Facharbeit zum Thema antike Glücksvorstellungen, Vorgehensweise?

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Vorgehensweise

Es ist nicht notwendig, für die Facharbeit alle Werke der Philosophen durchzulesen. Nicht alles betrifft das Thema „Glück“ und es wäre auch für 8 - 12 Seiten zu aufwändig und umfangreich, auf alle Einzelheiten einzugehen. Eine Konzentration auf die Hauptgedanken ist nützlich.

Für die Darstellungen der Auffassung, die Platon, Aristoteles, Epikur und die Stoa über Glück haben, sollten aber Aussagen in ihren eigenen Texten gelesen und herangezogen werden.

Gute (zusammenfassende) Darstellungen über diese Philosophen können eine Hilfe sein. Manche Internetseiten und Bücher geben auch Textstellen an, bieten also Hinweise auf primäre Quellen. Wenn eine Absicht besteht, Aussagen aus Darstellungen über die Gedanken der Philosophen zu verwenden, sollte bei der Angabe von Textstellen, die Quellen sind, überprüft werden, ob im Text des Philosophen selbst die Aussage tatsächlich steht bzw. in einer Deutung zutreffend gefolgert werden kann.

Beim Vergleich, der Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen kann, wird es mehrere Gesichtspunkte geben, z. B. Glücksbegriff (Was wird unter Glück – griechisch: εὐδαιμονία [eudaimonia] - verstanden? Worin besteht Glück?), Wege zum Glück (Wie kann Glück erreicht werden?), Rolle von Lust (griechisch: ἡδονή [hedone]) und Tugend/Vortrefflichkeit (griechisch: ἀρετή [arete]), mit welchem Zustand der Seele wird Glück in Verbindung gebracht. Zu diesen Gesichtspunkten sollte bei der Darstellung der Auffassungen der einzelnen Philosophen bzw. philosophischen Richtungen etwa stehen. Dazu sollten Hinweise auf betreffende Textstellen kommen, wenn es in den Texten dazu etwas gibt.

Quellen

Deutsche Übersetzungen zu den Quellen sind vermutlich erforderlich (die Originaltexte sind in altgriechischer bzw. lateinischer Sprache).

Zu antiken Glückslehren gibt es eine Auswahl in Übersetzung, die etwas über die Stoa und den Epikureismus enthält:

Malte Hossenfelder, Antike Glückslehren : Quellen zur hellenistischen Ethik in deutscher Übersetzung. Aktualisiert und mit einem Geleitwort von Christof Rapp. 2., aktualisierte und ergänzte Auflage. Stuttgart : Kröner, 2013 (Kröners Taschenausgabe ; Band 424). ISBN 978-3-520-42402-0

Ebenfalls über die Stoa und den Epikureismus ist (in den Abschnitten zur Ethik) etwas enthalten bei:

A. A. Long/D. N. Sedley, Die hellenistischen Philosophen : Texte und Kommentare. Übersetzt von Karlheinz Hülser. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2000. ISBN 978-3-476-01574-7

Platon

Platon-Textstellen werden wissenschaftlich nach der Stephanus-Paginierung angegeben. Es gibt kein einzelnes Werk mit einer systematischen Abhandlung über Glück, sondern Aussagen in verschiedenen Dialogen.

Platon, Symposion 204 – 205; Platon, Gorgias 470 e; 471 d; 472 d - e 477 – 480; Platon, Politeia 352 – 354; 466; 580 – 587; Platon, Philebos 65 – 67 (über Lust und das Gute, was für den Vergleich mit anderen Philosophen von Bedeutung ist)

Aristoteles

Aristoteles-Textstellen werden wissenschaftlich nach der Bekker-Zählung angegeben.

Aristoteles Nikomachische Ethik, Buch 1 und 10 enthält seine zentralen Aussagen zu Glück.

Epikur

Von den Werken, die Epikur geschrieben hat, ist nur ein verhältnismäßig kleiner Teil erhalten.

Epikur: Diogenes Laertios 10, 127 –-154 bietet eine Menge (z. B. Ausschnitte aus dem Brief an Menoikeus).

