Erleben auch andere "Cisphobie"?
Parallel zur Frage, ob es "Heterophobie" gibt, die kürzlich hier auf GF gestellt wurde, möchte ich das Phänomen der "Cisphobie" zur Diskussion stellen.
Sowohl ich wie auch mein Partner sind immer wieder damit konfrontiert, obwohl wir uns sowohl öffentlich wie auch privat für Trans- und queere Menschen einsetzen.
Beispiel: Ich habe zusammen mit hetero- und homosexuellen Freunden die Pride besucht. Wir haben uns dort mit weiteren Teilnehmern der Parade getroffen, um gemeinsam am Marsch teilzunehmen.
In dieser anderen Gruppe war eine Person als trans erkennbar. Während alle Cispersonen einander zur Begrüssung die Hand gaben, verweigerte die Transperson ihren Unterstützern und Gesinnungsgenossen den Handschlag.
Hätte sie auch einem anderen Transmensch den Handschlag verweigert?
Ich habe auch schon mehrere transfreundliche Beiträge geschrieben und wurde angefeindet, weil ich anscheinend nicht auf dem neusten Stand bin was die Terminologie angeht.
Würde ein Transmensch ebenfalls beschimpft (ich rede nicht von einem freundlichen Hinweis!), wenn er ein "falsches" Wort benutzt, weil er sich nicht damit beschäftigt hat, wie man heute korrekt sagt?
Auch mein Partner hat dieselben Erfahrungen gemacht. Eine queere Person, die sich als woke bezeichnete, schrieb wörtlich: "Alle Cismänner sollen einfach mal die Fr*sse halten!".
Darauf wurde mein Partner wütend und schrieb, ob das wirklich der Wunsch sei, dass er aufhöre, sich für die Belange von Transmenschen einzusetzen? Die Person pöbelte ihn aber weiter an, worauf er so angepisst war, dass er die Plattform verliess.
Zur Terminologie in der Umfrage (da nur begrenzt Zeichen zur Verfügung stehen):
"Cisphobie": Anfeindungen und/oder diskriminierendes Verhalten von Menschen, die sich nicht als cis definieren (trans, divers, queer etc.), spezifisch gegenüber Cispersonen.
16 Stimmen
Was genau meinst du mit "transfreundlichen Beiträgen"?
Es ist das Gegenteil von Transphobie.
7 Antworten
Ich habe das Gefühl, dass ganz oft vergessen wird, dass Transidentität eine willkürliche Eigenschaft ist, die halt manche Menschen bei Geburt haben. Das ist kein Verein, keine Versammlung oder sonst was. Manche Menschen, jeglichen Alters, jeglicher gesellschaftlicher Gruppe, und jeglicher Persönlichkeit, sind halt trans. Das passiert halt. Laune der Natur.
Ich kenne sehr wahrscheinlich mehr trans Menschen als 99% der Menschen. Manche mag ich sehr gerne, manche sind neutral, und manche mag ich nicht. Manche finde ich sympathisch, manche unsympathisch, etc.
Die allermeisten Leute kennen wahrscheinlich keine, eine oder maximal zwei trans Personen. Und häufig bildet sich dann etwas, wo man plötzlich als Vertreter einer ganzen Menschengruppe angesehen wird, obwohl man eigentlich nur man selbst ist, und andere Menschen da ganz anders sind.
Beispiel: Ich hab Informatik studiert. Ich bin schlecht in Mathe. Für viele war das halt „das Mädel“ ist schlecht in Mathe, Klischee bestätigt. Aber dabei bin einfach nur ich schlecht in Mathe, das sagt gar nix über den Rest aus.
Zu deinem „cisphob“-Beispiel mit dem Händeschlag: Hier ist es genauso. Irgendein Mensch, irgendwo, mag es nicht, die Hände zu schütteln, und gibt niemandem die Hand. Und plötzlich wird daraus „trans Menschen sind gemein zu cis Menschen weil sie nicht die Hand geben“, und es wird darüber spekuliert, dass das ja sicher anders wäre, wenn man selbst trans wäre. Und plötzlich ist aus irgendeiner random Person, die keine Hände schüttelt, ein Angriff der trans Community auf cis Menschen draus geworden.
Laut deiner eigenen Aussage kennst du ja viele trans Menschen. So. Manche wirst du mögen, manche nicht mögen, und manchen gegenüber stehst du neutral. Das ist NORMAL. Und wenn du lange genug suchst, wirst du auch welche finden, welche Fieslinge sind. Das sind einzelne Menschen, die eine Geburtseigenschaft verbindet, kein Klub.
