Gehörschädigung ohne das tragen von Gehörschutz?
Zunächst mal zwei Dinge vorab. Erstens ich arbeite auf der Arbeit immer mit Gehörschutz, weil ich denke, dass es punktuell zu laut ist und der wird vom Arbeitgeber ja nicht um sonst zur Verfügung gestellt. Daher habe ich vermutlich noch keine Erfahrung mit zu viel Lärm (vor allem auf Dauer gemacht). Zweitens gibt es keine allgemeine Gehörschutztragepflicht auch nicht bei bestimmten Vorgängen oder Arbeiten lediglich die Aussage "wenn es laut ist Gehörschutz tragen".
Wenn man auf der Arbeit durch die Produktion geht, stellt man fest, dass die meisten Kollegen Gehörschutz tragen. Schutzbrille ist je nach Arbeit und Arbeitsplatz Pflicht. Ein paar Kollegen arbeiten grundsätzlich ohne Gehörschutz und ein paar wenige tragen dann und wann mal einen. Man könnte fast meinen, dass sie dann damit anfangen einen zu tragen, wenn sie das nicht mehr aushalten.
Ein Großteil von denen die grundsätzlich keinen Gehörschutz tragen oder nur dann und wann fuchteln allerdings in den Pausen oder teilweise auch während der Arbeit in den Ohren herum. Zu dem reden einige von denen ziemlich laut teilweise nur nach der lauten Arbeit die meisten aber immer.
Jetzt stelle ich mir die Fragen warum fuchteln die in ihren Ohren herum. Fühlt sich zu starke Lärmbelastung auf Dauer unangenehm an, sodass die so versuchen das scheinbar unangenehme Gefühl zu beseitigen oder gibt's dann in der ruhigen Umgebung unangenehme Geräusch in den Ohren die die so wegbekommen wollen? Hat man bei einem unangenehmen Gefühl oder Geräuschen in den Ohren grundsätzlich schon das Gehör geschädigt?
Wie stellt man für sich fest, dass etwas gerade zu laut ist und das tragen eines Gehörschutz wichtig ist? Fühlt sich das dann komisch an oder ist es dann schon zu spät und das Gehör ist geschädigt? Ich habe mal gehört, dass man sich einen ehr empfindlichen Kollegen holen soll. Wenn der meint, dass es zu laut ist, es mit Sicherheit zu laut. Ist das ein guter Richtwert? Wie gut sind Lärmmessapps? Sind die sehr präzise oder wenigstens ein guter Anhaltspunkt?
5 Antworten
Wenn ein Gehörschutz NICHT vorgeschrieben ist, erwächst dir daraus kein Nachteil, wenn du eben keinen trägst.
Aber bereits wenn er empfohlen ist, bekommst du ein Problem, wenn du dann einen Gehörschaden als Berufskrankheit anerkannt haben willst. Natürlich muss der Arbeitgeber den Schutz dann auch vorhalten, wenn er empfohlen wird.
Es sei denn es ist doch zu laut. Dann ist mei Gehörschutz wenn ich Pech habe dauerhaft geschädigt.
Dein erster Absatz enthält einen Fehler. Bei Lärmpegeln ab 85dB(A) besteht die Pflicht zum Tragen eines Gehörschutzes:
https://dguv.de/fb-psa/sachgebiete/sachgebiet-gehoerschutz/faq-zum-sachgebiet/index.jsp
Hier findest Du auch weitere Infos zum Thema Gehörschutz und über die Pflichten von Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Das liegt daran, dass ein Defektes Auge schnell auffliegt, Dauerlärm aber erst Jahre danach eine Hörschädigung auslöst. Die Meinung des Arbeitgebers ist irrelevant. Was zählt sind die Einstufungen der gesetzlichen Unfallversicherung ( BG). Wenn bei euch der Arbeitsschutz nicht eingehalten wird ( von Arbeitgeberseite) dann gib den Jungs ruhig mal einen Tip. Die kommen dann mal vorbei...unangemeldet.
Ich (viele Jahre Arbeit in Lärmbereichen) kann Dir aus Erfahrung (mittlerweile fortgeschrittener Hörschaden bis 60 dB pro Seite) kann Dir nur folgendes raten:
Scheiß drauf, was andere machen oder ob Du als Weichei dastehst: Es ist DEIN Gehör, und wenn es erst mal geschädigt ist, ist das irreversibel. Du verstehst andere im Gespräch viel schlechter, und der Musikgenuss ist stark eingeschränkt. Auch beim LkW-Führerschein kann das Probleme geben.
