Fördert des Lesen die Empathie?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Gewisse Bücher können so etwas bewirken:

Chantal Louis             „Monika Hauser – Nicht aufhören anzufangen“

Biografie über die Gründerin von medica mondiale – der Hilfsorganisation für kriegstraumatisierte Frauen

Katharina Heyer         „Herzenssache“

Retterin von Walen und Delphinen

Lea Ackermann          „In Freiheit leben, das war lange nur ein Traum“

Gründerin von SOLWODI (Solidarity with Women in Distress)

Corrie ten Boom         „Die Zuflucht“

Retterin von verfolgten Personen im 2. Weltkrieg.

Malala Yousafzai        „Ich bin Malala“l

Kämpfte für die Schulbildung für Mädchen in Pakistan. Starb fast bei einem Attentat.

Michael Stahl             „Kein Herz aus Stahl“

Waris Dirie                  „Schmerzenskinder“

Stella Tara Deetjeen   “Unberührbar – Mein Leben unter den Bettlern von Benares”

Rosi Gollmann           „Einfach Mensch“

Klaus-Dieter John     „Auf dem Wasser laufen"

Ein "verrückter" Arzt plant und baut ohne Starkapital ein modernes, grosses Hospital für die armen Andenbewohner in Peru. Bis heute wurden dort 400.000 Behandlungen vorgenommen.

https://www.thalia.de/suche?sq=Klaus-Dieter+John

Sabriye Tenberken     „Mein Weg führt nach Tibet“ + „Traumwerkstatt von Kerala“

David Togni                “Love Your Neighbour”

Pranitha Timothy        “Liebe ohne Grenzen”

Roy Gerber                „Mein Versprechen“

Torsten Hartung         „Du musst dran glauben“

Christoph Zehendner "Jeder verdient eine zweite Chance"

Maria von Welser       "Wo Frauen nichts wert sind"

Christoph Zehendner "Willkommen im Haus des Lachens"

Kathy Izard                 "Und wo sind hier die Betten?"

 

 

Gringo58 
Fragesteller
 15.02.2023, 20:16

Super!!

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Nicht per se.

Es setzt entsprechendes Lesematerial voraus: das Gelesene muss eine hohe Teilhabe am Innenleben der Figur ermöglichen (das schafft ein Film so nicht, es bleibt bei einem eher kognitiven Nachvollziehen des Innenlebens einer handelnden Figur). Die Erfahrungen müssen möglichst von der eigenen Lebenswelt entfernt sein (andere Erfahrungswelt, was auch z.B. Geschlecht einschließt). Es muss zu einem Identifizierungsprozess mit der Figur (Protagonisten) kommen (die fremden Erfahrungen können vorübergehend als eigene erlebt werden). Vermutlich ist es hilfreich, sich parallel vom Antagonisten zu deindentifizieren.

Das ist ein recht ordentlich empirisch durch peer-reviewte Studien (v.a. psychologische und neurowissenschaftliche) belegtes Phänomen.

Eine auch populär recht bekannt gewordene Studie ist

  • Vezzali, L., Stathi, S., Giovannini, D., Capozza, D. and Trifiletti, E. (2015), The greatest magic of Harry Potter: Reducing prejudice. J Appl Soc Psychol, 45: 105-121. 

Historisch gilt i.A. "Oliver Twist" von Charles Dickens als Beispiel, wie das einflussreiche Bildungsbürgertum empathisch mit den ansonsten eher vorurteilsbehafteten Unterschichtskindern nach Lektüre umging und sich in Folge des öffentlichen Drucks tatsächlich erste Veränderungen für den Kinderschutz (insbes, gegen die übliche Ausbeutung) ergaben.

Hallo,

um das wissenschaftlich zu belegen, muss man sich mal umschauen, ob es dazu Studien gibt. Sollte an sich recht leicht zu untersuchen sein, wenn man genügend Versuchsteilnehmer findet..

Empathie bedeutet ja letztlich, dass wir verstehen, wie sich andere Menschen in ihrer Situation gerade fühlen (indirekte Empathie) oder dass wir die Emotionen, die andere empfinden so auch fühlen (direkte Empathie).

Das die indirekte Empathie gesteigert wird durch lesen finde ich plausibel, denn da werden Situationen beschrieben und dann oft über das Gefühlsleben des Protagonisten erzählt. Bei Filmen kann es ähnlich sein, jedoch ist es da auch z.T. Interpretationssache, weil man nur sieht, wie jemand seine Emotionen ausdrückt und nicht aus erster Hand konkret lesen. Kommt halt auch aufs Buchgenre an.

Was die direkte Empathie angeht kann ich mir es vielleicht ein bisschen vorstellen, wenn dann aber nicht so stark wie bei ersterer.

Hm und bei Musikhören.. da werden ja auch oft Gefühle in Situationen beschrieben, doch würde ich sagen, ist das oft abstrakter und wenn man dann nur zum Lied vibet statt sich damit zu befassen, eher nicht. Musik kann nichtsdestotrotz viele Gefühle in einem Menschen auslösen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Ja, es stimmt, das Lesen die Empathie fördert. Das trifft auf Musik nicht zu, denn:

Beim Lesen bist du dauerhaft mit anderen Menschen konfrontiert. Im Sandmann von E. T. A. Hoffmann z.B. mit Nathanael, Clara und Copellius, in Sherlock Holmes-Büchern von Sir A. C. Doyle dauerhaft mit Sherlock Holmes und Dr. Watson und im Faust von Goethe mit Faust, Mephisto und Gretchen.

Diese Personen, sowohl Protagonisten als auch Antagonisten, sorgen dafür, dass du dich in diese Person hineinversetzen. Ein Vollblut-Leser, der mit jeder Faser seines Körpers dabei ist, baut eine Beziehung mit den Charakteren im Buch auf. Das funktioniert auch nicht, indem ich ein Buch lese und sofort empathisch wie eh und je bin, dafür muss man schon eine Weile lesen. Beim Filmeschauen ist das Prinzip ähnlich, nur fördert Lesen gleichzeitig die Kreativität mehr als glotzen, also: Get your book.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich könnte mir vorstellen, dass Bücherlesen dabei helfen kann, sich besser in andere hineinzuversetzen, weil man ja eine Geschichte aus einer Perspektive erlebt, die nicht die eigene ist und mit den Protagonisten mitfiebert.

Ob das tatsächlich gemeint ist, weiß ich nicht, wäre jetzt nur meine Theorie.

Das gilt dann fürs Musikhören nicht und auch fürs Filmeschauen weniger. In Büchern lernt man die Charaktere meist besser kennen und fühlt mehr mit, als bei Filmen