Und nein, ich denke nicht, dass es sowas wie Cisphobie gibt. Transphobie ist, wenn du dich in der Schule outest, und plötzlich in vier verschiedenen Fächern eine „ergebnisoffene Diskussion“ stattfindet, ob es trans überhaupt gibt, und ob man sowas tolerieren sollte, wenn dir dein Religionslehrer sagt, wie sündig und satanisch du doch bist, und dann eine Unterrichtsstunde darüber macht, wie Sünde das Werkzeug des Bösen ist, oder wenn dein BWL-Professor einfach mal so in den Raum wirft, dass ja trans Menschen „geistig gestörte Trans en“ seien, ohne das irgendwer das Thema auch nur erwähnt hat.
Manche Menschen sind gemein. Das ist so. Auch manche trans Menschen. Aber zwischen ein bisschen Übereifer bei Jugendlichen und systematischer, unausweichlicher Demütigung durch teils auch Vorgesetzte, liegen Welten.
dabei die Erfahrungen zu sicher 80% negativ waren, dann ist das für mich eben nicht mehr "die einen Leute mag man und die anderen nicht".
Okay, dann magst du halt trans Menschen insgesamt eher nicht. Ich weiß nicht, was ich dazu neues sagen soll. Solange man nicht fies ist, ist das halt so. Wenn du so fühlst.
Mich mögen auch viele Leute nicht, weil ich meine Meinung zu so kontroversen Themen wie Religionen nicht hinterm Zaun halte. Ist in Ordnung. Für Gefühle kann man nix, kritisieren kann man nur Taten.
Ich finde jetzt, von den wenigen Interaktionen die wir bis jetzt hatten, nicht, dass du ein schlechter oder gemeiner Mensch wärst oder so. Und wenn du dich dann nicht mehr / weniger gegen Transfeindlichkeit einsetzen möchtest, dann ist das halt so. Und auch in Ordnung. Nur selbst dann transfeindlich werden wär Unsinn.
Danke dir für deine Worte. :-)
Ja, ich denke, dass es für mich wirklich am besten ist, mich einfach zurückzuziehen. Ich finde, dass jeder Mensch ein Recht hat, auf seine Art glücklich zu werden (sofern er damit anderen nicht schadet, versteht sich). Aber wenn ich mit Vorurteilen überhauft werde, noch bevor ich den Mund aufgemacht habe, dann ist es vielleicht besser, wenn ich mich zurückziehe, bevor ich selber so wütend werde, dass ich tatsächlich transphob werde.
Und vielelicht ist das ein guter Zeitpunkt hier, weil ich nun doch noch einige vernünftige und konstruktive Gespräche führen konnte, die dem gegenseitigen Verständnis förderlich sind und somit mich wieder ein bisschen versöhnen.
Danke für deinen Beitrag dazu!
Wenn mir jemand sagt, dass man mit ca 80% von trans Menschen nicht klar kommt, und auch selbst sagt, dass das weit über natürliche Variationen hinaus geht, dann mag man halt trans Leute nicht.
Keiner muss uns mögen, nur respektvoll im Umgang sein. Wenn man mich nicht mag, ist das halt so, da bin ich dann auch nicht beleidigt oder so.
Das ist mir noch nie passiert und beobachtet habe ich es auch nicht.
Leider habe ich es hier direkt gegen LastDayofEden erlebt.
Und ich habe es auch in RL erlebt.
So etwas geht gar nicht.
So aus dem Gedächtnis ging es um eine Begriffsbestimmung.
Was genau weiß ich nicht mehr. Es kann Umwandlung gewesen sein, Transsexuell oder was auch immer. Genau bring ich das nicht mehr zuhsammen.
Anstatt das versucht wurde das sachlich zu erklären, gab es keine schönen Worte zurück für LastDayofEden.
Das jemand einen falschen Begriff verwendet ist okay. Dann erklärt man das der Begriff nicht mehr der passend ist. Da LastDayofEden positiv queeren Menschen eingestellt ist, und auch aus den Antworten herauszulesen ist, das da eine ganze Menge mehr dahinter steckt als bei vielen anderen hier, wäre eine Erklärung sicher auf fruchtbaren Boden gefallen. Doch leider ist as Gegenteil passiert mit Beschimpfungen.
Und das geht für mich gar nicht.
Glaubst du, dass es daran liegt, dass du selber Fachperson bist und dich so intensiv mit dem Thema beschäftigt hast, dass du in keine Fettnäpfchen mehr trittst?
