aus welcher Bindungsart besteht Lih?

3 Antworten

Von Experte ThomasJNewton bestätigt

LiH Lithiumhydrid ist ein dominant ionischer Festkörper. Der Holleman–Wiberg schreibt allerdings auch von einem kleinen kovalenten Bindungsanteil:

Beim Erhitzen von Lithium mit Wasserstoff bildet sich bei 600-700 °C farbloses, festes Lithium­hydrid LiH (AH, : -91 .23 kJ mol"). Ihm kommt im Sinne eines ioni­schen Kristallbaus NaCl-Struktur zu; auch leitet es in geschmolzenem Zustande (Smp. 686.5 °C; H2-Dissoziationsdruck beim Smp. 27 mbar; vgl. S. 317, 1507) unter elektro­lyti­scher Zerlegung in Lithium (an der Kat­hode) und Wasserstoff (an der An­ode) den elek­trischen Strom. Allerdings weist die Tatsache, dass LiH ge­ring­fügig in Ether und eini­gen anderen organischen Medien löslich ist, auf einen gewis­sen ko­valen­­ten Charakter der LiH-Bindungen (Näheres S. 307).

Der Verweis auf S. 307 (über Hydride im Allgemeinen) bringt dann nochmals das Pro­blem mit den geringen Elektro­negativitätsdiferenzen auf den Punkt:

Die gefundenen, für Salze charakteristischen Strukturen der Alkali- und Erdalkali­metall­hydride (ohne BeH2) sprechen für einen ionischen Auf­bau der Ver­bin­dun­gen. Betrachtet man allerdings die Differenz der Elektro­nega­tiv­itäten der Metalle und des — in jedem Falle elektronegativen — Wasser­stoffs (maximal 1.3 (CsH), mini­mal 1.0 (MgH₂)) und dem sich daraus errech­nen­den pro­zen­tu­alen Ionen­cha­rak­ter der Metall-​Wasser­stoff-​Bindungen (maximal ca. 30%, mini­mal ca. 18%; vgl. Elek­tro­negativität), so würde man eher ko­­valen­­ten Ver­bin­dungs­bau erwarten.
Tatsächlich stützen noch eine Reihe anderer Befunde die Vorstellung eines ioni­schen Aufbaus der Alkali- und Erdalkalimetallhydride (ohne BeH₂): So stimmen ge­fun­de­ne und berechnete Gitterenergien einigermaßen überein, wenn man der Rech­nung einen ionischen Verbindungsaufbau zugrunde legt.
Darüber hinaus leitet geschmolzenes Lithiumhydrid (Smp. 692°C) den Strom ähn­­lich gut wie andere, aus einwertigen Anionen und Kationen zu­sam­men­gesetz­te, ge­­schmol­zene Salze. Bei Stromdurchgang wird der Wasserstoff dabei an der An­ode entwickelt. Eine ähnliche Beobachtung macht man im Falle der übri­gen, salz­arti­gen Hydride (einschließlich EuH₂, YbH₂), die zwar - wegen ihrer hohen Schmelz­punkte - nicht mehr ohne Zersetzung in den flüssigen Aggregat­zustand über­geführt, aber in geeigneten Salzschmelzen (LiCl/KCl: Smp. 360°C; NaOH: 318 °C) un­zersetzt gelöst und elektrolysiert werden können.

In weiterer Folge wird noch darauf hingewiesen, daß experimentell bestimmt 88% der Elektronendichte im LiH am Wasserstoff klebt. Das ist konsistent mit einer Ionen­bindung (≈100%), nicht mit einer polaren Atombindung (≈60–75%)

Also Kurzzusammenfassung; LiH und andere Alkali- und Erdalkalihydride (minus BeH₂, das ist nämlich kovalent) und auch die Lanthanoid(II)hydride sind ionisch ge­baut. Die Elek­tro­negativitätsdifferenzen sagen zwar etwas anders voraus, aber deren Vor­aus­sagen haben in diesem Fall eben nichts mit der Realität zu tun.

(Ich habe das jetzt extra ausführlich mit Quellen beantwortet, weil bereits eine andere, eher nichtssagende bis falsche Antwort dasteht)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik
Von Experte indiachinacook bestätigt

Lithiumhydrid ist ein Salz, bestehend aus Lithiumionen Li⁺ und Hydridionen H⁻. Das kannst du schon am Gittertyp erkennen, dem NaCl-Gitter, in dem jedes Lithiumion von 6 Hydridionen umgeben ist, und umgekehrt. Bei kovalenter Bindung wären es nur 4, wegen der Oktettregel.

Den ersten Satz im Wikipedia-Bitrag zuu lesen hätte es auch getan.

Übrigens besteht ein Stoff nicht aus einer Bindungsart, sondern in einem Stoff wirkt oder herrscht eine Bindungsart.

Die Bindung der Atome ist eine Elektronenpaar-Bindung. Durch induktive Effekte ist es aber ein Dipol. Durch das dipolare verhalten ist das resultierende Gitter wie aus einer ionischen Bindung und wirkt daher salzartig. Im Gitter werden aber auch andere Verunreinigungen eingebaut. Wodurch unter gewissen Umständen auch eine koordinierte Bindung im Gitter entstehen kann.

Sehr, sehr grob erklärt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

ThomasJNewton  19.04.2021, 13:43

Da hast du alle Bindungsarten aufgezählt. Und das Fragestell darf sich dann die richtige rauspicken?

2
ElBarto1337  19.04.2021, 13:54
@ThomasJNewton

Ist alles nicht schwarz weiß im Leben. Die Frage ist unpräzise. Kp ob der Aufgabensteller nach den dem Material fragt oder nur nach der Verbindung der beiden Atomen ausschließlich. Wenn man sich die Frage stellt was die Verbindung der Atome ist dann muss man sich nur die Elektronegativität angucken.

Also ja. Abhängig von der Frage kann man sich was rauspicken da jeder Fragesteller sich nur dafür interessiert.

All die im Material enthalten Verbindung nicht zu nennen ist so wie bei Wasser zu vernachlässigen dass es Wasserstoffbrücken bildet oder es ebenfalls ein Dipol ist

0
ThomasJNewton  19.04.2021, 14:10
@ElBarto1337
  • Die Frage ist keineswegs unpräzise. Zwar mit einem sprachlichen Fehler, aber vom Sinn her eindeutig.
  • Es gibt keine Verbindungen zwischen Teilchen, sondern Bindungen. Verbindungen sind Reinstoffe aus mindestens 2 Elementen.
  • Um den Charakter von Bindungen vorherzusagen, reicht ein Blick auf die EN-Werte keineswegs. Die sind nur ein grober Anhaltspunkt.
  • Du nennst nicht alle Bindungsarten im LiH, sondern alle dir bekannten.

Du kanntest du Antwort nicht. Da helfen auch keine philosophischen Formulierungen à la Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?

1
ElBarto1337  19.04.2021, 14:37
@ThomasJNewton

Es ist unpräzise weil man offenbar auch die Substanz meinen kann.

Ich schlage vor dass du mehr in Materialwissenschaft reinguckst. es gibt viele paper zum Thema. Speziell auf mesoscale gibt es viele Erkenntnisse.

Wenn ich das nächste Mal am AFM sitze und die entsprechende Probe habe Messe ich da gerne was nach.

Btw PhD ist philosopy doctorate. Wer das vergisst ist kein Wissenschaftler vom Herzen.

Over and out

0