Themenspecial 16. Juni 2023
AMA: Medienkompetenz & digitale Bildung
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Findet ihr es auch erschreckend, Kleinkinder mit Handys zu sehen? Was für Folgen wird das in Zukunft haben?

ps1980  16.06.2023, 17:44

Definiere bitte: Bis zu welchem Alter ist man für dich ein Kleinkind?

tensoriamu 
Beitragsersteller
 16.06.2023, 17:47

4 oder 5

12 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

TikTok zerstört Kindergehirne. Nehmen wir an, ein Kind hat kein Smartphone, was erfährt es dann?

  • Es rennt durch die Natur oder durch die Straßen, klettert, springt und lacht. Das fördern seine Gesundheit, seine Atmung und seine Kondition.
  • Es sammelt Steine, Gras, Käfer, Blumen und herumliegende Gegenstände, fasst beim Klettern die Rinde eines Baumes an und schürft sich beim herunterspringen das Knie auf. Das fördert die Haptik, die Selbsteinschätzung und das Fingerspitzengefühl.
  • Es schaut sich in der Straßenbahn die Leute an, wie sie herumlaufen, reden, schimpfen, streiten oder lachen. Das fördert die Menschenkenntnis und den Wortschatz.
  • Es spielt mit seinen Spielsachen, malt, schaut sich Bücher an, redet mit seiner Familie oder seinen Freunden oder übernimmt kleine Arbeiten. Das fördert die Konzentration, die Kreativität und macht das Kind eigenständiger.
  • Es muss sich mit seinen genervten Eltern, frechen Freunden und seinen Mitmenschen auseinander setzen. Das fördert seine Rhetorik und seine Empathie.
  • Ja, es schaut bestimmt auch Filme oder Fernsehen, was natürlich auch nicht optimal ist und schnell zu viel werden kann. Wenigstens muss es sich da aber noch auf einen Inhalt mit einer gewissen Länge konzentrieren, über den es nachdenken kann. Mich haben als Kind Filme immer tagelang zum Nachdenken veranlasst und ich habe immer viel darüber diskutiert. Auch wenn zu viel Fernsehen ausgesprochen schlecht ist, sind sie nichts im Vergleich zu den 20 Sekunden Clips ohne Inhalt.

Und jetzt schauen wir uns mal TikTok an:

  • Das Kind bewegt sich überhaupt nicht und verharrt in einer verkrümmten Position
  • Es sammelte mit seinen Tastsinn keine Erfahrungen, sondern streichelt eine Glasscheibe
  • Es achtet nicht auf seine Umgebung und lernt nicht, fremde Menschen einzuschätzen
  • Es spielt nicht und kriegt die Eindrücke von einem Algorithmus vorgekaut, kann sich also nicht kreativ entfalt
  • Es redet nicht und entwickelt keinen umfangreichen Sprachschatz
  • Es verliert seine Konzentration, da es sich nach 10 Sekunde vom nächsten Minifilmchen ablenken lässt

Auf TikTok lernt ein Kind allenfalls, wie unfassbar groß ein Arsch in einer Leggins aussieht, aber bestimmt nichts gescheites.

Gruß, Adler 🦅


SadDad  16.06.2023, 17:59

Ich lese selten Antworten, die ihren Stern so sehr verdienen wie Deine. 👍

Fidreliasis  16.06.2023, 17:40

Na wenn die Kinder ihren Wortschatz aus der Straßenbahn lernen haben wir ja rosige Zeiten vor uns….

LegatAdler  16.06.2023, 17:42
@Fidreliasis

Es gibt ja nicht nur Rüpel in der Bahn. Ich habe als Kind sehr viele Wörter aufgegriffen, die mir noch heute viel nützen.

Ich persönlich finde das Alter definitiv zu früh für Handys und Tablets. ABER erstaunlicherweise hat eine kanadische Studie festgestellt, dass es sogar für die Motorik und kognitiven Lernprozesse förderlich sein kann, wenn Kinder mit Tablets und Smartphones schon früh Kontakt haben.

Die Studie hat den Umgang einer Gruppe von Kleinkindern ( im Alter von 12- 24 Monaten) untersucht.

Wichtig bei der Nutzung der Medien in dem Alter ist allerdings eine entsprechend kompetente Begleitung durch die Eltern. Die Apps sollten altersgerecht sein und die Kinder nicht überfordern. Außerdem sollte keine unbeaufsichtigte Nutzung stattfinden.

Mich hat das Ergebnis der Studie auch überrascht, aber es scheint valide zu sein.

Allerdings sind wir auch mal ehrlich: Es gibt bestimmt einen Großteil an Eltern, die ihre Kinder unbeaufsichtigt mit Tablets, Smartphones & Co lassen. Und da wird es dann problematisch.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Noch erschreckender finde ich Kleinkinder die in Bädern und auf Spielplätzen unaufbesichtigt sind weil die Eltern das Handy wichtiger und interessanter finden.

Danke für die schnelle Antwort auf meine Rückfrage.

Ja, bis zu diesem Alter fände ich sowas auch eher erschreckend. Zumindest wenn das häufig der Fall wäre (habe ich allerdings jetzt auch bei den Kindern anderer Eltern noch nie so beobachtet).

Ich meine, ich habe meiner Tochter damals auch schon mal das eine oder andere in meinem Handy gezeigt, weil sie neugierig darauf war. Aber ein eigenes Handy hat sie bis jetzt noch nicht (sie ist 7 und geht in die 2. Klasse Bilinguale Grundschule). Und allgemein versuche ich mit meiner Tochter möglichst viel draußen zu machen oder mit kreativem Spielzeug wie Lego (bzw. legoartige Bausteine anderer Hersteller) oder Playmobil zu spielen. Das Ergebnis davon ist, dass sie sich für viele verschiedene Themenbereiche interessiert und selbst einen gewissen Forscher- und Entdeckergeist entwickelt hat.

Woher ich das weiß:Hobby – Bin Trekkie seit gefühlten Ewigkeiten (v.a. TNG, DS9, VOY)

tensoriamu 
Beitragsersteller
 16.06.2023, 17:57

Es ist sehr wichtig, das junge Gehirn zu fordern, bis ca. 15 lässt sich die fluide Intelligenz noch steigern, da passiert am meisten, Kreativität und Denken zu fordern/fördern ist also mit das wichtigste. Smartphones und Internet sind da maximal kontraproduktiv. Das sozial/emotionale ist aber genauso wichtig, sogar noch etwas mehr bei jungen Mädchen. :)

ps1980  16.06.2023, 17:58
@tensoriamu

Danke. Ich sehe das auch so und glaube meine Tochter ist da auf einem guten Weg.

Ich finde es sehr erschreckend. Die halten ihr Handy etc. auch viel zu nah ans Auge was dazu führen wird, dass sie später Kurzsichtig werden.