GuGuMo - Wie kommt ihr so mit euren Nachbarn klar?

35 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Einen wundervollen Tag liebe Gugumo-Gemeinde und dir lieber Idefix. Danke für die schöne Frage.

Ich habe nicht so viel Erfahrung mit Nachbarn, da ich sehr selten umziehe. Du liest gerne längere Antworten, also beginne ich mit meinerJugendzeit.

Meine Eltern wohnten mit uns zwei Kindern zusammen in einer Wohnung, bei der es nur eine andere Wohnung gab und ein einzelnes Zimmer mit WC und Dusche. Das einzelne Zimmer wurde von einer älteren Frau bewohnt und als diese auszog mieteten wir dieses Zimmer für unsere Großeltern an. Über uns lebte zuerst ein älteres Ehepaar, welches sehr zurück gezogen war. Daher habe ich da keine wirklichen Erinnerungen. Danach zog da eine Familie aus Jugoslawien ein. Meine Mutter kümmerte sich sehr gerne um deren Kinder. Damals hat meine Mutter nicht gearbeitet, sondern war Hausfrau. So kam es das Mutter schließlich den Kosenamen "Tante" erhielt. Bruder und ich hatten das Glück, dass wir nun viel Freiraum hatten, da niemand sich daran störte, dass wir unseren Discokeller unten im Haus hatten. Mit einer deutschen Familie hätte es sicher ärger gegeben. Der Kontakt besteht immer noch zu diesen ehemaligen Nachbarn, obwohl wir schon am Ende der 80er Jahre dort weg zogen. Die inzwischen erwachsenen Kinder haben Bruder und mir sehr geholfen, als Mutter bedingt durch ihr hohes Alter etwas mehr Hilfe benötigte. Wenn wir nicht konnten, besuchten sie ihre "Tante". So konnte Mutter bis zu ihren Lebensende in ihrer eigenen Wohnung leben.

In den darauf folgenden Wohnungen gab es nur sehr wenig Kontakt zu den Nachbarn. Auch habe ich in den beiden folgenden Wohnungen nur 2-3 Jahre jeweils gelebt.

Schließlich zog ich zusammen mit Bruder und Schwägerin in die jetzige Wohnung. Ich lebe in der ersten Etage, Bruder und Schwägerin im Erdgeschoß. Als wir dort ein zogen, lebte in der Straße fast nur Rentner/Pensionäre. Beim Millenium ging Silvester um Mitternacht eine Rakete in die Luft. Das war damals das erste Silvester in der neuen Wohnung und es verdeutlichte mir, wie ausgestorben, ruhig es hier war. Die andere Haushälfte wurde von einer skurielen Frau bewohnt, welche die Haushälfte von den Eltern geerbt hatte. Die war am Tag fast nie zu sehen. Sie war wohl arbeiten gegangen, doch sie war so ängstlich, dass sie es nicht mehr konnte und aus dieser Zeit hatte sie einen in der Zwischenzeit über 80jährigen Freund/Bekannten. Der kaufte für sie ein. Sie war fast nur nachts unterwegs. Dann jähtete sie mit Taschenlampe im Garten das Unkraut, ging mit Regenschirm bei Regen Blumen gießen oder sammelte im Herbst das Laub in ihre Handtasche. Irgandwann begann aus dem Dach eine Birke zu wachsen und sie zog zu diesen Bekannten/Freund, da das Haus unbewohnbar geworden war. Danach stand das Haus leer. Wir befürchteten schon, dass wir unsere Haushälfte auf Dauer nicht halten könnten, da es durch die Wände zu der Seite feucht wurde. Zum Glück kam sie ins Heim und ihre Haushälfte wurde Zwangsversteigert. Nun lebt eine freundliche junge Familie dort, welche mit viel Eigeninitiative die Haushälfte wieder Instand gesetzt hat. Das zog sich über mehrere Jahre mit viel Krach. Wir waren jedoch froh, dass dadurch unser Eigentum mit gesichert wurde und so nahmen wir den Krach in Kauf.

