Dürfen Lehrer bei einem Vokabeltest Punkte für das falsche Wort abziehen?
Folgende Situation: Ein Lehrer sagt: "Lernt bitte für den Vokabeltest alle Wörter von Seite a bis Seite b." Im Vokabeltest gibt es dann eine Aufgabe, bei der man Wörter aus dem Deutschen ins Englische übersetzen muss. (Aufgabenstellung etwa so: "Übersetze folgende Wörter ins Englische!") Bei der Korrektur des Vokabeltests gibt der Lehrer dann keinen Punkte, wenn die Übersetzung zwar richtig ist, das Wort aber nicht innerhalb der zu lernenden Seiten war, sondern ein Synonym ist, aber sich halt eben nicht in den zu lernenden Seiten befindet.
Meine Frage ist jetzt, ob der Lehrer sowas darf. Denn eigentlich ist die Aufgabe ja, dass man ein deutsches Wort ins Englische übersetzen soll und nicht, dass man bei der Übersetzung genau das Wort nehmen soll, was zu lernen war. Und die Aufgabe hat man ja, indem man irgendein Wort angibt, was eine korrekte Übersetzung des deutschen Worts ist, vollumfänglich erfüllt.
18 Antworten
Hi.
Da du die Frage ein weiteres Mal gestellt hast, habe ich mir nun die Mühe gemacht in den Sachverhalt etwas näher anzusehen. Dennoch habe ich natürlich keinen vollumfänglichen Einblick.
Zunächst halte ich deine Argumentation bzgl. der geforderten Worte durchaus für vertretbar. Um genaueren Einblick zu bekommen habe ich, da du auch dein Bundesland BW nanntest, in das Landesrecht geschaut. Die Notenbildungsverordnung unterscheidet hier zwischen verschiedenen Leistungsnachweisen, interessant ist nun die juristische Definition welche sich aus § 9 NVO ergibt. Dort gibt es einmal die "Klassenarbeiten" und die "Wiederholungsarbeiten" (beide sind auch im Titel genannt). Nun muss man sich fragen, was genau die jeweiligen Varianten unterscheidet.
Ausgehend von der NVO sind "Wiederholungsarbeiten" solche, die unmittelbar vorangegangene Unterrichtsstunden behandeln und eine Leistungszeit von kürzerer Dauer umfassen. Das trifft somit auf die Vokabeltest zu.
Da es sich schon per Definition auf die vergangene Stunde richtet, ist dies in der Arbeit nicht gesondert zu nennen. Für deinen Fall heißt das, dass in der Tat die Synonyme nicht korrekt sind. Denn Leistungsnachweis ist der "vorangegangene Unterricht", somit auch die Aufgabenstellung: "Lerne von a bis z."
Wie genannt, ich kann deiner Argumentation einiges abgewinnen und ohne die NVO wäre ich der auch gefolgt, da es aber eine gesetzliche Regelung gibt und diese zweckmäßig ausgelegt werden muss, muss ich mich an das dortige halten. Das bedeutet, die Lehrkraft hat in diesem Fall ihr Ermessen im Rahmen des zulässigen ausgeübt. Eine Remonstration deinerseits wäre damit nicht aussichtsreich.
Ich hätte dir durchaus gerne andere Antwort gegeben, aber wenn ich mich daran halte was ich gelernt habe, dann kann ich dir nur Antworten: Synonyme sind in dem Fall unzulässig.
Ja, in dem Fall würde man von winer Zulässigkeit ausgehen. Kommt aber natürlich auf die spezielle Aufgabe an.
In dieser Sache bin ich auf Deiner Seite, aber die Schulpraxis spricht gegen uns.
Aufgabe: Übersetze das Wort wenn ins Englische. Meine Antwort wäre an, und vermutlich braucht der Lehrer hernach eine Reanimation. Ist mir aber egal, ich habe es bei Tolkien gelesen (yet a way thou canst win, an thou wishest, still to lessen thy lot of lingering woe) und weiß, daß ich recht habe.
