Gewöhnt Frau sich jemals an den Rollstuhl?
Ich bin eine gepflegte, sportliche, modische, schlanke 28 jährige Frau.
Leider hatte ich vor einem Jahr einen schweren Autounfall und bin seitdem von meinem Busen abwärts querschnittsgelähmt.
Nach Krankenhausaufenthalt und länger Reha bin ich seit einiger Zeit wieder zuhause und versuche mich an mein neues, so vollkommen anderes Leben zu gewöhnen.
Mein Haus und mein neues Auto sind vollkommen rollstuhlgerecht umgebaut.
In der geschützten Umgebung der Reha habe ich als sportliche Frau gut das Rollstuhlfahren gelernt und kam einigermaßen mit meiner Behinderung zurecht.
Jetzt zuhause und vor allem in der Öffentlichkeit habe ich extreme Probleme mit meiner Behinderung und meinen extremen Einschränkungen klarzukommen.
Es ist alles so unglaublich mühsam und schwer. Ich muss mehrfach am Tag heulen.
Auch kann ich mir überhaupt nicht vorstellen wie ich so irgendwann eine Partnerin oder einen Partner finden soll
Kann frau sich irgendwann an seine Querschnittslähmung und den Rollstuhl gewöhnen?
6 Antworten
Kann frau sich irgendwann an seine Querschnittslähmung und den Rollstuhl gewöhnen?
Das kann man zumindest schon mal klar beantworten: Ja, vielen gelingt das. Es ist definitiv möglich.
Natürlich hast du einen schrecklichen und schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten und das ist nicht einfach. Manche scheitern daran, anderen gelingt ist.
RATSCHLAG
Versuche unbedingt, Selbsthilfegruppen zu finden und auch an Behindertensport teilzunehmen. Da kann man auch viele Fragen stellen zum Alltag als Rollstuhlfahrer.
Versuche, ganz viel außer Haus zu sein und an Veranstaltungen teilzunehmen. Frage Freunde und Familie, dich zu begleiten. Geh raus!
Mein Haus und mein neues Auto sind vollkommen rollstuhlgerecht umgebaut.
Das ist schon mal eine sehr gute Situation, die viele nicht so schnell geboten bekommen. Du hast damit schon mal sehr gute Ausgangsbedingungen.
Es ist alles so unglaublich mühsam und schwer.
Ja, leider. Das stimmt, vieles ist mühseliger und schwerer und komplizierter. Es gibt viele Entbehrungen und Einschränkungen. Diesem Schicksalsschlag muss man in die Augen gucken und es nicht schönreden. Ja, ist echt Mist.
Zu einem gewissen Teil wird dennoch das meiste Routine werden und du wirst dich dran gewöhnen. Es gibt so viele Rollstuhlfahrer, die sich damit arrangiert haben und ein glückliches, erfülltes Leben führen.
Auch kann ich mir überhaupt nicht vorstellen wie ich so irgendwann eine Partnerin oder einen Partner finden soll
Ja, das ist schwieriger als ohne Behinderung, aber sehr viele Rollstuhlfahrer finden Lebenspartner. Letztlich gilt der gleiche Tipp wie für alle Menschen: Man muss einfach sehr viele neue Kontakte haben, damit mal ein passender dabei sein kann.
Ganz entscheidend ist (ebenso wie bei allen anderen) das Mindset: In deinem derzeitigem frustrierten Zustand des Haderns, Eingewöhnens, Leidens wirst du keinen Partner finden. Aber wenn du dich daran gewöhnt hast und wieder Lebensfreude und Selbstsicherheit ausstrahlst und mit deiner Behinderung zurechtkommst, dann werden sich auch wieder Anziehung und Gefühle ergeben.
Dein Sexualleben wird als Querschnittgelähmte wahrscheinlich stark eingeschränkt sein. Da sollte man nicht drumherum reden, sondern die Tatsachen anerkennen. Aber nicht für jeden potentiellen Lebenspartner steht Sexualität im Mittelpunkt.
Ja, da gibt es wenig schönzureden. Wenn du darüber reden möchtest, kannst du mir eine Freundschaftsanfrage schicken.
So oder so bleibt mein Ratschlag mit Rollstuhlsport. Da gibt es sehr viele Möglichkeiten und dort lernt man, perfekt damit umzugehen und kann über alles offen sprechen.
