Borkenkäfer schädlich oder gut?
Ich habe letztens mit jemandem eine Diskussion geführt darüber, ob Borkenkäfer eher schädlich oder eher gut sind. Die Person war der Meinung, dass sie gut sind, weil sie die toten Bäume fällen und nur dann schlecht sind, wenn sie sich zu stark vermehren. Aber ich bin der Meinung, dass in den toten Bäume sie sich ja gut vermehren können und auch viel weshalb sie dann auch die nicht kranken Bäume befallen. Wie seht ihr das?
8 Stimmen
6 Antworten
Hallo,
Nützlich und schädlich sind für mich so althergebrachte Begriffe mit denen ich nur schwer umgehen kann. Da stellt sich sofort die Frage:
Für wen?
Für die Baumart Fichte (Picea abies), die Hauptbetroffene von Borkenkäfern, insbesondere der Arten Ips typographus (Buchdrucker)
https://de.wikipedia.org/wiki/Buchdrucker_(K%C3%A4fer)
und Pityogenes chalcograpus (Kupferstecher)
Aus Sicht der Fichte sind sie natürlich äußerst schädlich. Sie befallen lebende Bäume (keine toten!!!) und bringen diese zum Absterben. Sie bevorzugen geschwächte, kranke Bäume, die sich nicht, oder nicht ausreichend, durch Harzfluss wehren können. Aber in Zeiten der Massenvermehrung, so wie jetzt, können sie auch vollkommen gesunde (sofern es die in der momentanen Trockenheit überhaupt noch gibt) befallen. Und war es in der Vergangenheit hauptsächlich ein Problem in Fichtenforsten im Flachland, so dringt der Borkenkäfer heute mehr und mehr in dieeigentlich kühleren, höheren Lagen der Gebirge vor, dorthin, wo die Fichte ihren angestammten, natürlichen Lebensraum hat.
Aus unserer Sicht, der des Menschen, sind sie es natürlich auch. Viele der von uns künstlich außerhalb der natürlichen Verbreitung dieser Baumart angelegten Fichtenforsten werden in Zukunft nicht mehr zu halten sein. Eben weil sich durch den Klimawandel die Bedingungen für die Borkenkäfer verbessern und für die Fichte verschlechtern. Wir erleben also bereits, und werden dies in Zukunft noch verstärkt erleben, dass der Borkenkäfer unsere Nutzwälder, aber zunehmend auch natürliche Fichtenwaldgesellschaften zerstört. Dadurch gehen uns Rohstoffe, Fichtenholz, verloren. Es führt aber auch zu einem sich selbst verstärkenden Prozess: Wenn mehr Bäume absterben, dann geht auch die Fotosyntheseleistung zurück, es wird also weniger CO2 gebunden, gleichzeitig wird aus der Zersetzung des abgestorbenen Holzes mehr CO2 freigesetzt als bisher. Diese Effekte befeuern den Klimawandel weiter, was wiederum uA die Borkenkäfer begünstigt und zu noch mehr absterben den Bäumen führt... Borkenkäfer sind also ein Faktor, der den Klimawandel weiter beschleunigt, und daher aus unserer Sicht schädlich.
Aus der Sicht anderer Arten. Nun, da gibt es solche, die vom Klimawandel profitieren, wärmeliebende Arten, die sich besser ausbreiten können. Diesen hilft der Borkenkäfer. Es gibt aber auch Arten, die kühlere Klimabedingungen benötigen, denen er schadet. Sie werden zukünftig bei uns verschwinden, und die Borkenkäfer beschleunigen diesen Prozess.
