Aufbauseminar wegen Punkt?

2 Antworten

Hallo Rambo96,

MEINE FRAGE IST, OB ICH NUN EINEN AUFBAUSEMINAR MACHEN MUSS. 

Ohne selbst in der Fahrerlaubnisstelle eines Landratsamtes zu arbeiten; aber gemäß ADAC ist davon auszugehen, dass die Teilnahme an einem Aufbauseminar angeordnet werden wird, siehe https://www.adac.de/verkehr/rund-um-den-fuehrerschein/erwerb/aufbauseminar-fahranfaenger/ :

Die Fahrerlaubnisbehörde verhängt ein Aufbauseminar, wenn Fahranfänger einen A-Verstoß oder zwei B-Verstöße innerhalb der Probezeit begehen.
Was sind A-Verstöße?
Regelmissachtungen dieser Kategorie sind so schwerwiegend, dass sie gleich beim ersten Verstoß ein Aufbauseminar nach sich ziehen. Darüber hinaus werden sie mit einem Bußgeld ab 60 Euro sowie Punkt(en) im Fahreignungsregister geahndet. Die Probezeit verlängert sich um zwei auf vier Jahre. 

Du hast zur bisherigen Situation geschrieben, dass Du alleinbeteiligt einen Unfall mit Fremdschaden (an öffentlichem Eigentum) verursacht hast und dass Dir dafür auferlegt worden ist:

Bußgeld in Höhe von 175 EUR sowie ein Punkt 

Folglich ist gemäß der oben zitierten ADAC-Aussagen höchstwahrscheinlich, dass von Seiten der Fahrerlaubnisbehörde die fristbewehrte Teilnahme an einem Aufbauseminar angeordnet werden wird. Das entsprechende Schreiben kann durchaus noch ein wenig auf sich warten lassen; zwei Wochen sind da noch kein großer Zeitraum.

Die Fakten stehen fest, sind polizeilich ermittelt und nicht strittig. Insofern ist ein Widerspruch höchstwahrscheinlich aussichtslos und würde nur noch viel mehr Geld kosten.

Allzeit gute, schrott- und gebührenfreie Fahrt (zumindest ab jetzt 🤷‍♂️) und liebe Grüße 🙂

Rambo96 
Fragesteller
 16.02.2023, 12:37

Vielen lieben Dank Ralph9 🌺

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Ralph9  16.02.2023, 13:00
@Rambo96

Bitte, sehr gern 🙂.

Und darf ich Dir noch einen Tipp geben?

Hier in Deiner Frage schreibst Du:

Bisher wurde ich nie geblitzt aber hab mal auch einen Seitenspiegel mitgenommen

aber bereits vor über einem halben Jahr hast Du hier https://www.gutefrage.net/frage/blitzer-158 folgendes geschrieben:

Ich wurde nun in der Probezeit geblitzt (...) Außerort bei 60 km/h mit Toleranzabzug 81 km/h, quasi genau 21 km/h zu viel
(...)
hab schon ein Schreiben bekommen, 21 km/ zu viel, Anhörung im Bußgeldverfahren, kann quasi angeben, ob ich selbst war.
(...)
Meinst du wirklich, ein Anwalt kann da 1 km/h nicht rausholen? So dass meine Probezeit nicht verlängert wird und ich mir die 400 Euro Aufbauseminar sparen kann..?

ALSO:

Wenn Du – alles noch in der Probezeit !

  • bereits so geblitzt worden bist, dass Du an einer Ampel (was immer ein neuralgischer und risiko-erhöhter Punkt ist, sonst bräuchte und gäbe es dort keine Ampel) sogar nach Toleranzabzug mehr als 20 km/h zu schnell warst und Dir da schon zum ersten Mal wegen Aufbauseminar und Probezeit-Verlängerung die Zähne geklappert haben;
  • wenn Du schon einen Seitenspiegel abgehobelt
  • und im Dezember Deine ehemalige Karre final kalt-verformt hast,

dann hast Du in der Fahrschule anscheinend nicht alles ganz richtig verstanden und ist ein Aufbau-Seminar vielleicht tatsächlich eine Gelegenheit zur Selbst-Besinnung: Geschwindigkeitsbeschränkungen und "Vorausschauende Fahrweise immer zur Sicheren Seite" sind keine "Empfehlungen", sondern Vorschrift; und wenn Du hier in kurzer Zeit und ganz ohne Jagdschein bereits mehrere kapitale Böcke schießt, dann stimmt mit Deiner Fahrweise irgendwas ziemlich erheblich nicht.

