Angst vor Uni-Mathematik?

5 Antworten

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Auch in den Prüfungen der Hochschulen und Universitäten werden keine Fragen gestellt, die über den Bereich dessen hinausgehen, was in der Vorlesung und vor allem in den Übungen behandelt wurde.

Die mathematischen Grundvorlesungen und Übungen haben schulischen Charakter. Allerdings merkt ein großer Teil der Anfänger schon nach kurzer Zeit, dass die Schwierigkeiten unterschätzt wurden. Etwa 50 % der Studienanfänger in Mathematik schafft keinen Abschluß.

Die folgenden teilweise zunächst leicht erscheinenden Aufgaben sind für Schüler recht schwer und könnten als Kontrolle für die entsprechende mathematische Begabung dienen.

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P.S.: Auf Grund einiger anderer Antworten möchte ich noch etwas hinzufügen um die Relationen klarzumachen. Ich habe jahrelang Informatikkurse in der Oberstufe des Gymnasiums gehalten ohne mich je einer Prüfung in Informatik erfolgreich unterzogen zu haben. Zu meiner Zeit war Informatik noch kein eigenes Studienfach. Die später der Schule zugewiesene Informatikerin war Respizientin - nicht nur meiner Schule, sondern sogar des Regierungsbezirks. Sie erklärte sich außerstande meine Informatikklausuren zu respizieren (kontrollieren). Sie waren ihr zu mathematisch. Ja, ich gebe zu, sie war Schmalspurinformatikerin, aber dennoch !

Und zur Klarstellung: Ich bin Gründungsmitglied des Vereins "Begabtenförderung Mathematik".

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lehrer u. Fachbetreuer für Mathematik und Physik i.R.
 - (Mathematik, Studium, Informatik)

CodeSnake 
Beitragsersteller
 17.08.2024, 23:16

Also vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Aber mir stellt sich da eine Fragen, die ich gerne noch stellen würde:

Etwa 50 % der Studienanfänger in Mathematik schafft keinen Abschluß.

Ist das jetzt auf das reine Mathematikstudium bezogen? Denn ich sprach ja in meiner Frage hauptsächlich über meinen Pland Informatik zu studieren.

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Littlethought  18.08.2024, 11:44
@CodeSnake

In Informatik sind die mathematischen Anforderungen anwendungsorientierter, und nicht so beweislastig. Aber auch dieses etwas geringere mathematische Anforderungsniveau wird von manchen Studienanfängern massiv unterschätzt. Nur etwas unter 60 % der Studienanfänger schaffen einen Abschluß. Diese Zahl gilt näherungsweise aber auch für die übrigen Fächer aus dem naturwissenschaftlich technischem Bereich. In all diesen Fächern gehört Mathematik zum "Handwerkszeug". Mein 1. Sohn ist Informatiker, mein 2. Sohn ist Maschinenbauingenieur. Der 2. Sohn arbeitet häufig mit Computersimulationen und braucht momentan sicher mehr Mathematik als der 1. Sohn. Die Masterarbeit des 2. Sohns enthielt unter anderen ein Gleichungssystem von partiellen Differentialgleichungen, das nur näherungsweise mit Hilfe des Computers zu lösen war. Ich hatte beim Lesen der Facharbeit erhebliche Mühe diese näherungsweise zu verstehen.

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... man müsse da einfach viel rumprobieren, aber das kann doch nicht die Lösung sein, wenn man in den Klausuren unter Zeitdruck steht hat man doch keine Zeit erst mal alles mögliche auszuprobieren.

Doch. Anders geht es auf diesem Niveau nicht.

Dieses Problem hat man schon bei der Matheolympiade (ab der 5. Klasse). Für deren Aufgaben gibt es keine vorgegebenen Lösungsverfahren. Und ab der 2. Stufe hat man dort auch Zeitdruck, weil das dann wie eine Klassenarbeit abläuft.

Im Gegensatz zur Schulmathematik geht es nicht einfach darum, etwas auszurechnen. Hier ist wirklich Kreativität gefragt.