Sexualität und Partnersuche solltest du hintanstellen, bis Lebensfreude und Akzeptanz der Lage eingetreten ist.
Ja, da gibt es in der Tat gar nichts schönzureden, das ist einfach nur schrecklich, ich sende dir eine Freunschaftanfrage, dennoch möchte mich gerne darüber austauschen.
Sexualität und Partnersuche habe ich ganz hinten angestellt, ich muss erstmal meine „tausend“ anderen Probleme lösen.
Ich denke da im Moment auch nicht darüber nach, ich hatte es vorhin nur aufgeführt weil ich mir beides in meinem neuen Körper so gar nicht vorstellen kann!
Nicht jeder kann das und zudem hast du riesenglück, dass du Haus und Auto hast das darauf angepasst ist.
Mir ist vollkommen klar, dass ich es durch meine gute wirtschaftliche Situation leichter habe als andere Betroffene, da ich mein Haus und Auto sofort rollstuhlgerecht und an meine Behinderung angepasst umbauen laden konnte.
Aber das macht die fürchterlichen Auswirkungen und Einschränkungen meiner Querschnittslähmung für mich leider trotzdem nicht besser
Ja das ist ein enorm sehr schwerer Schicksalschlag...
Bist du dann jetzt Paraplegikerin oder Tetraplegikerin ?
Da hast du ja schon sehr sehr viel hinter Dir und enorm viel geschafft und geleistet bis hier hin im letzten Jahr . Bist Mobil mit Rollstuhl jetzt wieder zuhause und kommst zu recht .
Meinen grössten Respekt hast du hier mit .
➡️Deine Aengste und Sorgen sind wohl verstäntlich in der Situation.hätte wohl jeder andere auch ...
Ich will dir die Geschichte von einem meiner Brüder kurz erzählen ,einfach um zu zeigen dass auch es oft dennoch ganz anders kommen kann,als man es auch in deiner schwierigen Situation meist befürchtet:
Mein Bruder hatte einen schweren Unfall mit 19 Jahren. (Er ist nun seit über 40 Jahren Querschnittgelähmt .) Zu Beginn nach einem Jahr als er nach Hause kam aus der Reha ,da wars auch für ihn noch enorm schwierig . (Ich sah zu wie er kämpfte ,es war für die ganze Familie schwierig.)
Aber auch er war Tapfer und kämpfte sich ins leben zurück .Mit der Zeit kam er aber immer besser zu recht ,vor allem weil er eine Umschulung von Handwerk auf einen Büro Beruf machte .Weil er sagte, er brauche eine Aufgabe ,das hat ihm viel Halt gegeben ,weil er so wieder Arbeiten konnte. Und er arbeitet auch heute noch .
Er sagte damals öfters ,Heiraten käme für ihn nun wohl nicht mehr in Frage ...er könne das wohl keiner Frau zu muten.
Irgendwann schleppten ihn seine Kumpels (die ihn wirklich im wahrsten Sinne des,Wortes oft mitgetragen haben) ,mit nach Thailand .
Und wieder erwarten kam er dann mit einer Wunderbaren Frau nach Hause, mit der er nun seit über 25 Jahren Glücklich verheiratet ist .Ihre Drillings Mädchen wurden in diesem Jahr 18 Jahre alt .
Seine Frau sagte mir einmal ,Mein Bruder sei das beste was in ihrem Leben passiert wäre.Sie sagte auch ,sie hätte ihn unbedingt gewollt aber er hätt zuerst noch lange überlegen..müssen....
Wir wissen alle nicht was die Zukunft noch bringen wird . Die Geschichte meines Bruders ist aber doch irgendwie ein Beweis dafür ,dass selbst in den ungünstigen Situationen ,es nicht unbedingt aussichtslos sein muss.
Daher ,ich bin überzeugt dass auch du dich an deine Neue ungewöhnliche Situation gewöhnen wirst ,aber das braucht natürlich Zeit.1 Jahr ist ja erst so kurz .
Bei meinem Bruder wurde es von Jahr zu Jahr mehr zur Gewohnheit und er versöhnte sich mit seinem Schicksal.
Und auch für uns wars irgendwann dann einfach ganz normal dass der Rollstuhl nun seine Mobilität ermöglichte.
Es fällt mir noch ein...Er war damals in einer Gruppe von leuten die das Selbe Schiksal teilten.Einige waren im Prozess schon Jahre voraus und auch älter als er .Ich meine das hat ihm auch sehr viel Auftrieb gegeben.