Wenn Du so handelst wie ich, dann machen wir denselben Fehler: In der Schule werden grundsätzlich keine sachorientierten Lösungen verlangt. Die Aufgabe des Schülers im oben genannten Beispiel, besteht eben nicht darin, eine Übersetzung für wenn zu finden, sondern den Lehrer glücklich zu machen. Was das ist, wie man es erkennt und wie man es erfüllt, das sollst Du lernen, nicht ein dämliches englisches Wort.
Ähem, also deine Literaturkenntnis in Ehren (wirklich!), aber in dem von dir genannten Beispiel der Schule vorzuwerfen, sie würde keine sachorientierten Lösungen verlangen, ist der Hammer. Sachorientiert ist es ja wohl, Schülern erst einmal gegenwärtig gebräuchliches Englisch beizubringen. Wenn du so gut in Englisch bist, dass du Tolkien lesen kannst, kennst du hundertprozentig auch das Wort, das wohl allerhöchstwahrscheinlich gemeint ist. Aus welchem Grund also mit Absicht ein anderes Wort bringen? Weil man ein neunmalkluger Schüler ist, der dem Lehrer auf‘s Brot schmieren will, dass man Tolkien gelesen hat, und am allerbesten wäre es, wenn der Lehrer auch noch vor der ganzen Klasse erwähnt, dass er das selbst bisher nicht wusste, denn es streichelt so schön das Ego.... 🙄
Ich sehe das anders: Eine Frage ist eine Frage, und muß aus sich selbst heraus beantwortbar sein. Ein sozialer Kontext kann da keine Rolle spielen; wenn der Fragesteller das anders will, dann muß er die Frage anders formulieren. Auch dabei gibt es Grenzen: Wenn der Unterricht irgendwelche Privatkonventionen oder Vereinbarungen enthält, dann sollten die nicht vorausgesetzt werden. Andernfalls entsteht ja das Paradoxon, daß ein Schultest aus Englisch für einen Anglistikprofessor ohne Vorbereitung gar nicht lösbar wäre.
Du hast es sicherlich erkannt: Ich bin Naturwissenschafter und mehr interessiert an Dingen als an Personen. Außerdem gelte ich als socially awkward. Damit kann ich aber leben, weil ich wenigstens weiß, was ich tue.
Es ist keine Privatkonvention, wenn in einer Klassenarbeit grundsätzlich das abgefragt wird, was im Unterricht behandelt wurde, auch wenn es nicht explizit in der Aufgabenstellung geschrieben steht.
Dass du als socially awkward giltst, kann ich mir allerdings sehr gut vorstellen, denn mit so einer haarspalterischen Art geht man seinen Mitmenschen natürlich auf die Nerven. Wenn die anderen auch ohne übertrieben detaillierte Aufgabenstellung erkennen, was gemeint ist, wissen diese wohl ebenfalls sehr gut, was sie tun.
Ich habe länger darüber nachgedacht, an welcher Stelle wir uns unterscheiden. Meine Diagnose: Ich denke, daß der Englischunterricht die Vermittlung der englischen Sprache zum Thema hat, und daß daher Fragen bei Prüfungen etc. sich nur auf die Sprache (ein System von Regeln, Konventionen usw) beziehen können.
Du hingegen meinst, daß der Englischunterricht selbst auch Thema bei der Englischprüfung sein kann. Der Schüler wird nicht nur daran gemessen, wie gut er Englisch kann, sondern er muß auch wissen, was im Unterricht gemacht wurde und was nicht, und er muß die „Sozialkompetenz“ (sprich: Autoritätshörigkeit) mitbringen, eine unklar gestellte Frage im Sinne des Lehrers zu beantworten.
Falls ich mit dieser Diagnose richtig liege, dann müssen wir uns wohl darauf einigen, daß wir uns uneinig sind.
Andernfalls entsteht ja das Paradoxon, daß ein Schultest aus Englisch für einen Anglistikprofessor ohne Vorbereitung gar nicht lösbar wäre.
Wunderbares Argument!
