Chemieingenieurwesen ohne Physik in der Oberstufe?

3 Antworten

Hi, deine Fragen zum Chemieingenieurstudium kann ich dir leider nicht beantworten, aber ich Studiere derzeit reine Chemie, vielleicht mal ein kleiner Einblick der "anderen Seite":

Ich hatte in der Schule Mathe, Physik und Chemie vierstündig und habe in Chemie mein Abi geschrieben. Wenn man die Fächer in der Schule schon hatte gibt es in der Vorlesung mit Sicherheit einige Dinge, die man schonmal gehört hat (oder sogar noch weiß)

Bei uns in der Uni hatten wir die ersten beiden Semester Mathe, wobei im ersten Teil nur Schulstoff wiederholt wurde. Funktionen, Differentialrechnung und Integralrechnung, und halt noch ein paar "extras", wie z.B. Folgen und Reihen. Im zweiten Teil kam dann Vektor- und Matritzenrechnung. Aber alles in allem kein Hexenwerk. Wenn du es in der Schule schon hattest ist das zwar gut für dich, aber wenn nicht lernst du es in der Uni. (Wenn wir alle alles schon wüssten müsste ja keiner von uns studieren, oer? ;))

Anderes Thema Physik: Physik (bei uns "Experimantalphysik") war ein Rundumschlag durch alle Themen der Physik. Angefangen bei klassischer Mechanik über Optik, Thermodynamik und ein Hauch von Quantenphysik (echt nur ein Hauch). Hier gilt das selbe wie oben: Wenn du es in der Schule schonmal hattest ist das sicherlich nicht schlecht, aber wenn nicht wirst du es hier lernen. Die Klausur war auch nur oberflächlich Wissen abfragen, da gings halt drum dass du als Chemiker am Ende ein bisschen Ahnung hast von dem, was um dich rum passiert. z.B., dass du bei einem Polarimeter nicht nur staunst, wie toll das Licht dort polarisiert wird, sonder nauch sone grobe Vorstellung hast von dem, was da eigentlich passiert.

Ich weiß jetzt nicht genau, wie das bei den Chemieingenieuren aussieht, aber ich schätze am reinen Chemiestudiengang sehr, dass wir sehr viel im Labor arbeiten (seit dem 2. Semester haben wir jedes Semester mindestens ein Laborpraktikum in der Uni), das ist dann eine schöne Abwechslung zum "trockenen" Vorlesungsstoff ;)

Ich hoffe sehr, dass ich dir hiermit mal einen kleinen Einblick gewähren konnte und dich deiner Entscheidung etwas näher bringen :)

lG Chris

Mit Selbstdisziplin schaffst du alles. Außerdem ist der Schulstoff in der Uni eh nach einer Sitzung behandelt, besonders wenn du aus einem Bundesland kommst, in dem man keinen Mathe Leistungskurs belegen muss.

Also ich bin Chemieingenieur und bin in ein paar Monaten mit meinem Master fertig und kann dir sagen, dass es überhaupt kein Problem ist, irgendein Fach vorher nicht gehabt zu haben. Es ist bloss praktisch, wenn man schon Vorkenntnis hat.

Ich kann dir von meiner Hochschule sagen, dass die gesamte Physik Vorlesung nur aus Kinetik bestand. Mehr als elastischen/unelastischen Stoß, Kräftegleichgewicht etc. haben wir nicht behandelt. In der Oberstufe hatte ich dagegen 30 mal mehr Physik. Die Klausur bestand auch nur aus 6 Aufgaben, welche wir bereits in der Vorlesung bearbeitet hatten. Also alles andere als schwer. Natürlich ist jede Hochschule anders. Aber einen Physik LK musst du nicht haben, da 80% des Oberstufenphysikinhalts im Studium gar nicht behandelt werden. Ich hatte sogar in meinem ganzen Leben nur ein mal ein halbes Jahr Chemie in der 9. Klasse und jetzt bin hab ich bald den Master in Chemieingenieurwesen. Man braucht auch keinen Mathe LK. Es ist halt nur praktisch ihn zu haben, weil du dann ein bisschen (5%) weniger als die mit GK lernen musst. Ich hatte selbst einen Mathe LK und der brachte mir gar nichts, denn im Studium wurden dann Taylor-Reihen, Mehrfachintegrale, Winkelfunktionen etc. behandelt, welche wir in der Schule nie hatten. Also Vorteil gleich null. Ein Kollege von mir hatte Pädagogik LK und hatte trotzdem null Probleme im Studium.

