Frage zur Freiwilligen Feuerwehr?

5 Antworten

Von Experte CreeperNicol bestätigt
Angehörige der freiwilligen Feuerwehr verpflichten sich ja auch dazu, bei einem Notruf auch während der normalen Arbeitszeit (an einem anderen Standort) zum Einsatz zu kommen.

Korrekt. Das ist in den Feuerwehrgesetzen der Bundesländer so geregelt. Arbeitgeber haben ihre ehrenamtlich in der Feuerwehr tätigen Mitarbeiter für Einsätze und Übungen/Ausbildungen freizustellen und können sich auf Antrag den Lohn für diese Zeit erstatten lassen.

So zumindest die Theorie...

Ich verstehe allerdings nicht genau, wie einige der Feuerwehrmänner/frauen das machen. Und zwar arbeiten einige der Leute sicherlich auch so 1h Arbeitsweg entfernt von dem Ort, wo der Einsatz sein könnte. Sie würden ja niemals rechtzeitig ankommen, oder nicht? Oder werden diese Leute dann eher für Einsätze während der Nacht gerufen, weil Sie näher am Einsatzort wohnen z.B.?

Ebenfalls korrekt.

Wie eine Feuerwehr ihre Kräfte alarmiert, das legt diese selbst fest. Eine gägige Methode ist es tatsächlich, die Kräfte in verschiedene sogenannte Alarmschleifen oder Alarmgruppen einzuteilen. Das macht natürlich keinen Sinn, wenn die Wehr vielleicht nur 20 Aktive und 1 Fahrzeug hat... bei 40, 50, 60 und mehr Einsatzkräften schon deutlich mehr.

Die Einteilung kann ganz unterschiedlich aussehen... beispielsweise eine alarmierung nach (festen) Fahrzeugbesetzungen, eine Alarmierung nach Tages- und Wochenzeit usw. - Bei uns ist es tatsächlich so, dass wir die Kräfte in Tag- und Nachtschleife eingeteilt haben. Der Tagschleife gehören all diejenigen an, die sich tagsüber normalerweise im Gemeindegebiet oder der näheren Umgebung aufhalten. In der Nachtschleife dann diejenigen, die tagsüber während der normalen Arbeitszeit einen längeren Anfahrtsweg haben oder nicht abkömmlich sind. Das können beispielsweise auch Außendienstmitarbeiter sein oder auch Kindergärtner/innen (die ihre Kinder ja auch nicht unbeaufsichtigt lassen können). Bei kleineren Einsätzen wie einem brennenden Mülleimer werden so nicht alle Kräfte alarmiert, sondern nur ein Teil der Kräfte. Bei größeren Einsätzen werden alle alarmiert. Dann wissen diejenigen, die weiter weg arbeiten oder schlecht abkömmlich sind, dass es sich um etwas größeres handelt und sie wirklich gebraucht werden.

Ich habe es mir als Einsatzleiter zudem angewöhnt, bei größeren Einsätzen tagsüber ggfs. ein zweites Mal Alarm auslösen zu lassen. So wissen diejenigen, die weiter weg arbeiten, dass es wirklich ernst ist und sie gebraucht werden. Natürlich haben die dann ggfs. einen längeren Anfahrtsweg, aber diese können dann beispielsweise nach einer halben oder einer Stunde die bereits eingesetzten Atemschutzgeräteträger ablösen oder andere erschöpfte, durchnässte oder sonstwie abzulösende Kameraden/innen. Auf der anderen Seite lasse ich aber auch einen Abspannalarm (Rückalarm) geben, wenn sich die Lage vor Ort als weniger schlimm als zuvor angenommen herausstellt. So können dann ggfs. noch auf der Anfahrt befindliche Kräfte gleich wieder umdrehen und bleiben nicht unnötig lange ihrer Arbeitsstelle fern.

Naja... und wer nun wirklich gar nicht von der Arbeit weg kann oder einfach zu weit weg ist (Dinge wie Krankheit, Geschäftsreisen, Urlaub oder wichtige Familienereignisse wie Hochzeiten oder Trauerfeiern gibt es ja auch noch), der kommt halt nicht zum Einsatz. Das muss man im Vorfelde einplanen und die Alarmschleifen/-gruppen oder die ganze Alarmordnung dann halt großzügiger gestalten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

Was nicht geht, das geht nicht.

Es kann keine Einsatzkraft mal eben aus dem Urlaub in Thailand nach Deutschland fliegen, wenn ein Einsatz ist.

Es kann kein Chirurg seinen offenen Patienten im OP-Saal liegen lassen, wenn ein Einsatz ist.

