Gibt es Pferde und Menschen die keine Bindung aufbauen können?

6 Antworten

Das war bei mir genauso.
Ich habe damals meine Vollblutstute geholt ich fand sie cool und mega hübsch, ob ich sie geliebt habe auf den ersten Blick -nein.
Nicht mal dann als ich sie gekauft hatte und sie dann bei mir hatte. Ganz im Gegenteil, ich hatte sogar das Gefühl, als wenn ein Fehler gemacht habe. Dann habe ich mich gefragt "Hast du es dir richtig überlegt?"
"Bin ich dem überhaupt schon gewachsen?"
Ich hätte sie am liebsten wieder zurück gegeben, weil sie auch die ersten Tage überhaupt nicht an mich interessiert war, wenn ich kam (normal) aber ich musste sozusagen erst lernen zu verstehen.

Ich weiß nicht ab wann das auf einmal kam, das ich sie abgöttisch liebte und mir das gleiche auch irgendwann einfach zurück gab. Sie kam auf mich zu als ich kam und wich mir dann auch nicht mehr von der Seite. Sie war wirklich nicht einfach und ich hatte einige sorgen mit ihr aber ein Verkauf kam nie in Frage.
Es war mein Traum Pferd, sie sah bildhübsch aus und dann war es sogar noch ein Englisches Vollblut, wovon ich immer träumte. Sie hatte so einen tollen und ehrlichen Charakter.

Sein eigenes Pferd muss man erst schätzen und lieben lernen. Man kann es nicht beschreiben wie das abläuft oder wann es genau passiert. Es kommt, wie es kommt.
Beschäftige dich mit dem Pferd, lernt euch erstmal kennen und glaube mir, der Zeitpunkt wird kommen wo du anfängst das Pferdchen mit anderen Augen zu sehen.

Das kann man nicht mit einem Schulpferd vergleichen.

Ich wünsche dir viel Glück 🍀

Eine Bindung aufzubauen dauert lange. Im Nachhinein durch eigene Erfahrung mit drei Pferden (nacheinander) und durch das Erleben von Freunden sage ich, dass es unter einem Jahr nicht geht.  Und das gilt auch für, die, bei denen es (angeblich) Liebe  auf den ersten Blick war. Ich bin eh kein großer Fan von Liebe auf den ersten Blick. Das ist wie beim Menschen. Verknallt ist man schnell, aber ob liebe draus wird, muss sich halt erweisen.

Da du erst dreimal da warst, konnte sich noch nicht mal ein Fünkchen an Beziehung aufbauen. Das ist nichts.  Meinen Araberwallach hatte ich mit dreieinhalb Jahren gekauft und hatte ihn 25 Jahre lang. Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Absolut nicht. Es war ein reiner Pedigreekauf, er war asil und hatte einfach tolle Papiere. Aber als ich ihn das erste Mal sah, war ich sehr enttäuscht.  Er sah eher wie ein kleiner, schmaler Trakehner aus, aber nicht wie ein Araber. Es war ein reiner Vernunftkauf, da ich einfach wusste, dass ich einen Araber mit der Abstammung für den Preis, den ich zahlen konnte, nicht noch mal finden würde.  Ich habe ihn dann aber mit der Zeit abgöttisch geliebt.

Bei meiner jetzigen Stute, auch ARaberin natürlich, war es ähnlich. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger ist sie viel arabisch-hübscher als er. Sie gefiel mir auf Anhieb. Sie sah so süß aus, wie die pferdgewordene Mutter Theresa. So lieb. Alles Täuschung. Sie ist eine cholerische Zicke und im ersten halben Jahr hat sie mich oft gebissen und hin und wieder sogar nach mir getreten. Da hatte die kein Problem mit. Ich war sehr bekümmert, weil ich dachte: "vielleicht mag sie mich ja nicht." Dabei sagten alle im Stall, dass meine Stute sehr auf mich fxiert sei. Dann lernte ich zufällig die Züchterin des Vaters meiner Stute kennen, die auch noch die Großmutter hatte. Die lachte sich tot, als ich ihr bekümmert erzählte, dass mein Pferd oft so biestig mir gegenüber sei. Sie meinte: "dann hat sich die Joralla, die Oma, ja dominant vererbt. Jagt sie auch fremde Leute aus dem Paddock?"  Ja!! Danach ging es aufwärts, denn ich nahm ihre Zickigkeit nicht mehr persönlich.

Meine Freundin hat nun auch ihr zweites Pferd. Es war ein Vernunftkauf. Der Züchter der Exgalopperin war unser Tierarzt, das Pferd stand nicht weit weg, er garantierte ihr, dass das Pferd gesund war. DAs war es auch. DAs Pferd ist auch brav. Aber sie erzählt immer, dass das Pferd im ersten Jahr nur ein Sportgerät für sie war. Sie hätte es leichten Herzens wieder abgeben können. Jetzt hat sie das Pferd seit vier Jahren und liebt es mittlerweile sehr.