Falls übrigens bei derart überhöhter Geschwindigkeit wie im letzten Sommer irgendwas passiert, dann kann Dir deswegen durchaus eine hohe Teilschuld zugesprochen werden, selbst wenn Du eigentlich nicht der Unfall-Verursacher wärst (z.B. Radfahrer quert die Ampel, obwohl er rot hätte, und Du räumst ihn ab und hättest bei Einhalten der Begrenzung aber noch problemlos bremsen und vor ihm anhalten können) ... das allein schon solltest Du Dir mal überlegen.

Beim Autofahren kannst Du nicht gewinnen, sondern nur verlieren: Dein Geld, Deinen Führerschein, Dein Auto, Deine Gesundheit, Dein Leben. Oder andere verlieren schlimmstenfalls ihr Leben wegen Dir, und nichts davon ist auch nur 1 km/h zuviel wert, also arbeite da jetzt mal gründlich an Dir und stell Dich vom Rallye-Fahrer und "Rambo" um auf den souveränen und tiefenentspannten Autofahrer.

Ich bin übrigens einer von denen, die in der Nacht bei Schneeregen und Sturm als Einsatzkraft draußen an der Unfallstelle mitten zwischen den ganzen Schrott-Teilen stehen, wenn's Tote gibt und die Unfallfahrer dann geschockt rumheulen, dass sie nie gemeint hätten, dass ihnen jemals was passieren würde, weil sie ja so toll fahren können, und dass sie sowas nie gewollt hätten. Ich hab selber seit über 30 Jahren Führerschein CE, wenn Dir das was sagt, keinen Punkt in Flensburg und bin beruflich Vielfahrer; d.h. fahre so im Schnitt jede Woche mal durch eine Geschwindigkeits- oder Abstandsmessung durch.

Oder anders gesagt: Das soll alles kein Vorwurf an Dich sein, sondern Du kannst mir tatsächlich jedes Wort glauben, was ich Dir schreibe ... .

Wenn Du so weitermachst wie bis jetzt, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis es irgendwann mal nicht mehr grad noch haarscharf gut geht, sondern bis Dir tatsächlich Schlimmeres passiert – ein Unfall ist bereits schlimm genug; und es war reines Glück, dass Du dabei niemand abgeräumt hast.

Du musst Dich also selber fragen, wieviele Schüsse es noch brauchen soll, bis Du sie mal hörst ... . Ich selber empfehle Dir daher nochmals – nicht zuletzt weil ich oft genug neben den Toten gestanden bin und weiterhin stehen werde –, dass Du - aufrichtig und ehrlich - an Deiner Fahrweise und Deinem Verhalten im Straßenverkehr arbeitest.

Kleines Rechenbeispiel: Um bei erlaubten 100 km/h auch nur eine einzige (!) Minute rauszufahren, müsstest Du auf einer Strecke von 10 Kilometern (!) permanent (!) um 20 km/h (!) zu schnell fahren, also exakt an der Grenze zum Bußgeld und vor allem mit erheblichen zusätzlichen Risiken. Aus 100 km/h hast Du der Formel nach einen Bremsweg von 130 Metern; bei 120 km/h aber von 180 Metern => das ist fast 40% länger (!).

Wie gesagt, beim Autofahren kannst Du nichts gewinnen, noch nicht einmal Zeit (einfach mal nachrechnen, es liegt rein im Sekunden-Bereich, um was Du auf nicht allzu langen Strecken schneller bist; und das ist es beileibe nicht wert, dafür Geld, Führerschein usw. zu riskieren; allenfalls lange auf der Autobahn macht es ein bisschen was aus). Der Straßenverkehr ist mittlerweile nicht mehr "verzeihend", sondern es passiert viel zu leicht und zu rasch was ...

Deswegen: Fahr immer so, dass man Dir selbst bei noch so intensiver Suche - die immer stattfindet, so bald was passiert ist - nicht das Geringste an eigener Schuld anhängen kann.

Allzeit sichere Fahrt und eine gute Ankunft und Heimkehr, liebe Grüße 🙂

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Ralph9  16.02.2023, 13:29
@Rambo96

Bitte, wirklich sehr gern 🙂.