Es kann niemand, der gerade mit zwei kleinen Kindern zu Hause ist, diese Kinder einfach sich selbst überlassen, wenn ein Einsatz ist.

Sondern die kommen dann einfach nicht.

Es muss eben andere geben, die entsprechend schnell am Feuerwehrhaus sein und in den Einsatz gehen können, um die gesetzlichen Eintreffzeiten einzuhalten. Klappt mal mehr, mal weniger gut.

Oder werden diese Leute dann eher für Einsätze während der Nacht gerufen, weil Sie näher am Einsatzort wohnen z.B.?

Es geht prinzipiell mal nicht darum, wo der Einsatz ist, sondern welcher Feuerwehr man angehört. Weil der erste Weg immer erst zum Feuerwehrhaus ist, um sich entsprechend mit Schutzkleidung und Einsatzmitteln auszurüsten.

Man wird vorzugsweise der Feuerwehr des Ortes angehören, in dem man sich für gewöhnlich aufhält. Also beispielsweise des Ortes, in dem man wohnt. Man kann aber zusätzlich auch Teil der Feuerwehr des Ortes sein, in dem man arbeitet. Dann ist man sozusagen tagsüber die Einsatzkraft der einen Feuerwehr und nachts die Einsatzkraft der anderen Feuerwehr.

Die Alarmierung erfolgt oft an alle Einsatzkräfte einer Feuerwehr. Und wer nicht kommen kann, kommt eben nicht. Kann ja auch mal sein, dass du einen Tag Homeoffice genommen hast und deshalb ungeplant daheim bist... für solche Einzelfälle kann man nicht immer die Alarmierung ändern.

Bei größeren Feuerwehren werden aber auch Alarmierungsgruppen gebildet. Zum Beispiel, dass manche Einsatzkräfte nur tagsüber und andere nur nachts alarmiert werden.

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Übrigens, es gibt auch Einsätze, die deutlich länger gehen als nur ein paar Stunden. Und dann müssen ggf. schon manche Einsatzkräfte, die tagsüber zur Verfügung standen, dringend nach Hause weil z.B. die Kühe im Kuhstall versorgt werden müssen oder der Ehepartner in die Nachtschicht gehen und die Kinder gehütet werden müssen. Für solche Fälle ist es dann sehr wertvoll, auch einige Kameraden in der Hinterhand zu haben, die zwar in den ersten 2 h nicht zur Verfügung standen, aber danach dann kommen können.

Sie kommen dann halt nicht. Die FF ist ein Hobby, das dem Beruf gegenüber nachsteht. Es gibt eben so genug Arbeitsplätze, die man prinzipiell nicht verlassen kann während der Arbeitszeit. Bei einem Anfahrtsweg von einer Stunde braucht man für den Einsatz im kleinen und mittleren Rahmen nicht zu kommen, bei großen Einsätzen müssen die Kräfte natürlich nach und nach abgelöst werden, was dann der Job der Nachzügler ist.

Bei Einsätzen in der Nacht ist die Ruhezeit zu beachten: nach einem Einsatz steht einem Mitglied der FF eine Ruhezeit zu, bevor er seine Arbeit aufnehmen darf. Man kann von niemandem verlangen, die ganze Nacht (Maximalfall, zB ein Baumarktbrand) im Einsatz zu sein und am nächsten Morgen konzentriert die Arbeit aufzunehmen. Der Arbeitnehmer hat eine Sorgfaltspflicht genau so wie der Arbeitgeber.

Im Zweifelsfalle ist das Hobby FF halt für die entsprechende Person nicht das richtige.

Woher ich das weiß:Hobby

Bei uns werden immer alle Einsatzkräfte alarmiert, wer da ist, ist da. Ich arbeite auch 25 km entfernt und fahre dann während ich am Arbeitsplatz bin zu keinem Einsatz.

Woher ich das weiß:Hobby – Feuerwehr seit 1992. Derzeit Wehrführer einer FF in RLP.

Das ist ja logisch, deshalb ist die Feuerwehr sinnvollerweise in verschiedene Alarmgruppen gegliedert. Tagsüber wird der 1 Stunde weit entfernt arbeitende Feuerwehrmann wohl nicht der 1. Alarmgruppe angehören.


iwaniwanowitsch  17.12.2022, 15:32

Sowas ist allenfalls eine lokale Regelung und mitnichten bei allen Feuerwehren so. Bei uns zB wird eine Löscheinheit komplett alarmiert und fertig. Wer dann halt kann, kommt, wer nicht, der nicht.

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