Erfahrungen zum Studiengang Chemieingenieur?
Hallo,
diesen Juli bekomme ich mein Abi und hab vor danach zu studieren. Eigentlich wollte ich Biochemie studieren, die schlechten Berufsaussichten haben mich dann aber abgeschreckt. Fürs Chemiestudium hab ich mich schon informiert, aber auch hier gefallen mir die Jobaussichten nicht. Deswegen bin ich jetzt auf das Chemieingenieurwesen gekommen. Hier sind Berufs- und Gehaltsaussichten zumindest besser, jedoch bin ich mir nicht sicher, ob es etwas für mich ist. Vorallem bin ich mir nicht sicher, ob es mir nicht zu wenig vom Chemiestudium enthält. Physik und Mathe interessieren mich zwar auch, jedoch weniger als Chemie und angeblich soll das (Bachelor-)Studium vor allem aus Physik und Mathe bestehen und nur wenig zur Chemie erklären.
Dabei meine Frage:
Wie sind eure Erfahrungen? Ist Chemieingenieur eine gute Alternative zu Chemie und wieviel Chemie werde ich beim Chemieingenieurwesen haben?
Ich bin für jede Hilfe dankbar.
Gruß, Thomas
edit: Ich hab mich vielleicht blöd ausgedrückt, ich such nicht nach einer Alternative zum Chemiestudium, viel mehr ist die Frage wie eure Erfahrungen zu diesen beiden Studiengängen sind bzw. ob jemand schon Erfahrungen diesbezüglich gemacht hat.
2 Antworten
Hallo, ich hatte ursprünglich auch nur die grobe Studienrichtung vor Augen. Und wollte etw. chemisch- technisches machen. Ich studierte nach dem Abi zunächst an einer FH Chemietechnik und wechselte zum Master an eine Universität zum Studium Chemieingenieurwesen.
Chemiker erhalten eine wesentlich intensivere Laborausbildung. Vor allem in der anorganischen Analyse, die ich mittlerweile als etw. überholt erachte. Als Verfahrenstechniker oder Chemieingenieur wirst du in den meisten Fällen auch Praktika in Anorganik, ggf. Organ. Synthese oder Analytik haben,es dürfte aber deutlich schmaler ausfallen. Du wirst als Chemieingenieur lernen Prozesse zu betrachten, zu bewerten, um sie zu optimieren. Letzten Endes ist es eine Frage was dich mehr glücklich macht. Das Lernen im kleinen Detail, über theoretische Chemie beispielsweise, oder eher das Verständnis einer chemischen Anlage mit allen Details wie Komponenten und Konstruktion, mechanische und thermische Belastung dieser Komponenten, Heizung und Kühlung, Reaktionstechnik und Katalyse etc.
Persönlich bin ich mit meinem Weg zufrieden. Ich denke im Nachhinein,dass ich mich geärgert hätte viele Dinge zu detailliert zu betrachten, aber nicht wirklich in der Lage zu sein chemische Umsetzungen im grossen Stil zu planen. Ein kleines Beispiel: Viele Chemiker schließen ihr Studium ohne das Fach Reaktionstechnik ab, lernen dafür aber diverse Grundlagen der Organik, Anorganik, Analytik etc. , sicherlich gibt es auch Vertiefungen , bspw. Technische Chemie, ganz ran an die Chemieingenieurausbildung kommt das aber nicht.
Du kannst dich ja melden, wie deine Entscheidung ausfällt. Teilweise überschneiden sich Verfahrenstechnik, Chemieingenieurwesen, Umwelttechnik, Prozesstechnik, Chemietechnik in den ersten Semestern sehr stark. An Ingenieurmathematik, Physik, Thermodynamik, Physikalischer Chemie, kommt eigentlich niemand vorbei. Oftmals setzen viele Unis starke Akzente in den ersten Semestern auf Fächer wie Technische Mechanik, Konstruktion, was eigentlich meines Erachtens hauptsächlich nur großer Relevanz ist, wenn du später vorhast in konstruktionsintensiven Berufen zu arbeiten. Die verschiedenen Namen können einen sehr verwirren, letzten Endes ist aber häufig (zumindest in den ersten Semestern) ein klarer Trend erkennbar. Obwohl ich kein Fan von Bologna bin, kannst du nach dem Bachelor je nach Interesse und Vertiefung noch einen Wechsel zum Masterstudium vornehmen, was früher eher schwieriger war.
Ein Ersatz für ein Chemiestudium kann das Chemieingenieurstudium nicht sein. Die Betonung liegt da auf "Ingenieurstudium" (z.B. Anlagenbau!) und die Mathematik spielt durchaus eine Rolle.
Danke fürs schnelle Antworten!
Kennt ihr vielleicht jemanden der eigentlich Chemie studieren wollte und dann doch Chemieingenieur studiert hat?