Wie gesagt, das ist überhaupt kein Vorwurf oder sowas, sondern – um es vielleicht ein wenig deutlicher zu machen, warum ich Dir das schreibe – noch kurz ein paar wenige Beispiele, wo ich schon überall Tag und Nacht draußen bzw. bei Betroffenen gestanden bin:

Junge Autofahrerin, 19 Jahre alt, fährt in einer dunklen Nacht weit nach Mitternacht vom "Fortgehen" heim auf einer Bundesstraße durch einen Wald und übersieht einen sehr dunkel gekleideten Fußgänger auf der Fahrbahn bzw. kann, als sie ihn erkennt, nicht mehr rechtzeitig bremsen, sondern erfasst ihn frontal und der fliegt bei ihr über's Auto, Motorhaube, Frontscheibe, Dach, hinten wieder runter auf die Straße und ist tot. Sie war nicht einmal schneller dran als erlaubt, sondern hatte einfach nur nie damit gerechnet, dass da in der Dunkelheit nicht nur Bäume, sondern plötzlich ein Mensch sein könnte ... sie hatte einfach verdammtes Pech.

Junge Frau mit 17 steigt Ende November abends bei Dunkelheit 200m von ihrem Elternhaus entfernt aus dem Linienbus aus; Haltestelle auf einer Landstraße in einer langgezogenen Rechtskurve, keine Bus-Bucht; Linienbus mit Warnblinker (!) => Schrittgeschwindigkeit auch außerorts (!), egal von wo man kommt. Soweit sie wegen der Rechtskurve und Randböschung am Bus vorbei sehen können hat, kommt kein Auto und sie quert hinter dem Bus die Fahrbahn (Airpods im Ohr). Eine entgegenkommende Autofahrerin fährt (Landstraße) mit 100 km/h an dem Bus vorbei und erfasst das Mädchen frontal, selber Unfallverlauf wie oben; und das Mädchen liegt 200m von ihrem Elternhaus entfernt tot in ca. 2 Litern Blut auf der Straße.

Junger Autofahrer, 21, fährt im Winter am noch sehr dämmrigen Morgen bei Nebel mit nicht angepasster Geschwindigkeit und erfasst Schulkinder, die am Straßenrand der Landstraße auf den Bus warten und spielen, konnte nicht rechtzeitig bremsen, 1 schwer verletztes Kind.

Anderer junger Autofahrer, 19, wollte sich mit seinen Freunden am späten Abend in einer Disco treffen, hat aber daheim was vergessen, fährt nochmal schnell heim und schreibt dann während der Autofahrt seinen Freunden, dass er jetzt schon auf dem Weg ist und in ein paar Minuten da sein wird. Er kommt bei Schneeregen mit Sommerreifen ins Schleudern, prallt quergestellt Fahrerseite voraus in ein entgegenkommendes Auto und stirbt noch an der Unfallstelle, der Fahrer des entgegenkommenden Autos ist schwerverletzt. Die Freunde wundern sich, dass er nicht kommt und nicht mehr erreichbar ist, und suchen nach ihm; dann hatten wir an der Unfallstelle die ganze Clique von über 10 Frau/Mann, darunter seine Freundin; und naja, Party und "Game over" ... . Gutachter: weit überhöhte Geschwindigkeit, falscher Bereifung und ungünstige Witterungsverhältnisse UND: Nie beim Fahren am Handy sein!

Eltern mit 9-jähriger Tochter kommen auf dem Rückweg vom Wintersport bei Glätte ins Schleudern – obwohl sie nicht einmal schnell dran waren, sondern an dieser Stelle war es sau-glatt – und prallen quer in ein entgegenkommendes Auto: Mutter und 9-jähriges Kind tot, Vater lebensbedrohlich verletzt, hat überlebt und sitzt seitdem komplett arbeitsunfähig und schwerst körperlich und geistig behindert im Rollstuhl; Autofahrer im Gegenverkehr ist schwerverletzt.

Mein eigener Cousin ist 9 Monate nach seiner Hochzeit bei einem Autounfall um's Leben gekommen. Ein junger Autofahrer ist auf ausgebauter Bundesstraße bei hoher Geschwindigkeit nach rechts ins Bankett gekommen und hat zu stark gegengelenkt, so dass er in den Gegenverkehr gekracht ist; das waren leider mein Cousin und seine Frau. Seine Frau war glücklicherweise nur leicht verletzt, mein Cousin hatte aber einen Genickbruch und ist unmittelbar in den Armen seiner 30-jährigen Frau nur 9 Monate nach der Hochzeit verstorben.

Warum ich Dir das alles schreibe? Weil ich einfach nicht will, dass irgendwann einmal bei einem meiner nächsten Einsätze ein junger Autofahrer draußen zitternd und heulend neben mir steht und dann sagt: "Ich hätte bei GuteFrage doch auf diesen sympathischen Mann hören und meinen Fahrstil ändern sollen". Also in Deinem genauso wie in meinem Interesse 😉.

