wieder berufen und einigen...
Ich denke das sollte man differenziert betrachten. Der Ort wo ich wohne da wurde gerade Glasfaser verlegt und dazu hat man dann alle Strassen aufgerissen.
Und am Ende des Tages muss sich das ganze natürlich auch rechnen, bringt nichts Milliarden für dne Ausbau auszueben wenn am Ende des Tages keine Kohle reinkommt.
Viele Menschen die laut nach dem schnellsten Internet der Welt schreien sind am Ende des Tages ruhig wenn sie Preise von 100 Euro im Monat hören, dann ist aufeinmal die Standartleitung für 30 Euro gut genug.
Es möchte nicht jeder Glasfaser. Bin mit meinem 50 Mbit für 19,99€ sehr zufrieden :) Glasfaser nein danke
Klar hat sie den Ausbau damit gebremst, aber es war sicherlich eine gute Entscheidung. Hätte man sich vor 4-5 Jahren nicht komplett davon abgewendet FTTC auszubauen wären sicher einige hundert mehr Gemeinden zumindest von 1-2Mbit auf 50 angehoben worden, womit das Leben schon um einiges leichter ist.
Klar nehme ich auch gern einen Glasfaseranschluss, einfach um die nächsten 70 Jahre meine Ruhe zu haben. Dafür habe ich in meiner Nachbarschaft auch gekämpft, indem ich Politiker angeschrieben und eine Petition gestartet habe. Aber ich wäre auch schon sehr froh und zufrieden gewesen, hätte die A1 Telekom für die 900 Haushalte 7 Multifunktionsgehäuse aufgestellt, um 100-300Mbit zu erreichen. Damit wäre man in wenigen Wochen fertig gewesen. Da die Regierung aber vor einigen Jahren entschieden hat nur noch den FTTH Ausbau zu fördern, hat die A1 komplett damit aufgehört. Somit warte ich seit Mitte 2021 auf meinen FTTH Anschluss, statt schon seit Monaten mit 200Mbit zu surfen.
Glasfaser wird auch in Deutschland seid über 30 Jahren gebaut, nur eben nicht für die Haushalte direkt. Das gilt auch für andere Länder. Die Technik um massenhaft Glas in die Fläche zu den haushalten zu bringen, gab es vor 30 Jahren noch gar nicht.
Es wird beim Glasfaserausbau leider immer diese zwei unterschiedlichen Anwendungen Szenarien in einen Topf geworfen, und auch die unterschiedlichen Voraussetzungen , die es in den verschiedenen Ländern gab und gibt.
Die Politik war oft nicht so entscheidend, auch die Wirtschaftlichkeit spielt hier eine große Rolle.