Nerven euch auch solche Leute, die die Natur total überhöhen?
Ich bin sehr gerne in der Natur. Ich bin ein Naturbursche. Ich fahre viel Fahrrad, ich laufe viel, ich schwimme in Bächen und Seen. Ich wohn halt auch direkt in der Natur. Und für mich ist die Natur dann halt, wie ein großer Garten. Da setz ich mich hin und lese, da schwimme ich. Ja und manchmal liegt man einfach auf einer Wiese und fummelt an sich rum. Das kommt auch vor.
Ich begegne dann auch oft Leuten, die sich zuerst freuen, dass ich gerne draußen bin und die dann aber enttäuscht sind, dass ich ziemlich pragmatisch bin. Ich weiß nicht ganz, wie ich es erklären soll. Aber das sind dann meistens Mitglieder in irgendeinem Wanderverein, die dann alles total verklären. Die sagen dann immer, dass die Natur total rein ist und unschuldig und heilig. Die haben eine regelrechte religiöse Ehrfurcht vor der Natur.
Ich hab schon sehr oft in Wäldern auch mal mit Mädchen rum gemacht oder bin nackt in Bäche gegangen und hab andere Mädchen nackt gesehen. Für mich ist die Natur halt ein ganz normaler Aufenthaltsraum. Für mich ist ein Wald etwas, wo Brennholz wächst. Ich wüsste nicht, wie man einen Wald entweihen kann, da für mich nicht geweiht ist. Das sind halt Bäume. Und auf einer Wiese wächst Heu.
Ich glaube das sind oft Leute aus der Großstadt, die die Natur total mystisch verklären. Und dann hängen die mit ihren Wanderklubs überall Gedichte und Sprüche auf, wo es heißt, man soll bedenken, dass die Natur rein ist.
Mir geht sowas ziemlich auf den Keks.
6 Antworten
Joa, kenn' ich.
Ich meine, ich bin ebenfalls so aufgewachsen. Waldarbeit war immer schon etwas, was meine Familie gemacht hat (Opa hat 10 ha), um im Winter den Kachelofen und den Kamin einzuheizen. Ich war früh in der Jugendbergwacht und habe Klettern, Orientieren und auch Naturschutz gelernt und mache das bis heute als aktiver Bergwachtler. Daher bin ich eh so oft es geht draußen, treibe Sport oder kümmere mich mit meiner Familie oder meinen Bergwachtkameraden um Ländereien und Naturschutzflächen. Naturschutz betreibe ich, weil ich die Natur als unser Lebenserhaltungssystem im "Raumschiff" Erde betrachte, also etwas technisches, das möglichst gut gewartet werden soll, damit möglichst viele Menschen darauf (über)leben können.
Aber sie nerven mich auch. Die Leute, die in der Natur spirituelle oder esoterische Erfahrungen verorten. Leute, die die abstrusesten Schöfpungsmythen als Weisheit verkaufen, die sich ihnen offenbart hat, als sie einen Baum umarmt haben. Und auch solche, die derzeit jeden Wanderparkplatz mit ihren anti-FFF-#vanlife-Boliden belagern, wildcampen und morgens nach dem Bialetti-Kaffe in den Wald schei*en, über dem noch am Vorabend ein sommerlicher Sonnenuntergang für die Insta-Story fotografiert werden konnte. Leute, die Hashtags benutzen, um ihre Naturerlebnisse mit anderen zu teilen und am besten noch irgendwas mit "mountain-" als Benutzernamen in einschlägigen sozialen Netzwerken registrieren, um einer Handvoll aufmerksamer Follower in einem Videoblog zu erklären, wie man mit Haselnüssen, Zibeben und Cashew-Kernen das gleiche Zeug zusammenmischen kann, das man im Supermarktregal mit viel weniger Verpackungsmüll auch schon fixfertig kaufen kann.
