Haben die Nazis auch deutsche Behinderte töten lassen?

10 Antworten

Ja.

Kinder-Euthanasie ist eine verharmlosende Bezeichnung für die im Nationalsozialismus organisierte Tötung geistig und körperlich behinderter Kinder und Jugendlicher sowie solcher mit auffälligem Verhalten. Der Kinder-Euthanasie fielen in über 30 sogenannten „Kinderfachabteilungen“ mindestens 5000 Menschen zum Opfer. (Quelle)

https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/295244/ns-euthanasie

Zu allen Behinderten etc. die darunter fielen und zum Tode verurteilt wurden, kommen noch 200 Tsd. Kinder dazu, die in den Krankenhäusern mittels einer Überdosis Schlafmittel getötet wurden. Somit wurde nicht nur in KZ mobilen Gaswagen, diese Leute gemeuchelt, auch die Mediziner gaben sich somit dafür her.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/24708/NS-Kindereuthanasie-Ohne-jede-moralische-Skrupel

Woher ich das weiß:Recherche

Der rassischen „Säuberung“, auch im deutschen Volk dient das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" (Juli 1933), das Zwangssterilisierungen erlaubt. Über 350.000 Menschen, Kranke, Behinderte, Angehörige sozialer Unterschichten, werden bis 1945 unfruchtbar gemacht. Im Herbst 1939 wird der Rassenwahn noch einmal gesteigert. Per Erlass gibt Hitler so genannte „unheilbar Kranke“ der Vernichtung preis und spricht dabei verschleiernd von „Gnadentod“. Dieses Mordprogramm an 120.000 Menschen nennen die Nazis beschönigend „Euthanasie“, was „schöner, leichter Tod“ bedeutet.

Als die Deutschen den Mord an den eigenen Volksgenossen hinnahmen, gewannen die NS-Schergen die Zuversicht sie könnten noch größere Verbrechen ohne große Einwände begehen. Wer zulässt, dass die eigene an Schizophrenie leidende Tante in der Gaskammer stirbt oder der fünfjährige spastisch gelähmte Sohn ermordet wird, den wird das Schicksal der "jüdischen Volksfeinde" nicht kümmern.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Soweit mir bekannt wurden gerade geistig Behinderte, die nicht arbeitsfähig waren und erhöhten Pflegeaufwand erforderten, zuerst in in Pfleghäusern (keine Ahnung wie diese damals genannt wurden - so eine Art Nervenklinik oder Neurologisches Krankenhaus) zusammengefasst und später dann umgebracht.

Ja, unabhängig von dem was die Nazis als Rasse bezeichneten, galten Behinderte oft als "lebensunwert" (Ich meine das war der Begriff). Wobei wiederum nicht jeder umgebracht wurde. Manche wurden vielleicht auch "nur" sterilisiert. Gerade wenn sie vielleicht durchaus arbeiten konnten. Gerade mit geistiger Behinderung oder dem, was die Nazis als Erbkrankheit bezeichnet (und was oftmals gar keine war) dürfte man deutlich gefährdeter gewesen sein. Ich arbeite selbst bei einem AG, der unter anderem Wohnen für Menschen mit primär geistiger Behinderung anbietet und wenn man da mal in die Chronik blickt, dann haben von 180 verlegten Menschen gerade mal 38 überlebt. Die Religion war da sekundär, wobei die jüdische Zugehörigkeit oder Abstammung die Chancen sicher nicht verbessert hat. Eine rein körperliche Behinderung insbesondere bei Arbeitsfähigkeit dürfte dagegen eher ungefährliche gewesen sein.

Aber gerade geistige Behinderungen, Epilepsien und psychische Behinderungen waren oftmals echt gefährlich.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ex. Physiotherapeutin und im Medizincontrolling eines KH