Der Versuchung widerstehen den Glauben zu beweisen.

15 Antworten

Es ist eine Selbstüberschätzung der Auflärung zu meinen, sie sei als 1. in Distanz zu den Göttern gerückt. Wer nachdenken konnte, schon in alter Zeit, hatte Mühe, sich G´tt so vorzustellen, wie es in den alten Berichten überliefert war. Nicht ohne Grund warnte der bibl. G´tt davor , sich ein Bildnis von ihm zu machen. Und was für das Bild zutrifft gilt erst recht für den Begriff Die Tatsache aber, dass wir seine Existenz nicht mit logischen Mtteln beweisen können, beweist nichts für das Gegenteil. Nietzsche hatte den richtigen Instinkt, als er meinte, es läge an der Grammatik, dass wir "ihn" nicht los werden.

Man braucht nur den ling. Positivismus dieser Behauptung zu streichen, um auf den Grund unserer intellektuellen Gottesnähe zu stoßen:** Er liegt in der einfachen, wenn auch schwer verständlichen Tatsache, dass wir denken. Im Denken sind wir ihm am nächsten. Unsere Tragik ist aber, dass uns das Denken, kaum dass wir es lernen auch schon in Distanz zu dem G´tt unserer intellekt. Nachbarschaft bringt:** Wir nehmen ihn implizit an, sobald wir denken, und wir können ihn nicht explizit akzeptieren, sobald wir ihn zu denken versuchen. Sobald wir denken, denken wir aus der Position unvordenklicher Objektivität. Die Perspektivik unserer Begriffe ist uns selbst nicht bewusst. Alles scheint so zu sein, wie es gedacht wird – so wie jeder, der Verstand und Vernunft hat, es immer auch erkennen kann. Es kostet Mühe, die Anthropozentrik unserer Begriffl ichkeit zu entdecken. Und selbst wenn uns das gelungen zu sein scheint, denken wir just weiter wie vorher, als sähen wir auf jeden Sachverhalt aus der Perspektive der Unendlichkeit.

Diese nat. Einstellung des Denkens impliziert eine ideale Position, die wir als Menschen faktisch nie einnehmen können. Weil faktisch betrachtet wäre es die Perspektive Gottes. Nur er ist überall und nirgends. Und da haben wir die unabweisbare Paradoxie: In jedem Gedanken okkupieren wir die Stellung, in die wir uns nicht real versetzen können. Schlimmer noch: Da wir uns ein Denken ohne Handeln nicht vorstellen können, operieren wir nicht nur implizit mit einem ständig mitgedachten G´tt sondern wir kommen auch nicht davon los, ihm in dieser nötigen Entfernung eine Tätigkeit zu unterstellen. Diese Tätigkeit kann aber keine bloße Betrachtung sein – bei uns nicht und erst recht nicht bei einem G´tt.

Nur leider ist es ein Begriff, der ihn instantan in unsere menschliche Sphäre zieht. Mit jedem auch noch so gut gemeinten theol. Gedanken zwingen wir G´tt in eine Perspektive, die immer nur menschlich sein kann. Wir ziehen ihn aus der unendlichen Entfernung in die Endlichkeit unseres Begreifens. Damit aber nehmen wir ihm die Größe, die er in seiner Unendlichkeit braucht. Bloßes Denken ist ein intellektueller Gottesdienst. Es ist die Frömmigkeit im Denken, aber kein angemessenes Begreifen mehr. So gebietet uns die phil. Einsicht in die unausdenkbare Eigenart Gottes, philo. über ihn zu schweigen.

Wenn wir aber der Erfahrung nahe sein wollen, die im Glauben an ihn gemacht wird bleibt uns, rein begriffl. nur das ästhetische Erleben. Da es die intel. Redlichkeit verbietet, über ihn zu sprechen wie über einen histor. /metaphysischen Sachverhalt können wir in aller Bescheidenheit die Erfahrung des Schönen und Erhabenen, des Komischen und Tragischen nehmen, um dem wenigstens nahe zu sein, was wir zwar nicht wissen, aber dennoch (auf der Basis unseres Wissens) gar nicht anders als – glauben können.

Wenn überhaupt, haben wir in der sinnlich-geistigen Vollkommenheit des die Universalität indiv. dargebotenen ästhet. Erlebens das säkulare Äquivalent der relig. Erfahrung. Wer für Ästhet. empfänglich ist, darf religiös. nicht abtun. Zur Unendlichkeit Gottes gehört dass er sich jedem auf seine Weise erschließt. Nicht ohne Grund ließ sich das scholastische deus ineff abilis est so umstandslos in das moderne Individuum ineff abilis übertragen.

