Christliche Symbole im Klassenzimmer?
Ich weiß nicht wie es heute ist. Aber zu meiner Schulzeit hing ein Kreuz in jedem Klassenzimmer.
Dachte mir ob das nicht diskriminierend gegenüber andersgläubigen sein könnte.
Außerdem könnte es als propagandistischer Akt betrachtet werden. In einigen Diktaturen werden/wurden schließlich auch Bilder von Politikern aufgehängt um bestimmte ideologische Überzeugungen zu fördern oder zu beeinflussen.
Sollte man im Schulsystem nicht Religion und Staat strikter trennen?
11 Antworten
das sogenannte Kruzifix-Urteil von 1995 hat diese Praxis beendet..oder sollte es zumindest beendet haben.
Dachte mir ob das nicht diskriminierend gegenüber andersgläubigen sein könnte.
Nein, ist es nicht, da wir in Deutschland sind und eben die meisten religiösen Christen sind. In anderen Ländern ist es nicht anders
Sollte auch in jedem Klassenzimmer ein Bild von Lars Klingbeil hängen weil die meisten Leute die SPD gewählt haben und ein Fußball auf dem Lehrerpult liegen, weil das der beliebteste Sport ist? Das Argument ist ziemlich schwach.
In der Schule sollte einfach gar nichts hängen was mit Religion zu tun hat wieso auch?
Deutschland ist säkular. Frankreich ist laizistisch.
Nach einer aktuellen Umfrage lehnen 74% die Kirchensteuer ab.
Wenn wir also auch einen laizistischen Staat wollen, braucht es darüber einen gesellschaftlichen Diskurs.
Klar, das ist sehr unterschiedlich nach Bundesländern.
Den krassesten Unterschied gibt es sicherlich zwischen Berlin und Bayern.
Ich persönlich hatte meine Schulzeit in NRW. Da war es von Schule zu Schule verschieden, aber eher ohne Kruzifixe.
Ich glaube auch die Diskussion führt zu nichts. Selbst Markus Söder hat das aufgegeben und umarmt jetzt Bäume. 🌳
Bundesverfassungsgericht hat das doch 1995 entschieden: kein Kruzifix in der Schule und gut is
Das Bundesverfassungsgericht hat auch die Berechnungsgrundlage der Vermögenssteuer als unrechtmäßig beurteilt.
Seit Ende der Neunzigerjahre wird in Deutschland keine Vermögenssteuer mehr erhoben. In einem Urteil von 1995 hatte das Bundesverfassungsgericht bemängelt, dass Immobilien bei der Besteuerung gegenüber anderen Vermögen bevorzugt würden, und eine Neuregelung der Vermögenssteuer diesbezüglich gefordert.
Folge war nicht etwa, dass die Politik zeitnah mit einer besseren Berechnungsgrundlage aufwarten musste - Nein, seitdem wird einfach gar keine Vermögenssteuer mehr erhoben.
Soviel zur Kraft des Faktischen und der (eben nicht uneingeschränkten) Macht des BVerfG über die Politik.
Gleiches gilt für Kruzifixe in bayerischen Klassenzimmern.
Da kann das BVERFG urteilen wie es will.
Ich finde das schön und außerdem denke ich dass das auch ein Teil unserer Kultur ist (zumindest in Österreich)
Also ich war auf mehreren Realschulen, zuerst auf einer katholischen und da hing in jeder Klasse ein Kreuz und jeden Morgen wurde gebetet. Damit muss man auf einer katholischen Schule eben rechnen, wer das nicht will soll woanders hingehen.
Dann war ich auf einer staatlichen und da war nirgendwo ein Kreuz.
Auf Waldorf ebensowenig, ich lebe in Bayern also das Land der CSU (🙄) wo Katholizismus und sowas groß geschrieben wird. Aber in meinen höheren Schulen war ich (abgesehen von der katholischen) nicht groß mit Religion konfrontiert. Was anderes war die Grundschule, ich weiß nicht wie explizit Grundschulen getrennt werden, da hing zwar kein Kreuz rum, aber dafür mussten wir oft mit der Klasse in den Gottesdienst und all das.
Religion und Staat sollten getrennt bleiben, aber um der ganzen Diskriminierung vorzubeugen und den Austausch der Kulturen zu fördern würde ich es gut finden, wenn der Islam, der Buddhismus, das Judentum und der Katholizismus für ALLE unterrichtet werden würde. Nicht nur so mal kurz durchgenommen, sondern so richtig, mehrere Wochen lang mit Moscheen und Synagogenbesuchen, Besuch von Rhabbis, Pfarrern und Imamen. Die sollen dann niemanden bekehren sondern erzählen was Sache ist, Fragen der Schüler beantworten und all das.
Und kein Kind sollte das erstmal von den Eltern unterschreiben lassen, dass es das lernen darf. Wissen ist für alle da und wer eine Schule besucht besucht eine Schule um dort zu lernen, unabhängig davon ob die Eltern das wollen oder nicht. Ich fands furchtbar als meine beiden muslimischen Mitschüler im Aufklärungsunterricht den Raum verlassen mussten, das ist nicht fair in einem freien Land sollte wenigstens die Bildung vollkommen gleich und frei sein. Ich meine damit nicht, dass man jemandem seine Religion absprechen soll oder muslimische, jüdische oder katholische Kinder von der "Schlechtheit" ihres Glaubens überzeugen soll, jeder soll selbst entscheiden dürfen. Aber um frei entscheiden zu können, muss man viel wissen und das geht nur wenn wir voneinander lernen.
Wenn es solchen Unterricht gäbe, wären die ganzen Missverständnisse nicht so groß, weniger Vorurteile und mehr Überblick.
Ich finde deinen Text so gut! Warum? Weil er selbst mich, als älteren Menschen, zum Nachdenken gebracht hat. Mal unabhängig von unseren Erfahrungen mit diesem Thema - dein erster Satz im unteren Abschnitt unterstreiche ich erst einmal ganz fett: 'Religion und Staat sollten getrennt bleiben..'! Religion ist etwas ganz individuelles und hat in der Schule nichts verloren - schon gar nicht benotet! Und dann geht es weiter, beginnend mit: '...aber um der ganzen Diskriminierung vorzubeugen und den Austausch der Kulturen zu fördern...'. Und da begann das Nachdenken bei mir und ich erinnerte mich an so etwas wie Ethik-Unterricht.. Keine Ahnung, ob es das heute noch gibt... Und da sollte verpflichtend das hinein, was du beschreibst. Aber für alle! Denn solange Religionen auf Unterdrückung der freien Meinung, des freien Handelns und der freien Sexualität aufbauen, wird es keinen wirklichen Austausch der Kulturen geben, weil das in manchen gar nicht gewünscht ist. Was muss in Menschen vor sich gehen, die eine Frage hier formulieren, wie: 'ist das Gebet mit wimpernlifting gültig?' Aber auf den gleichen oder ähnlichen Mechanismen bauen Religionen ihre Macht auf... Und leider geht es viel zu oft um Macht und nicht um den Menschen und sein Glück!
Gilt aber nur für Bayern