Existiert Taqqiya im Islam?

4 Antworten

Bei den schiitischen Muslimen gibt es das Konzept der Taqiyya, das erlaubt, den eigenen Glauben zu verbergen, wenn man sich in einer Gefahrensituation befindet. Hätten die Juden im Zweiten Weltkrieg ein ähnliches Konzept gehabt, hätten vielleicht mehr von ihnen überlebt.

Ich nehme an, du fragst, ob man Taqiyya nutzen kann, um eine Tat zu rechtfertigen oder auszuführen. Die Antwort lautet eindeutig: Nein. Taqiyya dient ausschließlich der Selbstverteidigung, und das nur in Situationen von Verfolgung und tatsächlicher Gefahr.


mulan2255  25.12.2024, 00:00

Das ist so nicht ganz richtig. Es ist keine schiitische Erfindung. Das Prinzip geht auf den Quran zurück, was bedeutet, dass es bei allen Muslimen Bedeutung hat in bestimmten Notsituationen.
Quran 16:106

„Wer Allah verleugnet, nachdem er geglaubt hat - den allein ausgenommen, der (dazu) gezwungen wird, während sein Herz im Glauben Frieden findet -, auf jenen aber, die ihre Brust dem Unglauben öffnen, lastet Allahs Zorn; und ihnen wird eine strenge Strafe zuteil sein.“

Außerdem 3:28

„Die Gläubigen sollen nicht die Ungläubigen anstatt der Gläubigen zu Schutzherren nehmen. Wer das tut, hat überhaupt nichts mit Allah (gemeinsam) -, es sei denn, daß ihr euch (durch dieses Verhalten) vor ihnen wirklich schützt (illā an tattaqū* minhum tuqāt - wörtlich: außer dass ihr euch fürchtet fürchtend). Allah mahnt euch zur Vorsicht vor Sich selbst. Und zu Allah ist der Ausgang.“

Taqiyya ist vom VIII. Stamm ittaqā ([Gott] fürchten) abgeleitet, was vom Grundverb taqā (fürchten) kommt, so auch tattaqū und tuqāt oder auch taqwā (Gottesfurcht). … Oft wird Taqiyya mit Lüge assoziiert oder Verstellung übersetzt. Tatsächlich bedeutet Taqiyya aber wörtlich „Furcht, Vorsicht, Selbstschutz“. Es geht also nicht um Täuschung oder Lüge, sondern um den eigenen Schutz. Lüge (kadhb) ist im Islam übrigens verboten.

Was die Juden angeht, so ist es nicht schuld der Juden gewesen, dass sie nicht Taqiyya geübt hatten, sondern dass die deutsche Bürokratie jeden erfasst hatte, so dass Juden der Exekutive nicht entkommen konnten. Juden waren alle registriert. Im den Pässen wurden sie als solche ausgewiesen.

mulan2255  25.12.2024, 15:55
@MaxIpsum

Kleine Korrektur. Nicht taqā sondern waqā (schützen, behüten u. dgl.) ist das Grundverb.

Der Begriff "Taqqiya" wird tatsächlich häufig missverstanden oder absichtlich verzerrt dargestellt, insbesondere von Islamkritikern und Rechtspopulisten, die versuchen, ein negatives Bild vom Islam zu verbreiten.

Im Islam ist Ehrlichkeit eine fundamentale Tugend, und Täuschung wird grundsätzlich abgelehnt. Gott sagt im Koran:

„Oh, die ihr glaubt, fürchtet Allah und seid mit den Wahrhaftigen!“

(9:119)

Die Wahrheit zu sagen, ist ein zentraler Bestandteil des Glaubens.

Das Konzept der Taqqiya wird im Islam nicht als Freibrief für Täuschung verstanden, wie oft behauptet wird. Der Begriff bezieht sich auf eine sehr spezifische Situation, die aus dem Koran abgeleitet wird:

„Wer Allah verleugnet, nachdem er gläubig geworden ist – außer wer gezwungen wird, während sein Herz im Glauben Ruhe gefunden hat –, ...“

(16:106)

Dieser Vers bezieht sich darauf, dass ein Muslim unter äußerstem Zwang (z. B. Todesgefahr) äußerlich seinen Glauben verleugnen darf, wenn sein Herz weiterhin im Glauben fest ist. Das Ziel ist hier der Schutz des Lebens, denn im Islam gilt das Leben eines Menschen als heilig.

