Eigenes Wissen in der Bachelorarbeit oder nur Zitate?
Hallo ihr Lieben,
nun sitze ich endlich vor meiner Bachelorarbeit,
ich habe ein Thema gefunden, das mich interssiert, zu dem es allerdings noch relativ wenig wissenschaftliche Literatur gibt, wenn es auch sehr gegenwärtig ist.
Ich habe riesige Probleme mit wissenschaftlichem Schreiben.
Ich habe eine Ausbildung im Labor gemacht und in meinem Studium auch einiges über die Materie gelernt. Viel könnte ich aus meinem eignen Gedächtnis niederschreiben, aber darf ich das auch? Ich finde es total schwierig einschätzen zu können, wann genau ich zitieren muss und wann ich frei schreiben darf.
Ich hoffe ihr versteht mein Problem..
Für mich sind vielleicht viele Dinge logisch oder verankert.
Und wann darf ich einfach mal so einen Satz zwischen die ganzen Zitate packen.
Ihr seht.. ich bin eine absolute Niete in wissenschaftlichen Arbeiten.
Doof, dass mein Dozent mir ne reine Recherche-Arbeit vorgeschlagen hat :D
Ich hoffe ihr könnt mir helfen.
Natürlich auch gerne kleine Beispiele schreiben, damit ich es verstehe. In den Erläuterungen im Internet habe ich es leider kaum verstanden.
Liebe Grüße und vielen Dank,
die Ulli
6 Antworten
Hallo Ulli,
bei der Bachelorarbeit handelt es sich um eine wissenschaftliche Arbeit.
Und wie bei allen wissenschaftlichen Arbeiten müssen Dinge, die von Dritten übernommen worden sind (Texte wörtlich oder dem Sinn nach, Statistiken, Grafiken, Bilder, ...) als Zitate gekennzeichnet sein.
Eine Bachelorarbeit sollte aber nicht nur eine Aneinanderreihung von Zitaten sein... wohl aber kann man verschiedene Zitate oder (Forschungs-)Ergebnisse gegenüberstellen, vergleichen, bewerten oder widerlegen.
Eine Bachelorarbeit kann und sollten natürlich nicht nur fremdes Wissen beinhalten, sondern eigene Theorien, Untersuchungen.
Wichtig bei wissenschaftlichen Arbeiten ist aber immer, dass alles korrekt mit Quellen belegt wird. Das gilt für zitiertes Wissen ebenso wie für eigene Ergebnisse. Sofern Du Dich also z.B. auf eigene Laboruntersuchungen beziehst, kannst Du nicht einfach schreiben "habe ich mal bei einem Versuch festgestellt...". Denn das wäre nicht nachvollziehbar und schon gar nicht reproduzierbar. Du müsstest stattdessen die im Labor durchgeführten Versuche protokolliert und dokumentiert haben und diese Protokolle dann der Bachelorarbeit als Anhang beifügen und Dich in der Arbeit selbst auf diese Protokolle als Quellen beziehen.
In einer Dissertation habe ich z.B. das gelesen.. das hat sie ja auch nicht selber herausgefunden oder verstehe ich ihre Zitierweise einfach falsch?
Ihre Quelle bezieht sich doch nur auf den Inhalt des letzten Satzes, weil vor Punkt, oder?!
S. aureus verursacht in erster Linie Haut- und Weichteilinfektionen, wie Furunkel, Karbunkel, Pyodermie, Sinusitis oder Otitis media, aber auch tiefer gehende Infektionen, wie eitrige Parotitis, Mastitis puerperalis, und die primäre oder sekundäre Osteomyelitis. Des Weiteren kann eine Infektion mit S. aureus zu Atemwegsinfektionen bis hin zur Pneumonie, sowie durch eine Keimausschwemmung in die Blutbahn zu systemischen Erkrankungen, wie Endokarditis und Sepsis, führen.Zu den Toxin-vermittelten Erkrankungen gehören die Lebensmittelintoxikation, welche durch die Staphylokokken-Enterotoxine A-O verursacht werden, sowie die staphylogene toxische epidermische Nekrolyse (Synonym: staphylococcal scalded skin syndrome), die durch die exfoliativen Toxine A und B verursacht wird. Eine lebensbedrohliche Erkrankung, die zum Multiorganversagen führen kann, stellt das Toxische Schocksyndrom (TSS, toxic shock syndrom) dar. TSS beruht auf der Superantigenwirkung des „Toxic-Shock-Syndrom“-Toxins-1 (TSST-1) und kann in seltenen Fällen auch von den Enterotoxinen B und C verursacht werden (Emori and Gaynes, 1993; Kass and Parsonnet, 1987; Köhler et al., 2001; Lowy, 1998).