Du siehst also, es braucht Zeit. Und auch ein intensives Engagement.  Durch hin und wieder mal hingehen und reiten, baut sich keine Beziehung auf. Es ist der tägliche Umgang mit dem Tier, den Krisen, die man gemeinsam erlebt hat, die gemeinsamen Freuden.

Und unter einem Jahr geht es kaum.



XxXPferdeXxX 
Beitragsersteller
 18.03.2017, 18:22

Danke für deine ausführliche Antwort. Mir geht es nicht nur ums reiten da dass eh gesundheitlich nicht gut für sie ist.  Ich freue mich das auch wenn es vielleicht mal nicht so toll läuft man nicht die Hoffnung aufgeben muss und immer noch Ein tolles Team werden kann, dankii

Ja und ja...^^ Allerdings kannst Du nach so kurzer Zeit noch nicht von Bindungsängsten bei Euch sprechen!

Eine Bindung entsteht durch gemeinsames Erleben, durch Zusammenarbeit, durch die Erfahrung, einander trauen zu können. Das dauert! Dafür braucht es Geduld und Engagement und Wissen umeinander auf beiden Seiten!


Beutelkind  18.03.2017, 18:10

Ach, Du hast ja noch gefragt, was Zeichen sind, dass Dich das Pferd schätzt und Dir traut! Wenn es Dich anblubbert, wenn Du kommst. Wenn es Dir ohne Strick folgt, wenn Du es von seinen Artgenossen fort von der Wiese holst. Wenn es Dir traut, in Situationen, in denen es sich ängstigt. Sag ich mal so. Wie gesagt: Das dauert!

XxXPferdeXxX 
Beitragsersteller
 18.03.2017, 18:15
@Beutelkind

Okay Danke :D

Beim dritten Mal wo ich da war und sie gerufen habe hat sie nach mir geguckt und gegrummelt aber das kann ja alles bedeuten 100% hatte sie nur Hunger xd 

Also zu identifizieren, wann ein Pferd sich freut fänd ich schwer ;)

Lächeln tun sie ja nicht und wedeln auch nicht mit dem Schwanz. Aber du hast deine Frage eigentlich schon beantwortet finde ich. Nach dem dritten mal fühlt sich das Pferd  bei dir noch nicht gut aufgehoben und anders herum auch nicht. Gib dem ganzen einfach Zeit


Dahika  18.03.2017, 18:11

zugegeben, ich reite nur Araber und das sind sowieso mehr Hunde als Pferde. Aber meinem Pferd sehe ich das sehr deutlich an, ob es sich freut oder nicht. Dazu muss sich nicht lächeln und auch nicht mit dem Schwanz wedeln. Ich sehe es einfach! Genauso sehe ich, wenn sie keine Lust auf mich hat.

Beutelkind  18.03.2017, 18:15
@Dahika

Natürlich ist deutlich erkennbar, ob sich ein Pferd wohl oder unwohl fühlt! Um das zu lernen, reicht es, sich mal einen Tag auf die Wiese zu setzten und die Tiere untereinander zu beobachten!

2000b  18.03.2017, 19:10
@Beutelkind

Gut, ich hatte bisher noch keine  Zeit oder Gelegenheit mich einen Tag lang auf eine Pferde-Wiese zu setzen und zu sehen, wann das Pferd glücklich ist. Aber da du das schon gemacht hast, erkläre bitte indem Laien wie mir, woran ich das erkennen soll, wenn ich das nächste mal ein Pferd sehe.

Beutelkind  18.03.2017, 23:13
@2000b

So wie Du erkennst, ob Du einen zufriedenen Menschen vor Dir hast, kannst Du auch erkennen, ob Du ein zufriedenes Pferd vor Dir hast.

Dazu ist es allerdings erforderlich, Pferde zu beobachten, in den verschiedenen Umständen. Du musst einmal ein krankes Pferd gesehen haben, ein verängstigtes Pferd, ein eingeschüchtertes Pferd oder auch ein Pferd, dem inzwischen alles egal geworden ist und welches alle Hoffnung hat fahren lassen...

Ein lebensfrohes, neugieriges Pferd sieht anders aus als eine geschundene Kreatur, da unterscheidet es sich keineswegs vom Menschen...^^

Dies einem "Laien" zu beschreiben, ist mir leider nicht möglich, sorry!

...Auch ist beim Hund das Wedeln mit der Rute keineswegs ein Anzeichen für Freude, es zeigt lediglich den Erregungszustand des Hundes an! Das kann eine Begrüßungsgeste sein, aber auch Aufregung über einen ungebetenen Gast...^^

hallo,

genau dieses neutrale "gefühl" ist gut. du stehst dem pferd nicht negativ gegenüber.

immerhin.

neutralität bietet eine gute möglichkeit zur zusammenarbeit. du hast keine rosarote brille auf, die erst alles toll macht und dann hinterher umso mehr desillusioniert. du wirst das pferd nicht verhätscheln, aber es auch nicht ungerecht behandeln.

wenn ihr beiden miteinander klarkommt, steht der sympathie und dem echten vertrauensaufbau nichts im weg.

herzlichen glückwunsch.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!