Das würde nicht erklären, warum ich das auch bei anderen nicht beobachte, etwa auf Social Media.
Das stimmt auch wieder. Und ich habe ja zwei Beispiele aufgezählt, bei denen die Feindseligkeiten auch ohne Anlass auftraten.
Ich werde selbst dann angegriffen, wenn ich Transmenschen gegen transphoben Angriffe verteidige.
Es ist mir wirklich ein Rätsel. 💁♀️
Deine Beispiele kann ich nicht bewerten, da ich nicht dabei war.
Ja, natürlich, wenn du gar nie in der Situation warst, kannst du es auch gar nicht nachvollziehen.
Danke für deinen Beitrag!
Hab ich noch nie erlebt, kann aber nicht ausschließen, dass es so etwas nicht gibt.
Der Knackpunkt ist, dass Heterophobie und Cisphobie keine strukturelle und institutionelle Diskriminierung ist, sondern ein situative individuelle Diskriminierung.
Ach so! Natürlich, das war nicht das Thema. Es ging nur um die Interaktion zwischen Personen, denn das ist ja das, was ich erlebe.
Als Cisperson gibt es zwar auch strukturelle Diskrimination, diese bezieht sich aber auf die beiden Geschlechter und nicht auf die Tatsache, dass man Cis ist.
Also ich persönlich habe derartiges noch nie mitbekommen, weder online, noch im echten Leben.
Grundsätzlich kann ich aber natürlich nicht ausschließen, dass es Menschen gibt, die was Gene cis Menschen haben.
Wobei man natürlich auch sagen muss, dass das nicht mit Transfeindlichkeit gleichzusetzen ist. Ich bezweifle nämlich, dass eine cis Person zusammengeschlagen wird, nur, weil sie cis ist. Genau so gibt es in keinem Land Gesetze, die cis Menschen verbieten.
Ich sage nicht, dass es sowas nicht geben kann. Ich sage nur, dass man differenzieren sollte zwischen:
Ist die Person, die sowas sagt, tatsächlich gegen cis Menschen, oder hat sie einfach nur "die Schnauze voll", weil sie selbst ständig diskriminiert/ benachteiligt/ gehasst wird?
Zu deinem Beispiel:
Alle Cismänner sollen einfach Mal die Fr*sse halten!
Als "cis Phobie" würde ich das nicht bezeichnen. Natürlich kenne ich den genauen Kontext dieser Situation nicht. Allerdings ist es schon auffällig, das gerade cis Männer sich Genre in Diskussionen einmischen, die sie nichts angehen. So z.b. die Abtreibungsdebatte.
Hätte man aber natürlich auch freundlicher ausdrücken können.
Zu deinem anderen Beispiel kann ich wenig sagen. Vielleicht hat die Person einfach keine guten Erfahrungen mit cis Menschen gemacht? Vielleicht wurde sie von cis Menschen gemobbt/ diskriminiert oder sowas?
Vielleicht hatte sie in diesem Moment auch einfach nur keine Lust. Die Person wird da schon einen Grund gehabt haben. Nur, weil jemanden der Handschlag verweigert wird, heißt das doch nicht, dass die Person was gegen einen hat.
Dass du beschimpft wurdest, wenn du dsche Begriffe verwendet hast, ist natürlich unnötig. Man kann auch einfach freundlich auf sowas hinweisen.
Allgemein sage ich also: man muss immer differenzieren und vor allem hinterfragen, welche Beweggründe eine trans Person haben könnte. Grundsätzlich ist sowas nicht mit Transfeindlichkeit gleichzusetzen. Dennoch kann ich natürlich auch nicht leugnen, dass es solche Einzelfälle geben kann.
Unsere Überlegung war die: Es gibt sehr viel weniger Transmenschen als Cismenschen. Wenn Transmenschen von einer Minderheit von Cismenschen angegriffen wird, dann kommt vermutlich auf jeden Transmenschen ein oder sogar zwei Transphobe.
Wenn nun aber Cismenschen für Transmenschen einstehen und Transphoben erklären, dass das ganz normale Menschen sind, die niemandem was tun, dann wäre schon etwas getan für ein besseres Miteinander.
Wenn ich dann aber von Transmenschen dafür angegriffen werde, dass ich mich für sie einsetze, dann verstehe ich die Welt nicht mehr - und frage mich, ob ich überhaupt noch hinter meinen eigenen Aussagen stehen kann.
Und sicher habe ich Verständnis, wenn Menschen aufgrund von traumatischen Erfahrungen aggressiv sind und nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden können.
