Beinhalten Zwangsgedanken doch manchmal Wahrheit?
Hi,
an alle, die sich schon mal mit dem Thema "Zwänge, Zwangsgedanken etc." beschäftigt haben, weil es euch interessiert hat oder selbst mal damit Probleme hattet.
Ich lese bei dem Thema immer wieder, dass man sich bei Zwangsgedanken klar machen soll, dass der sich aufdrängende Gedanke rein gar nichts mit der Wahrheit zu tun hat.
Aber genau das ist doch das Problem: Es ist faktisch betrachtet nicht unmöglich, dass an dem jeweiligen Gedanken doch Wahrheit besteht.
Z.B. könnte ich total Angst haben den Wasserhahn nicht richtig zu gemacht zu haben und dann tropft er die ganze Nacht und das verursacht für mich hohe Kosten am Ende. Oder wenn ich z.B. den Gasherd nicht ausmache und die Wohnung droht zu explodieren.
Alles Dinge, die schon mal im Leben geschehen sind, irgendwo auf der Welt.
Aber ich gebe zu, dass in 99,999999999 % der meisten Gedanken keine Wahrheit zutrifft.
Es ist belastend immer wieder so Gedanken zu haben. Man kann sich zwar damit beruhigen, dass der aufkommende Zwangsgedanke nichts mit der Realität zu tun hat, aber scheinbar muss man bereit sein und das Vertrauen haben dieses eine Restrisiko doch einzugehen, sonst bleibt man dauerhaft verunsichert und das ist keine Lebensqualität letztendlich...
Danke für ein paar Inputs !
LG, Locool
1 Antwort
Zwangsgedanken drehen sich im Grunde nur bedingt um den Gedanken selbst, bzw ist das nicht die Problematik. Klar kann man den Wasserhahn vergessen zuzumachen oder auch mal das Auto offen stehen lassen. (Da gibts noch bei weitem krassere Ängste, glaubs.)
Das schlimme an Zwangsgedanken oder Ängsten ist, dass man die "logische Bremse", die jeder von und eigentlich im Kopf hat, nicht zieht. Dieser Zwang ist nicht mit unserer Logik erklärbar und Betroffene kannst Du so oft Du willst darauf ansprechen oder es ausdiskutieren, es hilft nix. Es ist ein echt steiniger Weg (mit psychologischer Unterstützung), das eventuell doch zu begreifen und zu lernen, diesen Zwang unter Kontrolle zu bekommen.
Es gibt sogar Menschen, bei denen fehlen die Botenstoffe im Gehirn, die sie bei so etwas wieder "herunter bringen" würden. Das ist wirklich ein Problem, welches mit den richtigen Tabletten eingestellt werden muss, sonst haben die gar keine Chance.
Also Deine Frage bekommt ein klares "Jein" von mir. Sie beinhalten realistische Ängste, aber die Gedankenspiele sind nicht wahr im Sinne von real in der Situation.
Mmmh. Schwierig. In der Theorie klar. Der Arzt gibt einem ja auch "nur" die Ratschläge und man muss sich selbst dran halten. Die meisten brauchen ihn aber als seelische Stütze und Ideengeber, um erst einmal einen strukturierten Weg zu finden. Natürlich, wenn man die Ansätze kennt, die man so bekommen wird, dann könnte man es auch schaffen (vorausgesetzt wir reden von rein psychosomatischen Problemen ohne Körperliche Schwierigkeiten). Das is aber harter Tobak für Leute, die drin stecken. Wer tief drin steckt...braucht meines Erachtens wirklich ne Hand, die ihn raus zieht.
Wichtig ist auch die "Rückfallgefahr". Man trägt es immer mit sich. Den einen Tag mehr, den anderen weniger. Aber es wird einen nie wieder ganz los lassen. Man lernt einfach damit umzugehen und es unter Kontrolle zu bringen. Aber viele sind bei einer solchen Situation, einem Problem oder gar, wenn sie doch wieder in Muster zurückgefallen sind, völlig desillusioniert und denken, sie haben gar nichts therapiert und sind wieder genau am Anfang der Krankheit. Sie können bei so etwas vollkommen einbrechen. Ein Psychologe begleitet einen über einen langen Zeitraum und vermeidet genau diesen Absturz, weil er schon vorab und einfühlsam erklären kann, wie viel Arbeit es macht und man es nicht "spontan heilen" kann. ...Also zumindest sollte er es erklären O.o
Also für Dein "Könnte" im hypothetischen Sinn, sage ich "Ja"...
PS: Zwänge (Zwangshandlungen) sind noch einmal ne andere Ebene, weil es nicht um das Gedankenspiel geht, sondern um eine Verhaltensstörung.