Einen tollen Tag allen interessierten Lesern. Nun werde ich erst einmal die anderen Antworten auf diese schöne Frage lesen, bevor ich mich dann langsam für die Arbeit vorbereiten werde.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
IdefixWindhund 
Fragesteller
 11.03.2022, 11:18

Junge Junge, da haste aber auch ne bewegte Zeit hinter dir. Hut ab, und danke für die viele Mühe beim langen Text. 👍🏼

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Neugier4711  11.03.2022, 11:25
@IdefixWindhund

Sehr gerne geschehen, es ist schließlich eine Gugumo und dazu auch noch eine wirklich interessante Frage. Bei deinen Antworten bisher wusste ich, dass du auch wirklich Interesse an den Antworten hast.

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Guten Tag,

das ist in Ordnung hier und ein Faktor für die ordentliche Lebensqualität. Die Nachbarn sind freundlich, unaufdringlich und sympathisch, machen keinen Krach, es passt einfach. Bin aber jetzt auch keiner, der Streit suchen würde, so wie ich nicht zu denen zähle, die mit den Nachbarn dick befreundet sein müssen. Man hilft sich, grüßt sich, die Verbindung ist entspannt und man hilft sich, wenn was ist.

In der Heimatstadt war das Milieu nicht ganz einfach. Die Leute waren an sich nett, aber teils sehr neugierig und distanzlos. In meiner früheren Wohnumgebung gab es zudem manche Partei, die von der Baugenossenschaft als "Störmieter" eingestuft worden war und sehr unangenehm gewesen ist. Hier ist das nicht der Fall.

In der Hausgemeinschaft hatten wir mal ein junges Paar, das ständig wüste Partys feierte - die hatten Gäste, die immer rücksichtslos die ganzen Aus- und Einfahrten sowie ggf. auch Garagen zuparkten. Ein Nachbar ließ mal sonntagmorgens den örtlichen Mazdahändler, den er privat gut kannte, mit dem Abschleppwagen (!) zum Abschleppen antanzen. Das war Remmidemmi in aller Frühe, aber ich fand's ehrlich gesagt gerecht. Ich weiß aus erster Hand, dass diese Leute intern als "Störmieter" bezeichnet wurden und hernach in einer anderen Genossenschaftswohnung auch Rabatz gemacht haben, bis sie gekündigt wurden.

Dann war da noch zu Zeiten meines Opas so ein kleiner Giftzwerg, der Hausmeister des Nachbarblocks war - mein Opa war bei uns Hausmeister-Obmann und ich übernahm das dann von ihm - den mein Opa mittags dabei beobachtete, wie er bei uns in den Keller schlich und die Heizungen abdrehte, wie er das (das war ein Geizhals) bei sich im Haus auch gemacht habe. Mein Opa war an sich sehr ruhig, aber er stand in dem Moment auf, ging runter, packte diesen kleinen kompakten Mann (ca. 160 Zentimeter groß und eine riesige Brille) am Kragen und warf ihn aus dem Haus.

Unter uns wohnte bis zu seinem Tod ca. 1996 ein Mann von Jahrgang 1914 (ist also was länger her^^), der im Krieg war, aus dieser Zeit wandernde Granatsplitter im Körper hatte und nachts wegen der Schmerzen kaum schlafen konnte. Der Mann hat die Zeit überbrückt, indem er die ganze Nacht sommers wie winters auf dem Balkon saß und rauchte. Wenn wir morgens zum Lüften unsere Balkontür (Wohnzimmer) öffneten, hatten wir den ganzen Rauch in der Wohnung.

In einer Einzimmerwohnung des Hauses lebte bis Mitte-Ende der 90er eine Witwe im selben Alter wie dieser Kriegsveteran, die immer ganz laut Radio gehört hat. Da gab es mal einen Schlager namens "Die rote Sonne von Barbados" von den Flippers - der schien ihr besonders gefallen zu haben, den drehte sie immer gaaaaanz laut... nun ja :-)

https://www.youtube.com/watch?v=TDSiRImxqvU

Aber das waren Kuriosa, die man einfach mitbekam ohne dass man es drauf anlegte (man bekommt als Nachbar weit mehr mit als man wissen will, wenn man sich nicht komplett abschottet) - es gab auch Ausreißer. So wurde meine Frau mal von einer Nachbarin öffentlich drauf angesprochen, wieso unsere Rollos samstags um acht Uhr noch nicht oben gewesen seien, wir seien ja offenbar "keine von Schaffhausen" und andere plagen sich um die Zeit seit zwei Stunden in den Vorgärten ab. 