Das einen ein LK auf irgendwas vorbereiten sollte, ist völliger Schwachsinn. Im Grunde kann man auch Sport LK Haben und Raumfahrtingenieur werden. Wichtig ist nur der eigene Einsatz.


KHLange  14.11.2014, 00:06

Als alter Chemie-Ingenieur (grad.), Abschluss 1967 bin ich ziemlich betroffen, wenn die Physik nur aus Kinematik bestand. In meiner Zeit wurde die gesamte Physik behandelt und in der Vorprüfung abgeprüft; selbstverständlich gab es auch ein physikalisches Praktikum. Nach dem Vorexamen kamen noch zwei Semester Elektrotechnik dazu, die gesamte Thermische Verfahrenstechnik ist doch ohne Kenntnisse des Wärmeübergangs, der Rheologie, kurz der Thermodynamik nicht denkbar, das sind doch physikalische Vorgänge; gerechnet haben wir "und einen Wolf" nur mit Rechenschieber und Logarithmentafel. Na ja, die Zeiten ändern sich. Zu meiner Zeit gab's auch noch keine LKs. Man musste schlucken was kam.

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SPanther1987  20.11.2014, 02:20
@KHLange

Ich habe nur davon gesprochen, dass unsere "Physik" Vorlesung so aussah. Also die reine klassische Physik. Natürlich hatte ich und haben wir noch heute Thermodynamik I und II, Thermische Verfahrenstechnik I und II, Technische Verbrennung, Prozessoptimierung, Fluidverfahrenstechnik und Mischphasenthermodynamik und so weiter. Heute ist das im Bachelor/Master nur differenzierter in eigenen Fächern bzw. Modulen mit immer neuen Namen untergebracht. Natürlich kann man keine thermische Verfahrenstechnik ohne Thermodynamik, deshalb haben wir ja ebenfalls 2 Semester Thermodynamik.

Und das früher alles anspruchsvoller war, wage ich stark zu bezweifeln. Eventuell wurden andere Maßstäbe, Prioritäten etc. gesetzt aber wirklich schwerer war es nicht. Ich habe die alten Matheklausuren von meinem Onkel Jahrgang 72 gesehen und naja wirklich schwerer war das nicht. Taschenrechner waren an meiner Hochschule ebenfalls nicht zugelassen. Zudem lässt das Bachelor/Masterstudium kaum noch Freizeit, da es nur noch ein stressiges Durchkämpfen ist. Wehe man setzt eine Klausur aus, dann kommt man direkt aus dem Tritt und kann im nächsten Semester nicht an manchen Vorlesungen teilnehmen. Plus Praxisphasen, welche in den Ferien geleistet werden müssen und das Fehlen von Wahlmöglichkeiten, da im Bachelorsystem fast jede Klausur direkt eine Pflichtklausur ist bei der jede Note fürs Abschlusszeugnis zählt.

Auch wenn man früher mit Rechenschieber arbeiten musste heißt das nicht, dass Dinge deshalb leichter geworden sind. Dafür hat heute das Programmieren und Simulieren einen viel höheren Stellenwert. Früher musste keiner nach dem Studium bereits Matlab, Ansys und Chemcad bedienen können und Simulationen erstellen. Die Zeiten waren anders, keine Frage, aber schwerer nicht unbedingt.

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Abnehmen15Kilo  25.04.2016, 13:08

Auf welcher Hochschule warst du denn?

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