Dilemma - Neues Dach oder PV-Anlage oder beides?

2 Antworten

Was soll mit Frankfurter Pfannen nach 50 Jahren passieren? Zerbröseln sie?

Wir haben sie auf einem großen Dach, das mittlerweile fast 60 Jahre alt ist. Sie haben sich noch nicht zerlegt.

Demgegenüber haben wir im letzten Jahr beobachten können, wie ein Nachbar sein Haus vergrößert hat, das erst rund 15 Jahre alt war. Dementsprechend war eine komplett neue Dacheindeckung notwendig. Vorhandene Solarpanels runter, neues Dach drauf und dann die Panels wieder eingehängt. Ein übergroßer Aufwand ist das nicht.

Die bedeutende Frage dabei ist, inwieweit ein neues Dach zum jetzigen Zeitpunkt von der Dämmung her (Auf-Dach-Dämmung) nicht tatsächlich einen deutlichen Vorteil bringen würde. Da kommt es vor allem darauf an, in welchem Zustand die vorhandene Dämmung ist.


Franz577 
Fragesteller
 23.02.2023, 08:10
Was soll mit Frankfurter Pfannen nach 50 Jahren passieren? Zerbröseln sie?

Das war auch mein Gedanke.

Der Energieberater meinte, dass im Laufe der Jahrzehnte witterungsbedingt schon ein gewisser Abtrag der Dachplatten stattfinden würde, was man auch an Rückständen (Abtrag) in den Dachrinnen erkennen würde.

Aber ich denke mir, dass dies nicht so gravierend sein kann, denn alle Dachplatten haben ja immer noch ihre ursprüngliche Form und die würden sie bestimmt auch noch weitere 20 Jahre behalten.

Die bedeutende Frage dabei ist, inwieweit ein neues Dach zum jetzigen Zeitpunkt von der Dämmung her (Auf-Dach-Dämmung) nicht tatsächlich einen deutlichen Vorteil bringen würde. Da kommt es vor allem darauf an, in welchem Zustand die vorhandene Dämmung ist.

Die ist tatsächlich nicht auf dem aktuellen Stand, sondern besteht eigentlich nur aus gelber Glaswolle unter einer Dämmfolie.

Allerdings ist der Dachboden auch nicht ausgebaut bzw. bewohnt, weshalb der Berater meinte, dass in diesem Fall evtl. auch eine Dämmung des Bodens ausreichen würde, damit aus dem darunter liegenden Wohnraum nicht so viel Wärme nach oben verschwindet.

Ich selbst hätte jetzt als Laie nur die bestehende Dämmung mit Glaswolle entfernen lassen und gegen eine solche mit Dämmplatten bzw. besserem Dämmungsmaterial getauscht (also das Dach nur von innen neu dämmen lassen).

Würde das nicht auch ausreichen?

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bwhoch2  23.02.2023, 09:20
@Franz577

Wenn der Dachboden nicht ausgebaut ist, ist das doch super!

weshalb der Berater meinte, dass in diesem Fall evtl. auch eine Dämmung des Bodens ausreichen würde

Diese Art der Dämmung reicht nicht nur aus, sondern ist meiner Meinung auf jeden Fall vorzuziehen, denn sie kommt direkt auf die oberste Geschoßdecke und verhindert so, dass der oberste beheizte Stock den unausgebauten Dachraum mitheizt. Zudem ist diese Dämmung sehr einfach auszuführen, da man am Boden arbeiten kann und nicht ständig über Kopf sich plagen muss. Außerdem kannst Du die jetzige Dachdämmung einfach lassen. Spart auch Arbeit und ggf. Entsorgungskosten. Die Glaswolle, die man in den 70ern verwendet hat ist überdies sehr gefährlich. Feinste Partikel kann man einatmen und angeblich können sie Lungenkrebs auslösen. Ist die Dämmfolie noch einigemaßen intakt oder kann man schadhafte Stellen einfach zukleben, bleibt das Zeug ungefährlich. Würde man es entsorgen, dann nur unter größter Vorsicht (Atemschutzmaske) und dann darf man auch noch zusehen, wer einem das Material abnimmt.

Auf die oberste Geschoßdecke zum Beispiel zwei Lagen Dämmplatten und zwar so, dass auch die Stöße der unteren Lage durch die obere überlappt werden und dann kann man noch Span- oder OSB-Platten drauflegen, damit der Boden auch begehbar ist. Das Material ist nicht besonders teuer und schnell verlegt. Man braucht kein Befestigungsmaterial und keine Folie oder so.

