Angst vorm tschüss sagen, warum?

2 Antworten

Das jetzt psychologisch aufzuarbeiten ist mir nicht möglich. Aber ich hatte die Diskussion mit meinen Kindern: warum muß man denn "Guten Morgen" sagen, warum "Danke" oder eben auch "Tschüß"? Das geht doch auch ohne.

Ich habe meinen Kindern erklärt, dass Höflichkeitsfloskeln der Kitt sind, der uns zusammenhält. Es ist nur eine sehr kleine Mühe, morgens beim betreten des Raumes "Guten Morgen" zu sagen, aber es zeigt den schon anwesenden Personen: "ich habe Euch wahrgenommen, Ihr seid mir wichtig, ich möchte mit Euch in Kontakt treten". Man kann solche Grußfloskeln ja auch sehr unterschiedlich aussprechen: vom durch die Zähne geknurrten "morg'n" bis zum mit einem strahlenden Lächeln gesprochenen "Guten Morgen" liegt eine große Spannweite an Gefühlen.

Dieses "wahrgenommen zu werden" ist für uns Menschen extrem wichtig. Menschen, die ignoriert werden, gehen psychisch daran zu Grunde. Aus Beschreibungen von Gefangenenlagern kennt man die Methode, dass Gefangene niemanden ansehen dürfen, nicht ihre Aufseher, aber auch keine Mitgefangenen. Man nimmt ihnen hier genau das: die Möglichkeit, sich gegenseitig wahrzunehmen, das eigene Gefühl, wahrgenommen zu werden. Das ist höchste Grausamkeit.

Eine Verabschiedung ist genau so wichtig. Es signalisiert dem Anderen: "Ich war gern mit Dir zusammen, ich bin traurig, dass wir uns jetzt trennen müssen. Ich würde Dich gern wiedersehen." Leider ist unsere Kultur des Verabschiedens ja sehr verarmt, so ein "Tschüß" ist sehr flüchtig. Das hat etwas mit unseren schnellen Transportmitteln zu tun, der Häufigkeit von Abschieden und dem häufigen Wechsel von Kontakten an jedem Tag. Gab man früher einem gehenden Freund noch einen Segenswunsch mit auf den Weg, sagte man in meiner Kinderzeit noch "Auf Wiedersehen", so ist es heute eben nur noch "Tschüß". Aber wenigstens das ist noch wichtig, diese kleine Anerkennung der Trennung, diese kurze Wertschätzung der gemeinsamen Zeit, des Gehens und hoffentlich Wiederkommens.

Vielleicht denkst Du für Dich einmal darüber nach, was in Dir eine Rolle spielt, wenn Du Dich nicht verabschieden kannst: Eine innere Weigerung, den Abschied anzuerkennen? Ein Gefühl von Leere? EIn Gefühl von Unsicherheit der Situation gegenüber? Oder eine Unsicherheit, wie Deine Gefühle dem sich Verabschiedenden gegenüber sind?

Verabschieden zeigt einen gewissen Respekt vor der Person ist also immer hilfreich inwieweit du dich verabschieden willst ist dir überlassen aber alles andere ist sehr unfreundlich