Gendrift?
Hallo, ich verstehe nicht, wieso bei kleinen Populationen sich die Evolutionsfaktoren schnell auswirken, wie z.B. Mutation, Rekombination usw.
danke ich vielmals
1 Antwort
Dies liegt daran, dass die Größe einer Population die Wahrscheinlichkeit beeinflusst, mit der sich bestimmte Evolutionsfaktoren auswirken. In kleineren Populationen haben Mutationen, Rekombinationen und andere Evolutionsfaktoren tendenziell einen größeren Einfluss auf die Genpool-Zusammensetzung als in größeren Populationen. Wenige Dominosteine fallen schneller um als viele.
Wenn eine Mutation in einer kleinen Population auftritt, kann sich diese Mutation schnell ausbreiten und in der Population weit verbreitet werden. In einer größeren Population hingegen ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine einzelne Mutation die Gesamtgenpool-Zusammensetzung wesentlich verändert, geringer. In einer größeren Population gibt es mehr Individuen, was bedeutet, dass es mehr Variationen innerhalb der Population gibt und dass sich Veränderungen in der Genpool-Zusammensetzung weniger schnell verbreiten können.
Krasseste Gegensätze dazu wären die Eintagsfliege und der Grönlandwal:
Eintagsfliege: hohe Populationsdichte, sehr kurzer Lebenszyklus.
Grönlandwal: extrem langer Lebenszyklus, sehr späte Geschlechtsreife und eine wirklich kleine Population, da wirken Veränderungen auch sehr schnell .
Darüber hinaus kann die genetische Vielfalt in einer größeren Population auch dazu beitragen, dass sich die Auswirkungen von Mutationen oder anderen Evolutionsfaktoren auf die Population insgesamt abschwächen. Wenn es mehr genetische Variationen gibt, kann es schwieriger sein, dass sich eine einzelne Mutation oder Rekombination signifikant auf die Gesamtgenpool-Zusammensetzung auswirkt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass in kleineren Populationen die Evolutionsfaktoren einen größeren Einfluss auf die Genpool-Zusammensetzung haben, da sie schneller und effektiver wirken können. In größeren Populationen sind die Auswirkungen von Evolutionsfaktoren tendenziell geringer, da es mehr genetische Variationen gibt und Veränderungen in der Genpool-Zusammensetzung sich langsamer verbreiten können.
Die genetische Drift, auch als Gendrift bezeichnet, bezieht sich auf einen zufälligen Prozess, der die genetische Variation innerhalb einer Population verändert. Dabei können bestimmte Allele (Varianten von Genen) aufgrund des Zufallsprinzips in ihrer Häufigkeit innerhalb der Population zufällig zunehmen oder abnehmen, ohne dass dies unbedingt auf einen Selektionsvorteil oder -nachteil zurückzuführen ist.
Die genetische Drift kann besonders in kleinen Populationen oder bei der Gründung von neuen Populationen auftreten, da hier die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass zufällige Ereignisse (z.B. Krankheiten, Naturkatastrophen oder Auswanderungen) zu Veränderungen in der Genetik führen, derartige Anpassungen können auch konvergent innerhalb einer Art die in unterschiedlichen Regionen leben vorkommen.
Ein Beispiel für die genetische Drift ist der Flaschenhalseffekt: Wenn eine Population durch eine Naturkatastrophe oder andere Ereignisse drastisch reduziert wird, kann die Anzahl der Individuen so klein werden, dass die genetische Vielfalt innerhalb der Population stark abnimmt. Dadurch können bestimmte Allele verschwinden oder in ihrer Häufigkeit stark verändert werden. Auch wenn sich die Population später erholt, können diese genetischen Veränderungen dauerhaft bleiben und möglicherweise zu einer Anpassung an die veränderten Umweltbedingungen führen.
Vor ~12.000 Jahren hat der Vulkan Toba durch seinen heftigen Ausbruch bei der menschlichen Spezies zu einem "Flaschenhals" geführt, deswegen kann die Genetik der gesamten Menschheit auf nur 14 "Urmütter" zurück geführt werden, basierend auf den Paliogenetischen Studien von dem Team um Svante Pääbo (Nobelpreis).
Die genetische Drift kann auch bei der Trennung von Populationen auftreten, z.B. bei der Gründung einer neuen Population durch eine kleine Gruppe von Individuen (Gründereffekt). Hier können zufällige Veränderungen in der Genetik der Gründerpopulation dazu führen, dass sich die neue Population von der Ursprungspopulation unterscheidet. Diesen Effekt der Anpassung hat Charles Darvin auf seinen Reisen entdeckt.
Die genetische Drift ist ein wichtiger Faktor in der Evolution und kann zusammen mit anderen Prozessen wie Mutationen, Selektion und Migration dazu beitragen, dass sich Arten im Laufe der Zeit an ihre Umwelt anpassen.
Populationen die sich nicht schnell genug anpassen können, die sterben unweigerlich aus.
Danke Dir, hab erst jetzt heraus gefunden wie spannend es hier sein kann und ich die vielen Bücher nicht umsonst gelesen habe.... 😎
Ich danke dir vielmals. Das hat mir super geholfen