Braucht es Zoos für Tierschutz?
Das es Zoos gibt wird oft mit Artenschutz gerechtfertigt. Ich sehe das aber wie viele andere Tierschützer. Für mich ist das Tierquälerei und es sind auch Isolationsopfer. Damals als ich Kind war fand ich es schon fürchterlich, das z.B ein Tiger oder Elefant in einen viel zu kleinen Käfig gehalten bzw. würde ich meinen es gibt für diese Tiere nicht den optimalen Käfig. Elefant machen in Natur meilenweite Spaziergänge. Die bleiben nicht für immer an einen Ort und wechseln oft. Generell kann man sagen das Zoos nicht die Bedürfnisse des Tieres deckt. Aber so viel zu meiner Meinung, wie seht ihr das? Jede Meinung ist hier natürlich akzeptiert 🙂
Das Ergebnis basiert auf 12 Abstimmungen
6 Antworten
Hallo,
Ich meine, in der Frage werden verschiedene Dinge miteinander vermengt. Die Notwendigkeit von Zoos bemisst sich sicherlich nicht daran, inwieweit die Ansprüche bestimmter Tierarten (bei denen es vielleicht gar nicht darum geht, ob sie nur noch durch Zoos erhalten werden können!) in einem Zoo vollständig zu erfüllen sind.
Aber man kann und sollte sicher darüber diskutieren, welche Tierarten man in Zoos halten kann/darf/muss.
Bei Elefanten denke ich zB daran, dass der Indische Elefant vom Menschen ohnehin als Nutztier gehalten wird. Das wäre für mich persönlich ein Fall für die Kategorie "darf". Wenn man die Haltung als Nutztier akzeptiert, dann finde ich nichts Schlimmes dabei, solche domestizierten Tiere in der Obhut von Fachleuten in ein einem Zoo zu halten. Das gilt natürlich auch für Haustiere wie Schafe oder Ziegen in der Streichelabteilung vieler Zoos. Afrikanische Elefanten dagegen sind sicherlich kritischer zu sehen. Ich bin aber nicht tief genug in der Materie um zu beurteilen, wie es bei ihnen mit der Eignung für Zoos aussieht.
Andererseits gibt es tatsächlich Beispiele dafür, dass Tierarten, die ansonsten ausgestorben wären, durch die künstliche Nachzucht in Zoos erhalten werden konnten, und durch Aussetzen in ihren (inzwischen wieder verbesserten) Lebensräumen ihre Bestände in freien Natur stabilisieren konnten.
https://zoos.media/medien-echo/5-arten-ausgestorben-ohne-zoos/
https://taz.de/Klimawandel-und-Biodiversitaet/!5626458/
Weil du auch den Tiger angesprochen hast: was ich nie verstehe ist, warum sich anscheinend niemand darüber aufregt, wenn Nichtfachleute, manche Superreiche sich als Privatpersonen solche Tiere halten, sie für ihre Zaubershows einsetzen. Wenn aber ein Stab von Fachleuten in einem Zoo sich bemüht, ihnen ein möglichst artgerechtes Leben zu ermöglichen, dann ist das verdammenswert.
Zoos mit "Artenschutz" zu rechtfertigen ist ein Armutszeugnis und redet den Leuten ein, dass sie etwas für den Artenschutz tun, wenn sie in einen Zoo gehen.
Artenschutz muss so aussehen, dass die Arten in ihrem natürlichen Habitat zuhause sein können.
Die Zoos auf dieser Welt bieten heute für einige Arten die letzte „Reserve“, da diese in freier Wildbahn durch den Einfluss des Menschen ganz oder beinahe ausgerottet sind. Zudem gehen glücklicherweise immer mehr Tierparks dazu über, lieber weniger Tiere zu halten und dafür größere und artgerechtere Gehege einzurichten.
Natürlich ist das leider noch nicht in allen Zoos so, grundsätzlich hat es da aber schon ein Umdenken gegeben. Tiere werden nicht mehr „zur Schau gestellt“, sondern für die Arterhaltung gezüchtet. Zudem werden die Besucher für die Tiere und die Natur begeistert und sensibilisiert, denn nur, was man sieht und begreift, ist man auch bereit und willens, zu schützen.
Dass es nicht immer und überall optimal zugeht, ist unbestreitbar. Aber der Mensch richtet weltweit in der Natur so viel Schaden an und zerstört Lebensraum, dass (gute) Zoos einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung der Menschen und Erhaltung der Arten leisten. Mit der Zeit werden hoffentlich auch in der Natur immer mehr Lebensräume für die Tiere wieder freigegeben und geschützt, dass die Arbeit der Zoos sich auch dahingehend auszahlt!
Für manche Arten ist - dank uns - einfach kein Platz mehr auf dieser Welt. Da wird ein Zoo auch schnell zur letzten Zuflücht. Zudem ist er für junge Menschen oft der einzige Ort, wo sie noch was über Tiere lernen können durch direkten Kontakt und so zumindest vielleicht noch ein rudimentäres Verständnis für sie entwickeln...
Welches Kind sollte sich für die Probleme wildlebender Elefanten interessieren, wenn es nie im Leben die Chance hat, mal einen leibhaftig zu sehen?
Dass das für die Tiere dort nicht optimal ist - keine Frage. Aber wir haben dafür gesorgt, dass dieser Planet so wenig optimal für andere Tierarten ist, dass jeden Tag 150 von ihnen aussterben.
Und dafür werden die Individuen geopfert und das passiert auf ihre Kosten, die in den Zoos leben?
Sie werden nicht "geopfert". Sie haben dort einen Platz zum Überleben.
Was würde so ein Elefant wohl wählen? Eingeengt im Zoo - oder abgeknallt wegen seiner Stoßzähne in der Wildnis?
Überleben ist nicht immer das beste... Es gibt Schlimmeres als den Tod.
Elefant gehen weil sie müssen um neue Wasserstellen oder Futterplatze zu finden, nicht weil sie das so toll finden. Im Zoos bekommen sie ausreichend Futter und Wasser müssen also nicht Kilometer weit Laufen. Sie bekommen auch Möglichkeiten zur Beschäftigung. Es gibt natürlich Zoos in denen es den Tieren nicht gut geht es gibt aber auch genug Zoos in denen die Tiere viel älter werden als in freier Wildbahn und das ohne Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln. Man kann nicht pauschal sagen, dass es Tieren im Tierpark generell schlecht geht. Außerdem setzen sich einige Zoos aktiv für den Tierschutz und die Forschung ein und spenden beträchtliche Summen für verschiedene Zwecke die frei lebenden Tieren zu gute kommen.
Ich wollte mich noch bedanken für diese sehr sachliche, ausführliche und gut informierte Antwort samt Quellenangabe. Vielen Dank!