Bester Bundeskanzler?
Wer war oder ist für dich der beste Kanzler?
Also politisch gesehen weiß ich nicht viel, aber was so Biografie oder Werte angeht, finde ich Helmut Schmidt am besten. Bin aber 20, habe von ihm leider nicht so viel mitbekommen.
8 Antworten
Wer war oder ist für dich der beste Kanzler?
Die Bundesrepublik hatte nicht nur, aber überwiegend gute Bundeskanzler. Es ragen drei hervor: Adenauer, Brandt und Schmidt. Der prägendste und wichtigste Kanzler war Adenauer.
Abgesehen davon, dass es immer noch Menschen, vorallem von tiefem Neid erfüllte Altstalinist/innen gibt, die es Adenauer in historischer Unkenntnis immer noch übel nehmen, dass er nicht die Macht hatte, auch den Menschen in der Ostzone unter stalinistisch-parteidiktatorischer Herrschaft die Freiheit und den Wohlstand zu bringen, der in Westdeutschland für die dortige Bevölkerung gesichert worden ist, wird Adenauer in der geschichtswissenschaftlichen Forschung als Politiker durchaus positiv gesehen. Denn er hat, wie es der damalige Bundestagspräsident Eugen Gerstenmeier beim Rücktritt Adenauers vom Amt des Bundeskanzlers formuliert hat, "sich um das Vaterland verdient gemacht "!
Nach dem Krieg hatten die vier Alliierten die Regierungsgewalt in Deutschland übernommen und das Land in Besatzungszonen aufgeteilt. Mit Fortschreiten des Kalten Krieges sicherten sich sowohl die westlichen Alliierten als auch die Sowjetunion die mehr oder minder freiwillig-gezwungene Unterstützung ihrer Besatzungszonen. Die Westmächte sorgten für die Gründung der Bundesrepublik in Westdeutschland, damit die dortigen Deutschen sich als freiheitlich-demokratische Gesellschaft bewähren konnten, während die Sowjetunion die sog. DDR als von Moskau gelenkte Parteidiktatur errichtete und ihre "Ostzone" noch weiter ausbeutete.
Adenauer war - zusammen mit dem Bundespräsidenten Heuss - nach den furchtbaren Verbrechen der Nazizeit daran gelegen, den in der Welt beschädigten Ruf der Deutschen als eines zivilisierten Volkes wiederherzustellen. Zugleich musste er verhindern, dass wenigstens die Bundesrepublik, also Westdeutschland und seine Bevölkerung, der Sowjetdiktatur in die Hände fiel. Weil die Bundesrepublik keine militärische Macht war und sein konnte, brauchte er die Westmächte, um Westdeutschland gegen die sowjetische Bedrohung zu verteidigen. Verständlich war die Reaktion Adenauers, auch einen deutschen Militärbeitrag anzubieten, selbst wenn er nur unter internationalem Befehl akzeptiert werden würde. Denn die militärische Verteidigung allein den Westmächten zu überlassen, wäre von den Westdeutschen natürlich feige und als alleinige Aufgabe für die Westmächte eine Zumutung gewesen. Adenauers Anerbieten wurde angenommen, und weil sich die westdeutsche Demokratie als lebensfähig und zuverlässig erwiesen hatte, erhielt sie 1955 die Souveränitätsrechte zurück und zugleich die Pflicht, im Rahmen der Natomitgliedschaft der Bundesrepublik eine "Bundeswehr" aufzubauen.
