Borkenkäfer-Brachflächen: Wann wächst dort wieder Wald?

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Hallo,

nein, was wir dort sehen, ist nicht die natürliche Vegetation! Wenn dort bis vor Kurzem Fichten wachsen konnten, dann gibt es auch andere einheimische Baumarten, die dort wachsen können. Das heißt, dort ist Wald möglich und deswegen würde dort von Natur aus auch Wald wachsen.

Auf dem Bild fallen mir unter den Pflanzen auf der Fläche zuerst die grünen Sträucher auf. Kann das sein, dass es sich dabei um Besenginster handelt?

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Besenginster

Ziemlich sicher bin ich mir mit einer Grasart, Drahtschmiele scheint dort zu wachsen.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Drahtschmiele

Beide wären Zeiger für eher saure Böden, und insgesamt habe ich auch den Eindruck eines eher sauren und trockenen Standortes. Ohne die Verhältnisse im Siegerland zu kennen (und schon gar nicht die an diesem speziellen Standort) würde ich bei der natürlichen Vegetation von einem bodensauren, von der Buche geprägten Wald ausgehen, dem sogenannten Hainsimsen- Buchenwald:

http://natura2000.wald.or.at/waldschutzgueter/wald-lebensraeume/buchenwaelder/hainsimsen-buchenwald-2/

Bis sich dieser jedoch wieder von alleine einstellen würde, würe es aber mindestens einige Jahrhunderte dauern. Die Natur würde ein langen Weg über Stadien, die von Sträuchern und Pionierbaumarten (wie den Birken, die ich in der Bildmitte in der Ferne sehen kann) geprägt wären, aber auch wieder von der Fichte, die von Natur aus geradezu darauf spezialisiert ist, solche Katastrophen- Freiflächen zu besiedeln. Diese Fichten würden wahrscheinlich nach relativ kurzer Zeit wieder von Borkenkäfern befallen, dann käme die nächste Fichtengeneration, usw. Auf diese Weise bliebe diese Fläche über lange Zeit eine CO2- Quelle, bis sich endlich etwas einstellen würde, was in Richtung der natürlichen Waldgesellschaft ginge, und es ermöglichen würde, dass auf der Fläche wieder nennenswerte Kohlenstoffmengen gespeichert würden. Außerdem müsste der Waldeigentümer dann für sehr lange Zeit auf Erträge seiner Fläche verzichten.

Ich glaube daher nicht, dass man auf dieser Fläche auf "ökologische Wiederbewaldung" setzt und ich vermag auch keine kleinen Waldbäume zu erkennen, die sich bereits eingestellt hätten. Die Fläche wird sicher wiederaufgeforstet werden. Dafür gibt es sogar eine gesetzliche Pflicht, hier die entsprechende Regelung aus NRW, wo das Siegerland liegt:

https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_bes_detail?sg=0&menu=1&bes_id=3830&anw_nr=2&aufgehoben=N&det_id=588891

Welche Baumarten man dort verwenden wird, weiß ich natürlich nicht. Sicherlich nicht wieder Fichte!


Pomophilus  28.10.2024, 22:02

🌟 Dankeschön!

Das bleibt nicht so. In mitteleuropäischem Klima ist Wald der Normalzustand, alles andere muss von Menschenhand erarbeitet werden. Wenn man nichts tut wächst langfristig immer Wald.

Verglichen mit der Wiederbewaldung nach einem katastrophalen Sturmschaden in einem Mischwald, verzögert die Fichten-Monokultur die Wiederbewaldung, weil in der näheren Umgebung wenig andere Baumarten sind, die Samen in die Brachfläche bringen können. Auf dem Bild sind z.B. schon Birken zu sehen. Birken sind Pionierbäume, die unter Bedingungen mit geringem Konkurrenzdruck überall überleben können wo es nicht zu trocken ist. Ihre Samen können über relativ weite Entfernungen vom Wind oder auch im Fell von Tieren transportiert werden. In den nächsten Jahren werden dort zehntausende Birkensämlinge wachsen. Würde man nichts weiter tun, würde ein Birkenwald entstehen, in den andere Arten allmählich wieder einwandern, die dann langfristig die Birken wieder verdrängen. Um die Entwicklung eines robusten Mischwaldes zu beschleunigen ist es sinnvoll, gezielt weitere Baumarten anzupflanzen.

Garnichts tun ist zwar im Prinzip möglich, birgt aber die Gefahr, dass invasive Brombeeren oder Robinien die Oberhand gewinnen. Brombeeren sind zwar seit sehr langer Zeit eingebürgert, stammen aber eigentlich aus Zentralasien. Sie haben das Potential, größere Flächen binnen kürzester Zeit mit einem 3-4m hohen Dickicht zu überziehen in dem kaum etwas anderes überleben kann. Robinien wurden als Zierbaum und auch wegen ihres äußerst haltbaren Holzes aus Nordamerika eingeführt. Wegen ihres Holzes haben sie heute in Europa eine so große forstwirtschaftliche Bedeutung, dass Ausrottungsversuche nicht in Frage kommen. Ihre schnelle Vermehrung und das sehr schnelle Wachstum junger Robinien hat sich aber als Problem erwiesen weil sie schnell zur dominanten Baumart im Wald werden können. Beide Arten kann man kontrolliert anbauen und auch in verwilderten Beständen dulden, aber ganz ohne Pflege entstehen schnell große Probleme.

Es sollte nicht so bleiben. Unsere Flora und Fauna ist mehrheitlich auf den Lebensraum Wald ausgelegt. Zwar sind die forstwirtschaftlichen Monokulturen, die dem Borkenkäfer solche Kahlschläge ermöglichen, auch kein richtiger Wald, aber es bleibt zu hoffen, dass an dieser Stelle wieder ein gesunder Mischwald entsteht.

Normalerweise bewaldet sich das sogar wieder alleine- bis die Bäume wirklich groß sind braucht natürlich seine Zeit

Es handelte sich hierbei um künstlich angepflanzte monukulturen von Fichten. Bäume in reih und Glied wie die Zinnsoldaten und alle gleich alt..Sollte nur schnell Holz und Geld bringen. Natürlich war was nicht und auch sehr artenarm. In vielen Regionen waren Fichten nicht mal da angepflanzt wo sie natürlich wachsen würden. Sie waren geschwächt und monokulturen sind sowieso anfällig für Fressfeinde. Darum konnten sich Borkenkäfer so stark vermehren. In natürlichen Wäldern auch den borealen Nadelwald ist das nicht der Fall. Es wird zwar einige Jahre dauern aber wenn man die Flächen in Ruhe lässt wächst natürlicher Mischwald nach