Berufspilot werden - realistische Chancen oder unerreichbarer Traum?
Hey Community!
Ich möchte bei euch einen Rat bezüglich einer wichtigen Entscheidung einholen, die ich in Zukunft treffen muss.
Kurz zu mir: Ich bin 23 Jahre alt, lebe in Frankfurt und habe derzeit ein Wirtschaftswissenschaften-Studium begonnen. Bereits vorher habe ich eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann absolviert. Seit meiner Kindheit interessiere ich mich für die Fliegerei, wohl auch durch meinen Opa, der viele Jahre Berufspilot war, jedoch leider sehr früh verstorben ist. Deswegen konnte ich mich leider nicht bei ihm über die Fliegerei erkundigen.
Lange Zeit habe ich nicht mehr daran gedacht, dass Pilot möglicherweise noch infrage kommt. Nun merke ich jedoch im Studium immer mehr, dass ich der Fliegerei möglicherweise doch noch eine Chance geben möchte. Mir ist natürlich völlig bewusst, dass Pilot heutzutage kein Beruf mehr ist, in dem man finanziell ganz oben mit dabei ist, bis auf wenige Ausnahmen. Aber darum geht es mir nicht.
Da ich derzeit leider keine Bezugspunkte zur Fliegerei habe, möchte ich mich bei den Erfahrenen hier im Forum erkundigen, ob ein Weg in die Fliegerei aus meiner Perspektive überhaupt möglich wäre oder ob ich mir den Traum aus dem Kopf schlagen und weiterhin im Studium Vollgas geben sollte. Ich muss dazu sagen, dass ich völlig ortsunabhängig bin und glücklicherweise durch meine Familie finanziell relativ gut aufgestellt bin. Schulisch gesehen war ich immer im Mittelfeld unterwegs, also im Durchschnitt und leider nicht ganz an der Spitze. Ich weiß nicht, wie relevant das ist.
Aufgrund dessen mache ich mir jedoch nicht allzu viele Hoffnungen, das DLR-Zertifikat (Pilotentest) zu erhalten, da dieser ja als extrem schwierig gilt und nur ein gewisser Prozentsatz angenommen wird. Gibt es Möglichkeiten, trotzdem einen anderen Weg einzuschlagen, ohne den bestandenen Test? Zum Beispiel einen Flugschein im Ausland zu machen? Mir ist natürlich bewusst, dass der optimale Weg über den DLR-Test führt, ich jedoch kein Träumer sein will, der sich sehr rosige Chancen ausmalt.
Eine Möglichkeit wäre natürlich auch, in Zukunft einem klassischen Bürojob nachzugehen und die Fliegerei als Hobby nebenbei zu betreiben, etwa mit einem PPL-Schein. Berufspilot zu sein, wäre jedoch noch mal etwas ganz anderes, dort überwiegt dann eher die Leidenschaft.
Vielleicht kann der ein oder andere von euch mir einen Rat geben.
Liebe Grüße,
Christoph
3 Antworten
Wie du schon gesagt hast, ist der Weg in das Cockpit einer Airline wirklich schwer und sehr steinig.
Man kann erstmal sagen, dass "Gelegenheitswünsche" selten eine große Chance haben. Leute die vielleicht mal ein Cockpitvideo auf YouTube gesehen haben, und jetzt gerne Pilot werden wollen, haben generell weniger Chancen. Hingegen Leute die sich früh mit der Fliegerei auseinandergesetzt haben, beispielsweise durch den Erwerb einer SPL oder PPL haben deutlich bessere Aussichten.
In Deutschland führt kein Weg an dem DLR-Zertifikat vorbei. Du kannst zwar den Weg über eine ausländische Flugschule wählen, allerdings kannst du so bei keiner deutschen Airline angestellt werden. Das würde ich mir an deiner Stelle nochmal überlegen. Wobei Airlines wie British oder Air France sogar eine SPL für ihre Ausbildung voraussetzten. Zusätzlich ist der Test mit genügend Vorbereitung auch machbar. Da solltest du dir keine sorgen machen.
LG
Ich denke dass ein gewisses Talent natürlich immer von Vorteil ist. Jedoch reicht es auch komplett dem Durchschnitt anzugehören.
Wenn ich dir eine Flugschule empfehlen müsste, dann wäre es definitiv die EFA in Europa. Hierbei hast du die Möglichkeit dich direkt bei den Airlines wie Lufthansa, Swiss, Austrian, Eurowings, Brussels, Edelweiß oder sogar ANA zu bewerben. Du kannst natürlich auch auf diesem Weg nur deine ATPL machen und dich dann bei externen Airlines bewerben. Allerdings ist das ziemlich teuer. 110.000€ verlangt die EFA hierfür.
