Hast du schon mal eine Phase im Leben gehabt, wo du dich komplett vernachlässigt hast? Oder kanntest du so jemanden? Wie ist das passiert? Wie bist du aus....?

8 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ja, so eine Phase hatte ich. Ich hatte 2018 einen Nervenzusammenbruch, auf den eine sehr lange schwere Depression folgte. Die habe ich zwar überwunden, aber psychisch krank bin ich immer noch und war ich höchstwahrscheinlich davor schon, bzw hat es sich halbwegs unbemerkt angebahnt.

Ich habe in dieser Zeit meine Wohnung kaum verlassen. Körperlich habe ich mich zum Teil vernachlässigt. Ich habe nicht aufgehört zu duschen etc, habe mich aber extrem ungesund ernährt und mich mit Zucker, Alkohol und Koffein völlig zugeschüttet, und auch doppelt so viel geraucht wie heute. Meine Wohnung war ein einziges Chaos, zwar kein Ungeziefer und Essensreste, aber überall leere Flaschen, Pizzakartons etc. Mir war einfach alles scheiß egal um es mal auf gut deutsch zu sagen. Ich habe in dieser Zeit sehr zugenommen, kaum soziale Kontakte gehabt, nur übers Internet, und teilweise ging es mir so schlecht dass ich für kein Geld der Welt meine Wohnung verlassen hätte, dann kam es durchaus mal vor dass ich nichts gegessen habe, einfach weil mir die Kraft gefehlt hat das Haus zu verlassen.

Wie geht's mir heute.. Tja diese schwere Depression habe ich überwunden, unter anderem mit Therapie, allerdings leide ich wie gesagt unter einer anderen psychischen Krankheit. Die bringt Probleme mit sich, aber man kann damit durchaus leben, da sie sich eher auf mein Verhalten gegenüber anderen auswirkt. Ich bin momentan dabei, mich sozusagen zu "resozialisieren", meine Wohnung steht so gut wie leer da ich in eine ruhigere Gegend meiner Stadt ziehen möchte, was diese Woche noch passiert wenn alles nach Plan läuft.

Ich habe auch abgenommen, bin 81 auf 57kg. Naja lieber Lauch als Fett. Wie gesagt rauche ich weniger und höre nach dem Umzug vermutlich komplett auf, da die neue Wohnung keinen Balkon hat. Momentan nehme ich an einer Maßnahme teil, die mir helfen soll mich in die Arbeitswelt zu integrieren. Die ganzen psychischen Probleme gehen jetzt schon über 3 Jahre so, ich würde sagen dass sich viel getan hat, aber es kommt auch noch viel auf mich zu. Mal schauen wie es läuft.


AnneNette22 
Beitragsersteller
 26.01.2022, 13:29

Ich wünsche dir von Herzen einen guten Start in deiner neuen Wohnung. Dass du dich dort besser fühlst, dass du beruflich etwas gutes findest, dass es dir alsbald besser geht... 🙏

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Ich kannte jemanden!

Ich war mal mit einem Alkoholiker liiert, wusste damals aber nichts über diese Krankheit.

Immer, wenn er trank, setzte er mich unter Druck oder benahm sich anders als sonst. Damit fiel es mir auf, dass er wieder trank! Er hatte Waffen, und meine Mutter hatte Angst, dass er mir was antun würde!

Als ich wegen und durch ihn nervlich fertig war, riet mir eine Therapeutin, welche ich eingeschaltet hatte, Schluss zu machen, da der Mann schon unzählige Entgiftungen und Reha´s ohne Erfolg hinter sich hatte.

Es dauerte, bis ich mich traute. Von da an rief er mich immer wieder unter unbekannter Nummer an, atmete nur laut ins Telefon. Das machte mir Angst! Als er merkte, dass ich wirklich nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte, gammelte er vor sich hin.

Er lief oft an meiner Wohnung vorbei, vernachlässigte sich immer mehr. Lief Richtung Tankstelle wegen Alkohol, ließ sich Haare und Bart wachsen und ich sah ihn vom Fenster aus immer ungepflegter herumlaufen.

Das Ende war, dass er an einem Blutsturz starb. Ich wurde von der Klinik informiert, weil er noch immer meine Telefonnummer einstecken hatte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Eigentlich nie und doch ständig.

Ordnung & Sauberkeit: ein immer schwieriges Thema, keine Phase!

Pflege: was meinst du damit? Ernährung fast immer recht gut; Sport bis vor kurzem gut, bald hoffentlich wieder besser; geschminkt noch nie. Im Lockdown oder wenn es mir gesundheitlich gerade mäßig geht, leidet das Haarewaschen/Bürsten/Kämmen.

Schlaf: Schau dir meinen usernamen an und meine Antwortzeiten hier an ...! Bin seit Jugend an ein eher später Typ und immer mal wieder wird es richtig schlimm.

Termine: zum Glück selten. Komme nahezu immer pünktlich, auch wenn es öfters knapp ist.

Kreativer Chaot, der da nie komplett raus kommt :-D

Seit dem Abistart 2017 stecke ich immer mal wieder in Tiefs.

Wie es dazu kommt, kann ich dir nicht sagen, sind einfach da. Die Dauer kann gerne mal von einer Woche bis zu mehreren Monaten sein.

Das äußerst sich so, dass ich mich nach außenhin komplett "normal, nett, hilfsbereit etc" zeige, doch in Momenten, wo keiner hinguckt mir Dinge durch den Kopf gehen und ich sage mal "innerlich" leide.

Bin halt auch kein Mensch, der traurige/wütende Emotionen nach außen zeigt.

Bisher hat es noch keiner bemerkt und die Maske scheint noch gut zu funktionieren.

LG

Von Experte Birgitmarion bestätigt

ja, immer mal wieder.

Putzen fällt mir dann schwer bzw lass ich es einfach bleiben.

Und ich hab auch schonmal ein paar Wochen lang meine Haare einfach im Dutt getragen um sie nicht bürsten zu müssen.

In einem Tief funktioniert man nach außen. Dh, man geht zur Arbeit / Schule und erledigt was wirklich notwendig ist. Das verbraucht aber alle Energie sodass für anderes nichts mehr übrig bleibt.

Igendwann reichts mir dann selbst und ich mach einen Großputz, einen Urlaub oder hol mir was vom Arzt.


Birgitmarion  26.01.2022, 13:41

Da ich selbst so etwas noch nie hatte, Dich aber verstehen kann, bestätige ich Deine Antwort!

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