Wie gesagt, Du kannst beim Autofahren nicht gewinnen, noch nicht einmal Zeit; sondern sämtliche anderen Gefahren wachsen exponentiell; einschließlich dass Du bei Unfällen eine Teilschuld bekommst und – nicht zu unterschätzen – wegen des neuen Straftatbestands des "illegalen Autorennens" belangt wirst; denn dazu brauchst Du nicht mal mit einem anderen Fahrer ein Rennen fahren, sondern es reicht, wenn Du allein "Rennen" fährst.

Du kannst nur verlieren; Dein Geld, Deinen Führerschein, Dein Auto, Deinen Ruf (!), Dein Ansehen, Deine Gesundheit, Dein Leben. Oder andere verlieren es wegen Dir. Kein einziges km/h zuviel ist auch nur eines dieser Dinge wert. Deswegen nochmals mein gut gemeinter Tipp: Fahr immer so, dass man Dir selbst bei noch so intensiver Suche nicht das Geringste an eigener Schuld anhängen kann, wenn was passiert ist.

Gute Fahrt und liebe Grüße 🙂

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Rambo96 
Fragesteller
 16.02.2023, 13:52
@Ralph9

Auf jeden Fall hast du Recht, schlimm was alles passieren kann..

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Ralph9  16.02.2023, 14:11
@Rambo96
Auf jeden Fall hast du Recht, schlimm was alles passieren kann..

Danke.

Ja, ich kann ein traurig Lied davon singen; alles selbst erlebt, und das grad eben waren nur ein paar Beispiele. Und bei allen Verursachern, Betroffenen, Hinterbliebenen, Angehörigen ist von einer Sekunde auf die andere ihr bisheriges Leben komplett und katastrophal zusammengebrochen und kein Stein mehr auf dem anderen geblieben – zumeist wegen bei vorschriftsmäßiger Fahrt völlig vermeidbarer Kleinigkeiten.

Deswegen - weil ich viel zuviel selbst mit anschauen müssen habe und auch weiterhin immer und immer wieder sehen werde: Frag Dich einfach mal ehrlich selbst, wie oft Du bis jetzt reines Glück gehabt hast, "dass da grad nicht geblitzt wurde oder dass da grad keiner stand oder gekommen ist" oder sonstwas dergleichen.

Und überleg Dir selbst, wie oft Du noch auf reines Glück hoffen willst, und ab wann es stattdessen mal kein blanker Zufall mehr sein soll, wenn es glimpflich ausgeht, sondern ab wann es echtes Können und Selbstbeherrschung sein soll. Mehrere Schüsse hast Du inzwischen schon abbekommen, und geknallt hat es auch schon. Wenn Du allerdings den Knall jetzt immer noch nicht hören willst, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es wieder knallen wird – im schlimmsten Fall nicht mehr nur alleinbeteiligt und unverletzt ... . Und ich kann Dir versprechen, dass Du DAS NICHT erleben willst, was das dann für Dich bedeutet.

Die dümmste Art zu lernen ist die, wenn man aus Schaden klug werden muss. Die sollte man sich immer ersparen. Schäden hast Du schon, aber bis jetzt zumindest anscheinend keine Personenschäden; bei denen es dann so richtig "kriminell" wird. Deswegen wirklich mein gut gemeinter Tipp für Dich:

Egal ob Aufbauseminar oder nicht; aber lern draus, überlass es ab jetzt nicht mehr dem Zufall und dem reinen Glück, sondern fahr ab jetzt immer so, dass man Dir - wenn was passiert ist - selbst bei noch so intensiver Suche nicht das Geringste an eigener Schuld anhängen kann, wenn was passiert ist; grad deswegen weil Du beim Autofahren noch nicht mal wirklich Zeit gewinnen kannst; und sonst sowieso nichts, sondern nur verlieren ... .

Gute Fahrt und liebe Grüße 🙂

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Die Polizei meinte, dass es Landratsamt entscheiden wird ob ich einen Aufbauseminar machen muss.

Ich bin nicht das Landratsamt.

Je nach Begründung des Landratsamtes ist aber vielleicht ein Widerspruch sinnvoll.

Warte ob was kommt und schau was drin steht.

(Wofür genau hast Du denn 175 € Bußgeld erhalten? Welches Vergehen wird Dir zur Last gelegt?)

Rambo96 
Fragesteller
 16.02.2023, 12:39

Gemäß § 17 des Gesetzes OWiG, danke

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DietmarBakel  16.02.2023, 12:51
@Rambo96

Dee Paragraf ist klar. Welche "Art des Verstoß" genau, war meine Rückfrage.

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