Epikur, Ausgewählte Schriften. Übersetzt und herausgegeben von Christof Rapp. Stuttgart : Kröner, 2010 (Kröners Taschenausgabe ; Band 218). ISBN 978-3-520-21801-8

Epikur, Briefe, Sprüche, Werkfragmente : Griechisch/Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Hans-Wolfgang Krautz. Stuttgart : Reclam, 2014 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 9984). ISBN 978-3-15-009984-1

Epikur, Wege zum Glück : Griechisch-Lateinisch-Deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Rainer Nickel. 3., überarbeitete Auflage. Mannheim : Artemis & Winkler, 2011 (Sammlung Tusculum). ISBN 978-3-538-03545-4

Stoa

Es gibt eine Reihe stoischer Philosophen. Von den Schriften der frühen Stoiker sind nur Bruchstücke erhalten, gesammelt z. B. in den Stoicorum Veterum Fragmenta (SVF).

Diogenes Laertios 7, 85 – 89 und 7, 94 – 98 enthält einiges zum Thema.

Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen. In der Übersetzung von Otto Apelt. Unter Mitarbeit von Hans Günter Zekl neu herausgegeben sowie mit Vorwort, Einleitung und Anmerkungen versehen von Klaus Reich. Hamburg : Meiner, 2015 (Philosophische Bibliothek ; Band 674). ISBN 978-3-7873-2761-4

Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen. Aus dem Griechischen übersetzt und herausgegeben von Fritz Jürß. 2., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Stuttgart : Reclam, 2010 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 9669). ISBN 978-3-15-009669-7

Von späteren römischen Stoikern bietet sich zum Thema Glück vor allem an:

Lucius Annaeus Seneca, De vita beata

L. Annaeus Seneca, De vita beata : Lateinisch/Deutsch = Vom glücklichen Leben. Übersetzt und herausgegeben von Fritz-Heiner Mutschler. Revidierte und bibliographisch ergänzte Ausgabe. Stuttgart : Reclam, 2009 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 1849). ISBN 978-3-15-001849-1

Lucius A. Seneca, Das glückliche Leben : lateinisch - deutsch = De vita beata. Herausgegeben und übersetzt von Rainer Nickel. Berlin : Akademie-Verlag, 2012 (Tusculum Studienausgaben). 978-3-05-005931-0

Literatur

Es gibt viele Bücher (Nachschlagewerke, allgemeinere und spezielle Darstellungen) über die Philosophen. Praktisch kommt es auch darauf an, was in einer Bibliothek verfügbar ist.

Ich nenne einige Literatur, die in Frage kommt (einerseits gibt es noch mehr, andrerseits ist für eine Facharbeit nicht alles nötig):

Joachim Ritter, Glück I. Antike. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 3: G – H. Basel ; Stuttgart : Schwabe, 1974, Spalte 679 – 691

Matthias Gatzemeier, Glück (Glückseligkeit). In: Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Herausgegeben von Jürgen Mittelstraß. Band 3: G – Inn. 2., neubearbeitete und wesentlich ergänzte Auflage. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2008, S. 152 – 154

Barbara Merker, Glück/Glückseligkeit. In: Enzyklopädie Philosophie : in drei Bänden mit einer CD-ROM. Unter Mitwirkung von Dagmar Borchers, Arnim Regenbogen, Volker Schürmann und Pirmin Stekeler-Weithofer herausgegeben von Hans Jörg Sandkühler. Band 1: A – H. Hamburg : Meiner, 2010, S. 506 – 510

Christian Schröer, Glück. In: In: Neues Handbuch philosophischer Grundbegriffe. Begründet von Hermann Krings, Hans Michael Baumgartner und Christoph Wild. Neu herausgegeben von Petra Kolmer und Armin G. Wildfeuer in Verbindung mit Wolfram Hogrebe, Ludger Honnefelder, Christoph Horn, Wolfgang Kluxen und Wilhelm Vossenkuhl. Originalausgabe. Band 2: Gerechtigkeit – Praxis. Freiburg im Breisgau ; München : Alber, 2011, S. 1070-1082

