Gibt es (als fachlich wertvoll angesehene) Bücher über die Entwicklungspsychologie von Kindern?

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Gibt es (als fachlich wertvoll angesehene) Bücher über die Entwicklungspsychologie von Kindern?

Da fällt mir sofort dieses zeitlos gültige Buch aus den 1980er Jahren von Bruno Bettelheim und 2 weiteren ein: 'Ein Leben für Kinder: Erziehung in unserer Zeit'.

In einer Phase, als ich in Zeiten des antiautoritären 'Laisser faire' versuchte, meine eigene, von autoritärer Erziehung geprägte Kindheit zu rekapitulieren, hat dieses Buch mir sehr geholfen zu erkennen, zu verstehen - und besonders, jetzt im höheren Alter, sowohl meinen Eltern als auch mir selbst zu verzeihen.

Und hätte ich Kinder gehabt, wäre mir dieses unterhaltsam zu lesende Buch ein unverzichtbarer Ratgeber gewesen.

Diese Ansicht aus einer der Rezensionen teile ich: 'Bettelheims wertschätzende Art, über Kinder zu schreiben, auf sie als Individuum einzugehen, ist absolut zeitgemäß und in Themen rund um eine gesunde Eltern-Kind Beziehung, die Entwicklung des Selbst, das Leben in Gemeinschaften und versch. Konfliktbewältigungen kann er absolut mit den "neuen" Autoren wie Jan Uwe Rogge mithalten, und zieht geradewegs an einem Steve Biddulph vorbei! ;)'

Besonders beeindruckt war ich bei der Lektüre, wie die Verkettung von Kindesmissbrauch zustandekommt, der sich - wenn sie nicht unterbrochen wird - über Generationen immer weiter fortsetzt, solang es psychologische Mechanismen gibt, die Opfer zu Tätern werden lassen (z. B. eine Kombination aus 'Gaslighting' und Autorität). ♡ Erkentnis daraus: Ein Kind wird nicht von allein böse - es bekommt es weitergegeben und lernt es - Folge: So setzt sich dieses Übel Kindesmissbrauch immer weiter fort.

◇♧◇

Ebenfalls in diese Liste bemerkenswerter Arbeiten gehören die des begnadeten Neurobiologen und Hirnforschers Gerald Hüther.

Prof. Hüther setzt sich seit jeher für eine Pädagogik ein, die die Kreativität von Kindern fördert, statt sie durch veraltete Beschulung und ein Belohnungssystem zum Erliegen zu bringen, das dumpf rekapitulierendes Büffeln stereotypischer Inhalte honoriert.

Im Umgang von Menschen miteinander quer durch die Hierarchien betont er besonders die Wichtigkeit der Augenhöhe in der nicht-wertenden (!) Subjekt-Subjekt-Kommunikation. ◇

Die herablassende Subjekt-Objekt-Kommunikation - wie sie z. B. noch von Behörden gegenüber Individuen, aber auch von Lehrern zu Schülern gepflegt wird - führe im Ergebnis zu fatalen Prozessen im Gehirnstoffwechsel (=Dopamindefizit), was sich im Belohnungszentrum vergleichbar wie Schmerzen äußert (Folge: u.a. Depressionen, uvm.).

Es ist sicher weit gegriffen, bei der psychologischen Betrachtung der Auswirkungen von Pädagogikmodellen auch das Gehirn mit einzubeziehen, aber die unterhaltsame Art des sympathischen Professors erleichtert einem diesen Schlenker sehr! :-)

Ich kenne Prof. Hüther persönlich aus einer Vorlesungsreihe an meinem Ort, wo er als eine Art Conférencier seinen Zuhörern öfter Fragen zu deren selbstgewählten Alltagsthemen aus hirntechnischer Sicht beantwortete. Ein Highlight!

Hier eine Kostprobe, die trotz ständiger Unterbrechungen einen Einblick gestattet:

https://youtu.be/GqArmVzpZew?si=o6m-ZbmO_wwfGOxG

An Büchern gibt es von Gerald Hüther mehrere, die eine gut differenzierte Sichtweise zu einzelnen Aspekten der Kinderpädagogik zulassen. Hier eine Übersicht. Selbst haben mich Videos begeistert, in denen pädagogische Aspekte allgemein angesprochen werden..

