Für wie glaubwürdig haltet ihr diese Anekdoten?
Guten Abend. Ich bin Jahrgang 1938 und lebe heute in der Nähe Münchens. Als Kind und junger Mann habe ich von meiner älteren Verwandtschaft viele interessante Anekdoten erzählt bekommen. Oft frage ich mich inwiefern diese Anekdoten der Wahrheit entsprechen. Ich habe hier einige Geschichten zusammengesucht, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind und möchte euch um eure Einschätzung bitten. Haltet ihr diese Anekdoten für wahr?
Mein Urgroßvater (Jahrgang 1856) erzählte mir als Kind gelegentlich Geschichte, die mir besonders im Gedächtnis geblieben ist. Er stammte und lebte in einem kleinen Dorf im Allgäu, wenige Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt und in den Alpen gelegen. Als er 12 war starb sein Vater bei einem Arbeitsunfall. Daraufhin habe seine noch recht junge Mutter ihr Haus verloren und sei in den nahegelegenen Hof ihrer Eltern und ihrer Großmutter gezogen, wo noch einige ihrer Geschwister lebten. Es sei dort sehr eng gewesen und an Abenden nach heißen Sommertagen, sei mein Urgroßvater manchmal mit seiner Mutter im Fluss etwa 50 Meter hinter dem Hof baden gewesen, an einer Stelle die etwas versteckt lag. Am Anfang hätten beide nackt gebadet. Mein Uropa bekam irgendwann eine Badehose geschenkt Leider haben wenig später 2 Klassenkameraden meines Urgroßvaters die beiden mal beobachtet und ihnen ihre gesamte Kleidung und Schmuck vom Flussufer gestohlen. Glücklicherweise hatte mein Uropa noch seine Badehose an aber die Mutter musste komplett nackt zum Elternhaus zurück gehen über die Wiese und den Hof. Als seine Uroma die beiden in den Hof kommen sah sagte sie zu ihrer Enkelin im Allgäuer Dialekt ,,ach schämt ihr euch nicht so herumzulaufen und auch noch barfüssig auf der kalten Erde mit den Spitzen Steinen". Mein Uropa soll zu der Zeit 13 oder 14 gewesen sein. Es muss also etwa das Jahr 1869 oder 1870 gewesen sein. Mein Urgroßvater starb 1954 mit 98 Jahren als ich 16 war. Seine Mutter (meine UrUrOma) starb im Alter von 100 Jahren, nur wenige Monate vor meiner Geburt. Den Hof habe ich noch gesehen, auch die Stelle im Fluss wo beide gebadet haben sollen.
Als Offizier ersten Weltkrieg habe mein Uropa (im Alter von etwa 60 Jahren) zum ersten mal einen dunkelhäutigen Menschen gesehen und er und seine Kameraden seien alle so fasziniert gewesen, dass sie um Autogramme baten und es soll sogar ein Gruppenfoto mit ihm gemacht worden sein.
Eine eher unerfreuliche Geschichte: Die Cousine meiner Schwiegermutter war Jahrgang 1929 und kam aus Cadolzburg. Als junges Mädchen hat sie selbstgenähte Puppen verkauft oder verschenkt. Eines Tages sei sie zu einem großen Hof gegangen , dort geklingelt und habe einer Frau 2 Puppen gegeben, dafür Süßigkeiten bekommen und wäre nach ihrem Namen gefragt worden. Eine Woche später erhielt sie überraschend einen Brief mit Dankeschön und etwas Geld von Frankens ehemaligem Gauleiter Julius Streicher. Sie hatte nicht gewusst wer dort wohnt und war zum Haus gegangen weil sie es schön fand.
7 Antworten
Ich schließe mich den Meinungen an, halte das für durchaus glaubwürdig.
Einiges deckt sich in gewisser Weise mit dem, was u.a. in unserer Familie bspw etwa durch meine Oma weitergegeben wurde.
Meine Urgroßmutter kommt ursprünglich aus Ostpreußen, verstarb bereits vor dem Zweiten Weltkrieg. Meine Oma war kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in die Region Nordwestdeutschlands übergesiedelt.
Das klingt eigentlich alles glaubhaft. Allerdings war es bis in die 50er Jahre auf dem Land üblich barfuß zu laufen, vor allem für Kinder und Jugendliche, und Frauen/ Mädchen sind nur in Berlin baden gegangen zumindest öffentlich. In manchen Gemeinden war es Frauen sogar verboten öffentlich zu baden. So haben mir es meine Großeltern erzählt.
Haltet ihr diese Anekdoten für glaubwürdig?
Ja, absolut.
Kenne eine Menge Ankedoten aus Ostpreußen von meiner Verwandtschaft väterlicherseits. Da kamen auch eine genze Menge "schlüpfrige" Geschichten vor. Zwischen der vom Pfarrer gepredigten Prüdigkeit, der nach Außen hin getragenen Prüdigkeit, der Prüdigkeit des Bürgertums auf der einen Seite und dem "heimlichen" Landleben der Bauern und Gutsherren auf der anderen Seite scheint es doch einige gewaltige Unterschiede gegeben zu haben.
Als Offizier ersten Weltkrieg habe mein Uropa (im Alter von etwa 60 Jahren)
Hier habe ich etwas gestutzt. Bis zu welchem Alter wurden denn Soldaten/Offiziere im WK I eingezogen?
Ansonsten finde ich die Geschichten durchaus plausibel.
Auch die Geschichte der Mutter die nackt nach hause läuft. Schließlich machte sie das nicht, weil sie so freizügig war, sondern weil ihre Sachen gestohlen worden waren.
Sie ist nicht freiwillig nackt nach Hause gelaufen aber sie war ja angeblich häufiger nackt vor ihrem Sohn beim Baden u.s.w. bin mir auch nicht sicher ob Mütter das zu der Zeit vor ihren Kindern gemacht hätten.
ich kann mir vorstellen, dass das alles so in Wirklichkeit passiert ist
so abwegig finde ich das alles nicht
allerdings muss man immer beachten, dass Ereignisse verzerrt widergegeben werden können, weil man sich falsch erinnert, Dinge hinzuerfindet, übertreibt, damit die Story spannender wird, oder verschiedene Ereignisse miteinander vermischt
Normal. Die Menschen hatten auch kein Bad, sondern wuschen sich in der Wohnküche - meist der einzig beheizte Raum - , bzw. wurde dort einmal die Woche eine Zinkwanne hingestellt. Die Menschen badeten nacheinander, meist mit dem gleichen Wasser, bzw. Anteil. Das Wasser ranzuholen und aufzuwärmen war viel Arbeit. Der Rest der Familie stand derweil nicht in der Kälte vor der Tür.
@Tayeus Das war damals gerade auf dem Land noch weit gängiger als heute. Alleine wegen der Wohnsituation und dem mangel an Bädern. Das Schamhafte verhüllen ist eigentlich eine Erfindung des Bürgertums im Zuge der Industrialisierung. Die Arbeiterschicht bzw. Bauern etc. hatten dafür gar nicht die Möglichkeit.
3-4 Kinder oder 2 Erwachsene in einem Bett, mangels Platz, auch eher Standard als Seltenheit.
Naja das eine Mutter vor ihrem Sohn nackt rumläuft vor 150 Jahren?🤔