Otfried Höffe, Glück. In: Lexikon der Ethik. Herausgegeben von Otfried Höffe. Original-Ausgabe, 7., neubearbeitete und erweiterte Auflage. München : Beck, 2007 (Beck'sche Reihe ; 152), S. 114 – 118

Wörterbuch der antiken Philosophie. Herausgegeben von Christoph Horn und Christof Rapp. Originalausgabe. 2., überarbeitete Auflage. München : Beck, 2008 (Beck'sche Reihe ; 1483). ISBN 978-3-406-56846-6

Christoph Horn, Glück bei Platon : moralischer Intellektualismus und Ideentheorie. In: Glück : ein interdisziplinäres Handbuch. Herausgegeben von Dieter Thomä, Christoph Henning und Olivia Mitscherlich-Schönherr. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2011, S. 117 - 121

Christoph Horn, Glück bei Aristoteles : der Güterpluralismus und seine Deutungen. In: Glück : ein interdisziplinäres Handbuch. Herausgegeben von Dieter Thomä, Christoph Henning und Olivia Mitscherlich-Schönherr. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2011, S. 121 - 124

Christoph Horn, Glück im Hellenismus : zwischen Tugend und Lust. In: Glück : ein interdisziplinäres Handbuch. Herausgegeben von Dieter Thomä, Christoph Henning und Olivia Mitscherlich-Schönherr. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2011, S. 125 – 132

Platon-Lexikon : Begriffswörterbuch zu Platon und der platonischen Tradition. Herausgegeben von Christian Schäfer. 2., durchgesehene und bibliographisch aktualisierte Auflage. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2013. ISBN 978-3-534-25795

Michael Erler, Platon (Grundriss der Geschichte der Philosophie. Begründet von Friedrich Ueberweg. Völlig neu bearbeitete Ausgabe. Herausgegeben von Helmut Holzhey. Die Philosophie der Antike - Band 2/2). Schwabe : Basel ; Stuttgart, 2007. ISBN 978-3-7965-2237-6

Platon-Handbuch : Leben, Werk, Wirkung. Herausgegeben von Christoph Horn, Jörn Müller und Joachim Söder. Unter Mitarbeit von Anna Schriefl, Simon Weber und Denis Walter. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2017. ISBN 978-3-476-04334-4

Aristoteles: Nikomachische Ethik. Herausgegeben von Otfried Höffe. 3., gegenüber der 2. bearbeiteten, unveränderte Auflage. Berlin : Akademie-Verlag, 2010 (Klassiker auslegen ; Band 2), ISBN 978-3-05-004925-0

Ursula Wolf, Aristoteles' ›Nikomachische Ethik‹. 3., bibliografisch erweiterte Auflage. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft (Werkinterpretationen). ISBN 978-3-534-26238-0

Aristoteles-Handbuch : Leben – Werk – Wirkung. Herausgegeben von Christof Rapp und Klaus Corcilius. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2011. ISBN 978-3-476-02190-8

Aristoteles-Lexikon. Herausgegeben von Otfried Höffe. Redaktion: Rolf Geiger und Philipp Brüllmann. Stuttgart : Kröner, 2005 (Kröners Taschenausgabe ; Band 459). ISBN 978-3-520-45901-5

Michael Erler, Epikur. Die Schule Epikurs. Lukrez. In: Die hellenistische Philosophie. Erster Halbband (Grundriss der Geschichte der Philosophie. Begründet von Friedrich Ueberweg. Völlig neu bearbeitete Ausgabe. Herausgegeben von Helmut Holzhey. Die Philosophie der Antike - Band 4/1). Herausgegeben von Hellmut Flashar. Basel ; Stuttgart : Schwabe, 1994, S. 29 – 490

Michael Erler, Epikur (341 – 271/70 v. Chr.). In: Klassiker der Philosophie. Herausgegeben von Otfried Höffe. Band 1. Von den Vorsokratikern bis David Hume. 3., überarbeitete Auflage. München : Beck, 1994 (Beck'sche Reihe ; 1792), S. 74 – 89

