Das Leben als Individualist-inwiefern macht es Sinn?

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34 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

so, jetzt antworte ich auch mal...:D

ich muss sagen, tolle frage. sinnvolle frage. genau diesselbe stelle ich mir auch immer.

mir schwirren oft solche gedanken im kopf rum. ich bin wohl eher ein individualist, und nicht mainstream. und eigentlich lässt es sich doch gut leben. ich meine, ich gehöre nicht zur breiten masse und kann eigenstädnig denken... trotzdem gibt es einen haken an der geschichte:

wer nicht mainstream ist, passt nicht in die breite masse, und die breite masse ist die gesellschaft.

menschen sind nun mal meist sozialisiert und haben gerne mit anderen menschen zu tun. geht aber nicht immer als individualist.

beispiel: kleidung. für mich wäre es wohl am einfachsten und praktischsten, das anzuziehen, was grade in mode ist. denn dann würde ich vom äußerlichen her in die breite masse passen.

anderes beispiel: internetcommunitys. ich könnte mich bei facebook regisitrieren, weil dort (fast) alle sind. ich würde viel leichter kontakt mit anderen knüpfen.

kurz gesagt: als mainstreamer (oft auch dummer) mensch hat man es einfacher im leben. tatsache.

warum ich trotzdem immer versuche, ich zu bleiben, und zwar als individualist?

einfach. erinnern wir uns an den satz von mill:

"lieber ein unzufriedener sokrates als ein zufrieden gestelltes schwein."

ich wäre, wenn ich mainstream wäre, wohl sehr zufrieden, da alles einfacher wäre. allerdings müsste ich auch meine geistigen fähigkeiten aufgeben, da (tut mir leid) die breite masse nunmal manipulierbar ist.

und ich will mein eigenständiges denken behalten. ich habe keine lust, nicht zu merken, wie ich manipuliert werde.

also nehme ich doch lieber den schwierigeren weg.

was ich hierbei noch sagen möchte, ist, dass viele sich auch täuschen, was das mainstreame angeht.

ich kenne viele leute, die sich als individualist ansehen, aber gar keiner sind. denn natürlich hat jeder (auch der maistreame) seinen eigenen charakter. jeder ist in gewisser weise unterschiedlich. als das heißt noch lange nicht, dass man individualist ist. viele denken, nur aufgrunddessen könne man sich individualist nennen. aber fakt ist, dass die meisten auch zu der breiten masse gehören. weil sie manipulierbar sind.

man muss erwähnen, dass sich die menschen verschieden an die gesellschaft anpassen, manche mehr, manche weniger.

ein gewisses maß an anpassung sollte auch da sein; aber nicht zu viel. obwohl es wohl jeder für sich selbst entscheiden sollte, welchen weg man nimmt.

und wieso die mainstreamen die breite masse sind? einfach. weil eben doch die meisten menschen den einfacheren weg bevorzugen.


JackySmith  09.02.2011, 16:15

Wenn ich mal dran denke, wie viel Negatives ich schon einstecken musste, weil ich mich nicht angepasst habe und wie viel angenehmer es war, wenn ich mich angepasst habe. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Aber Anpassung macht (zumindest mir) auch keinen Spaß. Von daher würde ich nicht unbedingt sagen, dass das ein leichter Weg. Aber du hast recht, dennoch wesentlich leichter als sich nicht anzupassen. Trotzdem bleib man sich als Individualist treu. Das ist viel besser als sich individuell der Masse anzupassen.

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Pinky95  09.02.2011, 18:14
@JackySmith

ja, das kenne ich... damit muss man wohl lernen, irgendwie zurechtzukommen.

ich denke, es ist für solche leute ein einfacher weg, für die es nie einen anderen gab. für uns, die immer individualist waren, ist es eine ganz schöne umstellung... im prinzip gibt man ja einen teil seines eigenständigen denkens auf. was ich persönlich am schlimmsten finde.

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goodboy21 
Beitragsersteller
 15.02.2011, 20:24
@Pinky95

Danke für deine umfassende und schöne Antwort, mit der ich mich identifizieren kann! :-)

Ich möchte drei Stellen hier besonders stark hervorheben:

"ich kenne viele leute, die sich als individualist ansehen, aber gar keiner sind."