Wenn du einen Sachverhalt nicht belegen kannst oder zumindest anhand der Literatur nachweisen kannst, dass es da eine Lücke gibt, dann ist das ein Verstoß gegen die Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens.
Üblicherweise werden nur solche Sachverhalte nicht mit Zitaten belegt, die im weitesten Sinne als mehr oder weniger (fachspezifisches) Allgemeinwissen gelten.
In dem von dir zitierten Abschnitt ist es etwas schwierig aufzudröseln, was genau zitiert wird, wenn man die Zitate nicht nachverfolgt. Meines Erachtens ist das in diesem Beispiel daher auch nicht gut zitiert, weil nicht eindeutig zuordenbar. Es könnte in meinen Augen sein, dass die vier zitierten Studien sich auf S. aureus allgemein beziehen oder nur auf TSS.
Aber davon mal abgesehen: Zitiere so viel du kannst. Es kann gut sein, dass das, was du mal in der Praxis oder sogar im Studium gelernt hast, nicht mehr der neueste Stand ist oder dass es da doch mehr verschiedene Standpunkte gibt, als du glaubst. Das findest du aber nicht heraus, wenn du nicht auf Literatursuche gehst - und solche blinden Flecken können nachher bei der Begutachtung unangenehm werden.
Beste Grüße und viel Erfolg!
Ich bin auch nicht in allen Zitierweisen so firm, aber auf mich wirkt diese Art und Weise zumindest missverständlich und ich würde sie nicht so anwenden - es sei denn, es gibt irgendwelche formalen Vorschriften vom Lehrstuhl, bei denen es genau so gewünscht ist.
Hat seine Vor-und Nachteile: Wenig Forschungsliteratur bedeutet, dass das Thema ein Forschungsdesiderat darstellt, welches sich zu erforschen lohnt. Solange Du stringent argumentierst und bei Deiner Arbeit ein gewisses Maß an Wissenschaftlichkeit an den Tag legst, kannst Du hier was Tolles leisten.
Auf der anderen Seite ist es nicht schlecht, auf ein gewisses Fundament an wissenschaftlicher Forschungsliteratur zurückgreifen zu können, eben, um gewisse Thesen zu stützen bzw. nonsense anderer Forschungsbeiträge dementsprechend zu entlarven.
Sieh´s aber eher als Motivation!!!
Wenn es wenig wissenschaftliche Literatur gibt, dann ist das nicht unbedingt ein Nachteil.
Bei einer Bachelorarbeit musst du wohl kein ganzes wissenschaftliches Feld durcharbeiten, sondern kannst dich auf ein Thema beschränken, richtig?
Also verschaff dir einen Überblick über die Literatur zu deinem Thema! Wenn du 50 bis 100 Veröffentlichungen gelesen hast, wirst du schon viel mehr Klarheit haben!
50-100 Titel sind für eine BA-Arbeit - egal welcher Fachrichtung - allerdings schon extrem sportlich... So viele Titel verlangen nicht einmal die meisten Masterarbeiten.
Die meisten BA-Arbeiten haben doch einen Umfang von ca. 30-50 Seiten. Für die Menge sind 30-40 Titel mehr als ausreichend.
Naja, kommt auf's Fachgebiet an... manche paper sind schon sehr kurz, gerade sehr aktuelle Dinge...
ich habe mir die Dissertation noch einmal angesehen und die Autorin verwendet ausschließlich diese Zitierweise mit den Quellen vor dem Punkt. Ich glaube um ehrlich zu sein, dass sei entweder eine mir nicht bekannte Zitierweise nutzt oder diese einfach komplett fehlerhaft ist :D Es bezieht sich, denke ich, immer auf den kompletten Absatz, egal wo bei ihr der Punkt steht.