Da gibts in Deutschland doch bestimmt auch Selbsthilfegruppen für Paraplegiker :
Ich möchte dich genau dazu ermutigen ,dich mit anderen in Kontakt zu bringen. Einfach Um sich Gegenseitig unterstützen zu können
Es gibt ja übrigens auch Paraplegiker Sport .Und so gar Weltmeisterschaften.
https://www.der-querschnitt.de/archive/8200
Du schaffst das !
Mit deinem Mut und deiner Kraft .
Für später dann vielleicht :
https://youtu.be/QXj6TZ3OaI0?si=Lpz_1mBkxDRRKO_E
Lg ⚘🙋♀️
Vielen Dank für deine hilfreiche Nachricht und das hoffnungmachende Beispiel von deinem Bruder.
Ich bin Paraplegikerin TH 1, also für eine Para ganz oben.
Meine Hände und Arme sind zum Glück funktionsfähig, aber von meinem Busen abwärts spüre ich nichts mehr und kann nichts kontrollieren.
Als sportliche Frau und u.a. Sportlehrerin habe ich das Rollstuhlfahren sehr gut und schnell gelernt, aber das macht es nicht besser, meine Einschränkungen und mein Körpergefühl sind im Moment so erschreckend für mich, alles ist extrem hart mühsam und schwer!
Ich denke auch das eine Selbsthilfegruppe und Rollstuhlsport das nächste ist was ich angehen sollte
Gottlob kannst du deine Hände und Arme noch benutzen...das freut mich.
Mein Bruder hat oft gesagt,hätt ich einen Wirbel weiter oben gehabt ,wären auch Arme und Hände Futsch.So bin ich doch noch in der lage Selbständig zu sein.
Aber ja das ist freilich schwer genug .Kann ich mir gut vorstellen das es erschreckend ist .
Ich überlege gerade ...
Vielleicht solltest du dich auch mit der Polyvagaltheorie befassen.
Inwiefern das jetzt auch Auswirkungen durch deine Paraplegie hat ist mir jetzt nicht ganz klar .Aber ich denke das ganze Nervensystem ist ja auch in Mitleidenschaft gezogen. Das ist für das Gehirn vermutlich ein riesenstress.
Aber ich bin da auch nur interessierter Laie .
Vielleicht ist das auch noch ein wichtiger Aspekt der du ins Auge fassen könntest .
Der menschliche Körper ist ja Gott sei dank eine enorme Wundermaschine .Und er kommt mit dem ungewöhnlichsten Umständen selbst noch klar .
Aber er brauch natürlich seine Zeit dazu .
Auf jeden Fall alles Liebe und Gute Dir und wie gesagt viel kraft und Mut und Viele viele Positive unverhoffte Überraschungen.
https://youtu.be/pdAp_pOrjLc?si=8scjKAxCoywxYvim
Passt vermutlich nicht ganz ,aber einfach zur inspiration:
Ja, zum Glück funktionieren meine Arme und Hände noch, bei mir hätte es auch kein Wirbel höher sein dürfen, dann hätte ich auch keine Handfunktionen mehr und ich könnte nicht selbstständig leben.
Bei allem schrecklichen durch meine Querschnittslähmung ist es zumindest gut das ich selbstständig bin und mich selbst versorgen kann.
Zunächst einmal wünsche ich dir alles Gute icd weiterhin gute Fortschritte 🙏
Ich habe zwar keine Erfahrung als Rollstuhlfahrerin, aber ich denke doch, dass man sich iwie an den Rollstuhl gewöhnen kann. Anderes bleibt einem ja im Prinzip nicht übrig, da eine Querschnittslähmung ja in der Regel ein unumkehrbarer Zustand ist, mit dem lernen muss zu leben.
Hast du denn in dem Zusammenhang mal über eine Psychotherapie nachgedacht, um mit der Situation umgehen zu lernen? Davor brauchst du dich nicht zu grämen!
Desweiteren gibt es ja auch Rollstuhlsport in verschiedenen Sportarten. Evtl. wäre das ja auch was für dich, da kannst du auch andere Rollstuhlfahrer kennenlernen und mit ihnen zusammen Sport treiben, dich austauschen etc.
Du siehst, auch wenn dein Leben erstmal umgekrempelt wurde bzw. werden muss, gibt es dennoch Möglichkeiten am Leben teilzunehmen und sich davon nicht unterkriegen zu lassen und nur Sicherheit wirst auch du einen Partner bzw. eine Partnerin finden!