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bwhoch2  23.02.2023, 09:56
@Franz577
Der Energieberater meinte, dass im Laufe der Jahrzehnte witterungsbedingt schon ein gewisser Abtrag der Dachplatten stattfinden würde, was man auch an Rückständen (Abtrag) in den Dachrinnen erkennen würde.

Da hat er recht. Dadurch werden die Platten immer rauer, sie nehmen mehr Feuchtigkeit auf und gerade auf der Nordseite trocknen sie lange nicht ab, was zur Moosbildung führt. Dieses Zeugs landet dann in der Dachrinne zusätzlich zum Sand der Dachsteine. Das ist äußerst lästig.

Wir standen vor rund 10 Jahren auch vor der Entscheidung, das Dach irgendwann neu zu machen und zu der Zeit hat ein Familienangehöriger sein Dach lackieren lassen. Da haben wir dann beschlossen, über ein paar Jahre zu beobachten, wie das Dach wird und nach 5 Jahren haben wir das Gleiche machen lassen.

Das Dach wird mit 300 bar Hochdruck abgewaschen und dann wird Lack aufgesprüht. Farbe kann man wählen zwischen unterschiedlichen Tönen. In die Dachpfannen dringt kein Wasser mehr ein, es setzt sich kein Moos mehr fest und die Dachrinne bleibt sauber. Damit verlängert man die Lebensdauer um Jahrzehnte. Im Vergleich zu einer Neueindeckung sind die Kosten eher bescheiden und in 2 Tagen war alles vorbei.

Material kommt z. B. von Relius. Kannst Du googeln.

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Franz577 
Fragesteller
 24.02.2023, 07:29
@bwhoch2
Zudem ist diese Dämmung sehr einfach auszuführen, da man am Boden arbeiten kann und nicht ständig über Kopf sich plagen muss. 

Allerdings muss dafür trotzdem der ganze Dachboden ausgeräumt werden, der momentan als ziemlich großzügige Rumpelkammer dient. Bei der Gelegenheit könnte man dann zwar auch gleich so manches entsorgen, aber halt nicht alles, was dann schon ein bisschen blöd ist, wenn man nicht weiß, wohin damit.

Abgesehen davon würde ich das sowieso nicht selber machen, sondern machen lassen.

Die Glaswolle, die man in den 70ern verwendet hat ist überdies sehr gefährlich. Feinste Partikel kann man einatmen und angeblich können sie Lungenkrebs auslösen.

Ok, das sehe ich jetzt nicht ganz so dramatisch und die Betonung liegt hier auf "angeblich". Meine Eltern haben damit den Dachboden erst nachträglich gedämmt in den 80er-Jahren. Da hab ich als Kind ein wenig zugeschaut und nur mitbekommen, dass sie manchmal über ein Jucken auf der Haut gesprochen haben. Soweit ich mich erinnern kann, trugen sie dabei keinen Atemschutz. Wenn das Zeug also so hochgefährlich wäre, hätten sie ja beide an Lungenkrebs erkranken müssen.

Also drin baden würde ich zwar auch nicht, aber diese Partikel kann man im Gegenlicht ja sehen und alles was man mit bloßem Auge sehen kann, ist schon mal nicht so fein und wird größtenteils von der Nase gefiltert und wieder ausgeschieden. Also mit Asbest wäre das keinesfalls zu vergleichen.

 Ist die Dämmfolie noch einigermaßen intakt oder kann man schadhafte Stellen einfach zukleben, bleibt das Zeug ungefährlich.

Ist es aber leider nicht, da hier stellenweise meine Katzen schon etwas herumgekratzt haben und ich vermute, dass da auch mal ein Marder sein Unwesen getrieben hat.

Würde man es entsorgen, dann nur unter größter Vorsicht (Atemschutzmaske) und dann darf man auch noch zusehen, wer einem das Material abnimmt.

Naja, irgendwo muss man es ja entsorgen können. So vereinzelte lose Fetzen kann man auch in den Hausmüll geben. Damit fahre ich sicher nicht extra in eine Sondermülldeponie. Und wenn ich die Dämmung erneuern lasse, dann würde sich die ausführende Firma ja auch um die Entsorgung des Altmaterials kümmern.

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Franz577 
Fragesteller
 24.02.2023, 07:31
@bwhoch2

Ja, das mit der Lackierung ist ein guter Tipp und da kamen auch hin und wieder mal Firmen vorbei, die das von sich aus angeboten haben.

War da jedoch immer etwas zögerlich und bin grundsätzlich misstrauisch, wenn mir jemand etwas ungefragt anbietet.

Kostenpunkt war so ca. 7000 bis 8000€, wobei ich jetzt nicht einschätzen kann, ob das günstig oder teuer ist. Dachfläche wären bei mir ca. 200m².