Ein Explosions- (oder "Knall"-)Trauma merkst Du sofort. Es ist schmerzhaft und Du hörst wenn, dann nur noch wie durch Watte. Dauerlärm aber ist schon schädlich, wenn er sich noch nicht mal übermäßig unangenehm oder schmerzhaft anhört. Du kannst Dich also auf keine körperlichen Symptome verlassen. Wenn Deine Ohren hinterher pfeiffen, war es auf jeden Fall schon zu viel.
In gewissem Rahmen kann sich das Gehör regenerieren, die Schäden summieren sich jedoch im Laufe der Zeit auf, und deine Hörfähigkeit nimmt langsam, aber stetig ab, je nach Lärm insbesondere bei den hohen Frequenzen. Das Gemeine ist, daß dieser Effekt langsam und über Jahre fortschreitet, so daß Du das sehr lange nicht bemerkst, höchstens, wenn Du einen Hörtest (Audiogramm) machst (Was in Lärmbereichen eigentlich jährlich vorgeschrieben ist).
Und: Du nimmst damit auch den Lärm als leiser wahr, als er ist, also ein "scheinbarer" Gewöhnungseffekt, der noch zu weiterer Schädigung führt.
Daher mein Rat: Egal ob Du "mal eben" was schleifst, mal schnell mit der Schlagbohrmaschine was bohrst oder nur schnell mal mit der Kreissäge was abschneidest (mit der Motorsäge sowieso), oder "mal eben" was mit der Druckluftpistole ausbläst:
Arbeite IMMER mit Gehörschutz, wenns laut wird.
"Mickimäuse" sind meiner Erfahrung nach besser als die einfachen Stöpsel: Erstens dämpfen sie i. d. R. mehr als Stöpsel, sie sind schneller und einfacher auf- und abgesetzt und über längere Zeit weniger unangenehm zu tragen.
Es gibt aber auch schon sehr gut auf die Situation angepasste Stöpsel, sogar als wiederverwendbare Maßanfertigung, sowie selbstregelnder Dämpfung (um z. B. Sprache noch wahrnehmen zu können). Die Frage ist, wer das dann bezahlt.
Ja ich trage fast schon routinemäßig (fast) immer Gehörschutz, wenn ich mir sicher bin, dass es bei mir oder in meiner Nähe durch andere laut wird (oder werden kann). Wenn mal ein Kollege, der ein wenig empfindlich ist, in zu mir kommt und es gerade laut ist oder geworden ist und keinen Gehörschutz trägt, hält er sich immer ziemlich krampfhaft die Ohren zu und sagt mir dann, dass das ganz schön laut ist/war. Ich sage dann immer, dass das gar nicht sein kann und dass ich davon nichts mitbekommen habe (natürlich, weil ich wie immer konsequent die Ohrstöpsel tief drin hatte). Also ist es dann denke ich so laut, dass man sein Gehör schützen sollte.
Ich denken du hast da schon Recht. Auch für kurze Zeit im Lärm macht Gehörschutz Sinn. Ich habe mir auch überlegt mir von meinem Vorgesetzten einen Kapselgehörschutz oder Micky Maus genannt zu besorgen. Die Ohrstöpsel drücken nach einer ziemlich stark in den Ohren. Die Dämpfung von Ohrstöpsel und Kapselgehörschutz ist nach SNR jeweils 35 dB.
Naja wir hatten mal verschiedene Stöpsel und 2 verschiedene Kapselgehörschutz Versionen mit unterschiedlich starker Dämpfung. Jetzt werden nur noch die stärksten zur Verfügung gestellt. Vielleicht ist es in den letzten Jahren lauter geworden und trägt dem so Rechnung... .