Maximilian Forschner, Die stoische Ethik : über den Zusammenhang von Natur-, Sprach- und Moralphilosophie im altstoischen System. 2., durchgesehene und um ein Nachwort und einen Literaturanhang erweiterte Auflage. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1995. ISBN 3-534-12633-5

Maximilian Forschner, Epikur : Aufklärung und Gelassenheit. In: Philosophen des Altertums : vom Hellenismus bis zur Spätantike ; eine Einführung. Herausgegeben von Michael Erler und Andreas Graeser. Darmstadt : Primus-Verlag, 2000, S. 16 – 38

Maximilian Forschner, Die Stoa (3. Jh. v. Chr. – 2. Jh. n. Chr.). In: Klassiker der Philosophie. Herausgegeben von Otfried Höffe. Band 1. Von den Vorsokratikern bis David Hume. 3., überarbeitete Auflage. München : Beck, 1994 (Beck'sche Reihe ; 1792), S. 90 - 105

Malte Hossenfelder, Epikur. Originalausgabe, 3., aktualisierte Auflage. München : Beck, 2006 (Beck'sche Reihe : Denker ; 520. ISBN 978-3-406-54122-3

Malte Hossenfelder, Die Philosophie der Antike 3: Stoa, Epikureismus und Skepsis. 2., aktualisierte Auflage. München : Beck, 1995 (Geschichte der Philosophie. Herausgegeben von Wolfgang Röd ; Band 3). ISBN 3-406-39384-5

Peter Steinmetz. Die Stoa. In: Die hellenistische Philosophie. Zweiter Halbband (Grundriss der Geschichte der Philosophie. Begründet von Friedrich Ueberweg. Völlig neu bearbeitete Ausgabe. Herausgegeben von Helmut Holzhey. Die Philosophie der Antike - Band 4/2). Herausgegeben von Hellmut Flashar. Basel ; Stuttgart : Schwabe, 1994, S. 491 - 716


Elena1005 
Beitragsersteller
 02.04.2018, 16:37

Vielen Dank für die Mühe!!

Ich denke, der Begriff GLÜCK ist über die Zeiten extrem wandelbar. Das hängt damit zusammen, dass zwei Aspekte aufeinandertreffen: Einmal ist das, was man als Glück bezeichnet zwar eine persönliche Bewertung, die aber stark von den Erwartungen abhängt und die wieder, was gesellschaftlich akzeptiert war. Dann hatte ein Frau Glück, wenn der Vater den Heiratsvertrag mit einem Mann ausgehandelt hat, der der Frau mit Liebe und Achtung begegnete. Heute sprechen wir von Glück, wenn die Angebetete aus dem Internet auch nur halbwegs im Haushalt zurecht kommt und sich nicht alles per Lieferservice bringen lässt.

Zum andern ist Glück als Positivum auf einer Erlebnisskala abhängig vom Umfeld, vom Ausschnitt von Glück und Unglück, den das Umfeld bietet. Wenn Du in einer Löwengrube sitzt, empfindest Du es als Glück, wenn Du nicht gebissen wirst. Heute kannst Du von Glück reden, wenn Dir bei schönem Wetter Dein Eis nicht in der Sonne zerschmilzt, bevor Du es auflutschen konntest. Und wenn Du Dich zufällig als Mann aus Ephesus in Athen in eine hübsche Dame verliebt hast, hattest Du Glück, wenn zwischen beiden Städten ein Rechtsangleichabkommen bestand, sodass Du überhaupt in Athen eine Athenerin heiraten konntest, abgesehen davon, dass deren Vormund darüber bestimmt hat, wen die junge Dame heiraten durfte.