.

"allerdings müsste ich auch meine geistigen fähigkeiten aufgeben, da (tut mir leid) die breite masse nunmal manipulierbar ist."

.

"und wieso die mainstreamen die breite masse sind? einfach. weil eben doch die meisten menschen den einfacheren weg bevorzugen."

-

Im Grunde sind wir alle Individualisten, denn wir haben alle unterschiedliche Neigungen/Abneigungen, Fähigkeiten und Moralvorstellungen. Doch die meisten geben ihren wesentlichen Charakteristikzügen zu Gunsten ihrer Herdentiermentalität auf. Und das finde ich persönlich ziemlich traurig. Heißt es nicht, die Würde des Menschen ist unantastbar? Wo bleibt die Würde, wenn man sich selbst nicht treu bleibt? Dann sollte man doch so viel Würde haben und sich selbst treu bleiben und sich nicht zu einem Sklaven und Roboter knechten und Manipulieren lassen, dessen "Leben" nur Teil des Ganzen ist. Persönlich kenne ich selber hierbei eine gute Anzahl von Leuten, die denken, sie wären Individualisten...sind sie aber nicht.

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goodboy21 
Beitragsersteller
 15.02.2011, 20:27
@goodboy21

Dass die große breite Masse leicht zu manipulieren ist, ist leider eine traurige Tatsache, die sich schon früher schon so manche Diktaturen und Herrscher zu ihrem Vorteil genutzt haben. Ein Volk hingegen, wo sich jeder selbst treu bleiben würde und nicht die Meinung höherer Autoritäten annimmt, sondern selbst immer kritisch bleibt, solch ein Volk wäre nicht für irgendwelche Ziele oder Zwecke zu missbrauchen, da es immer zu jeden Thema (zu) verschiedene Meinungen geben würde.

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goodboy21 
Beitragsersteller
 15.02.2011, 20:28
@goodboy21

Der Mensch sucht sich immer den Weg des geringsten Widerstands aus. Einfach mit dem Strom schwimmen, auf jegliche Autoritäten hören, sich immer die Meinung anzupassen, die sich am angenehmsten anfühlt und nicht die Meinung, die der Wahrheit am nächsten kommt und zu guter letz führt das alles darauf hinaus, dass die meisten Menschen ihren kritischen Verstand ausschalten. Nur mal als Beispiel, als die Anschläge vom 11 September auf die beiden Zwillingstürme stattfanden, wurden durch die Medien die Nachricht propagiert, dass der Anschlag von islamischen Terroristen verübt worden war. Der Feindbild war schnell gefunden, und man musste sich folglich nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen, wer dafür verantwortlich und warum es überhaupt geschah. Gute 10 Jahre später ist es nun fast Gewissheit, dass die Amys selbst dafür verantwortlich waren. Auffallend ist ja auch, dass im Fernsehen sozialkritische Themen relativ selten ausgestrahlt werden, meistens laufen sie eher unbekannte Sender wie ARTE z.B während die Massensender wie RTL, Sat1. Etc. nach dem Prinzip der "Brot und Spiele" das ausstrahlen, was dem Volke möglichst bei Laune hält und nicht zum kritischen Nachdenken anregt. Und sie haben die Leute wirklich gut im Griff. Egal welches Thema gerade aktuell in den Medien ist, das Thema hierzu wird landet auch in Ranking "Die Top10 Themen der Woche".

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Will man wirklich ein Teil davon werden?

Nein, wohl kaum, erst recht nicht aus dem Grunde, dass man sich selbst nicht betrügen sollte :-)

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Pinky95  15.02.2011, 20:48
@goodboy21

ja, da sagst du was...

obwohl man nun wirklich zugeben muss, dass die verlockung, einfach dem strom hinterherzuschwimmen, nicht gerade klein ist.

ich würde zwar niemals mich und mein denken dafür aufgeben, aber trotzdem ist das leben dadurch echt einfacher.

aber wie gesagt, ich bleibe lieber individualist:D

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goodboy21 
Beitragsersteller
 15.02.2011, 21:18
@Pinky95

Stimmt, die Verlockung ist wirklich groß. Prinzipien müssen aber sein, sehe ich zumindest so ;-)

.