Ja und das Problem ist halt auch, dass die Produktion der verschiedenen Artikel unterschiedlich laut oder leise ist. Also ist es natürlich schwierig da irgendwelche Lärmbereiche festzulegen. Mit dem guten Gehörschutz hat man aber dem Mitarbeiter trotzdem Gehörschutz zur Verfügung gestellt der den Anforderungen entspricht. Ob das jetzt allen Regeln entspricht steht sicherlich auf einem anderen Blatt und ob diese eingehalten würden erstrecht. Die meisten arbeiten allerdings wie ich immer mit Gehörschutz und die, die es nicht oder nur teilweise machen, würden es zumindest auf den Nebenschichten mit Sicherheit genau so weiter handhaben... . Bei dem ein oder anderen ist da vielleicht der von dir beschriebene ' Gewöhnungseffekt ' eingetreten.
Leider haben wir kein geeignetes Sinnesorgan, um die exakte Lautstärke zu bestimmen. Und schädlicher Lärm tut auch nicht weh.
Die 80 dB(A),, ab denen man Lärmschutz tragen sollte, oder die 85 dB(A), ab denen man im Beruf Lärmschutz tragen muss, da es davon auf Dauer Hörschäden bekommen kann, hören sich für die meisten noch ganz ok an. Da spielt dann auch die Frequenz der Töne eine Rolle, hohe Frequenzen werden oft als störender empfunden als tiefe.
Daher kann man schädlichen Lärm eigentlich nur mit einem Messgerät richtig messen. Die Lärm-Apps haben den großen Nachteil, dass das Mikrofon und die Technik vom Handy auf das Frequenzspektrum der Sprache ausgelegt sind. Das bedeutet, dass alles was außerhalb dieses Frequenzspektrums passiert, ggf. nicht richtig erkannt und gemessen wird.
Zudem zeigen die meisten Lärm-Apps nur die Momentanpegel an. Interessant ist aber der gemittelte LAeq, welcher ein integrierter Wert ist.
Somit können die Lärm-Apps zwar einen groben Anhaltspunkt geben, aber sind für belastbare Messungen nicht geeignet.
Dein Arbeitgeber ist eigentlich dazu verpflichtet Lärmbereiche zu Kennzeichnen und dafür zu sorgen, dass da, wo es zu laut ist (über 85 dB(A)), Gehörschutz getragen wird.
Wenn Du wissen willst, wie laut es an Deinem Arbeitsplatz ist, kannst Du Dich auch an Eure Sicherheitsfachkraft wenden, die müsste es eigentlich wissen.
Ah ok dass sich 85 dB(A) noch ganz ok anhören, klingt interessant. Ein paar Kollegen tragen ihre Ohrstöpsel nur so tief in den Ohren, dass sie den Lärm ertragen können bzw. es für sie erträglich ist, weil die Ohrstöpsel sonst nach einer Zeit zu stark drücken. Es könnte also könnte es sein, dass es trotzdem noch zu laut bzw. noch deutlich über 85 dB(A) am Trommelfell ankommen und die so trotzdem nur langsamer ihr Gehör schädigen oder wie ist das zu verstehen?
Könnte, bei gleichzeitigem tragen einer Schutzbrille mit dünnen Bügeln die nah am Kopf anliegen, ein Kapselgehörschutz oder auch Micky Maus genannt eine wirksame Alternative sein bzw. sollte man die unter den Umständen mal ausprobieren?
Ich habe mir mal eine App heruntergeladen die den Verlauf in verschiedenen Graphen, den gemittelt Wert oder Durchschnitt weiß ich nicht ganz genau, den aktuellen Wert, und den maximal Wert anzeigt. Die ist dann bestimmt zumindest einigermaßen brauchbar oder? Ich dachte mir allerdings schon, dass man diese nur als groben Anhaltspunkt nutzen kann. Aber ich denke die grobe Richtung passt oder?
Ob Gehörschutzplficht besteht, wird durch eine Lärmmessung (der BG) festgelegt.
Sind es mehr als 85dB(A), so ist Gehörschutz PFLICHT.
Ansprechtpartner ist die Fachkraft für Arbeitssicherheit.
Diese wird dann scheinbar seitens des Arbeitgebers nicht durchgesetzt oder der Arbeitgeber 'ist der Meinung, dass wir unter 85db(A) sind'. Nur warum stellt er dann Gehörschutz mit SNR 35 dB zur Verfügung. Dann ist das ja scheinbar doch zumindest teilweise zu laut oder? Anders als das tragen einer Schutzbrille je nach Arbeit und Arbeitsplatz. Die Pflicht wird auch mit Abmahnungen durchgesetzt.