Im Gegensatz zu heute waren Menschen in der Polis auf sich allein gestellt. Ihre Sicherheit nach außen wurde durch wehrhafte Mauern, ein Heer und dessen Stützpunkte außerhalb zum Schutz der Umwohner sichergestellt. Hat man sich z.B. ohne ausreichenden Schutz von Athen nach Korinth auf den Weg gemacht, hatte man Glück, wenn man nicht Räubern in die Hände fiel, deren Lösegeldforderung bezahlt werden konnte oder man in die Sklaverei kam. Außer Ölfunzeln gab es bei Sonnenuntergang kein Licht und es gab auch keine Polizei. Sein Recht gemäß den städtischen Gesetzen musste man sich selbst erstreiten. Die meisten Athener, schreibt Karl Hardach in seinem Beitrag in "Wirtschaftshistorische Studien", Festausgabe für Othmar Pickl, lebten tag für tag von der Hand in den Mund. "Nicht hungern, nicht dürsten, nicht frieren" war für die meisten Normalbürger Lebensziel.

Allein schon im gesellschaftlichen Stand - von den metaphysischen Grundüberzeugungen abgesehen - ist da ein Unterschied zwischen den Philosophen. Platon war Aristokrat und hatte mit den Sorgen der "niederen Menschen" nichts am Hut. Seine Akademie war ein Versammlungsort männlicher Wohlhabender, meist ebenfalls Aristokraten. Nicht weit davon entfernt lag Epikurs Garten, ein Kontrastprogramm zur Akademie. Dort philosophierte ein Freundeskreis aus Normalbürgern, sogar Frauen und Sklaven waren zugelassen. Es braucht nicht viel Phantasie, dass Glück für beide Gruppen sehr Verschiedenes bedeutete. Zudem war Epikur Naturalist und lehnte Platons hochgestochene, abgehobene Ideenlehre ab.

Aristoteles war zwar ein reicher Erbe und lebte zeitweise als Erzieher von Alexander dem Großen am Hof des Makedonenkönigs Philipp, doch er war auch in Athen als Schüler Platons und später als Gründer seiner Schule "Peripathos" (am Lykeion, einem Park mit einem Gymnasion im Süden Athens außerhalb der Stadtmauern)ein Metöke, ein nicht voll rechtsfähiger "Fremdgrieche". Da war es schon Glück, in Rechtsgeschäften, die richtigen Athener als Rechtsvertreter zu finden. Zuletzt hat ihn dieses Glück verlassen und er musste als "Makedonen-Freund" Athen und seine Schule verlassen, um nicht wie Sokrates zum Tode verurteilt zu werden. Auch Zenon von Kition, der Gründer der Stoa, war ein wohlhabender Metöke. Wie Aristoteles konnte er - anders als Platon oder Epikur - als Metöke kein Land kaufen. Man traf sich in der Säulenhalle Nähe Markt.

Nach 2000 Jahren Christentum, in der die antike Lebensphilosophie durch Theologie ersetzt wurde, in einem Sozialstaat mit "Rundumversorgung" ist es für uns heute schwer, sich das Anliegen der antiken Lebensphilosophie vorzustellen. Jeder hatte für sich selbst zu sorgen ohne staatlich-soziale Netze. Familie und Freundeskreis hatten damals einen existentiell sozialen Charakter. Lebensphilosophie hatte zum Ziel, wie man das Glück eines in diesen unsteten Zeiten gelingenden Lebens erreicht - bei allen Philosophen. Unterschiede waren in der Metaphysik begründet. Hier waren die Akademiker (Platon), die Peripathetiker (Aristoteles) und die Stoa mit Unterschieden Anhänger einer idealistischen Philosophie. Nur Epikur führte die alte Naturphilosophie fort. Diese lehnte den Dualismus der idealistischen Philosophie ab, aus der z.B. der Dualismus von Geist und Materie stammt. Epikur hätte sich nie als Materialisten bezeichnet.

Bei den Dualisten - Geist contra Materie - war meist der Geist die höhere Instanz und dadurch ist bei ihnen eine höhere Gewichtung des Geistigen in der Bewertung eines gelingenden Lebens zu finden. Da sie meist aus den "gehobenen sozialen Schichten" stammten, waren ihnen die Niederungen der einfachen Bürger fremd. Wenn man sich um eine ausreichende Grundversorgung keine Gedanken machen muss, kann man leichter über Geist schwadronieren. Anders ist Epikur, der einmal den Dualismus von Geist und Materie ablehnt, der keine "göttliche Lenkung" des Weltgeschehens akzeptiert sondern uns als in die Welt Geworfene mit dem Problem konfrontiert sieht, in einer offenen Welt ohne göttlichen Schutz sein Leben selbst zu meistern.

