alten sattel wieder benutzen?

3 Antworten

Wenn du ihn mit Sattelseife und Lederöl bearbeitest, wirst du bald merken, ob das Leder noch zu retten ist. Alles weitere sagt dir dann der Sattler - der verlangt aber eventuell einen Obulus (unsere 25€) fürs Durchsehen.

Gut möglich , dass er noch nutzbar ist. Wenn nicht, immer noch ne schöne Deko.

sattelseife im barren, ein rasierpinsel aus dachshaar, ein grosser haufen alte socken und zeit. viel zeit.

die sattelseife mit wenig wasser mit dem pinsel aufschäumen, bis ein sehr, sehr feinporiger schaum entstanden ist, der wie geschlagene sahne aussieht, den schaum mit der socke abnehmen und auf den ganzen sattel auftragen. überall, wo es leder hat, auch von unten.

den ganzen sattel komplett behandln, keine pause machen. auch die nähte behandeln.

der vorgang wird wiederholt, bis der sattel den schaum nicht mehr aufnimmt.

dann legt man ihn bis zum folgenden tag weg

am nächsten tag wischt man den überstehenden schaum ab und beginnt von vorne

diesen vorgang wiederholst du zehn bis vierzehn tage lang täglich.

danach sollte sich das leder geschmeidig anfühlen und deutlich die farbe geändert haben.

die letzte schicht schaum wischt du mit einem WEISSEN lappen weg. wenn noch schmutz dranklebt, musst du weitermachen mit dem schaum

nach der letzten behandlung tauchst du am folgetag den socken ins wasser, wringst ihn schön aus und arbeitest dann das wasser mit etwas sattelseife zusammen in das leder ein, bis es weich, geschmeidig, biegsam und deutlich feucht ist.

danach benötigst du TIERISCHES fett.

bitte KEIN handelsübliches lederpflegemittel benutzen, also weder lederfett noch lederöl.

das ist mittlerweile alles pflanzlich und zerstört das leder, indem es in der faser verharzt und die faser dann bei belastung bricht. eine einmal gebrochene lederfaser ist irreparabel.

du kannst butter nehmen, besser butterschmalz, ungesalzenes schweinefett, ungesalzenes rinderfett, ungesalzenes hühner- oder gänsefett, dachsfett, murmeltieröl... whatever. es MUSS tierisch sein. das fett lässt man vorsichtig bei möglichst niedriger temperatur aus. von daher ist butterschmalz am einfachsten. man kann beim schmelzen noch 10% weisses bienenwachs hinzufügen und wenige tropfen eines ätherischen öls wie orange, lavendel, arve oder ähnliches.

das bienenwachs empfehle ich unbedingt, das öl muss nicht zwingend sein.

das ergebnis füllt man in ein plastikgefäss mit deckel und bewahrt es bei raumtemperatur auf.

zur benutzung erwärmt man es ganz leicht, so dass es geschmeidig ist.

man trägt es eine bis zwei stunden nach der letzten bahndlung des leders mit einem letzten socken dünn auf und wiederholt den vorgang immer wieder, bis das leder kein fett mehr aufnimmt.

reste lässt man über nacht auf dem leder stehen und nimmt es mit einem weiteren socken am nächsten tag wieder ab.

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die vielen behandlungen mit der sattelseife sorgen dafür, dass das leder nach und nach mit nährstoffen und feuchtigkeit versorgt wird und nicht nur an der oberfläche.

die lederfaser quillt wieder auf, wie beim gebrauchsfertigen leder, das leder wird elastisch und lebendig und die feuchtigkeit dringt zusammen mit dem "schmiermittel" aus der sattelseife in jede einzelne lederfaser ein.

das anschliessende fetten oder ölen (dachsfett ist cremig bis flüssig, leider schwer zu bekommen und es riecht gewöhnungsbedürftig, ist aber ein tolles mittel für fast alle lebenslagen) bewirkt, dass das erwärmte fett in das vorbereitete leder eindringen kann. es umschliesst in mikro-dünnem film jede einzelne feinste lederfaser und schliesst dort die feuchtigkeit ein.

regelmässiges nachfeuchten mit sattelseife vom barren und anschliessendes fetten des noch feuchten leders bewirkt, dass das leder sich ähnlich verhält, wie am lebendigen tier. es ist geschmeidig und elastisch.

der aufwand lohnt sich.

dasselbe funktioniert bei jedem alten und spröden gebrauchsleder. was du in keinem fall tun darfst, ist zu versuchen, das leder irgendwie zu biegen oder zu richten, bevor es nicht wenigstens mit der sattelseife durchgepflegt ist.


areichlmelie 
Beitragsersteller
 31.07.2024, 20:29

oh man da kommt wohl viel arbeit auf mich zu🙈 aber vielen dank ich werde es aufjedenfall probieren🙋🏼‍♀️

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pony  31.07.2024, 21:21
@areichlmelie

es klingt komplizierter als es ist.

vor allem sieht man stück für stück, wie es wieder schön wird. ich finde, solche arbeiten haben etwas meditatives.

ich habe mal drei gute ponysättel aufs mal so wieder aufgearbeitet - man bekommt für kleinponys einfach nichts anständiges mehr und wenn dann irgendwann der alte graubraune, stumpfe kieffer-sattel wieder in einem satten und strahlenden kastanienbraun erstrahlt, freut man sich einfach nur noch über den schönen sattel.

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Ich habe gehört, dass man Westernsättel nicht wirklich anpassen kann.
Daher vielleicht erst den Sattler kommen lassen, ob er überhaupt auf Dein Pferd paßt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Pferdehaltung/Reiten seit 1970