(ab)schweifen: früher vlt. starkes Verb? (schwiffen falsch)?
Hallo, ich bin von dem Wort ›(ab)schweifen‹ gerade ein Wenig irritiert. Ich bin mir ziemlich sicher früher schon mal Formen wie ›sie schwiffen ab, er schwiff ab, abgeschwiffen, der Blick schwiff umher usw.‹ gelesen oder gehört zu haben. Laut allen konsultierten Quellen ist es aber ein schwaches Verb, solche Formen existieren also gar nicht. Deshalb interessiert mich
- habt ihr solche Formen schon einmal gelesen oder gehört (empfindet ihr sie als passend oder total falsch?)
- Ist das vielleicht einfach ein regionales Ding/Dialekt? (falls ja, woher kommt ihr?)
- Oder ›schweifen‹ früher vielleicht mal ein starkes Verb und diese Formen haben tatsächlich mal existiert?
Würde mich sehr über Antworten freuen
5 Antworten
https://www.dwds.de/wb/abschweifen
Da kannst du - unter Etymologie - nachlesen, dass schweifen tatsächlich mal eine stark flektierende Form hatte mit der Bedeutung 'herumstreifen, umherziehen, -wandern'. Dort steht weiter:
Das starke Verb fällt in frühnhd. Zeit mit dem zugehörigen schwachen Verb ahd. sweifen ‘umstürzen’ (8. Jh.), mhd. sweifen ‘schwingen’ zusammen und gibt die starke Flexion auf.
Vielleicht haben sich in einigen Dialekten alte Formen erhalten, das kann schon sein.
Oft kommt es mir auch so vor, dass sich starke Verben schwach "richtier" anhören. Und wie du sagst, hört sich "schweifen" in meinem Kopf deutlich richtiger an.
Sonst mal in irgendsoeinem etymologischen Wörterbuch nachschlagen...
Ich habe gerade dieselbe Situation. Denn ich kenne auch noch, und habe selbst erlebt und es sogar selbst so gelernt, dass man bei uns : "abgeschwiffen", sagte und es auch schon oft gelesen und auch in den Medien ist es mir früher so untergekommen. Benutzt man heute aber wohl nicht mehr, wie ich nun an mehreren Stellen im Netz überprüfte. Allerdings ist es ja meine Sache, wie ich mich ausdrücken will. Ich finde eh schade, wie die deutsche Sprache sich entwickelt. Denn ich mag sehr, wie man vor z.B. 200 bis 500 Jahren noch sprach. Ich mag sehr die alte, deutsche Sprache.
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 05.08.2019.
abschweifen, aberrare, mhd. abe swîfen, ἀφαμαρτάνειν: vom weg abschweifen, vom pfade der tugend, vom glauben, von der wahrheit; von der rede abschweifen, auslaufen, abschweifende rede. Voss Il. 3, 215.
http://www.woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=DWB&lemid=GA01346
swîfen stv. II. (BMZ II 2. 785 a)sich bewegen, schwingen. in die kamer er sich sweif Apoll. 238. ûf sîn ros er sich sweif Wh. v. Öst. 6b. Ls. 1. 570,407.— mit nider.vgl. swîben, wîfen u. Curt.3 355. Fick2 921. Leo 312.
Es gibt so eine Art "Sport", Verben, die eigentlich "schwach" sind, zu "stärken". Man darf das aber nicht mit seriöser Sprachforschung verwechseln.
Noch einen Schritt weiter gehen die Leute, die "Starckdeutsch" propagieren:
Wow, um das zu sprechen/zu schreiben muss man sich aber eine Mühe geben ^_^; Aber im Artikel steht ja, dass es zu künstlerischen Zwecken gebraucht wird und insofern scheint es ein recht interessantes Mittel.
Was die Stärkung von Verben angeht, dachte ich, es sei anders herum. Beinahe alle starken Verben (›bellen‹ war glaub ich ein gutes Beispiel) sind doch abgeschwächt wurden O.O