Littlethought  18.08.2024, 15:10

Du solltest aber schon dazusagen, dass die Wettbewerbe wie Mathematikolympiade oder Bundeswettbewerb Mathematik schon der Versuch sind Hochbegabungen zu finden. Solange man nicht mit der Fieldsmedaille liebäugelt reichen auch geringere Anforderungen. Nicht jeder Diplomingenieur hat eine Siegerurkunde beim Bundeswettbewerb bekommen und viele haben sogar noch nicht mal daran teilgenommen. Die hohe Kreativität wird vor allem in der mathematischen Forschung verlangt aber nicht auf Prüfungsniveau.

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Bei solchen Aufgaben gibt es meistens nicht "den einen" Weg. Hochschulmathematik erfordert Kreativität und ein Ziel besteht eben gerade darin, dass man Sie weg von der Schule holt, bei der es i.d.R. nur um das Anwenden starrer Vorschriften ging. Natürlich werden Sie in einer Prüfung nicht planlos herumprobieren müssen. Sie werden dann idealerweise schon wissen was von Ihnen erwartet wird und welche Aufgaben wie angegangen werden können. Dazu gibt es das gesamte Semester Übungsblätter mit Hausaufgaben.

Hochschulmathematik haftet der Ruf an besonders schwierig zu sein und solche Videos gießen da nur noch Öl ins Feuer. Dabei ist Mathematik eigentlich das genaue Gegenteil, nämlich Probleme zu lösen und schwierige Sachverhalte durch eine geschickte Beschreibung auf das Wesentliche zu reduzieren, also einfacher zu machen. Es gibt diese Module nicht um Studenten zu ärgern, sondern weil Mathematik einfach sehr praktisch ist. Die meisten Menschen, die sich mit der Mathematik am Studienbeginn schwertun, unterschätzen einfach den Lernaufwand und erwarten schnellen Erfolg ohne Anstrengung. So läuft das aber nicht.


Littlethought  18.08.2024, 15:29

Ja, wenn ich den Leuten sage, dass ich Mathematik vor allem deshalb studiert habe, weil ich für alles andere zu dumm war, dann verstehen das nur die wenigsten.

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Du bist im Studium um die Sachen zu lernen, nicht weil du sie kannst. Durch Beschäftigung mit dem Stoff erlangst du dann mehr und mehr Durchblick. Wie man mathematische Beweise am besten angeht, erlangt man auch ein Gefühl für- das brauchst du allerdings eigentlich nur, wenn du tatsächlich Mathematik studierst. Ansonsten ist die Mathematik für Informatiker etc. anwendungsorientierter.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Maschinenbaustudent, RWTH Aachen

CodeSnake 
Beitragsersteller
 17.08.2024, 22:54
das brauchst du allerdings eigentlich nur, wenn du tatsächlich Mathematik studierst. Ansonsten ist die Mathematik für Informatiker etc. anwendungsorientierter.

Echt? Ich dachte, dass Beweisen auch im Informatikstudium eine relativ große Rolle spielt.

Aber trotzdem vielen Dank für die nette und schnelle Antwort. Das beruhigt mich etwas.

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Maxi170703  17.08.2024, 23:01
@CodeSnake

Das variiert sicherlich auch ein bisschen von Uni zu Uni. Jedenfalls wird das nur einen kleinen Teil im Studium einnehmen, über den du dir nicht unnötig Sorgen machen solltest.

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Unsere Klausuren waren meistens so aufgebaut, dass bei vielleicht zwei Aufgaben Definitonen etc. abgefragt wurden, bei zwei Aufgaben stumpf Algorithmen angefwendet werden mussten, bei zwei Aufgaben einfachere Beweisprinzipien, die man gut begreifen konnte und zwei waren "zum Knobeln".

So als Richtwert. Also, so eine Matheklausur ist deswegen nicht einfach, aber wenn man die Übungen besucht hat und die Abgaben halbwegs erfolgreich bewältigt hat, dann hat das geklappt.