Eines meiner schönsten Erlebnisse in Sachen Nachbarschaft war, als ich in meiner Heimatstadt mal einen Gipsfuß und Krücken bekommen hatte - das war eigentlich doof, aber was mich im Zusammenhang mit dem Gips freute, war die Hilfestellung einer Nachbarin, die ich bis dahin kaum kannte ... ich hatte bei ihr immer das Gefühl, dass sie mich nicht mögen würde, weil sie mich nur selten gegrüßt und angesprochen hat, oft an mir vorbeiging. Sie war es aber, die mir, als sie mich mit dem Gips gesehen hat, gleich angeboten hat, mir zu helfen ... sie ist eigentlich sehr still & ich denke ohne den Gips und die Krücken hätte sie mich nie angesprochen^^ aber es war einfach lieb und ich habe sie dann tatsächlich auch als mal gefragt, ob sie mir was vom Einkaufen mitbringen kann ------> jeweils eine Stunde später klingelte Verena an der Tür :-). Konnte mich jedenfalls immer auf sie verlassen, wenn was war und seitdem ist unser Kontakt auch deutlich enger/persönlicher geworden. Es hätte - da war ich grad Single! - beinahe was werden können draus ... achja, hätte/könnte/würde ;-)

Ansonsten ------> ich mag Nachbarschaft, die funktioniert - das bedeutet für mich nix anderes als Lebensqualität. Ich meine damit aber keine Kaffeekränzchen und Grillpartys, aber zumindest einen normal-freundlichen Umgangston, Ehrlichkeit, Grüßen wenn man sich sieht, ein Grundvertrauen wo man sich auch mal ein Werkzeug ausleiht usw. und im Zweifel gegenseitige Hilfe, wenn es irgendwo klemmt. Einfach Nachbarn, wo man weiß, es läuft und man weiß, wo man dran ist. Und das haben wir hier, von daher passt alles.

Ich mag weder aufdringliche Nachbarn noch welche, die mir komplett aus dem Weg gehen und mich nicht anschauen - bei ersteren würde ich mich permanent beobachtet fühlen, bei zweiteren würde ich mir so wie ich mich kenne ständig die Frage stellen, ob ich mal was falsch gemacht oder was falsches gesagt hätte

Musikalisch besingt Johanna von Koczian die idealen "Nachbarn".

https://www.youtube.com/watch?v=fQrt83r5xSo

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
IdefixWindhund 
Fragesteller
 11.03.2022, 19:51

Vielen Dank für die ausführliche Exkursion in dein nachbarschaftliches Leben. Da blieben ja einige Erinnerungen haften.

😁👍🏽

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Meine Frage ist eigentlich recht simpel: Wie kommt ihr mit euren Nachbarn zurecht?

Den Rest habe ich nicht gelesen :)

Komme gut mit allen parat, man hilft sich, man grüßt sich, nimmt Pakete an wenn der andere nicht da ist oder versorgt auch mal die Blumen wenn man im Urlaub ist. Ein gutes Miteinander, fühle mich wohl hier im 6 Parteienhaus.

IdefixWindhund 
Fragesteller
 11.03.2022, 11:04

Hätte ich (wieder) nichts dazu geschrieben, wäre es auch nicht recht gewesen. 😂

Nennen wir es eine "Zwickmühle".

Aber Dankeschön fürs beantworten. 👍🏼

5

Moin ihr Lieben!

Momentan ist das Zusammenleben bei uns im Haus relativ stressfrei - mit einer Ausnahme.

Momentan haben wir zwei Studentinnen im Haus, die erstaunlich ruhig sind. Da hatten wir schon ganz andere... Die einen haben etwa jeden 2. oder 3. Donnerstag Partys geschmissen - gerne mit offenen Fenstern damit die ganze Nachbarschaft was davon hat. Die Polizei hat dann immer schön bei uns geklingelt, weil wir mit 3 Namen am Klingelschild wohl die ersten Verdächtigen waren. Als sie mich einmal aus dem Tiefschlaf geholt haben, bin ich doch recht unwirsch geworden, was bei dem Polizisten allerdings auf wenig Verständnis stieß *seufz*. Aber die Zeiten sind für's erste vorbei.

