Arminius Held oder Verräter?

Das Ergebnis basiert auf 11 Abstimmungen

Held 36%
Etwas ganz anderes 36%
Verräter 18%
Beides 9%
DocPsychopath  16.02.2022, 20:03

wen soll er als "eigene Leute" verraten haben?

Steffenfragt493 
Beitragsersteller
 17.02.2022, 05:21

Die Römer. Den schließlich war er intigriert ins Römische Reich und dessen Arme. Er war Offizier und besaß das Römische Bürgerrecht. Er war also durchaus Römer.

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Verräter
Arminius Held oder Verräter?

Wenn überhaupt, dann ein Verräter!

Da ich mich in der Schule damit genauer beschäftige (aufgrund eines Vortrages) wollte ich wissen wie bewertet ihr diesen Cheruskerfürsten? Ein Befreier seines Volkes?

Es ist unstrittig, dass Arminius aus einer vornehmen cheruskischen Familie stammte, die mit den Römern und ihrer Kultur verbunden waren. Über seinen Dienst als germanischer Söldner arbeitete sich Arminius zusammen mit seinem Bruder Flavus offenbar durch Leistung empor, erhielt das römische Bürgerrecht und wurde sogar ein Angehöriger des römischen Ritterstandes, bevor er seinen Militärdienst aus unbekannten Gründen beendete - oder unterbrach? - und wieder zu den Cheruskern zurückkehrte.

Als Varus Provinzstatthalter war, nahm Arminius seinen Militärdienst offenbar wieder auf und befand sich 9 n. Chr. im Gefolge des Varus. Dessen Niederlage war offenbar ein längerfristig vorbereitetes Unternehmen, das nicht nur zur Vernichtung der drei Legionen, sondern auch fast aller rechtsrheinischen Kastelle führte. Insofern war Arminius, der römische Bürger und Ritter, ein Rebell, Aufständischer, Verräter an Varus und seinen militärischen Kameraden.

Die Handlungsmotive des Arminius sind nicht bekannt, weil sie niemand überliefert hat. Alle vorgebrachten Motive sind Spekulation. Eine Heldentat, die angeblich die Befreiung Germaniens von römischer Herrschaft erbracht hätte, hat Arminius nicht angestrebt und vollbracht. Es gab etliche Germanenstämme, die Rom weiterhin die Treue hielten. Auch Rom hatte nach der Niederlage des Varus die Provinzialisierung ganz Germaniens noch nicht aufgegeben, was erst unter der Herrschaft des Tiberius geschah. Aber auch danach provinzialisierte Rom wenigstens Teile Germaniens und behandelte das übrige Germanien immer als politisches Einflussgebiet, in das auch militärisch eingegriffen worden ist.

Dass Arminius für die Freiheit Germaniens gekämpft hätte, ist eine Erfindung des römischen Historikers Tacitus. Die wahren Motive des Arminius werden wohl für immer (s)ein Geheimnis bleiben. Arminius Bruder Flavus blieb, soweit wir wissen, den Römern immer treu. Arminius kämpfte später auch gegen andere Germanenstämme und verstrickte sich mehr und mehr in innergermanische Zwistigkeiten, die nicht zuletzt durch romfreundliche und romfeindliche Haltungen motiviert waren. Wollte er König Germaniens werden, wie Tacitus gemutmaßt hat? Arminius wurde schließlich von Verwandten ermordet.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

earnest  16.02.2022, 22:22

Eine Antwort, die sich glücklicherweise nicht in das dämliche Entweder-oder der Aufgabenstellung pressen lässt.

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Steffenfragt493 
Beitragsersteller
 17.02.2022, 05:46

Erneut vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich finde es ja auch schon fast Hollywood reif das beide Brüder sich an einem Flussufer begegnet sind (Schlacht von Idvisito, wenn ich mich nicht verschrieben habe,) auch wenn wir natürlich nie wissen werden ob das tatsächlich je passiert ist. Aber allein daran kann man gut sehen wie umstritten Arminius war. Auch sein Schwiegervater blieb ja nach der Niederlage im Teutoburger Wald den Römern treu. Aber ansonsten kann ich dieser Antwort nichts hinzuzufügen.

