Balkonkraftwerk: Funktion? Lohnt es sich?
Hallo zusammen,
Momentan wird man förmlich mit Angeboten für Balkonkraftwerke mit und ohne Speicher überschüttet. Daher stellt sich für mich die Frage, ob sich das für uns lohnen würde. Daneben habe ich glaube ich die Funktionsweise noch nicht hundertprozentig begriffen. Je nach dem Erkenntnisgewinn hier würde ich dann einmal auf meinen Vermieter zugehen.
Zur Funktionsweise:
Das Kraftwerk produziert im Idealfall +- 800 Watt. Diese werden am Wechselrichter auf 600 Watt gekappt und dann zuerst im Hausnetz verbraucht, der Rest geht ins Netz. Bzw. Wenn ich mehr verbrauche als produziert wird, wird die Differenz aus dem Netz bezogen. Korrekt?
Aktuell habe ich noch einen Zähler, der vermutlich rückwärts laufen könnte, was natürlich der Optimalfall ist. Ein Speicher ist aktuell also in jedem Fall eine Fehlinvestition, da das Netz als kostenloser, unendlich großer Stromspeicher für mich fungiert. Korrekt?
Nach der Anmeldung der Anlage wird es dann aber vermutlich nicht lange dauern, bis mir ein Zähler mit Rücklaufsperre eingebaut wird. Ab dann dürfte sich die Frage nach dem Speicher wieder stellen. Was mich zur nächsten Frage bringt:
Ich stelle mit den Speicher so vor: wenn die Solaranlage mehr produziert als ich verbrauche, wird mit dem überschüssigen Strom der Speicher geladen, der Netzbezug ist gleich 0. Wenn die Solaranlage weniger Strom produziert als ich verbrauche, wird die Differenz dem Speicher entnommen, der Netzbezug bleibt 0. Erst wenn der Speicher leer ist, wird wieder Strom aus dem Netz bezogen. Wenn ein besonders leistungsintensiver Verbraucher aktiviert wird (z.B. Durchlauferhitzer) wird dieser mit Strom aus der Solaranlage und maximaler Entlangleistung des Speicher gespeist, was dann noch fehlt kommt aus dem Netz.
Ist diese meine Vorstellung bzgl. der Funktionsweise korrekt? Wenn ja, woher weiß der Stromspeicher, wann er mit welcher Leistung laden soll bzw. wann wie viel Leistung bereitgestellt werden muss? Wenn nein, wie funktioniert es dann und ist ein Speicher in dem Fall überhaupt sinnvoll?
Nachdem mit nun die Funktionsweise klar ist, bleibt die Frage, ob sich die Anschaffung (mit oder ohne) rechnet. Wir sind zu zweit und verbrauchen etwa 1600 kWh pro Jahr. Wir arbeiten teils im Büro, teils im Home-Office. Unser Warmwasser (außer Heizung) erzeugen wir mittels Durchlauferhitzer, darauf dürfte ein nicht unerheblicher Anteil unseres Strombedarfs entfallen (im Internet gibt es Richtwerte von 1.000 kWh pro Person, aber die sind scheinbar ziemlich daneben). Da Durchlauferhitzer soweit ich weiß sind recht hohe Leistung haben, die sich bei maximaler Sonneneinstrahlung und Entlassung des Speichers nicht ansatzweise bereitgestellt werden kann, müssen wir also diesen Anteil des Stroms (sobald wir einen Zähler mit Rücklaufsperre haben) zum größten Teil aus dem Netz beziehen.
Wenn ich davon ausgehe, dass von den 1.600 kWh etwa 50% aus Warmwasser entfallen, bleiben 800 kWh die zumindest theoretisch aus dem den Balkonkraftwerk mit oder ohne Speicher bereitgestellt werden könnten.
Wenn ich nun von einem Eigenverbrauch von 50% ohne Speicher ausgehe, waren das 400 kWh oder 120€ pro Jahr, d.h. Amortisation nach 3-4 Jahren, danach spare ich mir 10€ pro Monat. Klingt nach einem ziemlich schlechten Verhältnis von Arbeitsaufwand und Nutzen.
Mit Speicher wären es dann vielleicht 75 % bzw. 600 kWh Eigenverbrauch, also 180 € pro Jahr. Amortisation nach ca. 10 Jahren, dann Ersparnis von 15€ pro Monat, wenn bis dahin noch alles funktioniert. Klingt noch schlechter.
Sind meine Berechnungen soweit plausibel? Dann wäre das Balkonkraftwerk für uns wohl eher eine schlechte Idee...
