fasten + schulsport?
Da gleich der Fastenmonat beginnt, überlege ich mir, ob ich dieses Jahr im Sportunterricht mitmachen muss. Ich habe letztes Jahr nicht viel mitgemacht, da mein Lehrer es erlaubt hat, und eine 3 gekriegt was ich ok fand. Ich würde ja nicht schwänzen, sondern könnte z.B. beim Auf- und Abbau, Punkte zählen usw. helfen. Dürfte ich mit einer Entschuldigung von den Eltern erlaubt nicht intensiv mitzumachen?
Danke!
13 Antworten
Das kann dir hier niemand sagen. Offiziell gibt es sowas nicht. Da musst du schauen, ob du da was mit dem Sportlehrer regeln kannst. Auf sowas wird in der Regel keine Rücksicht genommen. Warum auch? Auch in islamischen Ländern müssen unsere Brüder teilweise richtig starker Hitze auf dem Bau oder im Straßenbau arbeiten. Und die fasten auch. Die Arbeit muss ja nun mal gemacht werden und kann nicht einen Monat liegen bleiben.
Das Fasten ist Pflicht. Und man muss sich nicht vorher schon immer ständig ins Hemd machen. Es kommt oft ganz anders als man erwartet. Man muss locker darangehen. Einfach fasten. Und wenn man es dann absolut nicht durchhalten kann an einem Tag, dann muss man eben abbrechen. Aber man muss es doch wenigstens versuchen. Allah hat es uns leicht gemacht und nicht schwer.
Aber in dem Punkt der Pflicht widerspricht es ja deiner Auffassung.
Eine Frage: Meines Wissens nach müssen Kranke, Alte, Schwangere und Kinder nicht fasten, also blöd gesagt alle, die durch das Fasten wirkliche Schäden erleiden können.
Bis wann gilt man da denn als Kind?
Wenn du aus gesundheitlichen Gründen nicht am Sportunterricht teilnehmen KANNST, können dir deine Eltern eine Entschuldigung schreiben und es ist in Ordnung. Wenn du aus religiösen Gründen nicht am Sportunterricht teilnehmen MÖCHTEST, hat eine Entschuldigung keinerlei Relevanz. Deine Nichtteilnahme am Sportunterricht kann dein Lehrer als Arbeitsverweigerung werten und dir eine sechs geben.
Dir muss klar sein, dass es dir im Ramadan jederzeit erlaubt ist, das Fasten aus gesundheitlichen Gründen zu unterbrechen. Nach dem Schulsport solltest du zumindest etwas trinken. Das tun muslimische Fußballspieler schließlich während eines Turniers auch.
Fasten ist erstens nicht die Pflicht eines Muslim, sondern lediglich eine Empfehlung, zweitens sind wie gesagt gesundheitliche Einschränkungen immer ein Grund, das Fasten guten Gewissens zu unterbrechen (steht so übrigens auch in der Sunna) und drittens kannst du jeden Tag, an dem du das Fasten gebrochen hast, nachfasten. Da du während des Ramadan wahrscheinlich nur insgesamt viermal Sport haben dürftest, sollte es kein großes Problem für dich sein, einfach vier Tage nachzufasten.
Find ich auch. Mir ging die Sonderbehandlung früher schon auf den Keks. Ich hab auch immer mitgemacht selbst wenn ich meine Tage habe, für die ich nichts kann.
Da gleich der Fastenmonat beginnt, überlege ich mir, ob ich dieses Jahr im Sportunterricht mitmachen muss.
Es gibt keinen Grund nicht mitzumachen. Beim Fasten steht dir ja weiterhin genügend gespeicherte Energie zur Verfügung.
Schön, dass ihr so tolerante Lehrer habt, das findet man nicht überall. WENN es heuer auch so funktionieren sollte wäre das doch ok. Ein Anrecht darauf hast du aber nicht. Gut, es besteht Religionsfreiheit. Diese hindert dich aber nicht an der der Teilnahme am Sportunterricht. Dass das gesundheitschädlich sein kann ist wieder was anderes.
Allerdings genügt eine einfache Entschuldigung der Eltern nicht oder nicht ohne weiteres, das sollte schon im direkten Gespräch abgeklärt werden
Ich muss dir hier an mehreren Punkten widersprechen.