Das ist auch der wesentliche Unterschied zwischen der epikureischen Gelassenheit und der stoischen Apathie. Gelassenheit beruht auf der Erfahrung, sein Schicksal zusammen mit Familie und Freunden selbst meistern zu können während Apathie darauf vertraut, dass es der göttliche Logos richtet, wenn wir nur seine Absichten erkennen und ihnen folgen. Die Epikureer packen ihr Leben selbstbewusst an. Die Stoiker erforschen den Willen des Logos und sind ihm gehorsam. In der Einstellung zur Wertung des Wissens und wissenschaftlicher Forschung sind sich Epikureer und Peripathetiker ähnlich, außer, dass die Epikureer keine absolute Wahrheit kennen und von Wahrheitswahrscheinlichkeit sprechen, während die Peripathetiker die Erkenntnis von Wahrheit als Absolutum anstreben. Für beide ist eine aufklärerische Wahrheitsannäherung wichtiger Teil des Lebensglücks. Geht man davon aus, dass den wahren Willen des Logos zu erkennen auch eine Art Wahrheitserforschung war, sind die Unterschiede zwischen Epikureer, Peripathetikern und der Stoa so groß nicht. Die Lebenshaltung ergibt sich als andere.

In der Akademie hat sich nach Platon eine gewisse sokratische Skepsis des Hinterfragens breit gemacht, sodass die Ideenlehre des Platon nicht mehr einfältig akzeptiert war. Cicero hat sich ja gerühmt, Schüler der Akademie zu sein. Anders als die Epikureer glaubt er, dass das Schicksal der Menschen von den Göttern gelenkt wird. Man könnte ihn wie Plutarch als "Altreligiösen" bezeichnen. Glück und ein gelingendes Leben sind eine Gabe der Götter an die, die sie pflichtgemäß verehren.

Alle Werke kannst und musst du nicht heranziehen, das wäre ein Studium von mehreren Jahren.

Ohne Quellen geht es aber auch nicht.

Nimm für jeden eine wichtige Quelle, z. B. für die Stoa Mark Aurels "Selbstbetrachtungen". Gib in der Suchfunktion "Glück" ein. In Kapitel 4 gibt es im Grunde schon die wesentlichen Aussagen.

Bei Aristototeles nimmst du die "Nikomachische Ethik".

Du kannst ja riskieren und einen Satz schreiben und zwar: Glück ist es für mich wenn ich für diesen Satz einen Einser als Note für diese Seminararbeit bekommen würde. :D

Das klappte mal bei einem legendären Fall wo Schüler im Fach Deutsch einen Deutschaufsatz schreiben mussten ich glaube es war sogar eine wichtige Abschlussprüfung und dieser Lehrer schrieb als Aufgabe: Definiere Mut. Der Schüler schrieb nur einen Satz in Großbuchstaben: DAS IST MUT! Der Schüler bekam einen Einser drauf. :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – eBook -> Der Bildungswahnsinn und Ich

AldoradoXYZ  29.03.2018, 20:33

Nur, dass die Story erfunden ist.

hi

natürlich musst du die philosophen lesen und in einer möglichst guten übersetzung zitierten;

guck auf jeden fall rein in:

Dieter Thomä, Christoph Henning, Olivia Mitscherlich-Schönherr (Hg.), Glück. Ein interdisziplinäres Handbuch, (Verlag J.B. Metzler) Stuttgart 2011

ber jetzt erstmal: HAPPY EASTER


Elena1005 
Beitragsersteller
 29.03.2018, 15:30

Danke für die Antwort. Jedoch ist das, was du mir empfiehlst, auch keine Primärquelle des Philosophen..

manuealkindt  29.03.2018, 15:31
@Elena1005

nein, ist es nicht; aber dort erhälst du einen guten überblick - und die primärquellen werden alle genannt