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Steffenfragt493 
Beitragsersteller
 17.02.2022, 15:35
@ArnoldBentheim

Erneut vielen Dank. Wenn die Entfernung nicht wäre dann hätte ich es bestimmt schon gesehen. 😊

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ArnoldBentheim  17.02.2022, 15:39
@Steffenfragt493

Oh, das ist natürlich schade. Vielleicht hast du ja mal Gelegenheit, in der Nähe Urlaub mit der Familie zu machen. Niederrhein, Bergisches Land, Münsterland und Sauerland sind sehr schön! 😊

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Verräter

Sehr interessante Fragestellung, auf die es eigentlich keine klare Antwort gibt. Arminius war zwar von Geburt her Cherusker, doch er war als Römer aufgewachsen, wurde als solcher erzogen und wurde integriert. Er hatte das Römische Bürgerrecht und war sogar Offizier der römischen Armee. Er redete Latein wie ein Römer und handelte auch als solcher. Auch wenn er von Geburt her Cherusker war, Arminius hatte aus eigenen Antrieb um Karriere zu machen, das Römische Bürgerrecht angenommen.

Zwischen den Cheruskern und den Römischen Reich gab es ein Abkommen. Die Cherusker waren Tributpflichtig, dafür standen sie unter römischen Schutz. Arminius brach dieses Abkommen und verriet die Römer, um sich als Führer der Cherusker noch mehr Macht zu sichern. Arminius war viel zu sehr romanisiert und verstand sein eigenes Volk inihren Bedürfnissen nicht mehr, daher ging sein Traum schief und er verlor alles. Niemand traut einen Verräter und für die Cherusker wurde er ebenso als solcher gesehen, wie von Seiten der Römer.

Woher ich das weiß:Hobby

Steffenfragt493 
Beitragsersteller
 17.02.2022, 12:22

Vielen Dank für deine Antwort. Die Sache ist das ja tatsächlich schon im Volk der Cherusker große Uneinigkeit hersschte. Für die die Freiheit (was genau das auch zu diesem Zeitpunkt ist) vor der Römischen Zivilisation stand. Für die war Arminius sicherlich ein Held. Für Cherusker wie seinen Bruder oder seinen Schwiegervater sicherlich nicht. Zu dem abkommen könnte man ja sagen das die Cherusker mit Gewalt dazu gezwungen wurden sind. Wir wissen ja leider auch nicht genau wer ihn ermordet hat. Waren es Germanen die lange Zeit unter ihm gekämpft haben? Oder germanen die sich zu Rom hingezogen fühlten? Oder eine späte Rache Roms?

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Held

Aus heutiger Sicht und aus Sicht einnes Deutschen war er ein Held. Er hat letztlich verhindert, dass Germanien von den Römern besetzt wurde und die Römer die Germanen noch weiter unterdrückt und ausgebeutet haben.

Beim Blickwinkel auf einen Verräter muss man jedoch bedenken, dass Arminius sich nicht freiwillig zu den Römern begeben hat, sondern als Geisel genommen wurde.

Aus militärischer Sicht muss man feststellen, dass er zu den großen Genies unter den diversen Feldherren der Geschichte gehört. Sowohl die Germanen unter einem Befehl zu vereinen als auch drei römische Legionen völlig zu vernichten bei nur geringen eigenen Verlusten ist ziemlich einmalig in der antiken Geschichte.


Steffenfragt493 
Beitragsersteller
 16.02.2022, 20:25

Auf der anderen Seite hatten viele Germanen gut leben mit den Römern. Und viele ehmalige Gegner Roms wollten dann für immer Römer bleiben. Er hat also auch verhindert das die Römische Zivilisation sich ausbreiten könnte die vielen Germanen auf lange Sicht mehr Freiheit Und Fortschritt gebracht hätte.

Durchaus aber dennoch hat er einen Eid geschworen. Sein Bruder ist den Römern ja treu geblieben obwohl auch er sich hätte gegen diese stellen können. Aber ja du hast recht, freiwillig ist er sicherlich kein Römer geworden.