Wenn aber der Anteil solcher Menschen unter Transmenschen (oder auch anderen Queeren) höher ist als in der Allgemeinbevölkerung, dann muss ich überlegen, wie ich damit umgehe, ohne ständig unter die Räder zu kommen (mein Partner hält sich unterdessen aus allem raus).
Wie gesagt. Anfeindungen müssen nicht sein, von beiden Seiten nicht. Das sehe ich genau genau so.
Danke dir für deine Worte. Weisst du, wenn ein Homosexueller sich daneben benimmt (was ich in 35 Jahren, in denen ich mit Homosexuellen beruflich und privat zu tun habe, nur absolut ausnahmsweise erlebt habe), dann wird er von anderen Homosexuellen in den Senkel gestellt.
Wenn aber eine Transperson Cismenschen angreift (und das ist in den rund 20 Jahren, in denen ich mit Transmenschen zu tun habe, viel zu oft geschehen), dann tritt niemand für mich ein.
Gerade von Menschen, von denen ich meine, dass sie wissen, wie es ist, wenn niemand für einen einsteht, erwarte ich ein anderes Verhalten. Zumal es ja andere bislang und oftmals auch weiterhin marginalisierte Minderheiten auch können.
Tut mir leid für die harten Worte, aber ich wurde wirklich unterdessen zu oft verletzt und enttäuscht. Unterdessen denke ich, das Beste ist vermutlich, dem gegenseitigen Hass einfach seinen Lauf zu lassen und mich rauszuhalten.
Ja, raushalten ist eigentlich das beste, was man machen kann. Ich find's schade, wenn man Menschen wie dir, Dir sowas erlebt haben, nicht zuhört.
Danke schön. Dir alles Gute für jetzt und für die Zukunft! :-)
Alle Cismänner sollen einfach Mal die Fr*sse halten!
Das ist für mich genauso Cisphobe wie wenn hier trans Menschen beleidigt werden.
Richtig das war das Zitat von LastDayofEden in der Frage.
Ich bewerte es für mich nicht nur als Beleidigung sondern Anfeindung.
Vielleicht stehe ich mit meiner Meinung alleine da. Dann ist das so.
Wie ich das für die einen sehe, sehe ich es auch für die anderen.
Da es "Nutzervorführung" gewesen wäre, musste ich den Username zensieren.
Was ist es, dann, wenn man eine Lebensweise, in der man sein von der Natur gegebenes Geschlecht akzeptiert auslebt, es niemanden auf die Nase bindet, anders als LGBT, als weltfremd bezeichnet? Selbstverständlich ist das cisphob! Zudem gibt es keine "Cis-Ideologie", weil WIR einfach unser Leben leben und anderen nicht immer mitteilen, dass wir uns als Frau oder Mann identifizieren. Aufgrund dessen, dass du diesem User zustimmst, nehme ich an, dass auch du trans bist?
Das tun Cismenschen ja nicht. Also was redest du? Nein, das ist nicht cisphob. Natürlich gibt es Cisideologie, anders als "Trans-Ideologie", welche nicht existiert, da alles, was als solche bezeichnet wird, einfach normal ist.
Danke für deine Gedanken und auch deine persönlichen Erfahrungen. Die Art, wie du bei deinem Outing ins Rampenlicht gerückt und praktisch an den Pranger gestellt wurdest, finde ich demütigend und unter aller Sau.
Lehrer, die beliebig Schüler herauspickten und sie für irgendwas, was ihnen nicht passte, mobbten, hatten wir allerdings auch.
Wenn ich nun selber aber bedenke, dass ich vielleicht rund ein Duzend Transpersonen, Genderfluide und andere queere Personen (abzüglich "nur" Homosexuelle) getroffen habe und nochmals einige Duzend über das Internet, und dabei die Erfahrungen zu sicher 80% negativ waren, dann ist das für mich eben nicht mehr "die einen Leute mag man und die anderen nicht".
Dazu kommt, dass ich und mein Partner uns immer in einem sehr hohen Masse persönlich für Menschen, die Anfeindungen erleben müssen, eingesetzt haben. Einem Transmann haben wir buchstäblich das Leben gerettet. Dafür haben wir hohe persönliche Belastungen auf uns genommen.
Trotzdem haben wir dafür nicht einmal ein Dankeschön bekommen.
Ansonsten kannst du gerne meinen Austausch mit @LunarEclipse weiter oben nachlesen, wo wir zu einem Schluss gekommen sind - auch wenn mir ein anderes Ergebnis lieber gewesen wäre.