Erstens: die Rücksichtnahme der Lehrer hat nichts mit Toleranz zu tun, sondern vielmehr mit mangelnder Durchsetzungsfähigkeit und einer problemausweichenden Bequemlichkeit. Hier wird ein vorauseilenden Gehorsam praktiziert und einem Schüler entgegengekommen, der eigentlich nicht das geringste Recht auf das Verweigern des Unterrichts hat. Und das ist alles andere als schön: es ist rückgratlos, es ist verantwortungslos und es ist unfair.
Zweitens: die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit gestattet dir nur, dir deine Religion selbst aussuchen zu dürfen. An anderer Stelle ist dir außerdem gestattet, deine Religion ungehindert auszuüben. Was den Ramadan angeht, gibt es jedoch keinerlei gesetzliche Grundlagen, dass dadurch der Schulalltag für muslimische Schüler gelockert werden kann oder auch später im Arbeitsleben darauf Rücksicht zu nehmen ist, dass muslimische Kollegen weniger Leistungen bringen und unkonzentriert arbeiten. Das gibt es noch nicht Mal in muslimischen Ländern, dort geht der Alltag während des Ramadan ganz normal weiter.
Da es bezüglich des Fastens eine ganze Menge Ausnahmen gibt und es jedem Muslim geboten ist, niemals seine Gesundheit in Gefahr zu bringen, wenn er fastet, sind sämtliche Diskussionen über irgendwelche Privilegien eigentlich eine Schande. Ein Schüler kann am Sportunterricht teilnehmen und darf, wenn er danach etwas trinkt, den gebrochenen Fastentag nach dem Ramadan auch nachfasten. Da der Sport nur an vier Tagen während des Ramadan stattfindet, sind nur vier nachgefastete Tage noch nicht einmal eine besondere Herausforderung.
Und? Darf man Schülern - in welcher Art und Weise auch immer - nicht entgegenkommen? Hier ist nichts, aber auch rein gar nichts unfair.
Es gibt Schüler, die schwänzen, lassen sich alles möglich einfallen nur um keinesfalls auch nur anwesend sein zu müssen. FS ist hier völlig anderes.
Mit mangelnder Durchsetzungfähigkeit hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun.
Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke: Wir hatten viele Schüler, die Probleme hatten. Und die meisten haben sich durch Toleranz der Lehrer gegenüber einzelnen, eben betroffenen Schülern lösen lassen. OHNE dass die anderen gleich geschrieen haben, dass das doch mega unfair sei und sie die gleiche Behandlung wollten.
Du verstehst nicht: der Schüler MUSS gar nicht fasten. Selbst als frommer Muslim ist ihm - und das sogar ausdrücklich! - geboten, seiner Gesundheit den Vorrang zu lassen. Es ist ihm deshalb erlaubt, an besonders anstrengenden und kräftezehrenden Tagen auszusetzen. Da sind sich sogar ausnahmsweise mal alle, selbst die strengsten islamischen Rechtsschulen einig. Sogar unsere Hardcore-Fundamentalisten Germaghribia ist sich darüber im Klaren und merkt an, dass auch in islamischen Ländern im Ramadan die alltägliche Welt nicht stillsteht.
Du konntest zum Beispiel erst letztes Jahr bei der WM beobachten, dass alle muslimischen Profifußballer absolut kein Problem damit hatten, während des Turniers, das während der Zeit des Ramadan lief, zu trinken und sich zu stärken. Sie haben die Tage dann einfach nachgefastet. Und genau das kann ein Lehrer dem Schüler auch nahelegen und braucht hier keine Übereifer in Sachen Toleranz an den Tag legen: der Islam ist was das angeht schon tolerant genug zu seinem Gläubigen.
Klar musst du mitmachen.
Ich würde ja nicht schwänzen, sondern könnte z.B. beim Auf- und Abbau, Punkte zählen usw. helfen.
Das musst du mit deinem Lehrer klären.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals eine Antwort von dir richtig gut finden würde. Aber: hier ist sie. :-) Hut ab, sehr gut geschrieben!