Aus Sicht der Natur insgesamt: Die Natur wertet nicht, sie kennt kein nützlich oder schädlich. Es wird aufgrund des Klimawandels zu Veränderungen kommen und die Borkenkäfer sind Katalysatoren dieses Prozesses. Es werden Arten aussterben, andere werden sich weiter verbreiten können als bisher. Aber welche Instanz sollte das als gut oder schlecht bewerten?
märchenstunde.borkenkäfer fällen keine bäume die werden dürr und bleiben stehn bis sie von selbst umfallen wenn sie keiner vorher umsägt.die ernähren sich nicht von toten bäumen sondern fressen nur solange wie der baum im saft ist.deshalb müssen befallene bäume sofort aus dem wald damit andere nicht geschädigt werden und wichtig es betrifft nur fichten
Der Borkenkäfer ist nur ein Schädling, weil wir Monokulturen als Wälder haben. In einem natürlich gewachsen Wald, würde er auch einzelne Bäume kaputt machen aber niemals den gesamten Wald in wenigen Jahren.
Jedes noch so schreckliche Insekt/Tier hat einen Nutzen in der Natur. Aber es gibt halt kaum noch Natur.
Habe ich oben genau beschrieben. Der Borkenkäfer ist nur ein Schädling, weil wir keine natürlichen Wälder mehr besitzen. In einem natürlichen Wald würde er eine wichtige Funktion übernehmen.
In unserem heutigen Lebensraum ist er natürlich ein Schädling. Sieht man am Harz.
Im Grunde ist der Mensch auch ein Schädling. Denn die Abholzung des Harzes hing stark mit dem Bergbau zusammen und hatte die Aufforstung mit Monokulturen zur Folge. Rückblickend war das ein Fehler, der zwar ein paar Generationen gutes Holz und gutes Geld gebracht hat - jetzt aber eben locker 20 Jahre gar keine wirtschaftlichen Erlöse mehr bringen wird.
Der Borkenkäfer steht am Ende einer Fehlerkette.
Vielleicht sollte Holz teurer sein um die Forstwirte dazu zu ermutigen eher Mischwälder zu bewirtschaften. Aber solange wir das noch billig verheizen können scheint ja alles gut zu sein.
Ja, das war mir auch eingefallen. Mit der Monokultur. Wenn der Mensch nicht immer nur Fichte anbauen würde, wäre das nicht so ein Problem...
Nicht für einen natürlichen Wald. Nur für diese Fichtenmonokulturen. In einem natürlichen Wald können sie einzelne geschwächte Bäume bzw Fichten zwar abtöten richten aber keine großflächigen Schäden an. In diesen wirtschaftswäldern stehen Fichten nicht mal an ihrem natürlichen Ort und sind schon darum geschwächt und anfällig für Windbruch und Schädlinge für Fichten.
Im borealen Nadelwald können die Käfer auch keine großflächigen Schäden anrichten. Es gibt auch einen Unterschied zwischen den künstlich gepflanzten Fichtenwäldern und dem borealen Nadelwald.
Werden die Borkenkäfer auch unter den sich im Klimawandel verändernden Bedingungen keine Auswirkungen auf den bisherigen, unter den "alten" Klimabedingungen entstandenen borealen Nadelwald haben?
Und schadet es uns wirklich nicht, wenn diese ganzen Fichtenmonokulturen ganz schnell über den Jordan gehen?
Nein weil sie unnatürlich sind . Sie sind artenarm alle Bäume gleich alt und stehen in reih und glied wie die Zinnsoldaten. Das hat mit Natur nichts zu tun sie sollen schnell Holz und Geld bringen
Aber wenn sie nun ganz schnell absterben, die naturfernen Fichtenforste, kein Holz mehr liefern, kein CO2 mehr binden, sondern welches freisetzen, wenn die toten Bäume verrotten, das schadet uns nicht?
Und nochmals zu den natürlichen, borealen oder alpinen Fichtenwälde: Auch wenn sich das Klima ändert, es in nördlichen und alpinen Breiten ebenfalls wärmer wird, wenn dort zukünftig Bedingungen herrschen wie heute bei uns, wo die künstlichen Fichtenforste wachsen, dann kann ihnen der Borkenkäfer weiterhin nichts anhaben, weil sie ja natürlich sind?
Nicht schädlich für wen?
Hat es zB auf uns Menschen keine Auswirkungen, wenn die Fichtenforsten absterben, und dieser Prozess durch Borkenkäfer beschleunigt wird?