Was man jedoch nicht vergessen sollte das er danach eine Niederlage nach der anderen gegen die Römer erlitten hat. Sicherlich lagen diese nicht allein an ihm aber ich glaube er hat nach der Schlacht auch eine gewisse Arroganz entwickelt. Diese hat dann tausenden seiner Männer ihr Leben gekostet.

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Hamburger02  16.02.2022, 20:34
@Steffenfragt493
Auf der anderen Seite hatten viele Germanen gut leben mit den Römern.

Die haben sich ja auch nicht erhoben und gegen die Römer gekämpft. Den Germanen, die sich Arminius angeschlossen haben, war ihre Freiheit jedoch wichtiger als der Luxus.

Er hat also auch verhindert das die Römische Zivilisation sich ausbreiten könnte die vielen Germanen auf lange Sicht mehr Freiheit Und Fortschritt gebracht hätte.

Von einer gewaltätigen Zivilisierung gegen den Willen der Betroffenen halte ich gar nichts.

Durchaus aber dennoch hat er einen Eid geschworen.

Auch die Attentäter von 1944 um Graf Stauffenberg hatten einen Eid geschworen. Dennoch werden sie zurecht heute als "Helden" gefeiert. Es kommt da immer auf die näheren Umstände drauf an. Hätte Arminius den Eid auch dann geschworen, wenn er seinerzeit nicht als Kind entführt wurde und Germane geblieben wäre? Im Übrigen hat ihn ja auch erst die Beobachtung der Brutalität der Römer gegenüber seinen Stammesgenossen zum Eidbruch gebracht. Das kann man durchaus als Rechtferttigung heranziehen.

Was man jedoch nicht vergessen sollte das er danach eine Niederlage nach der anderen gegen die Römer erlitten hat.

Davon weiß ich nicht viel.

aber ich glaube er hat nach der Schlacht auch eine gewisse Arroganz entwickelt.

Das kann sein, muss es aber nicht. Die Umstände seiner späteren Ermordung liegen da eher im Dunkeln.

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Steffenfragt493 
Beitragsersteller
 17.02.2022, 05:38
@Hamburger02

Dennoch war dieser Kampf nicht unumstritten. Arminius eigener Schwiegeronkel blieb auch nach der Schlacht am Teutoburger Wald ein überzeugter Anhänger Roms. Dies brachte ihn und seinen Teil der Cherusker in große Gefahr und vermutlich ist es nur den Römern zu verdanken das sie gerettet wurden sind.

Das Problem war ja das es viele gab die es wollten und eben auch viele gab die es eben nicht wollten. Aber ja in diesem Punkt hast du absolut recht.

Das ist ja noch einmal eine Sache für sich. Waren die Männer des 20. Juli wirklich Helden? Hätten sie denn bei anderer Kriegslage auch so gehandelt? Und war ihr Ziel wirklich der Frieden? (aber wie gesagt das ist noch einmal ein Thema bei sich) Zu der Brutalität: Ja das ist Jahre später schwer zu bewerten inwiefern die Behandlung der Germanen durch die Römer ihn zum aufstand trieb. Er war ja schon seit einiger Zeit Soldat Roms und Rom ging ja nicht nur gegen die Germanen rigeros vor sondern auch gegen andere. Und auch diese Frage ob er sich den Eid geschworen hätte wenn er keine Geisel wäre ist schwer zu beantworten. Da wir es leider nicht wissen. Ich weiß es leider wirklich nicht. Ich könnte beides für möglich halten.

Ja! Drei schwere Niederlage einige Jahre später erlitt er. Bei all diesen hatte er versucht die Schlacht im Teutoburger Wald zu wiederholen aber die Römer hatten sich ihm diesen kämpfen als die besseren Soldaten ausgezeichnet.

Nun die Theorie die man glaube ich am meisten dazu hört das er sich zum König aufschwingen wollte und ihn das den Kopf gekostet hat. Es könnte natürlich auch späte Rache Roms gewesen sein.

