Augen geschlossen oder offen beim meditieren?
Ich bin sehr frisch beim meditieren eingestiegen und ich mache es hauptsächlich um besser gelaunt und glücklicher zu sein. Mein Problem ist das ich eine sehr hohe negative Gedankendichte habe und ich sehr in meinen Gedanken gefangen bin. Da ich jetzt gelesen habe das man die Augen zu machen soll wenn man mehr auf sein Inneres fokussiert sein will, weiß ich nicht mehr was sich für meine Situation besser eignet, da ich ja mit "offeneren" Augen durch die Welt gehen will und mich nicht dauernd mit meinen Gedanken beschäftigen will.
5 Antworten
Ich habe ein paar Jahre Meditationserfahrung und werde versuchen, dir bei der Beantwortung deiner Frage zu helfen.
Geschlossene Augen
Befürworter geschlossener Augen argumentieren, der Blick könne besser nach Innen gerichtet werden und störende visuelle Reize wegfallen.
Offene Augen
Befürworter offener Augen argumentieren, die Hindernisse von Schläfrigkeit und Gedankenkarusell würden reduziert, da man nicht so leicht geistig absackt.
Kompromiss
Beim Zazen, einer Form der Sitzmeditation, werden die Augen halb geschlossen und der Blick fällt ganz natürlich in etwa einem Meter Abstand auf den Boden.
Im Soto-Zen sitzt man dabei mit dem Gesicht zur Wand. Auf diese Weise werden die Vorzüge beider Ansätze miteinander verbunden.
Gedanken
Egal welche der Möglichkeiten man bevorzugt - es geht letztlich immer darum, den Geist so zu lassen, wie er gerade ist.
Wenn man einen unruhigen Geist durch angespannte Konzentration zur Ruhe zwingen will, muss man sich nicht wundern, wenn man noch unruhiger wird.
Das Problem ist häufig unser Leistungsdenken. Wir wollen die Dinge "richtig" machen, um damit unser Ziel möglichst schnell zu erreichen.
Aber in der Meditation gibt es kein Leistungsdenken. Alles ist gut so, wie es ist. Es muss nichts "besser" oder gar "perfekt" gemacht werden.
Akzeptiere einfach, dass die Gedanken da sind. Verdränge sie nicht, aber halte auch nicht an ihnen fest. Das eine erschöpft, das andere verwirrt unnötig.
Richte deine Aufmerksamkeit auf dein Meditationsobjekt - beispielsweise die Atmung. Wann immer ein neuer Gedanke kommt, lass ihn ziehen.
Wenn du merkst, dass du anfängst, innere Monologe zu führen und dein eigenes Psychodrama zu konstruieren, kehrst du zum Atem zurück.
Das hat also nichts mit Verdrängung zu tun, sondern mit Beobachtung. Bleibe mit deiner Achtsamkeit beim Atem und kehre wieder dorthin zurück.
Dass du deine Achtsamkeit vielleicht nicht lange sammeln kannst, ist nicht schlimm - es gibt keinen Wettbewerb, nichts ist zu erreichen, keine Leistung gefordert.
Lasse Gedanken einfach Gedanken sein und sie ziehen.
Ganz so wie ziehende Wolken den blauen Himmel nicht stören und die Spiegelung des Mondes, das Wasser des Sees nicht in Unruhe versetzt.
Ich hoffe, diese Hinweise waren hilfreich. Solltest du noch Fragen haben, helfe ich gerne weiter. :-)
ob ich auch zweimal am Tag meditieren kann?
Ja sicher, das mache ich auch. :-)
Letztlich sollte man auch nicht vergessen, dass "Meditation" keine bestimmte Technik ist, bei der man seine Beine verknotet.
Für mich ist Meditation ein Bewusstseinszustand entspannter Achtsamkeit, weder angespannte Konzentration, noch schläfrige Trance.
Die Sitzmeditation hilft dabei, diesen Bewusstseinszustand zu pflegen, so dass er auch in den Alltag einfließen kann.
Letztlich ist es möglich, jede achtsam ausgeführte Tätigkeit als Meditation zu üben - Gehen, Stehen, Essen...
Damit ist Meditation also nicht auf die Dauer von ein paar Minuten beschränkt, sondern alles kann meditativ erfahren werden.
Ich glaube es ist individuell sehr verschieden, was welche Person benötigt. Ich kenne die Anweisungen des Yoga Sutra, da wird vorallem für den Anfang empfohlen sich auf etwas zu konzentrieren, das kann ein unmaterielles Thema sein (die Atmung, Gott,...), genauso aber ein Gegenstand z.B. eine Kerze - in diesem Fall dann mit geöffneten Augen.
Was anfangs immer sehr leicht fällt ist zum Beispiel die Atemzüge zu zählen, so ist man auf etwas fokusiert und bringt die Gedanken immer wieder und immer öfter zur Ruhe, bis man diese Hilfsmittel nicht mehr benötigt - man kann aber immer wieder dazu zurückkehren - das ist aus meiner Erfahrung nötig, denn das Leben ist ein ständiger Wandel und in einem Moment ist man in seiner Mitte und im nächsten Moment sind so viele Ereignisse, dass einem plötzlich alles wieder so schwer fällt, was schon leicht ging.
Kenne auch nur die Version mit geschlossenen Augen. Allerdings gibt es viele Optionen was Meditation angeht.
Ich mache es immer mit geschlossenen Augen;) Beim Meditieren sollte man versuchen, an nichts mehr zu denken. Das mag am Anfang zwar sehr schwierig sein aber mit viel Übung klappt das;) Du kannst es natürlich auch mit offenen Augen machen, aber ich denke, so gibt es viel zu viele Reize und man bekommt seinen Kopf nie frei. (Meine Meinung) Es geht ja darum, zu entspannen und möglichst an nichts zu denken;) Bei manchen klappt das auch mit offenen Augen sehr gut, das musst du selber herausfinden;)
Es gibt durchaus sehr wirksameTechniken, um die Gedankenstrudel etwas zu beruhigen. Erkundige dich bei "Sahaja-Yogis", die in deiner Nähe sind
( http://www.sahajayoga.de/kurse/ )
Sie werden dir gerne Näheres darüber sagen.
Danke für die lange und ausführliche Antwort! Ich werde mal ein paar Variationen probieren und schauen welche gut zu mir passen. :) Eine Frage hätte ich noch und zwar ob ich auch zweimal am Tag meditieren kann?