Der Prophet Muhammad hat selbst immer die Wahrhaftigkeit gelehrt und gelebt. Er sagte:

„Wahrhaftigkeit führt zur Rechtschaffenheit, und Rechtschaffenheit führt ins Paradies.“

(Sahih al-Bukhari, 6094)

Es gibt keine Berichte, die darauf hindeuten, dass er oder seine Gefährten jemals Täuschung oder Lügen als allgemeine Strategie empfahlen.

Taqqiya ist kein allgemeines Prinzip des Glaubens, sondern eine Ausnahme, die in extremen Situationen erlaubt ist, wie z. B. wenn das Leben bedroht wird.

Das islamische Recht legt großen Wert darauf, dass Muslime aufrichtig und vertrauenswürdig sind.

Die Shahada ist das Fundament des Islam und ruft zur Aufrichtigkeit im Glauben und Handeln auf. Sie verlangt, dass Muslime ihren Glauben ehrlich vertreten, außer in Fällen von Zwang, wo das Leben bedroht ist.

Leider hört man oft davon, dass Shiiten dieses Konzept missbrauchen.

Der Begriff "Taqqiya" ist im islamischen Kontext eine Nischenregelung, die lediglich in extremen Situationen Anwendung findet, um das Leben eines Menschen zu schützen.

Es handelt sich keineswegs um eine Erlaubnis zur Täuschung im Alltag oder gegenüber Nichtmuslimen, wie oft falsch behauptet wird. Diese Verdrehung wird vor allem von Islamkritikern genutzt, um Misstrauen und Angst zu schüren.

Wenn jemand den Begriff auf diese Weise missbraucht, sollte man ruhig, aber bestimmt klarstellen, dass dies eine Verzerrung und eine Verleumdung des Islam ist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidakt Islam seit 2010 und Online-Studiengang Tauhid

Ja, sie existiert. Ursprünglich sollten Muslime sich dadurch schützen, etwa Schiiten. Jedoch wird die Taqiya auch anders interpretiert. So sagt Aiman A. Mazyek, ehemaliger Vorsitzender des ZMD, dass die Scharia mit dem GG kompatibel ist:

https://www.youtube.com/watch?v=mFh27LkzueE


MaxIpsum  24.12.2024, 22:56
Ja, sie existiert. Ursprünglich sollten Muslime sich dadurch schützen, etwa Schiiten. Jedoch wird die Taqiya auch anders interpretiert. So sagt Aiman A. Mazyek, ehemaliger Vorsitzender des ZMD, dass die Scharia mit dem GG kompatibel ist:

Hier reden ein paar aneinander vorbei.

Video:
Das ist meiner Meinung nach Taqiyya...' –

Sorry, aber was Taqiyya ist, bestimmt weder dieser Clown noch seine persönliche Meinung, auch dann nicht, wenn er sich dabei auf seine eigene Interpretation beruft, was Taqqiyya ist oder bedeutet. Das definiert allein der Islam und seine Theologie selbst.

Das ist, als würde ein Atheist einem Christen etwas über die jüdische Religion erzählen und es dabei auch noch falsch interpretieren.

So sagt Aiman A. Mazyek, ehemaliger Vorsitzender des ZMD, dass die Scharia mit dem GG kompatibel ist:

Was der Herr Aiman sagte, hat auch nichts mit dem Konzept der Taqiyya zutun. Nicht mal annährend. Man warf ein Wort herein, ohne dass es einen Zusammenhang hat. Dann klatschen die Leute.. Bubble!

BelfastChild  25.12.2024, 00:01
@MaxIpsum

Krieg ist Täuschung, steht in der Überlieferung. Mohammed selbst erlaubte das Lügen, um Kritiker oder Feinde auszuschalten:

Then he composed amatory verses of an insulting nature about the
Muslim women. The apostle said-according to what 'Abdullah b.
a1-Mughith b. Abu Burda told me-'Who will rid me of Ibnu'I-Ashraf?'
Muhammad b. Maslama, brother of the B. 'Abdu'l-Ashhal, said, 'I will
deal with him for you, 0 apostle of God, I will kill him.' He said, 'Do so if
you can: So Muhammad b. Maslama returned and waited for three days
without food or drink, apart from what was absolutely necessary. When
the apostle was told of this he summoned him and asked him why he had
given up eating and drinking. He replied that he had given him an undertaking
and he did not know whether he could fulfil it. The apostle said,
'All that is incumbent upon you is that you should try: He said, '0 apostle
of God, we shall have to tell lies.' He answered, 'Say what you like, for
you are free in the matter.'

Quelle: https://www.thereligionofpeace.com/pages/muhammad/Guillaume--Life%20of%20Muhammad.pdf (Seite 367)

Erstmals hörte ich was von der Taqiya in dem islamkritischen Film Islam: Was der Westen wissen muss. Das war 2009.