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earnest  16.02.2022, 20:52

Aus meiner heutigen Sicht - ich bin Deutscher - war er kein Held.

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earnest  16.02.2022, 20:53
@Hamburger02

Weißt du, die Aufgabe ist mir einfach zu blöd, um mich hier auf bestimmte Schubladen einzulassen.

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Rheinflip  16.02.2022, 22:38

Germanen welche Germanen?

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Hamburger02  16.02.2022, 22:51
@Rheinflip

Das waren vor allem Cherusker, Marser, Brukterer und wahrscheinlich noch andere germanische Stämme.

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Arminius war kein Römer.

Das Kind Arminius wurde als Geisel seinen Eltern entrissen. Man kann die Lage nicht anders beschreiben, auch wenn das nach dem damaligen Recht völlig rechtmässig war, ebenso wie Sklaverei.

Er war ein entwurzelter Ausländer in Rom. Und auch ein goldener Käfig bleibt letztlich ein Käfig. Irgendwann hat er wohl auf Suche nach Identität und Zugehörigkeit doch wieder seinen Germanenstamm vorgezogen.

Zwang schafft Unterwerfung, aber keine Loyalität. Und ohne Loyalität gibt es keinen Verrat.

Das musste auch Varus wissen, dem seine Naivität vorzuhalten ist.


Steffenfragt493 
Beitragsersteller
 17.02.2022, 15:38

So naiv war Varus ja nicht. Denn Arminius Schwiegervater und sein Bruder hielten auch nach der Schlacht im Teutoburger Wald Rom die Treue. Außerdem wissen wir ja nicht ob er wirklich entrissen wurde, oder ob seine Familie ihn nicht vielleicht freiwillig nach Rom schickte. Sicherlich der Zwang durch Rom war da, aber es war auch eine Chance wie viele sie sich gewünscht hätten. Außerdem hat er ja große Taten für Rom begangen ohne die er niemals vollwärtiger Bürger und Adliger geworden wäre.

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DocPsychopath  17.02.2022, 16:38
@Steffenfragt493

Es mag ja sein, dass die Familie das "freiwillig" tat. Wie man als Besiegter seine Verträge eben freiwillig erfuellt.

Das Kind muss die Trennung von den Eltern noch lange nicht geliebt haben. Kann ja sein, dass Arminius das erste Kind der Weltgeschichte war, dass das tat. Vielleicht weisst du das. Mir scheint aber eher, dass du ganz viel spekulierst. Ich kenne keine Kinder, die das wollen.

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Steffenfragt493 
Beitragsersteller
 17.02.2022, 17:05
@DocPsychopath

Sicherlich wollte er das nicht. Aber sein Bruder hat ja auch das selbe erlebt. Trotzdem ist er Rom treu geblieben. Und da spekuliere ich was die beiden unterschied.

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DocPsychopath  17.02.2022, 20:03
@Steffenfragt493

Also das wusste ich gar nicht. Nur sehe ich ständig, dass Menschen in vergleichbaren Situationen verschieden entscheiden.

Aber hier hast du ja auch nach einem Urteil gefragt, nicht nach einer Erklärung für Entscheidung oder Verhalten.

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Steffenfragt493 
Beitragsersteller
 18.02.2022, 05:30
@DocPsychopath

Ja da hast du recht. Tut mir leid habe mich ablenken lassen. Auf jeden Fall vielen Dank für deine Antwort und deine Hilfe. 😊

(die beiden Brüder sind sich später übrigens wieder begegnet)

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Etwas ganz anderes

Kommt auf die Sichweise an .

Für die Römer Verräter.

Für die Germanen Helt.

Ist wie in der Neuzeit Giom , für die BRD ein Verräter , für die DDR ein Held.


Steffenfragt493 
Beitragsersteller
 17.02.2022, 06:20

Nun aber sicherlich nicht für alle Germanen. Sein Bruder und sein Schwiegervater aus seinem eigenen Stamm haben sich Zeit ihres Lebens auf der Seite der Römer gehalten.

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