"aber wie gesagt, ich bleibe lieber individualist:D"

Das ist erfreulich... ;-)

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Ich persönlich halte Individualität für sehr wichtig. Es muss nicht immer Gesellschaftskritisch sein, aber eine eigene Meinung ist sehr wichtig.

Decartes hat einmal gesagt: Cogito ergo sum - ich denke also bin ich.

Er wollte damit sagen, dass wenn der mensch aufhört zu denken und zu zweifeln, hört er auf zu existieren. Warum also, sollte sich der Mensch nicht kritisch mit wichtigen Themen befassen, wenn er aufhören könnte dadurch zu existieren ?

Schließlich gehen Existenz und Individualismus, für mich, Hand in Hand.

Denn ein andere Philosoph Jean Paul Satre hat die These aufgestellt: Die Existenz geht der Essenz vorraus, was so viel bedeutet wie, dass der einzelne erst durch seine handlungen und Worte ein Individuum wird.

Für mich ganz klar, Individualismus ist sehr wichtig.


rolfmengert  08.02.2011, 22:24

Den Sartre kann ich Dir noch in etwa abkaufen, aber den Descartes hast Du in seinem Anliegen nicht verstanden.

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Kommt immer darauf an, wo Du lebst (politisch) und wovon Du lebst (wirtschaftlich).

Zum politischen Teil:

  • in einer Demokratie hast Du als Individualist schon mal schlechte Karten, denn die SPielregeln der Gesellschaft werden von der Mehrheit bestimmt (und eine Mehrheit von Individualisten kann es nie geben).

  • auf einer einsamen Insel kannst Du aber wieder kein Individualist sein, dann da fehlt Dir die Gesellschaft, von der Du Dich unterscheiden willst.

  • in einer Diktatur oder Monarchie ohne pluralistiche Ansätze ist man als Individualist immerhin gut aufgehoben, wenn man selber der Diktator oder Monarch ist, der Rest hat aber auch schlechte Karten.

Zum wirtschaftlichen:

  • (am besten ist es natürlich, Du erbst eine Menge Geld, dann kannst Du Dir jede Art Individualismus leisten, egal in welchem Staat).

  • in einer Marktwirtschaft - ohne Erbe - ist Individualität nur dann machbar, wenn Du bereit bist auf den normalen Lebensstandard (den man sich über angepaßte Arbeit und angepaßtes Verhalten erwirtschaftet) verzichtest oder

  • Deine Individualität auf den privaten Bereich beschränkst, und Dein Geld (zB als Maler, Sänger etc) damit verdienst, daß Du zumindest Deine Produkte an den Geschmack der Masse - oder jedenfalls eines ausreichend großen Teils davon - anpaßt.

Insgesamt braucht man imho eine relativ gefestigte Persönlichkeit und ein noch viel gefestigteres Portmonnaie um egalwo als Individualist durchzukommen. Oder genug Gleichgültigkeit, um mit dem Gedanken zufrieden zu sein, daß einem die Nicht-Individualisten das eigene Anderssein gnädig finanzieren (ist nicht negativ gemeint!)