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bwhoch2  24.02.2023, 09:23
@Franz577

Wir haben für rund 300 m² vor 5 Jahren rund 5000 € bezahlt. (Hart verhandelt!)

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bwhoch2  24.02.2023, 09:29
@Franz577

Zur Gefahr von Dämmmaterial: In den 80ern wusste man noch nichts von der Gefahr, die von Glas- und Mineralwolle ausgeht. Ob es wirklich so dramatisch ist, weiß ich nicht, aber Vorsicht ist bestimmt angebracht.

Man sieht natürlich eine Menge Partikel im Gegenlicht, aber natürlich gibt es noch viel kleinere Teilchen, die man nicht sieht und die offenbar tatsächlich in die Lunge eindringen können.

Das Dämmen des Dachs über nicht ausgebautem Boden ist natürlich in Ordnung und wenn man auf dem Dachboden Zeugs lagert, das frostgefährdet ist, natürlich auch nicht verkehrt. Rein von der Logik her ist es aber so, dass man deutlich weniger Heizenergie braucht, wenn die oberste Geschoßdecke von oben gedämmt wird. Man muss den Dachboden auch nur zur Hälfte ausräumen, so dass eine halbe Fläche frei ist. Diese dämmen, dann rum räumen und dann die andere Hälfte. Mein Tipp, aber es ist Dein Haus!

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Franz577 
Fragesteller
 24.02.2023, 10:07
@bwhoch2
Wir haben für rund 300 m² vor 5 Jahren rund 5000 € bezahlt. (Hart verhandelt!)

Ok, dann waren diese Hausierer eher teuer. Im Internet hab ich was von ca. 20€ pro m² gelesen, also kommt das dann schon ungefähr hin.

In den 80ern wusste man noch nichts von der Gefahr, die von Glas- und Mineralwolle ausgeht.

Das mag sein, aber es geht ja letztlich um die tatsächliche Wirkung.

Ein Stoff wird ja nicht plötzlich gefährlicher, nur weil man ihn als gefährlicher einstuft. Die Gefahr war also immer dieselbe und rein logisch betrachtet müssten ja nun massenweise Leute an Krebs erkranken, die mit dem Zeug damals gearbeitet haben (was aber auch nicht so ist bzw. wüsste man das dann sicher).

Diese dämmen, dann rum räumen und dann die andere Hälfte.

Ja, so könnte man es machen. Wobei ich trotzdem ein besseres Gefühl hätte, wenn das Dach auch noch zumindest von innen gedämmt wäre.

Denn nur mit einer Dämmung nach unten hin würde zwar nicht mehr so viel Wärme nach oben entweichen, aber arschkalt wäre es im Winter dort oben trotzdem bzw. wahrscheinlich sogar noch kälter dann.

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bwhoch2  24.02.2023, 11:11
@Franz577

Natürlich wird es im Dachboden dann arschkalt im Winter. In einem vermieteten Mehrfamilienhaus, das wir vor längerer Zeit übernommen haben, war das Dach überhaupt nicht gedämmt. Mieter haben im DG jeweils einen Verschlag für ihre Sachen. Da war es also immer schon arschkalt. Eine Teilfläche wurde als Trockenraum für die Wäsche genutzt. Hat immer schon gut funktioniert, weil der Wind schön durchpfiff. Da dringend die Heizung erneuert werden musste, haben wir das Thema energetische Sanierung unten, oben, überall angepackt und da war eben auch die Entscheidung, Dach von unten dämmen oder die oberste Geschoßdecke. Der Ingenieur, der uns beraten hat, meinte eindeutig, unbedingt die oberste Geschoßdecke, wenn man schon die Chance hat und die haben wir genutzt. Das schwerste an der Arbeit war das Hochschleppen der OSB-Platten, die wir auf die Dämmplatten praktisch als Fußboden gelegt haben. Ansonsten war das eine recht nette Heimwerker-Arbeit. Der Dachboden ist im Winter immer noch eiskalt, was aber nicht das Wäschetrocknen behindert und den dort gelagerten Teilen macht es auch nichts aus. Und der Dachboden ist schließlich kein Aufenthaltsraum. Da es auch keine wasserführenden Leitungen gibt, besteht auch keine Gefahr.

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Mal einen Fachbetrieb/Dachdecker hinzuziehen und die jetzige Konstruktion incl. Ziegel begutachten (lassen).

Bei uns wäre nur die Seite neu einzudecken gewesen, die Lattung und Sparren waren noch "tip" OK.

Somit haben wir das Dach nicht erneuert, sondern die Trägerung der Photovoltaikanlage installiert und dementsprechend montiert.