Lit: Aristoteles, Metaphysik, Buch VII, 1072b18/19)*, Th. Nagel, The View from Nowhere sowie V. Gerhardt Individualität- Element der Welt*

"Wir müssen der Versuchung widerstehen den Glauben beweisen zu wollen"

Ich stütze meine Antwort nur auf diesen einen Satz, da ich nicht den ganzen Text mir zu Gemüte geführt habe....

Mein Verständnis ob des Inhaltes dieser Aussage drückt sich darin aus, dass der Glaube eine Herzenssache ist, und keine Kopfsache werden darf.... Würde s zu einer Kopfsache werden, würde der Glaube zumeist zu einer willkürlichen und eigennützigen Handlungsweise ausarten und der Glaube somit auch nicht mehr auf einem ehrlichen und wahrhaften Fundament namens 'Herzensweisheit' stehen.....

Und nur in der Herzensweisheit steckt die Wahrheit....

MfG Fantho


RanjitHuber  25.09.2013, 23:05

Du benutzt hier meines Erachtens irreführende Metaphern. ("Herzenssache, und keine Kopfsache"). Letztlich ist ALLES was wir denken oder fühlen Gehirnsache. Das "Herz" können wir hier getrost beiseite lassen.

Fantho  26.09.2013, 09:22
@RanjitHuber

Wenn Du meinst, dass alles Gehirnsache ist, dann soll es so sein; aber nicht für mich....

...was die Emotionen, Gefühle, Intuitionen etc. betreffen....

Mag sein, dass z.B. Deine Liebe zu Deinem Partner und/oder Kind(ern) eine Kopfsache bei Dir ist - was natürlich sehr zu bedauern wäre....

MfG Fantho

RanjitHuber  26.09.2013, 23:50
@Fantho

Bitte lies dir noch einmal meinen ersten Satz durch.

Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass deine Gefühle in deinem Herz (das Organ) entstehen???!!??

Fantho  29.09.2013, 22:03
@RanjitHuber

Das mit der Metapher ist schon richtig, jedoch entstehen Gefühle nicht im Gehirn...

Wenn man z.B. eine Liebestrennung durchlebt, dann 'spricht' man ja von einem Herzschmerz, nicht von einem Gehirnschmerz....

Warum wohl....

MfG Fantho

Es steht im Vater unser, dass er uns nicht in Versauchung führen möge. Das heisst, dass wir unseren Glauben nicht durch unsere Taten beweisen müssen. Die guten Tateb sprechen für sich.

Es ist grundsätzlich und ausschließlich das Ereignis zwischen dem freien Menschen und Gott:

Wenn Glaube bewiesen werden könnte, wäre der Mensch weniger frei. Weil Glauben eine Herzensangelegenheit ist. Genausowenig wie man als Christ hören will das man bekloppt ist weil man glaubt, soll man andere Menschen für unvernünftig erklären weil sies nicht tun. Nur weil es uns einleuchtet, muss es das anderen noch lange nicht. Glaube ist eine Überzeugung. Und eine Überzeugung kommt immer von innen. Wenn es also jetzt heisst es ist vernünftig zu glauben, würden sich viele gezwungen fühlen sich für gläubig zu erklären.Denn wer will schon als unvernünftig gelten. Glaube ist eine Überzeugung. Und wenn die Überzeugung neu ist, dann ändert sie den Menschen natürlich auch.

Hallo AppleEater,

Otto Hermann Pesch (* 8. Oktober 1931 in Köln) ist ein römisch-katholischer Theologe.

Du schreibst:

ich versuche gerade einem recht religösen Freund den Text von Otto Hermann Pesch zu erklären "Wir müssen der Versuchung widerstehen den Glauben beweisen zu wollen"

Wenn Du mit Hilfe der Philosophie dieses Theologen versuchen möchtest, Deinen Freund davon abzuhalten, über seinen Glauben bestimmt und überzeugend zu sprechen und dabei Beweise und Gründe für seinen Standpunkt zu unterbeiten - dann hast Du wohl die richtige Wahl getroffen.

Liegt Dir etwas an Deinem Freund? Dann solltest Du seinen Drang, über das zu reden, was er im Herzen fühlt, nicht beschneiden.

Denk doch mal nach: Ist es nicht angenehmer, Deinem Freund zuzuhören, den Du verstehst, als Dich mit einer Theologie/Philosophie zu befassen, die Du Dir erklären lassen musst und die noch dazu den Rat gibt, die Worte Jesu zu missachten, aus Matthäus 24:14; 28:19,20 EÜ:

14 Aber dieses Evangelium vom Reich wird auf der ganzen Welt verkündet werden, damit alle Völker es hören; dann erst kommt das Ende.2

19 Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, 20 und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.