Als Laie auf die Zugspitze wandern/klettern?

8 Antworten

Machen wir uns nichts vor, die Zugspitze wird von vielen Laien erfolgreich bestiegen, also machbar ist das ganze für sportliche Menschen. Die Risiken werden halt einfach falsch eingeschätzt und die Realisation kommt dann oft erst am Berg und das ist dann zum einen zu spät und zum anderen halt auch zusätzlich lebensgefährlich.

Diese sind drei planbar und zwei nicht:

  • Wetter, ein Regenguss oder Schneefall und eine sonst leichte Passage kann absolut lebensgefährlich werden, ein Wetterumsturz kommt in den Bergen nicht nur schnell, sondern bringt nicht nur gefährlichen Schnee oder Regen sondern auf grossen Höhenlagen auch schnell gefährliche Temperaturen und Winde.
  • Nachteinbruch, etwas was viel zu vielen Laien unnötig in den Bergen zum Verhängnis wird, ist die Zeitplanung, wenn es dunkel wird hat man nichts auf Strecken verloren, wo ein Fehltritt das Leben kosten kann. Lieber in der Planung um 4 oder 5 Uhr in der Früh starten und bis zum Sonnenuntergang noch einige Stunden vorher zurück sein, dass wenn irgendetwas unerwartet länger dauert, man gar nicht erst in die Situation kommt zu rechnen ob das noch bei Helligkeit machbar ist.
  • Müdigkeit, planbar, bzw. ein wenig, wenn man keine Erfahrung hat, aber die Müdigkeit kommt in den Bergen immer da, wo man eigentlich körperlich am fittesten sein sollte um keine lebensgefährlichen Fehler zu machen, nämlich kurz vor dem Gipfel, plane die Route so kurz, dass du an gefährlichen Stellen noch Kraft hast, Übermut kommt vor dem Fall und in den Bergen halt wortwörtlich. Umdrehen bei einem Schwächeanfall ist keine Schwäche, sondern trennt halt Laien von Erfahrenen.
  • Panik, nicht planbar aber sehr gefährlich, teils begeben sich Leute in Anstiege, wo sie erst mittendrin realisieren, dass ein Fehltritt das Leben kosten könnte und reagieren dann entsprechend schlecht in der Situation, verkrampfen, werden unkonzentriert usw.
  • Höhenluft, wird eigentlich immer von Laien unterschätzt, wie einem die Höhe Kraft nimmt, weniger Luftdruck bedeutet schlechtere Sauerstoffaufnahme. Der Sauerstoff, den man normalerweise braucht, kommt einfach langsamer nach, das merkt man nicht nur am Puls und in der Muskulatur sondern halt auch im Hirn, dass da gute Entscheide nicht mehr ganz so flüssig kommen und dann ist Erfahrung plötzlich Gold Wert, bzw wenn man die nicht hat einen Gang zurück fahren.

Ich denke wenn du dir diesen Punkten bewusst bist und keinen davon auf die leichte Schulter nimmst, wirst du das hinkriegen. Aber auch wenn man das alles beachtet, natürlich kann auch dann noch ein Tritt irgendwo wegrutschen, man das Gleichgewicht verlieren, ein Krampf im dümmsten Moment eintreten oder ein Stein auf den Kopf knallen.


WhiteBuddha  10.01.2025, 11:14

Aber vielleicht als Ergänzung, ich kenne die Route nicht. Klettersteig aber bitte mit Helm und Klettersteigausrütung, Gletscher oder Schneefelder mit Steigeisen queren.

Stefan1248 
Beitragsersteller
 10.01.2025, 12:03
@WhiteBuddha

Danke. Die oben genannten Punkte sind mir bewusst. Bin aber nicht ganz am Anfang der Überlegung und weiß nicht ob es routen ohne klettersteige, Gletscher gibt. Sowas für ich mir lieber für später Aussparen

Wenn man noch nie im alpinen Gelände wandern war, ist die Zugspitze definitiv nicht dazu da, um sich selbst auszuprobieren. Die Zugspitze ist zwar womöglich jedem Deutschen bekannt und wird von tausenden Touristen durch die gute Erschließung per Seilbahn besucht. Daher wird eine Besteigung von vielen unterschätzt, denn es braucht mehr als gutes Schuhwerk. Für Todesfälle an der Zugspitze gibt es sogar eine eigene Wikipedia-Seite.

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Todesfällen_an_der_Zugspitze

Das wichtigste ist Erfahrung, das kann man nicht durch Radfahren oder sonstige Aktivitäten lernen. Für den Anfang solltest du lieber andere Berge ins Visier nehmen und testen, wie viele Höhenmeter du wirklich an einem Tag schaffst und wie du mit gerölligem Gelände etc. umgehst. Wie wäre es z.B. mit dem Osterfeldkopf. Da kannst du zuerst durch die Höllentalklamm Richtung Zugspitze, nach der Höllentalangerhütte gehst du dann aber hoch zum Osterfeldkopf und dann mit der Bergbahn wieder runter. Das wäre schon mal alles andere als eine Seniorentour, da braucht man Kondition und Trittsicherheit im gerölligen Gelände.

https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/osterfelderkopf-ueber-hoellental-und-rinderscharte/124669745/

Wenn das dann gut machbar war für dich, kannst du dich ja allmählich steigern.

Hier noch weitere Infos zur Zugspitze:

https://www.alpenverein.de/artikel/sicher-auf-die-zugspitze_d6656f66-4dc5-4e9c-bd6e-ca81704a79f5

Im ausgesetzten Gelände ohne doppelten Boden sollte man absolut trittsicher und schwindelfrei sein. Ob man das ist, erfährt man nur, indem man übt. Balanciere auf Bordsteinkanten, Mauern, wandere im Mittelgebirge auf schmalen Wegen, etc.

An Klettersteigen ist auch die Sicherungstechnik wichtig.

Zunächst würde ich einmal empfehlen einen Duden auszuleihen...

Und was die Idee mit der Besteigung der Zugspitze über das Höllental angeht: keine gute Idee. Aber die Kollegen von der Bayerischen Bergwacht ziehen Dich sicher aus der Randkluft des Höllentalferners wieder heraus bzw. räumen unten alles wieder sauber und ordentlich auf, wenn Du am "Brett" einige hundert Meter runtergeflogen bist... Nur so als kleiner Denkanstoß von einem Bergrettungsarzt aus Österreich, der sich auch regelmäßig mit solchen "Experten" herumschlagen darf!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Die Zugspitze wird nicht verliehen!

Wer sich als Laie auf alpine Abenteuer einläßt sollte sich vorab erkundigen, wie teuer so eine Bergrettung kommen kann.

Ein Vorsorgevertrag mit einem Bestatter wäre auch nicht schlecht, zur Entlastung der Angehörigen. Nicht jeder wird nämlich, wie Ötzi, erst tausende Jahre nach seinem Verschwinden aufgefunden.