In Amerika gibt es natürlich auch gute Möglichkeiten wie American, oder United. Da kann ich dir aber was die Ausbildung angeht nicht weiter helfen. Ich könnte mir vorstellen dass du, um dort die Ausbildung zu absolvieren, die dortige Staatsbürgerschaft benötigst. So ist es zumindest bei Emirates.
Wie es bei anderen AIrlines aussieht kann ich dir nicht sagen. Die meisten bilden nicht selber aus, sondern suchen nur Piloten welche schon eine MPL, ATPL oder CPL besitzen,
LG
… noch eine Ergänzung: Ich muss sagen, dass ich völlig ortsunabhängig bin, sprich ich bin bereit, auch langfristig umzuziehen, selbst ins Ausland. Für welche Airlines ich am Ende fliege, ist mir dementsprechend relativ egal, natürlich ausgenommen von den „Extremen“.
Wie sieht es beispielsweise in Südeuropa, Osteuropa, den USA oder Kanada aus? Hast du hierzu Informationen?
Hey!
Vielen lieben Dank für deine Antwort! Da hast du wohl recht. Besonders der Anfang ist wohl am schwersten. Natürlich mache ich mir nun schon länger Gedanken darüber, wie ich meine weitere Zukunft plane. Mit 23 Jahren ist noch vieles offen, aber die Weichen, die jetzt gestellt werden, haben natürlich Auswirkungen auf das spätere Leben.
Früher habe ich mich viel mit dem Fliegen beschäftigt, da die Faszination da war. Leider kam von familiärer Seite relativ wenig Unterstützung, da wir vor vielen Jahren einen tödlichen Flugunfall in der Familie hatten. Verständlich, dass das Thema eher gemieden wird. Mein Interesse ist nun wieder deutlich vorhanden, nur muss ich auch auf die zeitlichen Rahmenbedingungen achten und Prioritäten setzen. Das Studium hier in Frankfurt ist relativ zeitaufwändig. Wenn ich mich auf den DLR-Test vorbereite, möchte ich mir zumindest eine einigermaßen realistische Chance ausmalen, da ich vermutlich im Studium etwas Zeit opfern und damit eventuell schlechtere Noten in Kauf nehmen muss.
Nun komme ich zum Punkt: Hast du eine Empfehlung, wo ich mich am besten über die Fliegerei erkundigen kann? Wäre eine Flugschule die richtige Adresse, oder möchten sie mir nur das Thema schönreden? Falls ich mich wirklich für den Weg entscheide, wäre der DLR-Test der erste Schritt? Ich habe gehört, dass die Chancen dort bei ein bis zwei Prozent liegen. Falls das stimmt, sind das natürlich keine guten Aussichten, da ich leider nicht der absolute Überflieger bin, sondern eher dem guten Durchschnitt angehöre.
Liebe Grüße,
Christoph
Kann mich Timpi0 da nur anschließen. Bei den Airlines ist es immer schwierig, aber wenn das Fliegen deine Leidenschaft ist, kommt man auch über andere Wege ins Cockpit.
Wenn Du in Frankfurt wohnst, kannst Du ja mal einen Schnupperflug in Egelsbach machen, dann weißt Du schon, ob dir das wirklich liegt. Bei manchen hört der Traum da schon auf :)
Ich mache öfters solche Schnupperflüge auf Kostenteilungsbasis und es ist immer wieder schön, Menschen die Allgemeine Luftfahrt näher zu bringen. In Egelsbach gibt es auch haufenweise Flugschulen, falls Du dann erst mal die PPL machen möchtest. Danach kannst Du ohne Weiteres auf CPL, mit der Du Geld mit dem Fliegen verdienen darfst, und (falls gewünscht) auf ATPL weiterschulen.
Es gibt genug Möglichkeiten mit der Fliegerei ausserhalb der Airlines hauptberuflich oder nebenbei Geld zu verdienen. Natürlich ist es auch ein fantastisches Hobby, aber es ist angenehmer wenn jemand anderes dafür bezahlt.
Ich kenne zwei Piloten und ich sage dir, ohne finanzielle Unterstützung aus dem Elternhaus ist das sehr schwer. Denn den Pilotenschein muss man in der Regel selbst zahlen und die gesamte Ausbildung auch. Sprich hier kommen enorme Kosten für einen "Normalsterblichen" hinzu.
Ich kann dir aber gleich sagen, er (der Pilot) ist ein 1,90m Giga-Chad und sie (Pilotin) könnte auch in einer Modelagentur arbeiten. Du musst also schon zur genetischen Creme de la Creme gehören, auch vom Intellekt her.