Findet Ihr die Hinrichtung von Ceausescu und seiner Frau okay?
Der rumänische Diktator und seine Frau wurden am 25. Dezember 1989 kurzerhands hingerichtet. Zwar fand zuvor eine Art Prozess statt, doch war dies zweifellos nur ein Schauprozess, wo die Urteile schon vor Prozess längst feststanden. Was haltet Ihr davon?
9 Antworten
Die Todesstrafe darf kein Mittel in einem Rechtsstaat sein. Ich lehne sie ab.
Allerdings: in der Geschichte haben ausgediente Diktatoren immer wieder unheil gestiftet, unruhe gebracht, für Aufstände gesorgt. Insofern kann ich durchaus nachvollziehen, warum man die beiden liquidiert hat.
Übrigens: selbst nach deutschem Grundgesetz wäre ggf. diese Hinrichtung möglich. Siehe dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Tyrannenmord
- Habe ich Mitleid mit den Ceausescus? Nein. Sie haben zehntausende Menschen verhungern lassen, gefoltert, massakriert.
- Finde ich es toll, zwei gefesselte Menschen mit Maschinengewehr-Salven abzuknallen? Nein.
Ich bin grundsätzlich gegen die Todesstrafe. Nur Gott/die Natur hat das Recht, Menschenleben zu beenden. Insofern bin ich auch in diesem Fall gegen die Todesstrafe.
In meinen Augen haben sich die Revolutionäre damit auf die gleiche niedrige Stufe gestellt wie das Diktatorenpaar. Verbrechen kann man nicht mit Verbrechen vergelten. Der "Prozess" gegen die beiden war auch eine Farce. Es ging viel zu schnell. Wichtige Fragen konnten nicht geklärt werden.
Ich hätte es besser gefunden, die beiden vor ein ordentliches Gericht zu stellen. Dabei hätten auch Opfer zu Wort kommen können, und es hätte echte Aufklärung gegeben. So wurde eine wichtige Chance verpasst.
Kann man es nachvollziehen? Teilweise. Die Revolutionäre standen 1989 unter Zeitdruck. Ceausescu blies zur Konterrevolution, es hätte auch schiefgehen können. Man wollte schnell Fakten schaffen, dass der Diktatur "weg" ist und nicht wiederkommt.
Ich habe aber mal ein Interview mit einem der Soldaten gelesen, die die Hinrichtung ausführen mussten. Er war Jahre danach noch traumatisiert, obwohl er sagte, der Diktator hätte es verdient gehabt. Der barbarische Akt der Durchlöcherung mit Kugeln tat dem Soldaten aber leid. Da sieht man mal, was für Auswirkungen es auf diejenigen hat, die die Drecksarbeit ausführen müssen.
Fazit: Das hätte man besser lösen können.
Ich finde das konkrete Interview nicht mehr (glaube, es damals im SPIEGEL auf Papier gelesen zu haben). Es gibt aber auch ein paar Online-Interviews:
https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/ceausescu-hinrichtung-henker-rumaenien-100.html
https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/henker-ceausescu-rumaenien-100.html
Intressante Links. Man darf auch nicht vergessen, dass es damals auch ganz praktische Gründe für eine Hinrichtung gab. Die Ceausescu-Anhänger ballerten damals während der Revolution in den Straßen Rumäniens herum, um für ihren Diktator zu kämpfen. Nur sein Tod konnte ihnen klar machen, dass sich die Sache für sie nicht mehr lohnt. Von daher kann ich nachvollziehen, warum man ihn unbedingt hinrichten wollte. So wie ich es auch verstehen kann, warum dieser Soldat, der einst für diesen Präsidenten war, und diesen Präsidenten letztlich erschießen musste, dadurch in einen Gewissenskonflikt kam.
Nur eben nicht schneller. Mein Mitleid liegt zu 100% bei den Opfern dieses größenwahnsinnigen Diktators.
Nein.
Und die Gründe für die Erschiessung sind mutmasslich andere als man denken könnte. Ceausescu und seine Frau wusssten zuviel und hätten eventuell belastendes Material gegen ihre Nachfolger in der Hand gehabt. Denn die kamen aus der Nomenklatura.
Ich fände es auch besser wenn sie lebenslang im Knast gelandet wären. Aber Ceaușescu hat sehr viel Leid über das rumänische Volk gebracht...
Dann hätten die Ceausescu-Anhänger (Securitate) noch ewig auf den Straßen rumgeballert, um ihren Gönner zu verteidigen.
Das stimmt wahrscheinlich. Zum Glück müssen wir das nicht mehr ertragen, habe mal meine Eltern gefragt, denen ging es unter Ceaușescu auch beschissen.
In Rumänien hast Du also Deine Wurzeln. Kann mich noch gut an die Nachrichten von damals erinnern. Diese schrecklichen Waisenhäuser, in denen die Kinder eingesperrt waren. Wie die Leute vor den Läden Schlange standen für ein bisschen Brot und der Strom rationiert wurde, damit der irre Diktator und seine Hexe ihren Traumpalast "Haus des Volkes" bauen konnten.
Ja, habe damals noch nicht gelebt, musste es also zum Glück nicht miterleben.
Ich weiß, bist ja erst so um 2000 geboren, daher kannst Du das nicht mehr nachvollziehen. Hab mir vorgenommen, eines Tages Targoviste zu besuchen, um diesen Ort, wo Ceausescu damals hingerichtet wurde, zu besuchen. Ist ein Reise zurück in die Vergangenheit ins Jahr 1989, was nicht nur in Rumänien ein geschichtsträchtiges Jahr war.
Da war ich auch noch nicht, komme aber aus der Nähe von Dâmbovița.
Der Tod kann nicht rückgängig gemacht werden. Insofern ist die Todesstrafe mit den Menschenrechten nicht vereinbar.
Standrechtliche Erschiessungen sind IMMER abzulehnen! Zum Zeitpunkt des Umbruchs war Rumänien allerdings kein Rechtsstaat, sondern in anarchistischem Zustand. Deshalb ist es nicht zu entschuldigen, aber zu verstehen, dass sie standrechtlich hingerichtet worden sind.
Ich glaub auch, dass man damals möglichst schnell Fakten schaffen bzw. die dunkle Ceausescu-Zeit beenden wollte. Interessant aber auch das Interview mit dem Soldaten. Ich glaub, das sind Momente im Leben, die sich einbrennen, ob man will oder nicht.