Wie hoch sollte man ohne Akklimatisierung in den Alpen maximal wandern (3000er)?

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Symptome akuter Höhenkrankheit kann man bereits ab 2500m bekommen... Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Erbrechen und neurologische Ausfälle. Das sind aber alles Dinge die innerhalb max. 12 abklingen (sonst wäre es ein auf diesen Höhen extrem seltener Fall wo man sofort absteigen müsste).

In den Alpen ist es eigentlich fast nicht möglich eine gesundheitlich bedenkliche Höhenkrankheit zu entwickeln. Das schlimmste was ich erlebte war meine Freundin, die nachdem wir von Saas Grund zur Brittania Hütte (3030m) aufgestiegen sind (ohne Training und Akklimatisierung) am nächsten Tag böse Kopfschmerzen hatte und die Tour abgebrochen und sich wieder ins Bett verzogen hat. Hier spielte natürlich auch Erschöpfung und Schlafmangel eine Rolle. Am Nachmittag wars schon wieder gut.

Ich selber hatte nur einmal Übelkeit und Kopfschmerzen als ich bei selbem Trainingsstand auf 3600m mit der Bahn gefahren bin und dort übernachten wollte. Auch hier war am nächsten Tag wieder alles normal.

Jeder reagiert anders auf die Höhe, manche bekommen auf bestimmten Höhen einen Leistungsabfall. Andere nur Ohrschmerzen. Man muss auch ein bisschen die Erfahrung selber machen, streben wird man in den Alpen daran sicherlich nicht.

Ansonsten gilt immer noch "climb high, sleep low". Bei den obigen Fällen wurde dies nicht gemacht, die Hütte und damit die Schlafhöhe war immer die höchste an diesen Tagen. In höeren Regionen (Himalaya, Anden), wo es auch gefährlich werden kann, wird immer weter aufgestiegen als die Camps sind. Wer auf Nummer sicher gehen möchte geht also lieber nochmal eine Stunde hinter der Hütte weiter.

Und wer sowieso schon ein paar Tage im Tal (Saas Grund zb auf 1500m) verbracht hat, wird vermutlich erst recht wenig merken.

Woher ich das weiß:Hobby

Wie die Leute auf die Höhe reagieren, ist relativ unterschiedlich. Üblicherweise steigt der Anteil derer, die Höhenprobleme (Kopfschmerzen, Übelkeit) bekommen mit der Höhe ab ca. 2500 m Höhe. Auf der Zugspitze haben noch ganz wenig Leute Probleme. Es gibt ja auch viele Skigebiete in bis über 3000 m Höhe, die auch gerne von "Flachländern" für einen Tag aufgesucht werden. Auf einem 3600 m hohen Berg dann sind es schon ein bisschen mehr und auf den 4000ern dürften wahrscheinlich 1/4 bis 1/2 der Leute so langsam Probleme bekommen.

Aber so eine Barriere, bei der man auf 3000 m plötzlich weniger Luft bekommt als auf 2962 m gibt es nicht. Für mich war damals mein erster 3000er (Hoher Riffler, Verwall) auch was Magisches, aber inzwischen gehe ich auf 2000er und 3000er wie es mir halt gerade passt. Nach den Westalpen sehne ich mich aber auch wieder sehr.

Auf einen 3600er würde ich auf jeden Fall vorsichtshalber eine Nacht auf plusminus 2500 m einplanen. Nicht allein wegen der Höhe sondern auch wegen der Länge der Tour. 1100 Höhenmeter sind zwar gegen die Zugspitze an einem Tag ein Klacks (seid ihr eigentlich am gleichen Tag wieder runter?), aber auch ohne Höhenkrankheit wird einem die Höhe ganz schön die Kondition auffressen. Zur Zeit sind ja auch abends häufiger mal Wärmegewitter unterwegs und da will man pünktlich wieder in der Hütte und in Sicherheit sein.

Daher: Gönnt euch einen Hüttenabend, gönnt ihn auch den Wirten, die letzte Saison eh schon viel gelitten haben. Nehmt ein paar Würfel oder Karten mit, spielt abends ein bisschen, trinkt ausreichend viel (nichtalkoholische Getränke), legt euch pünktlich schlafen, wenn ihr wollt, könnt ihr abends im Bett mal euren Puls checken und ihn mit dem nächsten Morgen vergleichen. Viele (ich auch) gehen in der Höhe mit einem relativ hohen Puls ins Bett und über Nacht passt sich der Körper an die Höhe an, sodass man am nächsten Morgen wieder einen halbwegs normalen Ruhepuls erreicht hat. Ist ganz interessant zu beobachten.

Woher ich das weiß:Hobby