ist denn nicht schlussendlich jeder mensch ein individualist, nur leieder wird es immer seltener, dass sich die menschen ihrem eigenen ich bewusst sind und den individualisten offen ausleben, darum ist es immer gut und schön menschen zu treffen, die sich ihrer persönlichkeit bewusst sind, und so wie du es getan hast,dies so schön formulieren können. Viele denken oder vergessen, dass individualist zu sein, nicht immer heisst nur seinen eigenen kopf zu haben, sondern auch einmal, wie du so schön geschrieben hast auch die meinungen anderer annehmen zu können, sofern sie einem entsprechen. aber es ist schon schwer, wenn man sich nicht immer zurücknimmt, nur weil viele es für angebracht halten würden, es ist auch schwer seine meinung zu äusseren, wenn alle anderen diese nicht teilen, aber es ist genauso schwer es nicht zu tun. wenigstens kann man sich selber noch im spiegel betrachten, wenn man sich so zeigt, wie man ist, man hat nicht noch stunden danach wenn man nach hause kommt das gefühl, dass man lieber etwas gesagt hätte. ich habe die erfahrung gemacht, dass es mir meist schwerer viel einfach allen anderen zuzustimmen, als mich wirklich zu wort zu melden, ausserdem hatte ich womöglich frher mehr freunde, aber nur etwa die hälft der gespräche konnte man wirklich aushalten. nicht die quantität sondern die qualität zählt und das sowohl bei den eigenen aussagen, den freunden und so ziemlich allem anderen. ich habe schon des öfteren die reaktion bekommen, dass ich sehr selbstbewusst wirke. doch eigentlich bin ich das in keinster weise und ich fühle mich wohler in der hintersten ecke, als auf der bühne im rampenlicht, aber dies hält mich nicht davon ab immer zu meiner meinung und zu meinem geschmack zu stehen (kleider etc.) meine schchternheit macht es mir eigntlich noch schwerer und ich würde wohl wesentlich entspannter leben, wenn ich mmich in die masse fügen würde, doch meiner meinung nach hat das eine mit em anderen nichts zu tun. ich bin nicht aus dem grund(aufmerksamkeit) anderer meinung resp. meiner meinung, sondern weil ich meine meinung nicht verstecken muss, ich muss mich dafür nicht schämen und so wie ich auch die meinungen von anderen schätze denke ich, dass eine vielfalt an kommentaren uns eine menge lehrt und uns fürs leben schult. ich bin nicht anders weil ich es unbedingt will, sondern weil ich es muss um mich selbst zu bleiben.


KatzeNini  19.02.2011, 23:48

@simplezwei symphatische Antwort DH!

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Es sind bewundernswerte Menschen an den Reibungspunkten, an den Schnittpunkten der Mengen die nach Mengenlehre die Gesellschaft bilden.

In Extremas, ich steh daneben, bewunder den Mut über Grenzen der Konvention hinauszudenken, denke, soweit hab ich noch nicht gedacht, aber stimmt eigentlich,

Mein Problem könnte sein, wenn man sich aus seiner festgelegten Schnittmenge erstmal in Randzonen des Denkens oder gar Handelns hinausgedacht hat, dann kommt man nicht mehr in die gleiche Menge zurück. So kommt alles in Bewegung und das kann nicht jeder verknusen, festgefügte Ordnung gibt Halt und besonders labile, wackelige Menschen werden ohne diesen Halt halt haltlos.

http://www.youtube.com/watch?v=VX01l1vwshE


GsGImc52I  23.02.2011, 03:10

Wie wahr das mit der Schnittmenge... - gleich dem ob man sie innerhalb von gesellschaftlichen, grundmenschlichen oder anderen Ebenen sehen sollte.

Auch wenn ich sagen muss, dass man sich selbst zwar immer noch in diese alten Muster zurückleiten kann - auch emotional -, aber sie man sie dann unter ganz anderen Gesichtspunkten betrachten und bewerten kann und es vor allem auch tut.

So sind diese Momente, selbst wenn man sie vielleicht irgendwie ersehnen sollte, doch eigentlich fast immer eher vergänglicher Natur.

Außer natürlich man findet aus diesem gedanklichen Labyrinth heraus und stellt fest, dass man sich eigentlich nur wieder an einem Ausgangsort befindet - aber das ist wohl den wenigsten vergönnt.

MfG Dustin Haschke

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goodboy21 
Beitragsersteller
 09.02.2011, 17:25

Hallo Koch! :-)

Danke für deine interessanten Ansätze, die du auch noch so eloquent zusammengefasst hast! ;-)

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Angel84  09.02.2011, 10:35

Der Liedtext ist echt cool! :-)

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koch234  09.02.2011, 15:55
@Angel84

Für junge Leute mag das neu sein, aber das waren früher mal Schulhofsprüche. in den 68ern ... ;-)

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JackySmith  09.02.2011, 16:04
@koch234

Ich glaube, so jung ist die liebe Angel nicht mehr ;-)

Mich wundert es, dass sie das Wort "cool" überhaupt verwendet hat......

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Doch trotz meinem noch jungen Alters sind mir diese Sprüche nicht neu. Finde sie aber auch gut :-)

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