Dann gibt es noch ein paar Berufstätige - einzeln und in Paaren. Man grüßt sich, wechselt gelegentlich ein paar Small-Talk-Sätze und lässt sich sonst in Frieden.

Das ältere Pärchen im Haus ist sehr nett und hilfsbereit, solange man sein heißgeliebtes Auto nicht schief ansieht^^ Pakete landen bei Abwesenheit eigentlich immer bei denen, weshalb ich sie zu Nikolaus immer mit Keksen bedenke.

Die alleinstehende ältere Dame ist ein wenig schwierig. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich nicht mag, nicht erkennt oder einfach nur unhöflich ist. Jedenfalls habe ich es aufgegeben sie zu grüßen um mir die ungnädigen Blicke zu ersparen. Wenn man im Hinterhof sein Fahrrad repariert o.ä. muss man ihr allerdings immer erklären, dass man nicht daran interessiert ist, in ihr Wohzimmer oder ihre Küche zu spähen.

Und dann ist da mein ganz spezieller Freund und seine Haustiere. Wobei es nicht so sehr seine Geckos sind, die mich stören, auch wenn ich schon gelegentlich einen im Hausflur eingesammelt und zurück gebracht habe. Nein, es sind die verfluchten Futtertiere, die ihm immer wieder ausbüchsen. Heimchen in der Wohnung sind keine guten Mitbewohner. Besonders wenn sie geschlechtsreif werden und anfangen nachts zu zirpen :(

Die afrikanische Familie ist mir sehr sympathisch. Von ihm kriegt man nicht viel mit, aber sie ist viel mit den beiden Kindern zu Gange und man sieht sich. Die Verständigung ist auch nach 2 Jahren immer noch etwas schwierig, aber sie gibt sich wirklich Mühe, wird auch langsam besser und mit Händen und Füßen klappt's dann doch immer. Wir haben auch schon mal gemeinsam gegrillt und Kekse gibt's für die zu Nikolaus auch.

Zu guter Letzt sind da noch meine Wand an Wand Nachbarn im Nebenhaus. Ich habe sie noch nie gesehen, weiß aber mehr über sie, als ich eigentlich wissen sollte^^ Streitigkeiten, Baby, Trennung... Ich bin mir sicher, dass mir die eine Hälfte des Paares erhalten geblieben ist. Denn sie oder er spielt ein mir unbekanntes Zupfinstrument. Ich würde die Musik im ostasiatischen Raum verorten. Die gelegentlichen Livekonzerte finde ich sehr entspannend.

Einen schönen Start ins Wochenende wünsche ich euch!

IdefixWindhund 
Fragesteller
 11.03.2022, 19:37
solange man sein heißgeliebtes Auto nicht schief ansieht

Könnte fast ich sein 😂

Hast aber auch einiges schon erlebt, mit den Nachbarn.

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Wir hatten schon immer ein gutes Verhältnis mit den Nachbarn. In der DDR in der ersten Wohnung war es einfach. Waren im gleichen Alter, Kinder auch und wir mussten uns ein Klo im Flur teilen. Sind alle gut miteinander ausgekommen.

Danach Plattenbau. Aber nicht so anonym, wie man sich das vorstellt. Sind alle fast zur gleichen Zeit eingezogen und haben viel gemeinsam gemacht. (Hausordnung, Spielplatz, Grünanlage, Vorgarten). Und ab und zu auch gefeiert im Gemeinschaftsraum. War Super.

Hier in den alten Bundesländern , gerade in BW, sind viele schon etwas reserviert gewesen und auch neugierig, weil Ossis. Aber in allen Wohnungen und später auch im Haus immer nette Nachbarn gewesen. Es gab oder gibt regelrechte Freundschaften, die auch bestehen, wenn man wegzog. Also wir können bisher nicht klagen. Dann will ich auch mal einen Song beisteuern. Bei manchen passt er eventuell, bei uns nicht.

https://www.youtube.com/watch?v=WRqTvqi-pVM

Angel1112  12.03.2022, 13:08

Das ehrenwerte Haus,-das Lied ist der Hammer...

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