Auch wenn es sich tatsächlich nicht lohnen sollte, würde ich mich über eine Beantwortung der Fragen hinsichtlich der Funktionsweise freuen, gerne auch in Form eines guten Links (habe beim suchen nichts zufriedenstellendes gefunden).
Schon im Voraus bitte ich um Entschuldigung für den langen Text und bedanke mich für Ihre und Eure Zeit.
Schönen Feiertag!
4 Antworten
Ein Speicher lohnt sich nur, wenn er auch eine Notstromversorgung übernehmen kann. Die meisten Balkonkraftwerke mit Speicher können das nicht.
Denn bei Stromausfall ist eine Kilowattstunde weit mehr wert als beim Strom aus und in das Netz. Und angesichts des angebrochenen Katastrophenzeitalters ist damit eher häufiger zu rechnen.
Mein Konzept ist eine netzunabhängige Solaranlage mit 300W Modulen, 12V LiFePo4 Akkus 280Ah und 2000W Sinuswechselrichter. Wenn der Akku voll ist, schaltet der Wechselrichter ein und per Umschalter wird der Kühlschrank damit betrieben.
Zum Speicher (vielleicht habe ich auch einen Gedankenfehler)
Nimm dessen Kapazität, den Anschaffungspreis dafür und was du für eine kWh aus dem Netz bezahlen müsstest. Berechne damit, wie oft der Speicher vollständig ge- und entladen werden müsste. Es wird aber sicher ja auch Eigenverbrauch anfallen, so dass nur ein geringerer Teil zum Laden zur Verfügung steht, der Ladeprozess also oft gar nicht vollständig erfolgt. Und so ein Speicher altert doch wohl auch. Fazit: Ich sehe nicht den Sinn eines Speichers, lasse mich aber gern korrigieren.
Ich bin der Meinung Bakonkraftwerke rendieren sich immer und die Amortisation nach 3-4 Jahren klingt finde ich ganz gut. Bei manchen richtigen Anlagen geht es richtung 10 Jahre und ich würde die jeden anraten.
So weit denke ich das dein Gedankengang zur Funktionsweise stimmt, jedoch kann man so weit ich weiß ganze 2000 Wp als Modulleistung haben und der Wechselrichter inzwischen 800W. Jedoch ist das nur auf einer Phase im Hausnetz, das heißt man sollte das auf die anschließen wo der meiste Verbrauch ist.
Je nach Ausrichtung könnten dann im Sommer an mal die 1.7 kW runter kommen aber nur 800W eingespeist werden. Dann könnte man einen Speicher mit 900W laden. Jedoch denke ich das Speicher eher was für richtige Anlagen sind und die noch zu teuer sind. Bei diesen Anlagen gibt es extra Smartmeter die denn Stomverbrauch an denn Speicher senden. Müsste bei denn kleinen dann auch so sein.
Wenn man 2 kWp an Modulen hat könnte auch bei nicht ganz so guten Wetter noch 400W produziert werden. und da währen wir wieder bei ihrer eigentlichen Aufgabe die Grundlast zu decken.
Insgesammt würde ich sagen man sollte die Ausrichtung möglichst gut wählen (wenn möglich Ost West bei Eigenverbrauch) und denn Verbrauch an die Produktion anpassen und den Speicher erst mal weglassen.
Zum Thema Speicher kann ich noch Bluetti empfehlen, die haben jetzt auch einen für Balkonkraftwerke aber ich meine eher die tragbaren und dann eine kleine Inselanlage aufbauen. (dann ist man auch gegen Brownouts geschützt)
Ich habe jetzt nicht alle Videos gesehen und ist schon etwas her, aber ich glaube da war einiges Informatives dabei.
https://www.youtube.com/results?search_query=balkonkraftwerk+proofwood
https://www.adac.de/rund-ums-haus/energie/versorgung/balkonkraftwerk/
Ich hab eine PV-Anlage mit Speicher und brauche tagsüber im „Leerlauf“ zwischen 300-500W einfach nur um die Grundlast abzudecken. Da läuft noch kein Fernseher, kein Herd, nichts. Effektiv könnte man also von den produzierten 600W (Im Optimalfall, den Wert erreichst du nur unter idealen Bedingungen im Sommer) kaum etwas einspeisen bzw. einspeichern. Deswegen halte ich einen Speicher bei Kleinanlagen nicht für sinnvoll.
Umso besser sind aber Balkonkraftwerke ohne Speicher, weil man so günstig seine Grundlast abdecken kann, ohne einen teuren Speicher zu kaufen. Genau dafür sind sie gedacht und das machen sie sehr gut.