Bravo 👏👏👏
Hab mich extra angemeldet um dir meine Hochachtung auszudrücken.
Ein bilinguales Kind lernt natürlich nicht unsinnig Vokabeln auswendig, es kenn die Sprache auf hohem Niveau.
Bedeutet möchte der Lehrer exakt diese Vokabeln abfragen, muss er dies präzise in der Fragestellung deklarieren, denn eine simple Übersetzung zu fordern, kann besonders im Englischen viele Varianten aufweisen, besonders wenn man simokistisches Schulenglich und gehobenes Vokabular vergleicht.
Dieses stupide Abfragen ist absolut kontraproduktiv und weißt auf die Bildungslücken des Studiums bezüglich des freien Denkens, aber vorallem die Diskrepanz kognitiv, logischen Zusammenhänge themenübergreifend einzuordnen und hoffentlich auch zu verstehen, hin.
Wissensweitergabe ist die Prämisse, nicht stupides Listenabstreichen.
Um die Übersetzung vollumfänglich zu gewährleisten gibt es da meist wenig Spielraum für Synonyme.
Ja, ich befinde mich aber mit meiner Übersetzung innerhalb dieses Spielraums.
Nein, weil die betreffenden Wörter eben NICHT immer exakt bedeutungsgleich und austauschbar sind.
Es geht um die Wörter "tough" und "hard".
In keinem. Die Aufgabe war einfach nur, das Wort "hart" ins Englische zu übersetzen.
Das hier tough gemeint war, dürfte aus der behandelten Lektion hervorgegangen sein.
Ja. Es steht aber nicht in der Aufgabenstellung. Ich beantworte Fragen in Klassenarbeiten und Tests anhand von Aufgabenstellungen.
Und da wundern sich heute noch so manche dass keiner mehr Lehrer werden will.
Von mir aus geh zum Direktor der wird dir aber vermutlich das Gleiche erzählen.
Wegen einem Punkt gehe ich nicht gleich zum Rektor. Ich wollte nur mal wissen, ob sowas zulässig ist.
Ja, die geben mir recht. Da meine Mutter aber Mathematik und Chemie unterrichtet, kennt sie sich mit Englisch nicht aus.
Dann sollen die mal Zur Lehrerin gehen und sich den Unterschied zwischen den Worten erklären lassen. Und sie sollen nochmal nachlesen, was "Ermessensspielraum" bedeutet.
Die Lehrerin sagt doch auch, dass die beiden Wörter Synonyme sind.
Ich denke schon, dass das in Ordung geht. Vor allem sind ja Synonyme nicht immer "echte" Synonyme. Du kannst dich sagen Ehedame. oder im Deutschen gibt es ja Schloss (Gebäude) und das Schloss für den Schlüssel
Im Englichen schaut das schon ganz anders aus.
Denn eigentlich ist die Aufgabe ja, dass man ein deutsches Wort ins Englische übersetzen soll und nicht, dass man bei der Übersetzung genau das Wort nehmen soll, was zu lernen war.
Doch, denn die Aufgabe war:
"Lernt bitte für den Vokabeltest alle Wörter von Seite a bis Seite b."
also Du auch diese Wörter zu verwenden, denn genau die werden im Test abgefragt und nicht die Synomyme
Doch, denn die Aufgabe war:
"Lernt bitte für den Vokabeltest alle Wörter von Seite a bis Seite b."
Nein, die Aufgabe war: "Übersetze folgende Wörter ins Englische!"
Genau, aber es war klar defininert, WELCHE Vokabeln ihr lernen solltet.
Ja, es war definiert, welche Vokabeln wir lernen sollten, es war aber nicht definiert, welche Vokabeln wird als Übersetzung angeben sollen. Das ist ein Unterschied.
Warum meinst du denn, dass man euch sagte, dass ihr die Vokabeln lernen sollt und dass darüber ein Test geschrieben wird?
Damit wir wissen, welche Vokabeln im Test drankommen.
Heißt dass dann, dass Synonyme bei Klassenarbeiten erlaubt wären?