Ich freue mich, wenn dich meine Zusammenstellung weiterbringt. ◇♥︎◇


Ich hab viele viele Bücher gelesen. Meist psychologische. Meine Ansicht dazu: Die meisten "Kinderbücher" sagen dir nur, was falsch ist aber nie wie du es "authentisch" richtig machen kannst. Kinder spüren instinktiv, wenn man es nicht so meint wie es ist. Das heißt auch WENN du dich so "verhältst" wie manche Bücher es vorschlagen ist es unauthentisch wenn es nicht ZU DIR gehört und die Kinder bemerken es und werden vielleicht verwirrt oder fühlen Desinteresse. Kinder sind letztendlich Menschen - mit denselben Gefühlen wie du und ich. Sie haben nur ein wesentlich besseres Gefühl dafür, ob etwas wahr ist oder nicht.

Meine Kids sind jetzt 15 und 17 und ich denke - meine Meinung, dass psychologische Bücher die mir halfen MICH SELBST zu verstehen wesentlich mehr dazu beigetragen haben auch die Kinder zu verstehen als jedes einzelne Buch über Kindererziehung. Erziehung existiert für mich nicht mehr. Es geht um Bindung und die ehrliche Art und Weise sich für die Probleme und Sorgen eines Kindes zu interessieren. Ein Kind darf - wie jeder Erwachsene auch, genervt sein, sauer sein, beleidigt sein, verwirrt sein,.... das ALLES ist kein Problem. Und es ist einem Kind auch erlaubt zu sagen, dass es etwas nicht will. So wie jedem Erwachsenen auch. Und Eltern dürfen überfordert sein, gerade psychisch nicht erreichbar sein, sauer sein,... alles was dazugehört. Aber am Ende zählt immer, dass man mit dem Kind im Kontakt bleibt und drüber redet (wenn es das möchte) was denn los war. Wenn ich mal sauer bin und irgendwie merke, dass das nichts mit dem Kind zu tun hatte dann entschuldige ich mich. Rede darüber. Wenn mich mein Kind beschimpft wegen irgendwas dann bin ich nicht sauer sondern akzeptiert das. Sage zwar, dass ich gewisse Wörter nicht so hören will aber mache auch klar, dass es in Ordnung ist sauer zu sein. Lass das Kind wie es ist. Und bleib mit ihm in Kontakt. Aber um das ganze machen zu KÖNNEN, muss man auch sich selbst besser verstehen lernen. Ich weiß, dass ich kein Recht habe böse zu sein wenn das Kind nörgelt (inzwischen) - weil es mein Problem ist wenn ich das gerade nicht aushalte. Weil es Tage gibt wo ich es aushalten kann. Also liegts an mir.

Nimm deine Kinder ernst - vielleicht nicht immer sofort - aber merk dir die Themen und sprich darüber. Wenn das Kind will. Du kannst auch Erwachsene nicht zwingen zu reden wenn sie das nicht wollen. Und manchmal sagen Kinder auch einfach "nein". Man kann noch stehenlassen, dass du bereit bist dazu aber dann in Ruhe lassen.

Sei dir sicher - egal was dein Kind sagt - es liebt dich. Und wenn es dich mal für irgendwas hasst, ist das so und in Ordnung. Weil DU WEISST dass es dich liebt aber im Moment das nicht spürt. Das kommt wieder - garantiert.
Selbstsicherheit, das Wissen das man selbst nicht alles richtig macht und sich selbst zu verstehen und fähig zu sein es auf die Kinder umzulegen ist wichtiger als jeder Erziehungsratgeber. Die helfen vielleicht in manchen Extremsituationen vorübergehend aber nie wirklich. Wenn du der Typ "stille Treppe" bist dann ist das so. Dein Kind wird das irgendwann akzeptieren. Aber machs nicht weil ein Buch das sagt, sondern weil du dich damit am Besten fühlst. Und weil du merkst, dass diese Pause euch gut tut und ihr danach in Ruhe reden könnt. Über die Dinge die wirklich wichtig sind. Bindung und Verständnis.