Für mich ist die Natur etwas zum Entdecken. Deshalb bin ich ja auch Naturwissenschaftler geworden. Aber man darf halt dann nicht von mir erwarten, dass ich mit einem Mädel beim Anblick eines roten Sonnenuntergangs über irgendwelche Wunder schwadroniere ("sieh nur, wie gut es die Natur mit uns heute meint, das ist so eine erleuchtende Erfahrung, die ich hier mit dir teilen darf") sondern dann eher mal einen Vortrag von Rayleigh-Streuung halte. Beim Anblick des Sternenhimmels, rücklinks auf einer Waldlichtung liegend, bin ich der letzte, der versucht, dem Mädel ihren Wunsch zu entlocken, den sie beim Anblick einer Sternschnuppe hatte. Dafür kann man sich auf einen Vortrag über die griechische Mythologie der Sternzeichen gefasst machen oder schlimmstenfalls über mein Wissen über die Entstehung und das Leben von Sternen, Galaxien und dem Universum. Kann romantisch sein, wenn sie das Niveau hat und sich drauf einlässt, ist aber bei weitem keine spirituelle Erfahrung sondern einfach meine Faszination von der Natur und wenn sie es nicht romantisch genug findet, ist sie eh nichts für mich...
Nun ja vielleicht verstehst ja wenigstens das nicht jeder Mensch ein Hang zum Voyeurismus hat 😂 jetzt mal ehrlich ich mag es auch nicht wenn aufeinmal im Gebüsch neben mir es rappelt und stöhnt und auch wenn ich dich nun nicht beleidigen will aber nicht jeder Körper sieht nackt ästhetisch aus😂 das was du machst hat auch nach meiner Ansicht wenig mit den Wäldern und Natur zu tun sondern gehört eher zum Bereich Exhibitionismus, das hat eher was damit zu tun das du gegen kulturelle Werte agierst also den Konsens innerhalb einer Gesellschaft die in den fall besagt das man eben nicht in der Öffentlichkeit sich befriedigt oder sex hat. Das hat nix mit der märchenhaften Verklärung von Natur zu tun sondern mit unserer Kultur in Deutschland.
Verstehe dann das Problem nicht 😄 muss aber auch sagen das zb hier in NRW die wälder kein Heiligtum sind 😂 für mich gibt es da nur zwei denkbare Erklärungen entweder wohnst du in einer Umgebung wo so sagen und Mythen eher anzutreffen sind oder aber du bist vielleicht einfach sehr Intolerant so das es dir mehr auffällt?
Die Natur ist alles Andere als rein. Wälder werden bewirtschaftet, und es gibt kaum noch Gegenden, die völlig unberührt von Menschen sind. Die Artenvielfalt wird immer geringer.
Ich bin auch gerne in der Natur und respektiere sie, indem ich keinen Müll liegen lasse und auf Wegen bleibe. Eine Mystifizierung ergibt für mich nur Sinn, wenn man ensprechend religiös geprägt ist.
Dorfbewohner waren noch nie groß naturbezogen und umweltbewußt. All das ist vielmehr eine Errungenschaft der Städter.
Schon mehr, die Romantik trug dazu bei, den Wald zu wertschätzen, ihn folglich zu schützen. Auch die Ökobewegung war und ist eine der Städter und dringend geboten.
Du willst also damit sagen das es im dorf kaum naturbezogene Leute gibt🤨 Wer hat dir den Blödsinn verzählt. Es kann schon sein das es vielleicht nicht so viele gibt, aber doch einige. mir fällt auf, das viele Städter sich zwar sich dafür einsetzen wollen, darunter sind aber auch eine traurig hohe stückzahl die sich mit dem Zeug gar nicht auskennen🙁 Zum Beispiel das Thema Wolf. Viele Städter sind voll für das thema wolf. Viele kennen aber die auswirkungem gar nicht. Durch die zu dichte Besiedelung und durch den tourismus hat der Wolf nämlich kaum mehr Lebensraum. Dadurch tötet der wolf kälber, schafe. Und wenn der Wolf mal in so ne Schafherde kommt, ist es ähnlich wie beim fuchs im Hühnerstall und er kommt in einen sogenannten Blutrausch. Dabei tötet er alles was er erwischen kann, auch wenn er es gar nicht fressen kann. Außerdem kommt er immer näher zu siedlungen was auch Attacken auf Menschen nicht ausschließt. Fazit: Der Wolf hat zu wenig Platz und Lebensraum bei uns
Was geht dich das an? Lieber Natur irgendwie überhöhen als durch achtlose Nutzung kaputtmachen
Wenn sie mir Vorträge halten und überall irgendwelche Kalendersprüche hinhängen, geht es mich ja schon irgendwie was an.
Das will ich ja gar nicht sagen. Ich mach das ja auch nicht ständig. Ich sag nur, dass ich es eben auch mache, weil die Natur für mich eben ein Aufenthaltsraum ist und kein sakraler Raum.