Ärgert ihr euch oft über Beiträge in Fachzeitschriften oder populärwissenschaftlichen?

2 Antworten

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Nicht mehr.

Ich habe aufgehört, sie zu lesen.

Das ist reiner Selbstschutz. Ich habe Journalismus noch von der Pike auf gelernt. Habe miterlebt, wie gestandene Journalisten, die sich dem Mainstream nicht beugen wollten, in Randredaktionen verschwanden und quasi "kalt gestellt" wurden.

Und ich sehe die neue, unglaublich "hippe" Generation an Medienmenschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, anderen ihre Meinung und ihr Weltbild aufzudrücken.

Dass das nicht die Aufgabe von Journalisten ist, hat ihnen wohl niemand gesagt.

Da bestätigt sich für mich der alte Spruch: Wer Fehler beim Schreiben macht, macht auch Fehler beim Denken.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

rotesand  22.06.2024, 12:19
gestandene Journalisten, die sich dem Mainstream nicht beugen wollten, in Randredaktionen verschwanden und quasi "kalt gestellt" wurden.

Das ist beim Mitbewerber meines früheren Arbeitgebers so geschehen - eine Dame wurde als Editorin die Geschäftsstelle geschickt, eine andere wurde gemobbt bis zur Kündigung durch sie selbst und ein 62-jähriger, sehr seriöser Redakteur wurde bis zur Rente mit debilen Aufgaben wie Polizeibericht oder Jubilare abtippen usw. "beschäftigt", weil er zu progressiv war.

Als diese drei Leute weg waren, wurde die Qualität immer schlechter und die Abonnenten liefen davon. Ich erinnere mich gut - die wollten damals hin zum "täglichen Serviceblatt mit spannenden Exklusivgeschichten" und weg von Lokalarbeit, das ging schief. Die "Exklusivgeschichten" der jungen coolen Redakteurinnen sind sprachlich desolat und lesen sich auf Aufsätze eines Drittklässlers, der die Thematik zwar grundsätzlich verstanden hat, aber noch intensiv an seinem Wortschatz und Satzbau feilen muss.

Kristall08  22.06.2024, 12:30
@rotesand
Die "Exklusivgeschichten" der jungen coolen Redakteurinnen sind sprachlich desolat und lesen sich auf Aufsätze eines Drittklässlers, der die Thematik zwar grundsätzlich verstanden hat, aber noch intensiv an seinem Wortschatz und Satzbau feilen muss.

😅😂🤣🤣🤣

Treffender kann man es nicht ausdrücken.

trans64  23.06.2024, 14:38
Da bestätigt sich für mich der alte Spruch: Wer Fehler beim Schreiben macht, macht auch Fehler beim Denken.

Du solltest nicht vergessen, dass das Fehler machen auch wichtig ist. Wer zu Perfekt ist wird auch abgestraft. Wer Sätze zu verkomplizieren lässt und sich nicht klar ausdrucken kann wird auch bestraft.

Ich ärgere mich nicht mehr, sehe es aber genauso. Verglichen mit früheren Ausgaben sind die Nachrichtenmagazine seit etwa zehn Jahren immer schlechter und flacher geworden - ich habe zuerst den Spiegel abbestellt, dann den Focus als Kiosk-Leser nicht mehr gekauft und den Stern ... den kann man gerade noch so lesen, er ist aber auch nicht mehr so gut wie früher und für das, was er bietet, ist er mir zu teuer geworden.

Die Reportagen sind oberflächlich, teils polemisch, sprachlich nicht selten dürftig - ich hatte eines Tages einfach keinen Spaß mehr an diesen Heften und sah es nicht mehr ein, für subjektive Meinungsmache in einfachstem Deutsch noch Geld auszugeben. Ich hatte zuletzt stetig den Eindruck, dass Praktikanten und Volontäre einfach irgendwas hinschlunzen, anstelle dass sich jemand Mühe gibt und ein gewisses Niveau gehalten werden soll.

"Mainstreammedien" sind sicherlich auch eine gewisse Thematik, die da rein spielt. Journalismus ist heute oftmals glatter als früher - die Leute trauen sich weniger und haben Angst, etwas könnte nicht politisch korrekt sein oder verursacht einen Shitstorm oder man gerät als Reporter, Fotograf usw. ins Kreuzfeuer irgendwelcher merkwürdiger Zeitgenossen der fundamentalen Gesinnung - sowohl von links als auch von rechts.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 21.06.2024, 20:21

Ich dachte eher in die Richtung Wissenschaftsjournalismus, der bei "Psychologie heute" und "P.M." eine gewisse Rolle spielen sollte, weil es um Hintergrundwissen geht - aber du hast natürlich auch Recht.

rotesand  21.06.2024, 20:22
@WilliamDeWorde

Psychologie heute habe ich seit Corona nicht mehr gelesen, so wie Cicero auch, weil ich mich über tendenziöse Berichterstattung geärgert habe.

Als Gegenpol dazu habe ich einige Ausgaben von Tichys Einblick konsumiert, um auch die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen ("audiatur et altera pars") - politisch nicht unumstritten, aber sprachlich sehr elaboriert und deutlich besser als die Genannten. Ich habe das Blatt als durchaus nicht unwillkommenen Kontrapunkt zu den von Rundfunkräten überwiegend mit CDU-Parteibuch oder zumindest CDU-Nähe mehr oder weniger "gelenkten" TV-Stationen angesehen, aber auch schon länger nicht mehr gekauft.