Alles Gute für dich
Vielen Dank für deine Nachricht. In der Reha hatte ich psychologische Betreuung die mir gutgetan hat. Ich habe dort in der geschützten Umgebung das Rollstuhlfahren und auch den Umgang mit den anderen schweren Einschränkungen durch meine Querschittslähmung gelernt.
Aber jetzt wieder zuhause und draußen ist es einfach extrem hart in einem vom Busen abwärts gelähmten Körper mit all den Einschränkungen zu leben. Ja und das schreckliche ist natürlich auch , dass es für immer ist,
Ich denke ich sollte als erstes eine Selbsthilfegruppe suchen und Rollstuhlsport beginnen sollte das nicht reichen denke ich über eine psychologische Beratung nach
Ich denke, dass die Situation jetzt gerade sehr überfordernd sein muss, weil es jetzt wieder in den Alltag geht und du dich umgewöhnen musst und natürlich kommt man da schnell an seine Grenzen, weil es ungewohnt ist und du weißt wie du vorher gelebt hast, aber ich bin mir sicher, dass du dich an den Rollstuhl gewöhnen wirst und ein schönes Leben haben wirst, zwar mit Einschränkungen, aber dennoch nicht weniger schön ;)
Und ich bin mir auch sicher, dass du irgendwann den/die Partner/in fürs Leben finden wirst.
Alles Gute :)
Vielen Dank für deine Nachricht. Ja alles ist extrem fordernd im Moment für mich. Sich in seinem neuen, so total anderen Körper an den Alltag zu gewöhnen ist unfassbar schwer, anstrengend, mühsam und erschreckend.
Nie mehr auch nur einen Schritt gehen zu können und mein Körpergefühl sind extrem hart und belastend
Im Moment kann ich daran noch nichts schönes finden, aber ich werde nach einer Selbsthilfegruppe suchen und Rollstuhlsport beginnen.
Vielleicht gewöhne ich mich dann in kleinen Schritten an meinen neuen Körper und meine so ganz andere Situation
Vielen Dank für Deine sehr hilfreiche und offene Antwort.
Ja, es ist wirklich „Mist“ querschnittsgelähmt zu sein, es ist wirklich ein schreckliches Körpergefühl und die Einschränkungen und Auswirkungen sind brutal, da sie ja nicht nur bedeuten dass ich nicht einen Schritt mehr laufen kann.
Mir ist durchaus bewusst, das es durch meine wirtschaftlich gute Lage leichter ist als für andere Betroffene, da mein Haus und mein Auto schon jetzt perfekt umgebaut ist und ich auch sehr gute Hightech Rollstühle habe.
Aber das tröstet mich nicht wirklich wenn ich wieder die knallharten Auswirkungen meiner Behinderung spüre und im Gegensatz zu einem Beinbruch ist es für immer!
Die Suche nach Selbsthilfegruppen und Behindertensport (gerade als sehr sportliche Frau, ich bin am Tag vor meinem Unfall noch einen Marathon gelaufen) ist eine gute Idee und ich werde mich dranmachen.
Meine Einschränkungen schönzureden ist wahrlich keine Option, dazu sind sie zu schwer und heftig.
Das versuchen ja viele liebe Freunde und Verwandte, die sich aber natürlich nicht im entferntesten vorstellen können wir es ist querschnittsgelähmt zu sein. Hätte ich mir vor meinem Unfall auch nicht vorstellen können
Auch wenn ich mich am Anfang am liebsten zuhause verkrochen hätte, rolle ich seit ich wieder zuhause bin viel aus , das war früher bei mir ja auch so. Mein Umfeld hilft mir dabei sehr.
Aber das dauernde Begafft werden und dauernd vor Treppen zu stehen die ich nicht bewältigen kann ist immer megafrustrierend.
Im Moment kann ich mir wirklich nicht vorstellen, dass sich ein Partner/in sich drauf einlassen würde, meine Einschränkungen sind einfach viel zu krass.
Du hast vollkommen recht, über mein zukünftiges Sexualleben sollte frau nicht drumrumreden, das ist mehr als eingeschränkt ich spüre und fühle da unten überhaupt nichts mehr.
Auch macht es mein vollkommener Kontrollverlust über meine Ausscheidungen nicht leichter, das ist extrem belastend und unangenehm