Die Westintegration zur Sicherung der Freiheit und Demokratie in der Bundesrepublik war für Adenauer alternativlos. Einer stalinistischen Sowjetdiktatur, die zuvor mit dem Naziregime paktiert hatte, war in keinem Falle zu trauen! Das bedeutet nicht, dass Adenauer die Wiedervereinigung und die Befreiung der "Ostzone" bzw. der sog. DDR aufgegeben hätte. Doch ihm war angesichts der Blockbildung klar, dass dieses Ziel nur auf dem Weg umfassender Vertrauensbildung zu erreichen war. Adenauer hat dieses Vertrauen zu Westdeutschland bei den Westmächten durch seine verlässliche Politik hergestellt, durch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Sowjetunion hat er außerdem den Weg vorbereitet, den dann Willy Brandt als Kanzler gegangen ist, nämlich auch bei den Mächten des Ostblocks Vertrauen zur Bundesrepublik zu schaffen. Adenauer war klar, dass eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten zu einem gemeinsamen Staatswesen nur auf dem einvernehmlichen Wege des Spannungsabbaus zwischen den gegnerischen Blöcken des Kalten Krieges und schließlich der Beendigung dieses Kalten Krieges möglich sein würde. Die Geschichte hat ihm Recht gegeben!
Adenauer war auch wichtig für die EU, weil er in dem Bewusstsein, dass Kriege zwischen engen Partnern in Wirtschaft und Politik nicht mehr geführt werden, die Gründung einer Gemeinschaft europäischer Länder begrüßte. Enge Partner bauen Vertrauen zueinander auf und kooperieren auf vielen Gebieten miteinander, was zum Abbau nationalistischer Verhärtungen beiträgt und letztlich zum Nutzen aller beteiligten Länder und Völker führt. Adenauer persönlich konnte auf die Erfahrungen zweier furchtbarer Weltkriege zurückgreifen und zog daraus seine Lehren. Besonders mit Frankreich wollte er eine jahrhundertealte "Erbfeindschaft" endlich beenden und sie zu Motoren der europäischen Einigung machen. Daher war es ihm wichtig, dass Frankreich und Deutschland, dann die ihnen benachbarten Beneluxstaaten und Italien zu einer Aussöhnung kamen und zusammenarbeiteten, nicht zuletzt auch, um dem Sowjetkommunismus geschlossen entgegenzutreten.
Gewiss sollte ebenso die deutsche Wirtschaft und das deutsche Volk davon profitieren, denn die Bundesrepublik brauchte Geld, um den Wiederaufbau nach dem verlorenen Krieg, die Wiedereingliederung der deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen und die Entschädigungen für die Opfer der Naziverbrechen, aber auch seine Verpflichtungen aus der NATO-Mitgliedschaft (Aufbau der Bundeswehr) sowie ein umfassendes Sozialsystem (Sozialhilfe, Arbeitslosenunterstützung, Kindergeld, Renten- und Krankenversicherung), das die positive Einstellung der Deutschen zur Demokratie förderte, zu finanzieren. Adenauer hatte also innen- wie außenpolitische Gründe, am Aufbau der EWG/EU führend mitzuwirken. Er unterstützte daher die Entstehung der EWG 1957 zusammen mit anderen, weitblickenden Politikern in Westeuropa. Wir profitieren daher heute von der Weitsicht dieser Politiker im damaligen Europa.
Zum Abschluss noch zwei Literaturhinweise:
- https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1031213876
- https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1034350214
MfG
Arnold
Deine Wahl ist sehr gut.
Ich habe Helmut Schmidt als Verteidigungsminister und als Bundeskanzler mit bekommen, zuvor schon als Regierungschef von Hamburg. Er war der beste Bundeskanzler, den wir hatten. Zudem war er ein hoch angesehener Staatsmann.
Helmut Schmidt und Willy Brandt - mit Abstand die Besten.
Schröder mit Abstand der Schlechteste
Für mich Helmut Schmidt. Wenn ich an die RAF Zeiten denke und überlege mit wie viel Mut er die Bewegung quasi in die Knie gezwungen hat, kann ich nur den Hut heben. Er war absolut nicht erpressbar, auch wenn es um seine Familie ging.
Ich habe eine Menge von Schmidt mitbekommen. Während Willy Brandt ein Menschenfänger war, ging Schmidt auf Konfrontationskurs zur Jugend und Umweltbewegung. So entstanden die Grünen. Schmidt war kein guter Bundeskanzler, ein lausiger Diplomat, aber ein exzellenter Krisenmanager.
Willy Brandt hat Deutschland modernisiert und war unbewusst der erste Sargnagel für den Zusammenbruch des Ostblocks. Er war der Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort.